Wer nach Český Krumlov kommt, wird mit Sicherheit das Schloss besuchen. Das nationale Kulturdenkmal steht auf der Liste des Welterbes der UNESCO und ist neben der Altstadt das Highlight der Stadt.
Das Schloss liegt auf einem Felsvorsprung, der von der Moldau umflossen wird. Der Name des Schlosses Krumau beschreibt die Landschaft, auf der das Schloss steht: „krumbe ouwe“ bedeutet so viel wie krummen Au.
Schlossgeschichte
Ungewöhnlich, so finde ich, ist die älteste Erwähnung, die es über das heutige Schloss gibt. Der Ritter und Minnesänger Ulrich von Liechtenstein erwähnte die damals vorhandene Burg um 1240 in einem Gedicht. Da muss es ihm dort schon sehr gefallen haben, dass er sich poetisch damit auseinander setzt.
Ab 1302 herrschte die Familie von Rosenberg für drei Jahrhunderte in Krumau. Während ihrer Herrschaftszeit bauten sie eine Obere Burg, die später zu einem dreiflügligen Palast umgebaut wurde. Im Laufe der Jahre entstanden mehrere Prunkräume, der Turm wurde aufgestockt und mit einem Renaissance – Arkadengang verbunden. Um 1590 entstand zusätzlich eine Kleine Burg. Der letzte Herrscher der Familie von Rosenberg war Peter Wok von Rosenberg. Er musste seine Herrschaft und damit auch die Burg aufgrund zunehmenden Schuldenlast an Kaiser Rudolf II. verkaufen.
1622 schenkte der damalige Herrscher der Adelsfamilie Eggenberg das Schloss und die Grafschaft. Wie jeder neue Besitzer fingen sie auch an Veränderungen vorzunehmen. So legten sie den Schlossgarten an und ließen das Lustschloss Bellaria erbauen.
Von 1711 bis 1947 gehörte das Schloss und die Herrschaft Krumau der Familie Schwarzenberg. Sie erweiterten die Anlage zum Beispiel um die Winterreitschule und ein neues Schlosstheater. Besonders beeindruckend ist die Mantelbrücke, die 1767 erbaut wurde und eine dreigeschossige Verbindung zwischen Residenz, Garten und Theater schaffte.
Nach der Enteignung der Familie ging das Schloss 1950 in Staatseigentum über. Heute steht das Schloss unter der Verwaltung des Denkmalinstituts České Budějovice (Budweis). Diese sind auch für Schlossbesichtigungen, Instandhaltung, Bau- und Restaurationsarbeiten und die kulturellen Aktivitäten zuständig.
Schlossgeschichten und Sagen
Um das Schloss von Český Krumlov ranken sich unzählige Sagen und Legenden. Einige fand ich sehr interessant.
Der Kellermeister vom Schloss Český Krumlov
In den Kellern unterhalb des IV. Schlosshofes lagerte man den alten Wein des Schlossherren. Man erzählt von einem Rosenberger Kellermeister, der sich viele Jahre gut mit dem Wein beschäftigt und hervorragende Arbeit geleistet hatte. Nach seinem Tod soll er seiner Berufung weiter nachgekommen sein und seine Nachfolger bei ihrer Arbeit beraten haben.
Die Jungfrau Evelyne
Im Schlosstheater spielte eine Theatergesellschaft, in der die Jungfrau Evelyne auftrat. Sie verliebte sich unsterblich in den Schauspieler David, der den ersten Liebhaber spielte. Leider erwiderte er diese Liebe nicht. So kam es, dass im letzten Akt des aufgeführten Theaterstückes die Jungfrau sich mit einem Dolchstich auf der Bühne selber tötete. Ihr Blut, dass auf den Bühnenbrettern trocknete, ließ sich lange Zeit nicht abwaschen und erinnerte an dieses Unglück.
Die Rokokodame
Bei dem ersten großen Fest im Lustschloss Bellarie litt eine Dame unter kräftigen Kopfschmerzen. Man riet ihr, einen vollen Becher Rotwein zu trinken, der die Kopfschmerzen vertreiben würde. Gesagt getan, die Dame trank den Wein, fiel auf ein Sofa und erwachte nicht mehr. Fortan erschien bei jedem Fest im Lustschloss ein unbekannte Dame in einem roten Rokokokleid und hoher aufgesteckter Frisur unter den Gästen. Zum Ende des Festes verschwand sie auf geheimnisvolle Weise genauso schnell, wie sie zuvor erschienen war.
Die Wasserfeen im Schlossgarten
Im Schlossgarten gibt es einen kleinen See. Hier sollen jede Nacht bei Mondschein Wasserfeen tanzen. Man erzählt sich, dass auf der kleinen Insel im See ein Schatz versteckt sein soll, der von den Feen und Zwergen bewacht wird. Angeblich geben sie demjenigen, der ihnen gut gefällt, etwas von dem Schatz ab. Viele Menschen sollen erfolglos versucht haben, den Schatz zu finden.
Die Weiße Frau
Im 15.Jahrhundert lebte Frau Perchta von Rosenberg in Český Krumlov. Ihr Vater verheiratete sie gegen ihren Willen mit einem mährischen Adligen. Dieser quälte seine Frau bis zu seinem Tode. Auf seinem Sterbebett bat er Perchta um Verzeihung. Sie verzieh ihm nicht und er verfluchte sie daraufhin. Der Sage nach erscheint sie bei bedeutenden Ereignissen nun als Geist der Weiße Frau in den Burgen der Familie von Rosenbergs. Dabei soll die Farbe ihrer Handschuhe ein Zeichen für Ereignisse sein: weiße Handschuhe – gutes Ereignis, schwarze Handschuhe – schlechtes Ereignis.
Schloss Český Krumlov – eine Entdeckungstour
Das Schloss Český Krumlov ist nach der Prager Burg der zweitgrößte historische Bau in Tschechien. Das Schlossareal ist wirklich riesig. Auf etwa 7 Hektar stehen 40 Gebäude und Paläste, es gibt 5 Schlosshöfe, die sehenswerte Mantelbrücke, den Bärenzwinger und einen Schlossgarten.
Die Gebäude kann man zum Teil bei Führungen entdecken. Dabei kann man zum Beispiel Renaissance- und Barockräume, Kunstgegenstände der letzte 5 Jahrhunderte, das Theater und die Rokokokapelle besichtigen. Leider hat unsere Zeit für die geführten Touren nicht ausgereicht und wir haben uns auf eigene Faust auf Besichtigungstour begeben.
Mantelbrücke – ein sehenswertes Bauwerk
Das Wahrzeichen von Český Krumlov ist die Mantelbrücke, die den Burggraben überspannt. Eine wirklich beeindruckende Brücke, die einer der Blickpunkte aus der Altstadt ist. Besonders schön fand ich die Brücke bei der abendlichen Beleuchtung.
Die Brücke verfügt über mehrere Stockwerke und stammt, so wie sie heute zu sehen ist, aus dem Jahr 1777. Ein Gang der Brücke verbindet den IV. und V. Schlosshof miteinander. Der untere Gang verbindet den Maskensaal mit dem Schlosstheater (direkt in die Fürstenloge), der obere Gang stellt eine Verbindung der Schlossgemäldegalerie mit dem Schlossgarten her. Dieser Gang setzt sich sogar noch über die Dachstühle des Schlosses bis in das Minoritenkloster fort.
Heute kann man über den offenen Durchgang mit seinen wunderschönen Statuen gehen und den Blick nach Český Krumlov genießen.
Bärenzwinger im Schlossgraben
Zwischen dem I. und II. Schlosshof existiert ein Festungsgraben, der Bestandteil der gotischen Festungsanlage ist. Er sollte die Schanze und das Turmtor schützen und konnte über eine hölzerne Fallbrücke überquert werden. Im 16. Jahrhundert baute man die Burganlage um und mit der Zeit entstand eine Steinbrücke, die über einen Grabenabschnitt führte. Seit 1707 werden in diesem Graben Bären gehalten. Richtig gelesen „gehalten“ denn noch heute leben hier Bären.
Der Bär ist das Wappentier der Familie von Rosenberg und bereits in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts soll Wilhelm von Rosenberg Bären gehalten haben. Der Bärengraben soll Berichten zur Folge 1707 vier Bären beherbergt haben. Bis in die 90er Jahre des 18.Jahrhunderts lebten dort immer Bären. Nach einer recht kurzen „bärenfreien“ Zeit besorgte Karl zu Schwarzenberg 1857 ein neues Bärenpaar aus Siebenbürgen und stellte einen Bärenzüchter ein. 30 Jahre war er für Zucht und Pflege verantwortlich, ab 1887 lebten dann keine Bären mehr im Bärengraben.
1907 schenkte Prinz Sigismund Schönburg-Waldenburg den Schwarzenbergern die zwei Bärinnen Ruschi (†1930) und Ajax (†1935). Heute leben die 4 Bären Vok und Kateřina und deren Jungen Maria und Hubert im Burggraben. Die Lebensbedingungen sind, so finde ich, alles andere als tiergerecht. Die Tiere sitzen auf steinigem Untergrund, es gibt wenig Grün und die Sonne scheint auch nicht besonders gut in den Graben. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man den Tieren das antut, auch wenn sich die Lebensbedingungen angeblich verbessert haben sollen.
Spaziergang durch das Schloss Český Krumlov
Besonders schön fand ich den kleinen Spaziergang über die Schlosshöfe. Jeder Hof ist für sich gesehen einzigartig und sehenswert.
Der I.Schlosshof ist der Bereich der ursprünglichen Vorburg. Hier ist im Laufe der Zeit ein Wirtschaftshof entstanden, der durch das Rote Tor betreten werden kann. Dieses liegt an der Straße Latran und hat seinen Namen aufgrund des roten Anstrichs erhalten.
Rund um den Hof stehen Gebäude wie der Salzstadel, neue Apotheke (war die Wohnung des Arztes), ehemalige Pferdestallungen (heute Säulensaal), alte Burggrafschaft (Wohnhaus für hohe Beamte und Burgverwalter), ein ehemaliges Eislager, eine ehemalige Brauerei, … Es gab sogar ein Spital, das an Rand des Hofes lag.
Über eine steinerne Brücke am Bärengraben gelangt man durch ein Tor der mächtigen Bastion in den II.Schlosshof. Hier lag die sogenannte Untere Burg mit der Kleinen Burg und dem Schlossturm. Über eine Treppe in einer Ecke des Schlosshofes erreicht man den Turm, den man auch besteigen kann. Der Ausblick soll sehr schön sein. Bei unserem Besuch im Schloss Český Krumlov war der Zugang leider nicht möglich.
1578 entstand die Neue Burggrafschaft, die den nördlichen und östlichen Bereich des Hofes abschließt. Dieser Bau steht auf großen gewölbten Kellern (Länge 48 m, Höhe 4,6 m, Breite 8,5 m), die einem Ausgang zu den Stallungen haben. Hier befand sich auch ein kleines Gefängnis, direkt neben den Räumen für die Bären.
Um zur oberen Burg zu gelangen, geht man durch einen Gang, der zum III.Schlosshof führt. Der Schlosskomplex, der um den Hof III und IV entstanden ist, wurde in mehreren Etappen erbaut (Mitte 14. – 18. Jahrhundert). Beide Höfe sind wesentlich kleiner als die vorangegangenen Höfe und mit wunderschönen Wandmalereien versehen. Dargestellt sind allegorische und mythologische Szenen und Persönlichkeiten aus der griechischen und römischen Geschichte.
Besucher können in der Oberen Burg an Führungen durch die Räume teilnehmen.
Vom IV. Schlosshof aus gelangt man über die Mantelbrücke zum V.Schlosshof. Hier standen ursprünglich Wirtschaftsgebäude. Als 1681 das Theatergebäude errichtet wurde, verschwanden diese. Das Theater kann man mit einer Führung besichtigen.
Durch ein eisernes Tor am Pförtnerhaus verlässt man das Schlossgelände.
Schlossgarten
Direkt an das Schlossgelände schließt der Schlossgarten an, der zu einem Spaziergang einlädt. Der Barockgarten ist im 17.Jahrhundert angelegt worden und von einer Mauer umgeben. Der gesamte Schlosspark ist durch Terrassen gegliedert.
Auf einer dieser Terrassen befindet sich die offene Sommerreitschule, in der im Sommer Pferde und Reiter trainierten. Die rechteckige Fläche ist von Linden gesäumt und heute nicht mehr als Reitplatz zu erkennen. Ganz in der Nähe liegt die Winterreitschule in einer Halle.
Die zweite Terrasse ist eine große quadratische Fläche mit einer Kaskadenfontäne im Rokokostil. Der Bereich ist sehr gepflegt und gärtnerisch gestaltet. Hier kann man sich richtig vorstellen, wie die Schlossbewohner auf den Wegen flaniert sind.
Im oberen Garten, der eine weitere Terrasse bildet, sind noch Reste des Barockgartens erhalten. Es gibt einen quadratischen Schlossteich und regelmäßig angelegte Wege. Hier befindet sich auch das Lustschloss Bellarie. Davor liegt sich ein noch heute genutztes Theater mit einem drehbaren Zuschauerraum. Leider fanden dort gerade Bauarbeiten statt, wir hätte uns das zu gerne genauer angesehen. In dem oberen Bereich des Schlossgartens sind die Wege zum großen Teil von Bäumen gesäumt, die an heißen Tagen erholsamen Schatten spenden.
Das Schloss Český Krumlov am Abend
Wer die Möglichkeit hat, sollte unbedingt einen abendlichen Spaziergang durch das Schloss unternehmen. Von der Altstadt aus ist das Schloss und die Mantelbrücke wunderbar beleuchtet. Die Höfe waren bei unserem Besuch fast menschenleer und durch die offenen Fenster konnten wir einem Konzert lauschen.
Der Parkplatz P1 (“Parkplatz im Jelení-Garten”) befindet sich unterhalb der nördlichen Burgmauer. Es ist der größte Parkplatz in Český Krumlov mit einer Gesamtkapazität von 230 Parkplätzen.
Es werden verschiedene Touren angeboten, die zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden. Die Preise Variieren je nach Tour. Genaue Zeiten und Preise findet man auf der Webseite des Schlosses.
Alleine kann man das Burgmuseum und Schlossturm und den Pferdestall und mit der Sattelkammer besichtigen. Auch hier findet man weitere Informationen auf der Webseite des Schlosses.
Der Schlosspark ist geöffnet von April – Oktober.
Die Preise variieren je nach Führung.
Erwachsene: 50-380 CZK
Preisliste der Schlossführungen
Der Eintritt zum Schlosspark, Mantelbrücke und Schlosshöfen ist kostenfrei möglich.
Schreibe einen Kommentar