Billerbeck im Münsterland ist eingebettet in die sanft hügelige Landschaft der Baumberge. Von hier aus sollte unsere Entdeckertour mit dem Fahrrad ins Münsterland starten. Aber vorher haben wir uns in der Ludgerusstadt umgesehen.
Auf den Spuren von Liudger
Ludgerusstadt, das sagte mir nicht wirklich etwas, aber in der Stadt findet man schnell die Erklärung zu diesem Namen.
Im Jahre 809 hielt Liudger, der erste Bischof von Münster hier seine letzte Predigt und verstarb am nächsten Tag in Billerbeck. Bereits zu Lebzeiten war er hoch geachtet und nach seinem Tod wurde er als Heiliger verehrt.
An vielen Stellen in Billerbeck wird auf den Heiligen Liudger hingewiesen und so haben wir uns auf Spurensuche begeben.
Ludgerusdom
Man kann ihn wirklich nicht übersehen, den Dom in Billerbeck. Seine hoch aufragenden Türme bieten eine ideale Orientierungshilfe und der große Bau hat mich sehr überrascht.
Dort wo heute der Dom in Billerbeck steht, gab es schon sehr lange eine Kirche. Hier war auch über viele Jahre ein Wallfahrtsort für den Heiligen Liudger, mit alljährlich Feiern. Zum 1000.Todestag des Heiligen gab es Überlegungen eine neue Kirche zu errichten (1809). Zunächst überlegte man, ob man die bestehende Kirche vergrößern sollte. Viele Umstände führten dazu, dass erst 1890 ein Architekt beauftragt wurde, Pläne für einen Neubau zu erstellen.
Der Dombau in Köln beeinflusste die Planung und so entschied man sich einen Bau im Stil der Neugotik zu errichten. Einige Bauten in der Umgebung mussten dem Projekt weichen und 1893 legte man endlich den Grundstein.
Der Dom in Billerbeck gliedert sich in einen kreuzförmigen Kirchenbau mit zwei Türmen im Westen. Als Baumaterial diente Baumberger Sandstein aus der Region, der eine ganz leichte gelbliche Färbung aufweist. Ich bin über die Ausmaße des Baus sehr erstaunt. Der dom ist 56 Meter lang, 26 Meter breit und die Türme ragen 100 Meter in die Höhe. Für eine Kleinstadt schon ein wirklich großer Kirchenbau.
Heute steht der Dom auf dem Marktplatz in unmittelbarer Nähe zum neugotischen Rathaus. Ein Gang um den Dom lohnt sich. Es gibt viele interessante Details an der Fassade zu entdecken.
Nicht verpassen sollte man auch den Blick in den Dom. Mir hat er ausgesprochen gut gefallen: hell, nicht zu überladen und die Fenstergestaltung traf genau meinen Geschmack. Auch in den Fenstern findet am den Heiligen Liudger. Im Hauptchor zeigt ein Glasgemälde die letzte Messe des Bischofs. Ein besonders Schmuckstück ist der Hochaltar. Er ist 7,50 Meter hoch und handgeschnitzt.
Ziel vieler Wallfahrer ist die Sterbekapelle des Heiligen Liudger im Erdgeschoss des Südturms. In einem quadratischen Raum steht der Ludgerus-Altar, dessen Relief eine Szene zum Tod des Heiligen zeigt. In diesem Raum befindet sich auch eine Reliquienmonstranz mit dem rechten Fuß des Heiligen. Auch die Glasfenster in der Kapelle sind etwas besonderes. Sie wurden 1898 von einem Glasmaler geschaffen, der auch den Vatikan belieferte und zeigen Szenen aus dem Leben des Liudger.
Ludgerusbrunnen in Billerbeck
Der Ludgerusbrunnen liegt nur etwa 15 Minuten Fußweg vom Dom entfernt. Es gibt zahlreiche Hinweisschilder, die dem Besucher in Billerbeck den Weg zeigen. Wir haben bei einem Abendspaziergang dem Brunnen einen Besuch abgestattet.
Die Legende sagt:
Liudger hat einst auf dem Hof Schürmann in der Bauernschaft Bockelsdorf einen Bauern getroffen. Der Bauer klagte über Wassermangel. Darauf nahm Liudger zwei Gänse und steckte ihre Köpfe in die Erde. Den Bauern wies er an genau an dieser Stelle zu graben. Die Gänse verschwanden in der Erde und kamen am Fuße des Berges (bei Billerbeck) wieder hervor. Seit dieser Zeit sprudelt dort eine Quelle.
Der Ludgerusbrunnen wird 1541 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Mitte des 20.Jahrhunderts gestaltete man die Anlage neu. Es steht nun eine Denkmal des Heiligen Liudger am Brunnen. In einer kleinen Kapelle befindet sich ein sarkophagähnlicher Sockel mit einer steinernen Liegefigur des Heiligen. Dieser stammt aus einer Kapelle, die genau an dem Ort errichten worden war, an dem Überlieferungen zur Folge das Sterbehaus gestanden haben soll und später hier aufgestellt wurde.
Später legte man noch einen Gedenkweg an. Hier stehen Steine mit Innschriften über Lebensstationen des ehemaligen Bischofs.
Wer den Ludgerusbrunnen besucht, sollte bei einsetzender Dämmerung hier her gehen. Die Denkmal wird angestrahlt und verleiht dem Brunnen so einen ganz besonderen Charme.
Johanniskirche und Johanniskirchplatz
Läuft man durch die Fußgängerzone von Billerbeck kommt man zum Johanniskirchplatz. Hier steht umgeben von wunderschönen kleinen Speicherhäusern die Johanniskirche. Der Platz mit seinen Linden und den kleinen Häusern wirkte auf mich wie ein Ort aus vergangenen Zeiten. Abends brannte in den Wohnhäusern das Licht und eigentlich habe ich nur darauf gewartet, dass ein Nachtwächter dazu auffordert in die Häuser zurück zu gehen und mir eine gute Nacht wünscht.
Die Johanniskirche ist der älteste Sakralbau in Billerbeck und auch eine der ältesten Kirchen im Bistum Münster. Leider haben wir das historische Geläute nicht erlebt, hier wird noch per Hand geläutet.
Die Johanniskirche ist viel kleiner, als der in unmittelbarer Nähe liegende Dom.
Aufgrund von archäologischen Untersuchungen weiß man heute, dass der heutige Bau sich aus vier Bauperioden zusammensetzt. Die älteste nachgewiesene Bauperiode besteht aus einer karolingischen Saalkirche, die aus der Zeit des Heiligen Liudger stammt. Man vermutet sogar, dass hier die letzte Messe des Bischof stattfand.
Die letzten baulichen Anbauten müssen im 17.Jahrhundert erfolgt sein. Aus dieser Zeit stammt der mächtige Spitzhelm auf dem Turm (78 Meter hoch). Guckt man sich diesen von unten an kann man einen Knick erkennen, der die Kirchturmspitze ganz schief wirkten lässt.
Im Inneren haben mich zwei Dinge beeindruckt. Im Osten befindet sich ein Fenster, dass nur in Blautönen gestaltet worden ist. Das Licht, dass hier hindurch in das Kirchenschiff fällt strahlt eine ganz besondere Stimmung aus. Genau diese Stimmung findet sich dann in der Turmkapelle wieder. Hier steht der Taufstein und auch hier scheint durch ein Fenster das Licht blau herein. Wunderschön!
Kolvenburg in Billerbeck
Verlässt man den Johanniskirchplatz durch ein kleines Gässchen ist man schnell bei der Kolvenburg.
Wenn ich Burg höre, denke ich automatisch immer an Türme, dicke Mauern und Ritter.
Davon ist heute allerdings nichts zu sehen, wenn man vor der Kolvenburg steht.
Früher muss hier aber einmal eine Platzummauerung, ein Turm und ein Zwei-Raum-Haus gestanden haben, denn in dem heutigen Bau finden sich noch Reste davon wieder. Erbaut wurde die Burg von Rittern aus der Familie von Billerbeck, später lebten hier verschiedene Burgbesitzer des niederen Adels.
Heute steht man vor einem wunderschön restaurierten mehrgeschossigen Haus, in dem ein Museum und Kulturzentrum untergebracht ist.
Adresse:
An der Kolvenburg 3
48727 Billerbeck
Öffnungszeiten:
Dienstag – Samstag: 13-18 Uhr
Sonntag, Feiertag: 10-13 Uhr und 13.30 – 17.30 Uhr
Eintrittspreis:
Erwachsene: 3,50€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Theatermeile Billerbeck
Vom Stadtzentrum führt die Theatermeile bis zur Freilichtbühne von Billerbeck. Den Weg kann man auf dem Stadtrelief, das vor dem Rathaus steht, sehen und dann die 14 Objekte mit den unterschiedlichen Darstellungen aus der Theaterwelt gemütlich ablaufen.
Einige der Objekte möchte ich euch vorstellen:
Vor dem Dom steht der Galgenvogel und bildet den Einstieg in unseren Weg in Richtung Freilichtbühne.
Christian Morgenstern hat 1905 seine Galgenlieder veröffentlicht. Es handelt sich dabei um eine Reihe von formal und inhaltlich kindlich anmutenden, sprachspielerischen Gedichten.
Kennt ihr noch die Geschichte von Michel in der Suppenschüssel? Ich habe dieses Geschichte als Kind geliebt.
Bei dieser Kunstinstallation kann man seinen Kopf probeweise mal in eine Suppenschüssel stecken und die Erfahrung machen, die Michel gemacht hat.
Ich habe es nicht ausprobiert, aber gereizt hat es mich schon…
Direkt vor dem Billerbecker Bahnhof steht auf einer Säule ein Mops mit Flügeln. Das es sich hierbei um einen verwunschenen Schwan handelt, musste ich dann doch erstmal googeln. Darauf wäre ich niemals gekommen.
Die Darstellung des gestiefelten Katers hat mir sehr gut gefallen. Sie befindet sich am Parkplatz des Bahnhof, nur noch wenige Meter von der Freilichtbühne entfernt.
Christoph Sandkötter
Seit dieser Zeit srudelt dort eine Quelle.
Da fehlt ein “p”…
Sehr schöne Beschreibungen.
Susanne Jungbluth
Danke! Habe ich verbessert!!