Der Harz ist für einen Wochenendausflug wirklich hervorragend geeignet. Wernigerode liegt in Sachsen-Anhalt im Landkreis Harz direkt an der Nordflanke des Mittelgebirges.
Das Stadtgebiet besteht aus der Altstadt mit dem historischen Stadtkern, der Neustadt und einigen eingemeindeten Orten und Ortsteilen. Der höchste Punkt des Stadtgebietes ist mit 1141,2 Metern der Gipfel des Brockens.
Wernigerode ist sehr touristisch geprägt. Der historische Stadtkern mit seinen wunderschönen niedersächsischen Fachwerkhäusern und das Schloss hoch über der Stadt zieht ganzjährige die Besucher an. Von Wernigerode aus den Harz zu erkunden ist genauso reizvoll, wie nur die Stadt zu entdecken. Von hier aus kann man zu Wanderungen in die Umgebung aufbrechen, mit der Harzer Schmalspurbahn fahren oder zum Beispiel den 100 Kilometer langen Harzer-Hexen-Stieg wandern.
Wir waren ein Wochenende in der Stadt und haben uns etwas umgesehen.
Der Marktplatz mit dem Rathaus
Der Marktplatz ist einer der beeindruckensten Plätze, die ich bisher gesehen habe. Das Rathaus auf der Südseite ist das dominierende Gebäude am Platz.
1277 wird das Gebäude als „Spiel- und Gerichtshaus“ zum ersten Mal erwähnt. Damals war es noch ein kleinerer massiver Bau, der erst später mit einem Fachwerkbau aufgestockt worden ist. Noch heute kann man die ursprüngliche spitzbogige Eingangstür im Erdgeschoss des Massivbaus sehen. Mit der Aufstockung erweiterte sich der Bau um eine große Freitreppe und einem hohen Giebel. Es war ein repräsentativer Bau entstanden, der mit den Patrizerhäusern rund um den Platz bestehen konnte.
Bei einem Stadtbrand 1528 wurde das alte Rathaus von Wernigerode zerstört. Die Stadt erwarb daraufhin das Gebäude am Marktplatz und baute es zu einem Rathaus um.
Bis heute sind sowohl in dem Gebäude, als auch von außen einige bauliche Veränderungen vorgenommen worden, die aber der Schönheit des Gebäudes keinen Abbruch geleistet haben. Im Keller des Gebäudes befindet sich heute der Ratskeller. Der Hauptraum hat einen achteckigen Grundriss, der von einem Kreuzgradgewölbe überspannt wird.
Vor dem Rathaus steht ein wunderschöner Brunnen auf dem Marktplatz. Der sogenannte Wohltäterbrunnen soll an die Menschen erinnern, die sich für das Wohl der Stadt eingesetzt haben. Seit 1848 steht der neugotische Brunnen auf dem Marktplatz und heute kann man zahlreiche Schilder mit Namen an ihm entdecken.
Es gibt zum Beispiel Wappenschilder am oberen Beckenrand, die auf Namen von Angehörigen des Grafengeschlechts und Adligen der Stadt verweisen. Am mittleren Beckenrand findet man Schilder mit Namen von BürgernInnen und 1991 kam zum Beispiel die Tafel mit dem Namen eines Oberst dazu, der Wernigerode vor der Zerstörung durch die Alliierten rettete.
Ein kleiner Tipp: Auf dem Dach eines Hauses befindet sich eine Webcam, die einen Livestream sendet. Wer also seinen Liebsten winken möchte – ich habe es probiert und Patrick konnte meinen Rundgang auf dem Platz zu Hause live verfolgen.
Das kleinste Haus in Wernigerode
In der Kochstraße, nur wenige Meter vom Marktplatz entfernt, befindet sich das kleinste Haus der Stadt.
Das Haus ist Mitte des 18.Jahrhunderts im Fachwerkstil erbaut worden. Steht man davor, kann man schon glauben, dass es sich um ein „Puppenhaus“ handelt, dass zwischen zwei „normalen“ Bauten eingeschlossen ist. Die Dachtraufe ist 4,20 Meter hoch, das gesamte Gebäude 2,97 Meter breit. Selbst die Eingangstür ist nur 1,70 Meter hoch und so müssen die meisten Besucher, die das Museum im Inneren sehen möchten, den Kopf einziehen, wenn sie in das Haus treten.
Noch bis 1976 war das Haus bewohnt. Im Erdgeschoss gibt es neben dem Eingangsbereich noch eine Küche, im Obergeschoss eine Wohnstube und im Dachgeschoss den Schlafraum. Ich habe gelesen, dass angeblich bis zu 11 Personen gleichzeitig dort gelebt haben.
Adresse:
Kochstraße 43 / Abzweig Markstraße
38855 Wernigerode
Öffnungszeiten:
Mai-Oktober
Mittwoch-Sonntag: 10-15 Uhr
Schulferien 10-16 Uhr
Eintrittspreise:
pro Besucher: 1,-€
Das schiefe Haus
Wernigerode kann nicht nur klein, hier geht es auch schief! In der Klintgasse steht das „Schiefe Haus“. 1680 bei der Erbauung stand das Haus noch gerade. Das Gebäude war eine Walkmühle für die Tuchmacherei und die Strömung des Mühlengrabens umspülte die Grundmauern. Mit der Zeit senkte sich die Ostfassade immer weiter ab und heute ist die Neigung des Hauses fast doppelt so groß, wie beim Schiefen Turm von Pisa.
Heute befindet sich in dem Haus ein Museum und eine Galerie.
Adresse:
Klintgasse 5
38855 Wernigerode
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 11-17 Uhr
Eintrittspreise:
pro Besucher: 1,-€
Der Lustgarten von Wernigerode
Zu einem Schloss gehört ein Lustgarten und so gibt es in Wernigerode unterhalb des Schlosses auch einen Lustgarten mit einer Orangerie. In Wernigerode entstand der Lustgarten im 16.Jahrhundert. Er befindet sich auf einer Terrasse zwischen Schlossberg und Stadt. Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode ließ im 18.Jahrhundert die Orangerie im Lustgarten errichten. Den Lustgarten hatte er im französischen Stil umwandeln lassen und er benötigte für seine Orangenbäume und andere subtropischen Gewächse ein Winterquartier.
Schon Ende des 18.Jahrhunderts war es vorbei mit dem südländischen Flair im Lustgarten. Die Pflanzen wurden verkauft und das Gebäude als Konzerthalle und Sommerresidenz für die Herrscherfamilie genutzt. Ab 1826 nutzte man die Orangerie als gräfliche Bibliothek, eine der bedeuteten Privatsammlungen mit über 100.000 Bänden und wertvollen Bibeln fand hier ihren Platz. 1929 verkaufte man Teile der Bibelsammlung und nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die sowjetische Besatzungsarmee den Bestand. Heute kann man in der gepflegten Grünanlage spazieren gehen oder es sich einfach auf einer Bank gemütlich machen.
Schloss Wernigerode
Hoch über der Stadt und von fast überall gut sichtbar liegt das Schloss Wernigerode. Wer hier hinauf möchte, kann sich in eine kleine Bimmelbahn setzten oder zu Fuß hochlaufen. Die Bimmelbahn fährt zum Beispiel von einem der großen Parkplätze vor der Altstadt in regelmäßigen Abständen ab.
Wir sind den recht steilen, aber nicht schwer zu laufenden Weg zum Schloss hoch gelaufen und durch ein großes Tor konnten wir dann die Burganlage betreten.
Wissenswertes zum Schloss Wernigerode
Bevor das Schloss ein Schloss wurde, gab es in Wernigerode eine Burg. Die erste Burg entstand so um 1110 und 1120 über der Siedlung Wernigerode. Man ließ damals eine ringförmige Anlage mit einer Ringmauer um die Höhenburg errichten. Unterhalb der Anlage kreuzten sich Handels- und Heerstraßen und so ließen sich zahlreiche Händler und Handwerker im Schutz der Burg im Ort Wernigerode nieder.
Vom 14.- 16. Jahrhundert verbesserte man den Schutz der Burganlage. Die hölzernen Palisaden ersetzte man durch eine steinerne Ringmauer. Es entstanden Gräben, Wälle, Mauern, Tore und Zwingeranlagen, die Burg wurde nahezu uneinnehmbar. Erst mit der Entwicklung von schweren Feuerwaffen und der damit verbundenen veränderten Kriegsführung gelang es im Dreißigjährigen Krieg, die Burganlagen zu bezwingen. Nach der Niederlage verschwanden die Herrscher, die Burg stand leer, man plünderte sie und sie verfiel langsam. Erst nach dem Krieg beschlossen die Grafen, die Burg wieder instand zu setzen. Sie ließen die Burganlage in ein barockes Wohnschloss umbauen. Und somit hatte Wernigerode nun ein Schloss und keine Burg mehr.
Nachfolgende Generationen der Herrscherfamilie veränderten, bauten um, bauten neu und es entstand nach und nach ein repräsentatives Prunkschloss mit malerischem Innenhof und einer Schlosskirche. Im Schloss gab es etwa 250 prunkvoll gestaltete Räume, die mit unzähligen Türen und Treppen miteinander verbunden waren.
1929 gab die Familie Fürst zu Stolberg-Wernigerode das Schloss als Wohnsitz auf. In den kommenden Jahren konnte die Anlage im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Ab 1945 enteignete man die Familie. Im Dezember 1946 zerstörten sowjetische Militärangehörige die im Schloss vorhandenen historischen Waffen, Rüstungen und Gemälde mit Abbildungen von Personen in Uniformen.
Nachdem die Stadt das Schloss zurück erhalten hatte, entstand in den Räumen ein Museum, das man besuchen kann.
Besuch am Schloss
Nachdem man durch das große Eingangstor in die Schlossanlage getreten ist, kann man einer kleinen Straße folgen, die sich um das Schloss herum in die Höhe windet.
Auf der einen Seite läuft man an den mächtigen Mauern des Schlosses entlang, auf der anderen Seite stehen wunderschöne Fachwerkhäuser. Kommt man man Ende der Straße an, tritt man durch ein Metalltor und gelangt auf einen Platz. Hier plätschert ein Springbrunnen und es blühen Blumen.
Tritt man an eine Mauer, hat man einen wunderbaren Ausblick über Wernigerode und die nähere Umgebung.
Von der Terrasse aus kann man kostenpflichtig das Schloss und das Museum besichtigen. Wir haben nur den Flair der Terrasse genossen und sind im Anschluss auf eine kleine Wanderung über den Agnesberg aufgebrochen. Der Wanderweg führt zum Wildpark Christianental und ist sehr gut ausgeschildert.
Wildpark Christianental
Das Christianental liegt zwischen Agnesberg und Fenstermacherberg. Man erreicht es zu Fuß über einen gut ausgeschilderten Wanderweg oder kann sich mit der Bimmelbahn von Wernigerode bis zum Wildpark fahren lassen.
Das Tal war ursprünglich Bestandteil des Tiergartens der Grafschaft Wernigerode mit einen Lusthaus (heute das Gasthaus).
Der Besuch im Wildpark ist mit 1,-€ pro Person wirklich kostengünstig. Als wir dort waren gab es nicht einmal ein Kassenhäuschen, wir haben das Geld einfach in eine kleine Dose gesteckt.
Das Gelände ist wunderbar gepflegt und man kann in einigen Gehegen Tiere sehen, die für den Harz typisch sind. Ich war begeistert von den Eulen – sie hatten noch flauschige Jungtiere – aber auch die Greifvögel, Wildkatzen, Waschbären, Marder, Rot-, Dam- und Schwarzwild konnte man wirklich gut beobachten.
Nicht nur für Familien ist der Wildpark ein schönes Ausflugsziel!
Adresse:
Christianental 43
38855 Wernigerode/Harz
Öffnungszeiten:
ganzjährig
Eintrittspreis:
pro Person: 1,-€
Zwölfmorgentalschanzen
Vom historischen Stadtkern von Wernigerode ist es nicht weit in das Zwölfmorgental. Nach einem kurzen Spaziergang erreicht man hier mehrere Skisprungschanzen.
1909 bauten Skifahrer hier einen kleinen Sprunghügel, der den Anfang der Skisprungära der Region bildete. Bis zum Zweiten Weltkrieg sprang man von einer Schanze im Bibenstal, die auch nach dem Krieg solange genutzt wurde, bis sie zu baufällig war.
1963 weihte man die erste neue Mattenschanze in Wernigerode ein, es folgten weitere Schanzen in unterschiedlichen Größen. Heute steht neben den vier Schanzen noch ein Hotel und etwas weiter hinten im Tal gibt es einen Skilift und eine Abfahrtsstrecke, die auch mit Matten ausgelegt ist.
Schreibe einen Kommentar