Wir gehen die Domstraße in Richtung Merseburger Dom und entdecken die Willi-Sitte-Galerie. Der Förderkreis Willi-Sitte-Galerie e.V. betreibt hier seit einigen Jahren eine Kunstgalerie, die nicht nur Werke von Sitte, sondern auch Sonderausstellungen anderer Künstler zeigt.
Wer war Willi Sitte?
Ich gebe zu, auch ich habe erst einmal, bevor wir die Galerie besucht haben, darüber informiert, wer Sitte war. Hier eine Kurzbeschreibung des Künstlers.
Willi Sitte (1921-2013) lernte zunächst ab 1936 an der Kunstschule des nordböhmischen Gewerbemuseums in Reichenberg Textilmusterzeichner. Später diente er im Zweiten Weltkrieg, desertierte aber 1944 und schloss sich den italienischen Partisanen an. In dieser Zeit entstand sein siebenteiliger Totentanz-Zyklus Danza funebre del terzo Reich.
Später lebt Willi Sitte in Halle, dort trat er 1947 in die SED ein. Er lehrte an der Kunsthochschule Burg Giebichstein, machte sich aber nicht überall Freunde, als er die Unabhängigkeit der Kulturfunktionäre forderte.
Ab 1964 machte Sitte aktiv Politik. Künstlerisch bewegte er sich auf dem Gebiet des sozialistischen Realismus. Trotz wachsenden Aufgaben in der Politik, arbeitete er weiter als Maler und Hochschullehrer. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler der DDR. Nach der Wiedervereinigung hatte Willi Sitte einen schweren Stand in der Kunstwelt, sein politisches Engagement war vielen Kritikern ein Dorn im Auge.
Zu seinem 85. Geburtstag eröffnete in Merseburg die Willi-Sitte-Galerie.
Besuch in der Willi-Sitte-Galerie
Betritt man die Galerie, steht man in hellen, sehr freundlichen Räumen. Bei unserem Besuch gab es drei voneinander unabhängige Ausstellungen, die mich sehr beeindruckt haben (2 Sonderausstellungen, 1 Dauerausstellung).
Die Sonderausstellungen wechseln etwa 3-4 Mal pro Jahr. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Ausstellung „Sagenhaft – Merseburg“ Werke von Künstlerinnen aus der Region vorstellte. Alle beschäftigten sich mit sehr unterschiedlich stilistischen Mitteln mit der Merseburger Geschichte. Für mich ein toller Einblick in die Geschichten, Sagen und Mythen der Stadt.
Die zweite Sonderausstellung zeigte Bilder von Wiebke Wilms, Mads Dahl Pedersen und Lutz Bolldorf und trug den Titel „Kein Zufall“ . Die drei Künstler könnten nicht unterschiedlicher in ihrer Ausführung sein. Dennoch hat die Zusammenstellung ein stimmiges Bild ergeben.

Schwerpunkt der Ausstellung in der Galerie sind natürlich Werke von Willi Sitte. Hier wechseln die gezeigten Werke jährlich und man stellt sie zu bestimmten Themenkomplexen zusammen. Als wir die Galerie besucht haben konnten wir „Frühe Bilder“ von Sitte entdecken. Die Bilder stammen in etwa aus den Jahren 1950-60 und sind nach Sittes Rückkehr nach Deutschland entstanden.

Besonders auffällig finde ich, dass viele Bilder sehr an die Werke Picassos erinnern. Erst seine späteren Bilder zeigen, dass Willi Sitte nach und nach seinen eigenen Stil entwickelte und sich von Picassos Einfluß löste.
Die Kunstausstellung hat mich sehr beeindruckt. Vielen Dank an die informative und abwechslungsreiche Führung.

Adresse:
Domstraße 15
06217 Merseburg
Öffnungszeiten:
Mittwoch, Donnerstag: 12-16 Uhr
Freitag – Sonntag: 12-17 Uhr
Montag, Dienstag geschlossen
Eintrittspreis:
Erwachsene: 5,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.

Offenlegung: Der Besuch der Galerie war ein Programmpunkt unser Bloggerreise nach Merseburg. Der Bericht ist unabhängig entstanden und entspricht unserer Meinung.
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