Wenn man nach Radeberg fährt, gehört es einfach dazu, eine Brauereiführung mitzumachen. Im Rahmen unserer Recherchereise nach Radeberg waren wir natürlich auch in der Radeberger Exportbierbrauerei.
Kurze Brauerei-Geschichte
1872 gründeten fünf Männer, die keinerlei Ahnung vom Bierbrauen hatten, in Radeberg die Aktienbrauerei “Zum Bergkeller”. Vorbild war für sie das Bier aus Böhmen, ein Pils, dass es so bisher in der Gegend nicht gab.
Die Gründer setzten sich zum Ziel ein noch besseres Bier zu brauen.
1885 firmierte sie sich unter dem Namen Radeberger Exportbrauerei. Der Ruf des guten Pils aus Radeberg verbreitete sich schnell und auch in Pilsen hörte man davon. Begeistert waren die Pilsener Brauer nicht. Sie waren der Meinung, nur Bier aus Pilsen dürfte auch Pils heißen und verklagten die Radeberger Brauerei (1910). Der Prozess hatte wenig Erfolg und das Gericht bestimmte, dass mit dem Zusatz Radeberger eindeutig die Herkunft festgelegt sei und Pilsener eine Biersorte und nicht der Herkunftsort sei.
Gebraut wird in Radeberg von Anfang an nur das Pils. Der Hopfen und das Malz kamen anfangs aus Böhmen. Das Wasser stammt bis heute aus Radeberg und dem nahegelegenen Karswald. Im Gegensatz zu anderen Wassern ist es besonders weich und verleiht dem Bier seinen unverwechselbaren Geschmack. Der Karswald liegt 7 Kilometer von der Brauerei entfernt. Schon früh in der Geschichte der Brauerei gelang es, eine unterirdische Wasserleitung zu verlegen und so das Wasser in das Werk transportieren zu können.
Im Dezember 1905 wurde dem Radeberger Pils per Dekret der Titel „Tafelgetränk Seiner Majestät des Königs Friedrich August von Sachsen“ verliehen und wenig später besuchte sogar der König die Brauerei. Das Wappen ist noch heute auf jeder Flasche Radeberger zu sehen.
Die Produktionsmenge konnte im Laufe der Zeit von der Brauerei so gesteigert werden, dass die Entwicklung zum industriellen Großbetrieb unausweichlich war. Entscheidet zu dieser Entwicklung beigetragen haben zum Beispiel die Entwicklung der Kältemaschine durch von Linde und eine Weiterentwicklung der Darre durch einen Radeberger Braumeister.
Das Bier wurde bereits Ende des 19.Jahrhunderts nach New York exportiert, später dann weltweit verkauft. Heute beliefert die Radeberger Exportbierbrauerei 87 Länder auf allen Kontinenten mit ihrem Pils.
Während der DDR Zeit wurde das Radeberger Bier hauptsächlich für den Export produziert. Im Land bekam man es zum Beispiel in Interhotels.
Nach der Wende ist die Radeberger Exportbierbrauerei saniert und ausgebaut worden. Neue Anlagen konnten eingebaut werden und heute wird mit dem neusten Stand der Technik produziert. Der Vertrieb erfolgt nur über den Großhandel. Bis zu 120 LKWs der verschiedensten Firmen fahren täglich die Brauerei an und holen Bier ab.
Radeberger Exportbierbrauerei – eine Betriebsführung
Unsere Führung durch die Radeberger Exportbierbrauerei begann im Sudhaus mit diesen kurzen geschichtlichen Exkurs. Anschließend konnten wir die Brauerei besichtigen. Da wir an einem Feiertag vor Ort waren, stand die gesamte Produktion still und so konnte man ungehindert in den Hallen stehen und gucken. An das Fotografierverbot haben wir uns natürlich gehalten – auch, wenn wir gerne einige Bilder für unseren Text geschossen hätten.
Gut erzählt und sehr informativ erfuhren wir alles über den Bierbrauprozess. In der Radeberger Exportbierbrauerei können zum Beispiel 18 Sude pro Tag angesetzt werden, das sind 10500 Hektoliter. Etwa 10.000 Kilogramm Malz wird pro Sud benötigt. Im Gärkeller der Brauerei stehen 42 unterschiedlich große Gärtanks. Maximal 30.000 Kästen Bier kann man aus einem der großen Tanks später abfüllen.
Diese enormen Mengen haben mich wirklich überrascht und ehrlich gesagt, habe ich leichte Vorstellungsprobleme, wie viel das ist. Rechne ich mal die 30.000 Kästen in Flaschen um (ausgehend von 12 Flaschen a 0,5l pro Kasten), sind das 360.000 Flaschen Bier. Trinke ich jeden Tag eine Flasche Bier, brauche ich die nächsten 989 Jahre, um den Inhalt eines Gärtanks auszutrinken, wenn ich mich nicht verrechnet habe…. Prost!
An der technisch auf dem aktuellen Stand befindlichen Abfüllanlage konnten wir auch vorbei laufen. Schade, hier hätte ich die Maschinen schon gerne arbeiten sehen. Etwa 50.000 Flaschen füllt eine Anlage pro Stunde ab. Vom Befüllen der Anlage bis zur fertigen Abfüllung braucht jede Flasche eine Stunde, bis sie in einem Kasten landet. Radeberger Bierflaschen sind übrigens Unikate und werden in der Regel bis zu 9x wieder verwendet. Sie haben eine spezielle Prägung, die von den Maschinen erkannt werden. Fremdflaschen sortiert man aus und so kommt es, dass man auf dem Werksgelände auch Kästen mit leeren Flaschen anderer Firmen findet.
Die Führung endete in einem Schulungsraum. Hier wartete schon frisch gezapftes Pils auf uns. Nach einem Trinkspruch konnten wir dann den ersten Schluck Bier genießen.
Gefreut habe ich mich, dass wir auch das Radeberger Zwickel trinken könnten. Das nur kurz gelagerte und noch ungefilterte Bier gibt es nur frisch gezapft und leider nicht in Flaschen. Mir schmeckt es fast noch besser als das Pils.
Die Führung durch die Brauerei endete mit einem kleinen Gastgeschenk, wir durften unsere Biergläser mit nach Hause nehmen. Vielen Dank!
Auch wenn es nicht unsere erste Führung – und bestimmt auch nicht unsere letzte Führung durch eine Bierbrauerei war, ich finde es immer wieder spannend. Die Technik und die Brauereikunst begeistern mich immer wieder auf neue. Die Verkostung am Ende der Führung lässt mich neue Geschmäcker erleben und ich bin froh, dass die Bierszene so vielfältig ist!
Offenlegung:
Die Führung durch die Radeberger Exportbierbrauerei konnten wir im Rahmen einer Recherchereise kostenlos erleben. Der Bericht entspricht ausschließlich unserer eigenen Meinung
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