Der Dom von Monza, den sollte man nicht verpassen – das hatte man uns vor unserem Tagesausflug nach Monza ans Herz gelegt. Wir haben den Ratschlag befolgt und wurden nicht enttäuscht. Uns erwartete hinter einer unspektakulären Fassade eine versteckte Pracht.
Renovierungen und Restaurierungen müssen sein, das ist vollkommen klar. Leider macht es ein Gebäude nicht besonders schön, wenn es von Baugerüsten umgeben ist. Und Besucher lassen sich oft abschrecken – was von außen nicht umwerfend aussieht, kann von innen … Naja, wir haben uns auf jeden Fall nicht abschrecken lassen und haben die schwere Tür zum Dom von Monza geöffnet.
Dom von Monza – Geschichte
Ende des 6. Jahrhunderts gab die Königin Theudelinde (Ehefrau der Langobardenkönige Autari und Agilulfo) den Bau einer Kapelle in der Nähe des Königspalastes in Auftrag.
Der Legende nach hatte die Königin ein Gelübbte abgelegt, in dem sie versprach eine Kirche zu Ehren von Gott und Johannes dem Täufer zu bauen. Ihr solle eine himmlische Stimme den genauen Bauort verkünden und eine Taube ihr den Bauplatz zeigen. Auf ihrem Weg den richtigen Bauplatz zu finden blieb die Königin am Fluss Lambro stehen, um sich im Schatten eines Baumes auszuruhen. Genau da erschien eine Taube und eine Stimme sprach “modo” zu ihr. Die Königin antwortet “etiam” und stimmte zu an dieser Stlle die Basilika errichten zu lassen. Der heutige Name Monza ist aus der Vereinigung der beiden Worte “modo” und “etiam” zu “Modoetia” entstanden.
Königin Theudelinde verstarb 627 und wurde in der Basilika beigesetzt.
Eine Geschichte am Rande: Die Königin hatte in ihrer Aussteuer eine Eiserne Krone. Diese gelangte bei der Unterwerfung des Langobardenreiches 773/774 in die Hände Karl des Großen. Viele Jahre lang wurden mit dieser Krone Könige und Kaiser gekrönt, einige sogar in Monza. Die letzten Krönungen waren 1805 von Napoleon I. und 1838 von Kaiser Ferdinand I. von Österreich. Danach kam die Eiserne Krone in den Domschatz von Monza.
Etwa 1300 ist begonnen worden die Basilika von Monza über den Ruinen der alten Kirche zu erbauen. Im Laufe der Jahrhunderte hinterließen die Baumeister gotische und neuzeitliche Elemente in der Kirche.
Der heutige Turm ist zwischen 1592 und 1606 errichtet worden. Er ist 75 Meter hoch und bot damals einen wichtigen Bezugspunkt in der Landschaft.
Ein Blick in den Dom
Da stehen wir nun in dem Dom und ich hole erst einmal tief Luft. Das habe ich bisher noch nicht gesehen! Die Decke, die Wände überall befinden sich Bilder. Nicht aufgehängte Bilder, nein Bilder direkt auf die Mauern der Kirche gemalt. Was für eine Arbeit haben die Künstler hier gehabt. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hingucken soll, es gibt so viel zu entdecken.
Die ältesten Bilder befinden sich in der Theudelinde-Kapelle. Der Besuch dieses Kirchenbereiches ist kostenpflichtig.
Die Malereien in der restlichen Kirche wurden später angefertigt. Hier findet man zum Beispiel die Geschichte von Johannes dem Täufer (etwa 1580). Der Chor und das Presbyterium wurden im 17. Jahrhundert gestaltet und im 18. Jahrhundert entstanden die Bilder im Hauptschiff.
Langsam laufe ich durch das dreischiffige Kirchengebäude. Dabei bemerke ich, dass auch die seitlichen Kapellen und Apsiden komplett mit Fresken bemalt sind. Mein Blick bleibt immer wieder an Kleinigkeiten hängen, die ich in den Bildern entdecke.
Die Seitenschiffe der Kirche sind durch achteckige Säulen vom Hauptschiff abgetrennt. Diese sind nicht bemalt, haben dafür aber fantasievolle Tierverziehrungen.
Die Gestaltung der Fenster begeistert mich an vielen Kirchen. Nicht nur bunte Mosaike, auch die liebevoll gestalteten Bilder sind künstlerische Meisterwerke. Das Licht scheint hindurch und verleiht jeder Kirche etwas ganz eigenes. Ich kann verstehen, wenn Kirchenbesucher von “Erleuchtung” sprechen, wenn das Licht auf etwas fällt und es angestrahlt wird.
Dann stehe ich vor dem Altar, der von Andrea Appiani geschaffen wurde. Das Licht scheint durch die wunderschönen Fenster des Chors und verleiht diesem Bereich der Kirche einen ganz besonderen Glanz. Etwas seitlich steht ein Ständer, auf dem eine vergoldete Bibel liegt. Das Licht scheint so auf den Ständer, dass der Pfau wunderschön schimmert.
Ich finde, der Besuch des Doms in Monza lohnt sich auf jeden Fall. Man sollte etwas Zeit einplanen und in Ruhe die kunstvollen Fresken bewundern.
Adresse:
Dom von Monza
Piazza Duomo,
20052 Monza MB,
Italien
Eintrittspreise:
kostenlos
Wer den Domschatz im Museum besichtigen möchte sollte sich vorab online über die abweichenden Öffnungszeiten und Preise informieren.
Julia
Ich bin immer zwigespalten, wenn ich so reich verzierte Kirchengebäude seh. Egal, ob der Petersdom mit seinem übertriebenen Goldinterieur oder die Basilika in Bergamo. Einerseits versetzt es mich in Erstaunen ob der Handwerkskunst, die dahinter steckt, andererseits denk ich, ist all dieser wertvolle Prunk und Pracht ja nicht wirklich das, wofür die Kirche eigentlich stehen sollte. Schön anzugucken ist das natürlich immer, aber bei mir persönlich hinterlässt das immer so ein G’schmäckle…
Was die versteckte Schönheit hinter rauer Fassade angeht, davon gibt’s in Italien einige Orte. Da könnte man fast mal eine Blogparade draus machen. :D Ich find Neapel passt auch in diese Kategorie. :D LG Julia
Elena
Liebe Susanne,
meine Liebe zu Italien hat in Monza begonnen und seit Jahren will ich da wieder hin. Wir haben bei einem Kurzbesuch natürlich nur einen Bruchteil der schönen Stadt gesehen und da ich genau wie du gerne ein wenig Geschichtliches über meine besuchten Sehenswürdigkeiten weiß, bin ich jetzt schon perfekt vorbereitet, was den Dom angeht. Danke dafür!
Liebe Grüße
Elena
Barbara
Die sieht ja richtig schick aus die Kirche! Ich bin auch immer wieder überrascht, welche tollen Kirchen es gibt. Viele kennt man gar nicht, viele sind absolut unberühmt. Alle reden immer nur von Notre Dame und Co, doch die Unbekannteren Kirchen verzaubern so richtig!
Ich bin heute übrigens auch lange in der Hl. Geist Spitalkirche in Sterzing gesessen und hab mir fasziniert die alten Fresken angesehen :-) LG Barbara
Clemens | Travellersarchive.de
Wow, Monza hatte ich jetzt überhaupt nicht auf dem Zettel. Danke Susanne!
Gina
Liebe Susanne,
das ist ja wirklich ein Schmuckstück! Und ich finde die Fassade gar nicht so nichtssagend. Auch wenn sie natürlich mir der barocken Pracht innen nicht mithalten kann.
Das Pult für die Bibel mit dem Pfau finde ich wunderschön.
Liebe Grüße Gina
Ina
Danke für den informativen Bericht! Schöne Bilder die Lust auf einen Besuch im Dom machen.
Lg aus Norwegen
Ina