Manchmal muss man Tieren und Kindern dankbar sein. Ohne einen Jagdhund und ein kleines Mädchen wären die Höhlen von Altamira und ihr Schatz vielleicht nie entdeckt worden…
Die Entdeckung der Höhle
Wir schreiben das Jahr 1868 als eine Jagdhund eines ortskundigen Jägers plötzlich verschwindet. Die Suche beginnt und schließlich entdecken die anwesenden Personen einen Eingang in einen Berg, aus dem ganz eindeutig ein Hund zu hören ist. Der Jäger begibt sich, um seinen Hund zu retten, in den Berg und entdeckt dort eine Höhle. Mit seinem Hund kehrt er zurück an die Erdoberfläche und berichtet sofort dem Grundherren von Santillana davon.
Manche Grundherren hätten vielleicht nur den Eingang verschlossen. Nicht so dieser Grundbesitzer. Für den Naturwissenschaftler Marcelino Sanz de Sautuola war diese Entdeckung so interessant, dass er die Höhle selbst in Augenschein nehmen wollte. Mit seiner kleinen Tochter Maria begab er sich auf „Expedition“ ins Unbekannte.
Die Höhle erwies sich als relativ flach und Sautuolas konnte nicht aufrecht darin gehen. Für Maria war das kein Problem und im schwachen Schein des Lichtes schaute sie sich interessiert um. Bis… ja bis sie an der Höhlendecke Bilder entdeckte, die wie „Rinder“ aussahen. Begeistert zeigte sie diese ihrem Vater.
Was für eine Entdeckung!
Sautuolas begann 1879 damit die Höhle genauer zu erforschen und nahm Grabungen vor. Er entdeckte verschiedene Tiere an den Wänden, die in Rot- und Brauntönen gemalt waren und veröffentlichte eine Beschreibung seiner Entdeckungen. Die Fachwelt bezweifelte die Echtheit der Zeichnungen. Es gab sogar Behauptungen, dass es sich um einen Streich eines Schmierers, das Werk eines unbegabten modernen Künstlers handeln würde. Forscher und Gelehrte weigerten sich, die Zeichnungen vor Ort zu untersuchen.
Es sollte noch fast 23 Jahre dauern, bis die Entdeckung schließlich für die Wissenschaftler interessant wurde. Als 1901 ähnliche Malereien in Frankreich gefunden wurden, entschuldigte sich ein Teil der Fachwelt bei Sautuolas. Leider erlebte Sautuolas dieses nicht mehr.
Was hat Maria nun wirklich gesehen?
Die gefundene Höhle ist etwa 5500 m² groß. Forschungen gehen davon aus, dass sie von 33.600 v.Chr. bis zum Einsturz des Einganges 11.000 v.Chr. bewohnt war.
Die Höhle von Altamira enthält etwa 930 altsteinzeitliche Bilder. Es gibt Ritzzeichnungen, Kohlezeichnungen und farbige Darstellungen. Verwendet wurde von den Bewohnern der Höhle Holzkohle, Rötel, verschiedene Ockertöne und Manganerde. Mit Fett oder Eiweiß vermischt, konnten diese dann wie Farben verwendet werden. Forscher vermuten sogar, dass mit einer Art Pinsel bestehend aus einer Feder gemalt wurde. Es könnten aber auch Röhrenknochen, durch die der Farbstoff geblasen worden ist, zum Einsatz gekommen sein. An einigen Stellen ist eindeutig auch der Farbauftrag mit der Hand zu erkennen.
Zu sehen sind Abbilder von Hirsche, Bisons, Hirschkühe, Pferde und Wildschweine.
Die besonders beeindruckenden Deckengemälde sind nach den neusten Forschungsergebnissen dem Zeitraum 16.500 bis 13.000 v.Chr. zuzuordnen.
Das Museum in Altamira
Über viele Jahre lockten die Zeichnungen in der Höhle die Besucher an. Durch die Luftveränderungen in der Höhle und die Sicherheitsmaßnahmen entstanden schwere Schäden an den Wandbildern. Man entschloss sich 1979 schweren Herzens die Höhle zu schließen.
Die Weiterentwicklung der Technik machte es schließlich möglich, die Höhle originalgetreu nachzubilden. Über 40.000 Vermessungspunkte pro Quadratmeter konnten so ein hervorragendes Abbild schaffen. Aus Schaumstoffplatten und bemalten Matten bildete Forscher die Höhle so erstaunlich gut nach.
Den echten Eingang zur Höhle konnte ich zwischen den Bäumen im Freigelände des Museums entdecken. Nicht weit davon entfernt steht heute das Besucherzentrum mit dem Eingang in den Höhlennachbau.
Der Andrang ist recht groß und es empfiehlt sich vorab die Eintrittskarte zu buchen. Der Zugang zur Höhle ist nur innerhalb eines festgelegten Timeslots möglich.
Durch eine Tür gelangte ich zunächst in einen kleinen Vorführungsraum. Hier wird ein kurzer Film über die Höhle gezeigt. Im Anschluß betritt man die nachgebaute Höhle. Und ganz ehrlich, wenn nicht moderne Fußwege, Lichtinstalationen und Schautafeln zu sehen wären, könnte man die Höhle für echt halten.
Die Wände, die Decke und selbst der Eingang wirken täuschend echt. Im unteren Bereich kann ich dann endlich an der Decke die Malereien sehen. Diese sind nicht wie in der echten Höhle verteilte auf einer größeren Fläche, sondern liegen dicht beieinander. Die Wissenschaftler und Künstler haben aber darauf geachtet, dass zum Beispiel Unebenheiten im Stein, die dem Tier einen unnachahmlichen Charakter verleihen, auch im Replik einzubeziehen. Ich finde es gelungen und bin wirklich beeindruckt. Was für tolle Zeichnungen!
Die Höhle von Altamira und die UNESCO
1985 hat die UNESCO die Höhle von Altamira auf die Welterbe-Liste gesetzt. Nachdem Forscher weitere Höhlen in der Region entdeckt haben, hat die UNESCO 2008 diese auch auf die Welterbeliste gesetzt. Seitdem heißt die Welterbestätte „Höhle von Altamira und Altsteinzeitliche Höhlenmalereien in Nordspanien“.
Tipp für Kinofans
2016 ist ein Film mit Antonio Banderes herausgekommen. „Finding Altamira“ zeigt die Geschichte rund um die Höhle. Der Film entstand in der Region. Regisseur war Hugh Hudson.
Der Besuch in der Höhle fand während einer Pressereise mit dem Costa Verde Express statt.
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