Jean-Paul Sartre bezeichnete Santillana del Mar als das schönste Dorf Spaniens. Seine Straßen wurden von fiktiven Figuren wie Gil Blas begangen und besitzen Charme, den Sartre selbst in seinem Roman “La Nausée ” lobte. Und ganz ehrlich, auch ich war von den Straßen beeindruckt.
Eine Gruppe Mönche, die sich im 8.Jahrhundert in einem unbewohnten Gebiet in der Nähe des Dorfes Planes am Fuße des Berges Vispieres niederließen, führten eine Reliquie der Märtyrerin Juliana mit sich. Sie errichteten eine Einsiedelei und stellten die Reliquie aus. Heute wird dieses als der Beginn der Geschichte von Santillana del Mar bezeichnet.
Es gründete sich ein Kloster, um das zahlreiche Gebäude errichtet wurden. Mit der Zeit entwickelte sich eine Stadt mit dem religiösen Zentrum “Sancta Luliana”, dem heutigen Santillana. Das Einflußgebiet der Abtei vergrößerte sich aufgrund zahlreicher Senkungen und königlicher Privilegien. Pilger kamen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela vorbei und den Einwohner der Stadt ging es wirtschaftlich gut. 1220 verlieh Alfons VIII. Santillana die Stadtrechte.
Von diesem Zeitpunkt an begann der Einfluss der Abtei immer geringer zu werden. Schließlich wurde die Stadt an den ersten Markgrafen von Santillana übergeben. Die Blühtezeit der Stadt war nun fast vorbei. Der Adel verarmte immer mehr und viele Bewohner zogen weg. Erst als die ehemaligen spanischen Siedler aus den westindischen Kolonien zurückkehrten und „neues“ Geld in die Stadt mitbrachten, entstanden die fast schon pompösen Villen mit ihten Familienwappen, die bis heute das Stadtbild dominieren.
Geschichte ab dem 18.Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert wurde Santillana dann über die Spanischen Grenzen hinaus bekannt. Der französischen Schriftstellers Lesage verfasste das Werk “Gil Blas de Santillana”, in dem von einem fiktiver Held und der Stadt berichte wird. Dabei war Lesage nie in der Stadt oder in Spanien.
Graf von Güell trug in den 1920er Jahren entscheidend dazu bei, die Stadt wieder interessant werden zu lassen. Er renovierte den Palast der Barreda und schuf die Möglichkeit, dort Theateraufführungen stattfinden zu lassen. Sogar König Alfons XIII. und sein Gastgeber, der Markgraf von Benemejís kamen zu den Aufführungen, was natürlich weiteres Publikum anzog.
Wer nach Santillana del Mar kommt, wird drei große Lügen erkennen:
Santillana del Mar ist nicht heilig (santa).
Der Ort Santillana del Mar ist nicht flach (llana).
Der Ort liegt nicht am Meer (Mar).
Aber trotzdem hat der Ort etwas, was man nur schwer beschreiben kann und was jedes Jahr die Touristen in den Bann zieht. Santillana muss man fühlen und erleben.
Santillana del Mar: Stiftskirche von Santa Juliana
Der Ort, den mit Sicherheit die meisten Touristen während ihres Aufenthaltes besuchen, ist die beeindruckende Kirche mit dem angrenzenden Kloster.
Die Geschichte der malerischen Stiftskirche Santa Juliana reicht in das 12. Jahrhundert zurück. Ursprünglich ein bescheidenes Kloster, erbaut von Mönchen, deren Ziel es war, neues Leben in die Region zu bringen.
Damals war es eine einfache Steinkonstruktion mit einer rechteckigen Apsis und einem Holzdach. Obwohl vom ursprünglichen Kloster heute nichts mehr zu sehen ist, erzählt die imposante romanische Kirche, die an seiner Stelle steht, eine faszinierende Geschichte.
Blick in die Kirche
Der erste Blick auf die Kirche ist atemberaubend. Die südliche Hauptfassade, mit ihrem einladenden Atrium und dem herrlichen Rundbogen zieht mich in ihren Bann. Der Pantokrator in dem Fries und das Bildnis der Santa Juliana, das liebevoll in eine Nische eingearbeitet ist ziehen den Blick fast magisch an.
Ich nehme mir einen Moment Zeit, um die fein gearbeiteten Kapitelle zu bewundern. Sie mit einer reichen Auswahl an floralen und figürlichen Motiven geschmückt und verdeutlichen die Kunstfertigkeit der Steinmetze.
Durch einen Nebeneingang gelange ich zum Kreuzgang. Hier entdecke ich Kapitellen, die florale, geometrische und biblische Szenen darstellen. Guckt man sich die dargestellten Szenen genauer an, kann man Szenen aus dem Alten und Neuen Testament erkennen.
Vom Kreuzgang aus geht es in das Kirchenschiff. Das Hauptaltarbild, eine Meisterleistung der spätgotischen und plateresken Stile, stammt aus der Zeit der Renaissance und entstand Ende des 15. und Anfang des 16.Jahrhunderts.
Für die Kirche und die Pilger von besonderer Bedeutung ist das Lignum Crucis. Die Reliquie war eine Schenkung des Abtes von Santo Toribio an die Gemeinde. Durch ihre Anwesenheit in der Kirche, sollten die Pilger in der Stadt auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela Halt machen, ohne einen Umweg über Santo Toribio gehen zu müssen. Das Relique befindet sich in einem gotischen Silberkreuz aus dem 15. Jahrhundert.
Torre de Don Borja
Es ist schon bemerkenswert, was für wunderschöne und gut erhaltene mittelalterliche Gebäude in Santillana del Mar zu sehen sind.
Besonders ist mir der Torre de Don Borja aufgefallen, der aus dem 15.Jahrhundert stammt. Der gotische Turm ist nach Don Borja Barreda benannt, dem Besitzer des Anwesens im Jahr 1844. Inzwischen ist die Bausubstanz mehrfach saniert worden und heute ist der Turm eins der auffälligsten Gebäude und Sitz der Santillana-Stiftung.
Torre de Merino
Der Turm war der Sitz des Merino, des Vertreters des Königs. Dieser befand sich hier seit 1209, nachdem Santillana zur Hauptstadt der Asturias de Santillana ernannt wurde.
Kuchen und Milch in der Casa Quevedo
Mein erster Gedanke, als ich auf dieses kleine Geschäft aufmerksam gemacht wurde – „was ist daran besonderes?“ Spätestens nachdem ich die Geschichte dazu gehört hatte, wurde ich neugierig…
Es gab eine Zeit, da mussten die Frauen großen Einfallsreichtum aufbringen, um ihre Familien über die Runden bringen zu können. Oft reichte das Geld der arbeitenden Männer nicht mehr aus und Kreativität war gefragt.
In Santillana „erfand“ Luisa das Sprichwort “wer kein Glas Milch und keinen Quesada hat, wird nicht heiraten”. In ihrer Casa Quevedo bot sie passend dazu Quesada/Kuchen und Milch an.
Noch immer als Familienbetrieb geführt, gibt es den Betrieb noch heute. Vor den Toren der Kirche wird Kuchen und Milch verkauft. Die meisten kaufen ihn sicherlich nicht, weil sie heiraten wollen, sondern weil heute die Geschichte dahinter spannend ist.
Klar habe ich auch ein Stück Kuchen gekauft, allerdings ohne Milch. Ein wundervoll süßer und luftiger Biskuitkuchen, der mir sehr gut geschmeckt hat.
Mittagessen im Parador de Santillana Gil Blas
In einem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert befindet sich das Parador de Santillana Gil Blas. Im Inneren des wunderschönen Steinhauses liegt ein elegantes und gemütliches Restaurant. Hier kann man stilvoll und gut essen.
Das Restaurant “El Jardín de Gil Blas” bietet traditionelle kantabrische Küche an. Dabei setzt man auf regionale Produkte und serviert deftige Eintöpfe, verarbeitet hervorragendes Fleisch und frischen Fisch. Typisch ist zum Beispiel der Cocido Montañés, ein Eintopf aus Hülsenfrüchten und Gemüse mit Fleisch aus der Gegend und Alubias con Chorizo (Bohnen mit Paprikawurst).
Bei meinem Besuch haben wir ein hervorragendes mehrgängiges Menü gegessen und dazu einen sehr guten regionalen Wein getrunken. Ein wunderbarer Abschluss nach dem kleinen Stadtbummel.
Der Besuch in Santillana del Mar war ein Programmpunkt bei der Reise mit dem Costa Verde Express.
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