Hoch auf dem Zollerberg auf der Schwäbischen Alb liegt die Burg Hohenzollern. Sie ist weit über das Land sichtbar und zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Region.
Die Burg Hohenzollern ist der Stammsitz der Hohenzollern. Zu dem Fürstengeschlecht gehörten einst die regierenden preußischen Könige und Kaiser.
Kleine Burggeschichte
Schon im Mittelalter stand eine Burg auf dem Zollerberg. Diese wurde jedoch 1423 nach einer Eroberung vollständig zerstört.
Um 1454 begann man mit dem Neubau einer stark gesicherten Festungsburg. Diese Festungsanlage konnte jedoch nicht verhindern, dass im Dreißigjährigen Krieg die Württemberger die Burg einnahmen und besetzten. Die damals dort stationierten zollerischen Truppen erhielten freien Abzug und das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen musste Eberhardt von Württemberg huldigen. Schon kurze Zeit später gelang es, nach der Schlacht von Nördlingen, die Machtverhältnisse zugunsten des Kaisers zu drehen und die Festung konnte zurück erobert werden. Nach dem Kriegsende befand sich die Burg überwiegend im Besitz der Habsburger.
1798 zogen die letzte österreichische Besatzung ab und die Burg verfiel immer mehr. Anfang des 19.Jahrhunderts stand eigentlich nur noch eine Ruine auf dem Berg. Einigst die St.Michaelskapelle war erhalten geblieben.
Die Hohenzollern kommen
Als der Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. um 1819 bei seiner Fahrt nach Italien durch die Schwäbische Alb fuhr, kam er auch an den Ruinen der Burg vorbei. Er bestieg den Berg vielleicht auch, um etwas über die Wurzeln seiner Vorfahren zu erfahren. Auf jeden Fall muss ihn der Sonnenuntergang dort oben ungemein beeindruckt haben. Einige Jahre später (1844) schwärmte er noch immer davon und wollte die Burg wieder bewohnbar machen.
Der Berliner Architekt Friedrich August Stüler hat die Burg Hohenzollern, so wie sie heute existiert, im Stil der Neugotik entworfen. Dabei unterstützte ihn einer der führenden deutschen Festungsbaumeister Moritz von Prittwitz (Auffahrtsanlage) und der Bildhauer Gustav Willgohs.
Die Grundsteinlegung erfolgte 1850 und 1867 konnte das Bauwerk eingeweiht werden.
Die Burg Hohenzollern, so wie sie entstanden war, gefiel nicht allen Hohenzollern. So beauftragte zum Beispiel Kaiser Wilhelm II. einen Architekten damit, die Burg im Stil des Historismus umzugestalten. Der Architekt besuchte das Anwesen und empfahl einen Neubau, da der ursprüngliche Bau seiner Ansicht nach nicht umgestaltet werden konnte. Der Kaiser entschied daraufhin alles so zu lassen wie es war und steckte das Geld in andere Bauprojekte.
Am 3.9.1978 gab es in der Region ein Erdbeben, dass die Burg Hohenzollern stark beschädigte. Über viele Jahre zogen sich Restaurierungsarbeiten hin und auch bei unserem Besuch waren Restaurierungsmaßnahmen an den Außenmauern der Bastionen im Gange.
Besuch der Burg Hohenzollern
Schon bei der Anfahrt zur Burg hat man einen tollen Blick hoch hinauf. Kommt man am Fuß des Berges an, schlängelt sich eine Straße noch einige Meter hinauf, bis man zu einem großen kostenfreien Parkplatz gelangt. Hier muss man das Auto stehen lassen, denn eine Auffahrt bis zum Burgeingang ist nicht möglich.
Am Parkplatz befindet sich eine Information und der Kassenbereich. Gerade an Wochenenden und in der Hauptsaison empfiehlt es sich, die Eintrittskarten vorab online zu kaufen. Die Besucheranzahl ist beschränkt und der Andrang zu dieser Zeit besonders groß.
Vom Parkplatz aus hat man nun zwei Möglichkeiten in die Burg zu gelangen: laufen oder mit dem Bus. Der Weg hinauf ist steil und es gibt viele Treppenstufen, wer gut zu Fuß ist benötigt etwa 20 Minuten. Einfacher ist es, mit dem kostenlosen Kleinbus zu fahren. Die Haltestelle befindet sich direkt auf dem Parkplatz 1 und der Bus fährt regelmäßig und nach Bedarf ab. Aber nicht vergessen – vorab die Eintrittskarte kaufen, direkt am Burgeingang ist das nicht möglich!
Wir sind mit dem Bus hoch gefahren, der sich die steil ansteigende Straße nach oben schlängelt und nur wenige Schritte entfernt vom Adlertor, dem Haupteingang zur Burg, hält. Dort befindet sich dann die Einlasskontrolle und man betritt das Burggelände.
Weg durch die Befestigungsanlage
Durch das beeindruckende Adlertor betritt man die Burganlage. Man sollte nicht verpassen, einen Blick nach oben zu werfen. Man kann am Tor das Wappen mit dem preußischen Adler und den Wahlspruch der Hohenzollern entdecken („Vom Fels zum Meer“). Zusätzlich kann man im Giebelfeld den brandenburgischen Kurfürst Friedrich I. zu Pferd und ein Spruch zur Baugeschichte sehen.
Über die Auffahrtsanlage gelangt man zu Burghof. Der Baumeister musste bei seiner Planung berücksichtigen, dass der Höhenunterschied von etwa 25 Metern auch von Kutschen und Fuhrwerken bewältigt werden musste. Es entwarf drei sich überlagernde ellipsenförmige Schleifen, die man heute hinaufgeht. Man durchquert auf dem Weg mehrere Tore und läuft über Zugbrücken, die den Weg sicherten.
Der Weg hinauf beeindruckt mich sehr. Es geht zum Teil durch gewölbeartige Gänge hinauf, bis man die unbedeckte Auffahrt erreicht. Hier eröffnet sich der Blick auf die Burganlage.
Die Bastionen
Uns zog es als erstes auf den Weg, der um das Schlossgebäude führt. Durch die Bauarbeiten an der Außenmauer ist zur Zeit nur ein Teilbereich begehbar, der aber sehr gut den Aufbau des Anlage widerspiegelt.
Jede Bastei hat einen eigenen Namen und auf den begrünten Wegen dazwischen befinden sich Standbilder der preußischen Könige und Kaiser . Diese standen ursprünglich in der Ruhmeshalle im Berliner Zeughaus.
Beeindruckend ist die Aussicht auf die Umgebung. Eine weite nahezu ebene Fläche erstreckt sich in die eine Richtung, während in eine andere Richtung sich der Trauf der Schwäbischen Alb erhebt. Ich glaube sogar die Stelle erkannt zu haben, an der ich kurz zuvor noch gestanden hatte und bei einer Wanderung den Blick zur Burg Hohenzollern genossen habe.
Der Burghof
Das Schlossgebäude umschließt den Burghof der 855 Meter über dem Meeresspiegel liegt wie ein U. In dem ehemaligen Burggarten befindet sich heute ein Biergarten, der in den Sommermonaten immer sehr gut besucht ist.
Das Schlossgebäude hat einen interessanten Aufbau. An den Enden des „U’s“ befinden sich auf der einen Seite die katholische und auf der anderen Seite die evangelische Kapelle. Direkt an die evangelische Kapelle schließ das ehemalige Wehrhaus an. Dieses wird heute u.a. durch den Museumsshop, die Verwaltung und durch das Restaurant genutzt.
Das gesamte Gebäudeensemble ist durch Türmchen und Fialen geprägt. Es gibt vier Haupttürme (Kaiserturm, Bischofsturm, Markgrafenturm, Michaelsturm) und im Burghof steht der Wartturm. Dieser ist ein Treppenturm, der am Fürstenbau steht.
Wenn auf diesem Turm eine Fahne weht, ist der Burgherr anwesend. Bei unserem Besuch wehte keine Fahne!
Beeindruckend ist die große Freitreppe, die in das Gebäude führt. Über der Treppe befindet sich ein lebensgroßes Standbild des Grafen Jost Nicklas von Zollern. In der Hand hält er ein Modell der von ihm erbauten zweiten Burg. Geht man die Treppe hinauf, gelangt man in die Burg Hohenzollern und kann einen tollen Rundgang durch das Gebäude erleben.
Der Rundgang durch das Burggebäude
Bevor man sich auf den Rundgang begibt sollte man unbedingt die App mit dem Audioguide auf sein Handy herunterladen. Ich fand die Erklärungen zu den einzelnen Bereichen sehr interessant. Man kann natürlich die Informationen auch gut auf den Hinweisschildern im Gebäude nachlesen.
Der Rundgang beginnt in der Stammbaumhalle. Mein erster Gedanke beim Blick auf die Wände – „das will ich auch“ – mein zweiter Gedanke „wow, was für eine Arbeit“. Die Wände in diesem Raum zeigen einen gemalten Stammbaum der Hohenzollern ab dem 11. Jahrhundert. Es werden alle Mitglieder der Dynastie bis in die Gegenwart dargestellt. Sucht man hier nach einer bestimmten Person, muss man schon sehr genau hingucken!
Von der Stammbaumhalle gelangt man durch eine Flügeltür in den Grafensaal, dem Fest- und Speisesaal der Burg. Dieser Raum ist der größte Raum in der Burg. Beeindruckend finde ich die rötlichen Marmorsäulen, die das hohe spitzbogige Rippengewölbe tragen. Es wirkt etwas wie in einer Kirche, wären da nicht die großen Fensterflächen und die riesigen Leuchter an der Decke.
Von dort führte der Rundgang weiter durch die ehemalige Bibliothek, durch verschiedene private Gemächer bis in den Salon der Königin. Überall gibt es etwas zu entdecken. Von Gemälden zur Burggeschichte oder Personen bis zu Möbeln und Gegenständen aus dem Familienbesitz. Im Salon der Königin angekommen sollte man auch einmal aus dem Fenster schauen. Hier hat man eine tolle Sicht auf den Albtrauf.
Warum hat die Burg Hohenzollern drei Kapellen?
Nach dem Besuch der Innenräume zog es uns in die Kapellen der Burg. Es gibt eine evangelische und eine katholische Kapelle, die man beide besichtigen kann und eine russisch-orthodoxe Kapelle, die man nicht besuchen kann.
Die St.Michaelskapelle ist katholisch und das einzige erhaltene Bauwerk der zweiten Burg. Sie stammt also aus der Zeit 1454 bis 1461 und ist um 1853 erweitert worden. Die bleiverglasten bemalten Fenster stammen aus dem 13. Jahrhundert und kamen im 19. Jahrhundert auf die Burg Hohenzollern. Sie waren vorher in der Kirche des Klosters Stetten, in dem sich eine zeitlang das zollerische Erbgrabgelege befand.
Im Auftrag von König Friedrich Wilhelm IV. errichtete Stüler die evangelische Christuskapelle. So sollte den unterschiedlichen Glaubensrichtungen der Familie Rechnung getragen werden. Das Aposteltor stammt von der zerstörten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche aus Berlin. In der Kirche standen von 1952-1991 die Särge von Friedrich dem Großen und Friedrich Wilhelm I.. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden sie nach Potsdam überführt.
Unter der Christuskapelle liegt die russisch-orthodoxe Auferstehungskapelle, die von Prinz Louis Ferdinand von Preußen für seine Frau Kira von Russland eingerichtet wurde. Dort befindet sich auch ihr Grab.
Schatzkammer
Die Schatzkammer der Familie Hohenzollern erreicht man über einen gesonderten Eingang.
Gut geschützt in Vitrinen kann man hier zum Beispiel den Waffenrock von Friedrich des Großen sehen. Es ist schon komisch, wie ein Name ein Bild im Kopf entstehen lässt. Ich hatte einen großen stattlichen Mann vor Augen, der Waffenrock war allerdings so klein, dass er eher mir passen würde.
Das Highlight bildet die Krone Wilhelm II.. Diese ist mit Brillanten und Diamanten verziert und entspricht genau meiner Vorstellung einer Königskrone!
Kasematten
Über eine abwärts führende Treppe gelangten wir die Kasematten. Diese hat man erst 2001 entdeckt. Es handelt sich dabei um bombensichere Aufenthalts- und Vorratsräume der mittelalterlichen Burg. In den ehemaligen Wirtschaftsräumen, die unter der ehemaligen Küche liegen, kann man historisches Tafelgerät sehen. Bei besonderen Gelegenheiten nutzt man dieses sogar noch heute.
Über eine enge Wendeltreppe gelangt man noch tiefer unter die Burg Hohenzollern. Hier liegen Räume, die während der Belagerung von 1632 als Schutzräume genutzt wurden.
Eine neue Treppe führt dann wieder hinaus ins Freie und man steht auf der Bastei.
Adresse:
72379 Burg Hohenzollern
Öffnungszeiten:
Burganlage:
täglich 10-18.30 Uhr
Schauräume:
täglich 10-18 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 22,-€
Gut zu wissen
Ja, es stehen zwei große kostenfreie Parkplätze zur Verfügung.
Zwischen dem Parkplatz P1 und der Burg fährt ein kostenfreier Pendelbus. Der Parkplatz P2 wird nur im Bedarfsfall geöffnet und dann auch vom Pendelbus angefahren. Der Bus hält vor dem Adlertor. Von dort sind es etwa 400 Meter durch die Auffahrtsanlage (bergauf).
Der Fahrpreis ist im Ticketpreis enthalten.
Der Bus verkehrt täglich von 10-18 Uhr. Es kann witterungsbedingt zu Einschränkungen im Fahrbetrieb kommen.
Ja, vom Parkplatz P1 führt ein ausgeschilderter Wanderweg zum Adlertor. Der Weg ist zum Teil sehr steil und man muss zahlreiche Treppen steigen. Man benötigt etwa 25 Minuten für den Aufstieg zur Burg.
Mit dem Auto erreicht man die Burg über die A 81 Stuttgart–Singen. Die Ausfahrt Empfingen nehmen und dann auf der B 463 in Richtung Balingen fahren. Auf die B 27 nach Hechingen abbiegen und die Ausfahrt Hechingen Süd nehmen. Spätestens ab dort ist die Burg Hohenzollern ausgeschildert. Auf der Zufahrtsstraße zur Burg gelangt man direkt zum Parkplatz.
Mit der Deutschen Bahn bis zum Bahnhof Hechingen fahren. Vom Bahnhof aus fährt die Linie 306 und der Traufbus (Linie 344) bis zum Parkplatz der Burg. Von dort kann man dann mit dem Pendelbus fahren.
Der Burgbesuch war ein Programmpunkt einer Recherchereise nach Albstadt. Die Verwendung der Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Abteilung PR & Medien der Burg Hohenzollern.
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