Fürth hat uns wirklich überrascht. Die “Kleeblattstadt” hat wunderschöne Ecken, tolle Museen und Naherholungsgebiete. Wir waren sehr gerne hier unterwegs und haben viel entdeckt.
Stadtrundgang „Die Altstadt und ihre Höfe“
Die Altstadt von Fürth hat uns schon auf dem Weg zum Treffpunkt für die geführte Tour in den Bann gezogen. Bei strahlendem Sonnenschein und fast noch sommerlichen Temperaturen waren überall kleine Café geöffnet und man konnte Anfang Oktober noch draußen in der Sonne sitzen. Lässt man dann seinen Blick die Gustavstraße entlang schweifen entdeckt man Jugendstilhäuser, Fachwerkhäuser, Sandsteinhäuser und Häuser mit verschieferter Fassade. Die Gebäude stehen zum großen Teil unter Denkmalschutz und zeigen die Entwicklung innerhalb der Fürther Altstadt.

Die Tour startet an der St.Michael-Kirche und wird das ganze Jahr über von der Tourist-Information Stadt Fürth angeboten. Genaue Termine und Preise erfährt man über die Tourst-Information.
Bei dem wunderschönen Wetter waren viele „Fürth Entdecker“ am Treffpunkt. Glücklicher Weise waren auch mehrere Stadtführer vor Ort, so dass die Gruppen eine angenehme Größe hatten.
Die Kirche St.Michael bildet das Zentrum der Altstadt. Die Anfänge der Kirche stammen aus der Zeit um 1100. Hier entstand das Langhaus. Sie ist das einzige Gebäude in Fürth, dass den 30 jährigen Krieg überstanden hat. Später wurde dann der 45 Meter hohe Turm dazu gebaut. Was ich erstaunlich fand ist, dass der Turm auch als Wehrturm und den Bewohnern der Stadt als Schutzraum bei Angriffen diente. Direkt neben der Kirche steht das Pfarrhaus, ein wunderschön erhaltener Fachwerkbau.
Das besondere an der Fürther Altstadt sind die vielen sackartigen Höfe, von denen noch heute einige erhalten sind. Charakteristisch an diesen Höfen ist ein recht schmaler Eingang und der sich nach hinten verbreitende Hof.
Während der Führung werden einige Höfe besichtigt. So folgen wir alten Eisenbahnschienen in einen ehemaligen Industriehof. Hier steht zum Beispiel auch noch der alte Schornstein. Inzwischen befinden sich in den Gebäuden Wohnungen oder kleinere Gewerbebetriebe.
Zu jedem Hof erfahren wir kleine Geschichten, zum Beispiel wer dort früher gearbeitet hat oder woher der Hof seinen Namen hat. Ein anderer Hof war früher landwirtschaftlich geprägt und in einem weiteren Hof steht ein roter Fachwerkturm mit einem jüdischen Ritualbad. Jeder Hof versprüht seinen eigenen Charme und erzählt etwas über die Geschichte von Fürth.
Die Führung bringt uns auch zum Grünen Markt. Hier war einmal das politische Machtzentrum der Stadt. Zu fast jedem Haus hier gibt es eine spannende Geschichte und auch hier entdecken wir einen Hof. In diesem Hof war einmal eine Brauerei beheimatet.
Die Tour endet schließlich am kleinsten Haus in Fürth.
Die 90 Minuten, die diese Tour dauerte vergingen wie im Flug. Wir haben viel über die Stadtgeschichte, Industriegeschichte und das Leben in Fürth erfahren. Mir hat besonders gut gefallen, dass hier nicht nur Geschichte heruntergebetet wurde, nein zu jedem Ort hat man etwas über die Bewohner erfahren oder kleine Geschichten, die diesen Ort besonders machen. Eine Stadtführung, die wirklich Spaß gemacht hat und die ich weiter empfehlen kann.
Das Fürther Rathaus
Nach unserem Stadtrundgang dürfen wir mit der Stadtführerin Frau Schön noch das Rathaus von Fürth besichtigen.
Das Fürther Rathaus ist das Wahrzeichen der Stadt und es ist das höchste Gebäude der Innenstadt. Erbaut wurde es von 1840 – 1844. Der Turm entstand einige Jahre später nach den Vorbild des Palazzo Vecchio in Florenz. Etwa 2000 LED-Lampen beleuchtet ihn nachts.
Nachdem die Kapazität des Gebäudes nicht mehr ausreichte, wurde 1900/01 ein Anbau angesetzt. Von außen ist der Anbau kaum zu erkennen und auch im Rathaus bemerkt man ihn nur, wenn man den minimalen Höhenunterschied im Boden bemerkt.
Durch große und schwere Holztüren gelangen wir zunächst in ein prächtiges Treppenhaus und dann in den Innenhof des Rathauses und in den Gebäudeabschnitt, in dem sich der Aufgang zum Turm befindet.
Wir steigen mehr als 200 Stufen hoch, vorbei an den Glocken und dem kleinen Raum, in dem die „Turmwächter“ saßen und nach Feuer Ausschau gehalten haben. Frau Schön erzählt uns, dass die Glocken um 12:04 Uhr schlagen. So werden sie nicht von den umliegenden Kirchenglocken übertönt. Das Besondere an diesen Glocken, sie spielen seit 2007 die Melodie von “Stairway to heaven” von Led Zeppelin. Natürlich nicht das gesamte Lied, aber doch erkennbar einige Takte.
Oben auf dem Turm angekommen genießen wir einen wunderbaren Rundblick auf Fürth. Wir können von hier oben die Stadtentwicklung von Fürth sehr genau erkennen. Da schließt sich an die noch recht verwinkelte Altstadt ein Bereich mit etwas lockerer und strukturierter Bebauung an. Daran schließt sich die geplante Stadterweiterung und in der Ferne die Neubauten der Vorstadtbezirke an.
Von hier oben hat man auch einen guten Blick auf das bunte Treiben zwischen den Ständen der Kirchweih. Ich liebe es, eine Stadt so von oben entdecken zu können. Besonders schön ist es dann noch, wenn man so fachkundige Informationen und auch Tipps für weitere Entdeckungen bekommt.
Auf dem Weg zurück durch das Rathaus haben wir noch einen kurzen Stopp im Sitzungssaal gemacht.
Der Sitzungssaal liegt im Neubau des Rathauses und sieht eigentlich nicht nach einem Raum aus, in dem Politik betrieben wird. Die Holzvertäfelungen und die Kassettendecke lassen den Saal sehr würdevoll und „gediegen“ wirken. Ich hatte zuerst den Gedanken, dass hier Gerichtsverhandlungen stattgefunden haben könnten. Hitzige politische Debatten passen hier eigentlich nicht rein. Ein imposanter Raum!
Besuch im Kriminalmuseum
Wer Fürth am Sonntag entdeckt, darf einen Besuch im Kriminalmuseum nicht verpassen. Für einige Stunden am Nachmittag öffnet das kleine Museum im Keller des Rathauses seine Türen und präsentiert fast 200 Jahre Fürther Kriminalgeschichte.
Wir waren eingeladen worden, das Museum zu entdecken und wurden auf unserem Rundgang fachkundig von einem pensionierten Polizeibeamten begleitet. Ihm und seiner sehr lebendigen Art die Exponate zu präsentieren und uns von der täglichen Arbeit zu berichten ist es zu verdanken, dass der Besuch im Museum einmalig und spannend war. Vielen Dank!
Das Museum entstand vor einigen Jahren und wurde mit Hilfe ehemaliger Polizeibeamten aufgebaut. Einige der Exponate stammen sogar aus dem Privatbesitz der Beamten und stellen so einen ganz besonderen regionalen Bezug her.
Unser Besuch beginnt bei der Verkehrspolizei. Spannend, wie sich zum Beispiel der Alkoholtest im Laufe der Jahre verändert hat. Hier wird schnell klar, wie die technische Entwicklung der letzten Jahre auch die Arbeit der Polizei bestimmt hat.
Wir entdecken Bücher, in denen früher alles handschriftlich festgehalten wurde und so manchmal denke ich, dass uns die Technik heute doch viel vereinfacht.
Die einzelnen Räume des Museums sind nach Schwerpunkten angeordnet worden. So werden zum Beispiel die Themen Geld und Falschgeld, Rechtsextremismus, Rauschgift und Waffen behandelt. Besonders spannend finde ich die Darstellung eines Tatortes und die Arbeit der Spurensicherung.
Mir gefällt auch gut, dass in einigen Bereichen Bezug auf reale Verbrechen aus dem Raum Fürth genommen wird. Zum Teil sehr alte Fälle, aber auch ein Fall, der eine ganze Zeit in der Region für große Anteilnahme gesorgt hat, wird auf Schautafeln vorgestellt und die Arbeit der Polizei anhand der Fälle transparent dargestellt.
Ich habe eine Menge gelernt bei unserem Besuch im Kriminalmuseum Fürth und fand die Ausstellung wirklich spannend.
Unterwegs im Stadtpark von Fürth
Am nordöstlichen Rand der Innenstadt von Fürth liegt der Stadtpark. Wir sind dem Trubel der Kirchweih entflohen und haben uns in den wunderschönen Stadtpark zurück gezogen. Hier kann man wirklich schön spazieren gehen und die Seele baumeln lassen.
Besonders schön ist der Rosengarten, der direkt an der Auferstehungskirche liegt. Auf etwa 2400 qm blühen bis zu 80 Rosensorten. Trotz des Wassermangels der letzten Monate blühten bei unserem Besuch noch einige Blumen und verwandelten das Areal in ein buntes Farbenmeer.
Da es trotz Anfang Oktober noch richtig warm war, sind wir in der Milchgaststätte eingekehrt.
Das heutige Stadtparkcafé wurde 1951 zur Fürther Gartenschau von den Bayrischen Milchversorgern erbaut. An der Außenfassade befindet sich ein wunderschönes Bild, dass an die Milchgaststätte erinnert. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.
Besonders schön ist ein kleiner Spaziergang rund um den Teich im Stadtpark. Wir haben die Auszeit hier richtig genossen!
Abendessen – Grüner Brauhaus
Bier kann man in Fürth wirklich gut trinken gehen. Wir haben uns für ein Abendessen im Grüner Brauhaus entschieden, um neben gutem Essen auch ein lokal gebrautes Bier trinken zu können.
Gleich der erste Tipp: Reserviert, wenn ihr mit mehreren Personen dort ankommt lieber einen Tisch. Es war richtig voll und das wirklich sehr aufmerksame Personal hat versucht jedem Besucher einen Platz zu organisieren. Aber etwas größere Gruppen mussten dann schon mal etwas warten, bis etwas frei wurde.
Ich habe mir ein typisch fränkisches Essen bestellt: „Schäufele mit Kartoffelkloß und Bayrischkraut”. Zugegeben ich hatte keine Ahnung was Schäufele sind und der ungläubige Blick des Kellners bei meiner Nachfrage zeigte, dass das wohl nicht oft gefragt wird. Geschmeckt hat es sensationell. Das Fleisch war wunderbar zart und zerfiel im Mund. Dazu das frisch gezapfte naturtrübes Bier vom Fass und der Abend war perfekt.
Patrick hat sich etwas von der Tageskarte ausgewählt und einen wunderbaren Wildschweinrollbraten mit Kartoffelkloß gegessen.
Uns hat das deftige Essen wirklich gut geschmeckt und das Bier war wunderbar süffig. Ein gelungener Tagesausklang!
Highlight im Herbst: Kirchweih und Festumzug
Wenn ihr nach Fürth kommt ist Michaelis-Kirchweih … das war eine der ersten Informationen, die wir zu Fürth bekommen haben. Okay Kirchweih, aber was ist das?
Jedes Jahr feiert Fürth im Herbst die Fädder Kärwa. Es ist eine einzigartige Mischung aus Kirchweih und Markt mit Buden, Verkaufsständen, Essenständen, Fahrgeschäften. Gastwirte aus Fürth und Umgebung verkaufen Bier, Federweißer, Schäuferle… Und dann gibt es an einem Tag noch einen Erntedankumzug. Soviel Informationen konnte ich herausbekommen. Aber was uns in Fürth erwartete war schon wirklich der Hammer.
Meine Vorstellung von Straßenfest und Verkaufsständen beschränkte sich so auf „da ist halt eine Straße mit etwas Rummel“. Weit gefehlt, schon vom Bahnhof aus zog sich über mehrere Straßenzüge eine bunte Mischung von verschiedensten Angeboten durch die Innenstadt. Auf gut 42000 Quadratmetern Veranstaltungsfläche findet jeder etwas, was Spaß macht. Im Laufe des Tage kamen immer mehr Besucher und die Straßen füllten sich. Dicht gedrängt ging es dann in den Abendstunden von Stand zu Stand.
Zusätzlich bietet die Stadt ihren Besuchern spannende Führungen an, Musik wird gespielt, ein Straßenlauf findet statt und die Geschäfte öffnen auch am Sonntag.
Der Höhepunkt ist jedoch der Erntedankumzug.
Etwa 1815 beginnt die Geschichte des Erntedankumzuge. Es gab zu dieser Zeit viele Missernten und es herrschte Hunger. Dennoch wuchs im Sommer 1817 aus dem wirklich nur noch spärlich vorhandenen Saatgut eine reiche Ente heran. Die Fürther freuten sich und feierten mit einem Erntedankumzug.
Ein Erntewagen zog zur Kirchweih durch die Stadt.
Seit dieser Zeit findet jedes Jahr ein Erntedankumzug statt. Über 90 Vereine, Spielmannszüge, Kapellen stellten 2018 einen bunten und abwechslungsreichen Umzug zusammen, der sich am Vormittag durch die Stadt bewegte.
Bisher hatte ich so etwas noch nicht gesehen. Besonders die Trachtengruppen haben es mir angetan. Es waren wirklich wunderschöne Kleider dabei. Na und die Männer mit ihren Lederhosen und den knallenden Peitschen waren mein persönliches Highlight des Umzuges.
Bei mir hat der Erntedankumzug einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Offenlegung: Im Rahmen einer Recherchereise durften wir das Kriminalmuseum, das Rathaus und die Führung durch die Altstadt kostenfrei besuchen. Der Bericht dazu ist unabhängig entstanden und beruht ausschließlich auf unseren eigenen Eindrücken.
Helma Grimm
Die romantischen Innenhöfe und der Rosengarten der Stadt laden zu einer Ruhepause ein, allerdings das Abendessen im Grüner Brauhaus auch.