Eine etwa 10 Kilometer lange Wanderung von Kleinern führte uns durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee bis nach Hemfurth am Edersee. Genau das Richtige für Naturliebhaber und Wanderer!
Nationalpark Kellerwald-Edersee
Der Nationalpark Kellerwald-Edersee liegt in Nordhessen im wunderschönen Waldecker Land. Der größte Teil des Gebietes befindet sich südlich des Edersees und umfasst in etwa die Bergregion der Ederhöhen. Das Gebiet ist stark hügelig und fast vollständig mit Wald bedeckt.
Hier findet man etwa 50 kleinere und größere Berge mit einer maximalen Höhe von etwa 626 Metern. Der höchste Punkt ist der Traddelkopf mit 626,4 Metern, der niedrigste Punkt befindet sich unterhalb der Staustufe des Affolderner Sees mit 194 Metern. Für Wanderer, die gerne durch hügeliges Gelände laufen, bietet die Region einige gut ausgeschilderte Touren in unterschiedlichen Längen an.
Im Nationalpark entspringen einige Quellen, die zu den umliegenden größeren Flüssen und Seen fließen. Die Eder und der Edersee zählen mit dem Affolderner See und den Hochspeicherbecken der Pumpspeicherwerke Waldeck zu den größten Gewässern in der Region.
Ab 1800 begann man die Region systematisch mit Buchen aufzuforsten. Zu dieser Zeit kam es durch die Bevölkerung immer wieder zu Wilderei und unerlaubtem Holzschlag in den Wäldern. Zeitweise schützten sogar Soldaten der kurfürstlichen Regierung das Waldgebiet. Besonders unnachgiebig ging der waldecksche Oberförster Karl Kruhöffer gegen die Straftaten vor. Bekannt wurde er allerdings aufgrund seiner lauten Stimme, die es ihm angeblich ermöglichte seinen Mitarbeitern über zwei Täler hinweg Anweisungen zuzubrüllen. Er erhielt von der Bevölkerung den Spitznamen „Waldböker“.
Die Ederhöhen zählten viele Jahre zu dem bevorzugten Jagdgebiet des Fürsten von Waldeck. Man hielt den Tierbestand künstlich hoch, was den Jäger erfreute, aber die Schäden durch das Wild waren bei den Bauern sehr groß. 1894 zäunte man den waldeckschen Teil der Ederhöhen daraufhin ein. 1934 erweiterte man den eingezäunten Bereich auf 47,46 km² und bis in der Zeit des Nationalsozialismus fanden dort Staatsjagden statt. Von 1963 bis 1984 war das Wildgatter Edersee offiziell ein Wildschutzgebiet.
1989 begann man Naturschutzgebiete einzurichten und nach langen Verhandlungen gelang es 2004, den Nationalpark Kellerwald-Edersee zu eröffnen.
Seit 2011 zählt das Buchenwald-Gebiet mit dem Nationalparks Hainich, dem Grumsiner Forst und Jasmund sowie dem Serrahner Teil des Müritz-Nationalparks zur UNESCO-Weltnaturerbestätte Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas.
Es geht bergauf
Unsere Wanderung startete in Kleinern und führte uns zunächst auf flachen befestigten Wegen entlang von frisch abgemähten Feldern in Richtung Wald.
Den genauen Streckenverlauf der Wanderung durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee habe ich mitgetrackt. Er kann sehr gut auf der Karte nachverfolgt und natürlich auch nachgewandert werden.
Nach einer Weile führte uns der Weg in den hügligen Waldbereich. Die Wege sind hier nun unbefestigt, etwas schmaler und zum Teil recht uneben. Von nun an ging es bergauf!
Rechts und links des Weges erstreckte sich die charakteristische Waldlandschaft des Nationalparks. Hier, auf dem recht nährstoffarmen Boden, wachsen vor allem Rotbuchen und der Boden ist nur selten mit bodendeckenden Krautschichten bedeckt. Wer an einer der Waldwiesen vorbei kommt, kann je nach Jahreszeit Arnika, Teufelskralle oder eine der über 550 Farn- und Blütenarten entdecken.
Auch die Tierwelt hat sich in den Wäldern des Nationalpark Kellerwald-Edersee im Laufe der Jahre sehr gut entwickelt. Neben den damals zu Jagdzwecken ausgesetzten Mufflons und dem Damwild kann man mit etwas Glück auch Rothirsche, Rehe und Schwarzwild sehen. Viele kleinere Tierarten wie Füchse, Marder, Iltis, Hasen, Igel, Siebenschläfer und sogar die Europäische Wildkatze sind im Nationalpark heimisch. Ich finde es besonders spannend, dass alleine 15 Feldermausarten und zahlreiche Vogelarten dort zu finden sind. So ab und zu hat man unterwegs die Vögel zwitschern hören. Leider kann ich die Vogelstimmen nicht den passenden Tieren zuordnen, es sollen aber etwa 75 Brutvogelarten im Nationalpark vorkommen.
Mir hat der zum Teil recht steil ansteigende Weg sehr gut gefallen. Da es gerade geregnet hatte, roch es frisch und feucht. Der Boden war zwar ab und zu etwas matschig, aber trotzdem sehr gut begehbar. Leider hatte ich kein Handtuch dabei, sonst hätte ich das Kneippbecken am Wegrand sicherlich ausprobiert.
Aussichtspunkt über den Nationalpark Kellerwald-Edersee
Nach einer Weile erreichten wir das erste Hochspeicherbecken des Pumpenspeicherwerkes Waldeck, das im Gebiet des Nationalparks liegt. Dieses befindet sich auf dem Peterskopf, einem Berg mit einer Höhe von 506,6 Metern Höhe.
Das Wasser, was dort gespeichert wird, dient zur Stromgewinnung. Durch riesige Röhren stürzt es zu den Turbinen in den Pumpspeicherkraftwerken und wird über technische Verfahren in Energie umgewandelt.
Etwas oberhalb des Wasserbeckens befindet sich eine Aussichtsplattform, von der man einen tollen Ausblick über den Nationalpark Kellerwald-Edersee hat. Bei gutem Wetter soll die Aussicht sehr gut sein. Wir hatten regnerisches und leicht diesiges Wetter, konnten aber trotzdem recht weit gucken. Glücklicherweise hat man eine Hinweisplatte angebracht, die mit ihren Angaben etwas bei der Orientierung hilft.
Mich beeindruckt der Blick auf den Affolderner See, ein etwa 1,65 km² großer Stausee, sehr. Dieser ist das untere künstlich angelegte Becken für das Pumpspeicherkraftwerk und dient auch als Hochwasserrückhalte- und -ausgleichsbecken für Eder, Edersee, Fulda, Weser und Mittellandkanal sowie als Speicherbecken für das „Laufwasserkraftwerk Affoldern“. Nachdem der ursprünglich 1929 geschaffene Stausee mehrfach erweitert wurde, kann er heute 7,6 Mio m³ Wasser aufnehmen.
Der See gehört zum Nationalpark und ist Vogelschutz- und Angelgebiet. Hier rasten und brüten zahlreiche Zugvögel. Da der See aufgrund des Wasserkraftwerks nie ganz zufriert, findet man sogar Zugvögel, die dort überwintern.
Geht man von der Aussichtsplattform an dem kleinen Speicherbecken vorbei, gelangt man zu einer Hütte. Hier befindet sich die Wanderstation am Peterskopf. Diese hat den Namen “Waldbölker” und erinnert an den bereits erwähnten Oberförster, der sich lautstark mit seinen Kollegen verständigte. In der von Ostern bis Oktober (Dienstag – Sonntag 11-17 Uhr) geöffneten Hütte können müde Wanderer einkehren, um etwas zu trinken und zu essen.
Nur wenige Schritte von der Hütte entfernt befindet sich die Bergstation der Standseilbahn. Wer nicht gerne bergauf laufen möchte, kann mit der Bahn bequem nach oben fahren und so in wenigen Schritten die Aussichtsplattform erreichen.
Die Talstation der Peterskopfbahn befindet sich am Westende des Affolderner Sees bei Hemfurth. Sie ist zeitgleich (1929) zu den Staubecken auf dem Petersberg erbaut worden. Anfangs nutzte man die Bahnstrecke für den Transport von Material und Arbeitern. Man hat wohl auch Teile der riesigen Rohre, die direkt neben der Bahnstrecke verlaufen, damit transportiert. Seit 1983 wird die Bahn für touristische Zwecke genutzt. Die Fahrt dauert etwa 10 Minuten und es werden 290 Meter Höhenunterschied auf einer Strecke von 917 Metern überwunden.
Die aktuellen Tarife und Fahrzeiten kann man auf der Webseite des Anbieters erfahren.
Es geht bergab nach Hemfurth
Von der Bahnstation ging unsere Wanderung von nun an nur noch bergab. Anfangs noch auf etwas breiteren Wegen, ging es schnell zurück in das wunderschöne Waldgebiet des Nationalparks Kellerwald-Edersee.
Hier folgten wir eine Weile einem Teilabschnitt des Urwaldsteigs Edersee. Diese 68 Kilometer lange ausgeschilderte Wanderroute verläuft rund um den Edersee. Der Weg ist eng, sehr naturbelassen, uneben und an einigen Stellen war es etwas steiler, so dass man gut aufpassen sollte wohin man tritt.
Mir gefällt dieser Abschnitt der Wanderung ausgesprochen gut. Zwischen den Bäumen auf dem weichen Waldboden zu laufen, dabei die frische Luft zu atmen und in die Stille des Waldes zu lauschen – was für eine traumhafte Auszeit in der Natur.
Der letzte Abschnitt der Wanderung führte entlang der Straße bis nach Hemfurth zum Ufer des Edersees, wo unsere Wanderung nach etwa 10 Kilometern endete.
Die Wanderung war ein Programmpunkt des Blogwärts Retreat, dass von Antje Zimmermann und den Maritim Hotels organisiert wurde.
Grimm
Hallo Susanne
Bei deiner Schilderung riecht man förmlich die frische und feuchte Waldluft. Wer kann, sollte sich auf den Weg machen.
Helma