Nur etwa 9 Kilometer von Idar-Oberstein entfernt liegt der Ort Fischbach. Hier im südlichen Hunsrück befindet sich das Historische Kupferbergwerk Fischbach, ds man das ganze Jahr über besichtigen kann.
Im EdelSteinLand gibt es nicht nur Edelsteine, sondern auch Kupfervorkommen. Dieses wurde über viele Jahre in Fischbach in einem Bergwerk im Hosenbachtal abgebaut.
Ein Blick zurück
Es gibt eine urkundliche Erwähnung (1461) in der zu lesen ist, dass bereits seit 1400 im Hosenbachtal Kupfer gewonnen wurde. Zu dieser Zeit existierte eine Territorialgrenze, die direkt über den Hosenberg verlief. Dem Sponheimer Grafen und den Wild- und Rheingrafen der Kyrburg bei Kirn gehörten Teile des Gebietes und somit auch die Bodenschätze. 1473 vereinbarten sie, die Einnahmen aus dem Bergbau zu gleichen Teilen aufzuteilen und auch gemeinsam Arbeitskräfte in das Bergwerk zu entsenden. Beide Besitzer setzten einen gemeinsamen Bergverwalter ein, der für die Überwachung des Betriebes zuständig war.
Im 16. Jahrhundert sollen etwa 200-300 Bergleute in der Grube gearbeitet haben. Viele von ihnen waren Zuwanderer aus anderen Bergbaugebieten zum Beispiel aus Sachsen oder dem Elsass.
Zu Beginn des Bergbaus in der Region waren noch die Landesherren für den Betrieb des Bergwerks zuständig. Ab 1461 gaben diese die Aufgabe in Privathände. Sie versprachen sich so eine Verbesserung bei Investionen in den Betrieb und die damit verbundene Ertragssteigerung. Johann von Rendsdorf und Hermann Smelt, zwei Fachleute, übernahmen die Gruben im Hosenbachtal und die Schmelzhütten in Allenbach und Fischbach. Das von ihnen geförderte Kupfererz ist zum Beispiel in Belgien weiterverarbeitet worden.
1572 wechselten die Besitzverhältnisse der Fischbacher Bergwerke. Obwohl die Betreiber sich im Bereich Bergbau und Kupferverhüttung auskannten, traf der langsame Untergang des europäischen Bergbaus auch Fischbach. Ein herber Schlag für die Region, lebten doch etwa 2500-3000 Menschen direkt oder indirekt vom Bergbau. Der Kupferbergbau war mit der größte wirtschaftliche Faktor der Region.
1624 beschlossen die Betreiber des Bergwerks den Betrieb einzustellen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1697, nahmen sie in einem Teil der Minen den Betrieb wieder auf.
Ab 1730 erlebte der Bergbau in Fischbach für einige Jahre einen Aufschwung. Vermutlich lag dieses auch an der nun eingesetzten Sprengtechnik, die einen schnelleren Erzabbau möglich machte. Leider hielt der Aufschwung nicht sehr lange an. Schon 1765 begannen die erwirtschafteten Gewinne weniger zu werden. Obwohl der Betrieb jährlich gut 130 Zentner Kupfer förderte, entschlossen sich die Betreiber 1792 zur Einstellung des Betriebes.
Willkommen im Besucherbergwerk
Im Jahr 1975 ist die ehemalige Grube im Hosenbachtal als Besucherbergwerk wiedereröffnet worden. Etwa 11 Jahre später konnte dann die rekonstruierte Kupferschmelze den Besuchern gezeigt werden.
Heute werden das ganze Jahr über regelmäßige Führungen angeboten, die die Geschichte des Bergwerks, Arbeitsweisen und Bergwerkstraditionen beleuchten und so einen Einblick in den mittelalterlichen Bergbau bieten.
Der Besuchereingang in das Bergwerk befindet sich oberhalb des Informationszentrums. Man erreicht ihn zu Fuß in 5-10 Minuten. Während wir dem ansteigenden Weg hinauf folgten, fiel mir die Markierung auf dem Boden auf. Das Logo des Bergbaus auf die Straße gesprüht wies uns den Weg bis zum Eingang in den Berg.
Bevor wir den Gang in den Berg betreten durften, mussten wir einen Helm aufsetzten. Einige der Gänge sind etwas niedriger und der Kopf wird so geschützt. Wer im Sommer das Historische Kupferbergwerk Fischbach betritt, sollte auch eine Jacke mitnehmen. Im Inneren ist es das ganze Jahr über recht kühl.
Besuch im Historischen Kupferbergwerk Fischbach
Die Tür zum Bergwerk öffnete sich und über einen leicht abschüssigen Weg gelangten wir in das Innere des Berges. Die Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute, wachte über unseren Einstieg in das Bergwerk.
Es ist schummrig, nur wenig Licht erhellte den engen Gang. Umso größer war die Überraschung, als wir in eine große Weitung im Berg gelangten. Ein großer künstlich geschaffener Raum von 135 Metern Länge, 30 Metern Breite und erstaunlichen 35 Metern Höhe öffnet sich vor uns. Was für ein Raum, kaum vorstellbar, dass dieser von den Bergleuten geschaffen worden ist.
Die Weitung ist der ideale Ort, um mehr über den Bergbau im Fischbacher Bergwerk zu erfahren. Hier erkennt man zum Beispiel im Felsen die unterschiedlichen Abbauprozesse. Anfangs führten die Bergleute den Vortrieb mit Schlägel und Eisen durch. Ein mühsames Verfahren, bei dem das Eisen durch Hammerschläge Stück für Stück in den Felsen getrieben wurde, bis er schließlich abplatzte. Sehr schnell kamen die Bergleute so nicht vorwärts. Bei mittelfestem Gestein schaffte ein Arbeiter in etwa 5-10 Zentimeter Vortrieb pro 12-Stunden-Schicht.
In Fischbach haben die Bergarbeiter, wie sich durch Spuren im Gestein nachweisen lässt, auch Keilhauen eingesetzt. Mit der Keilhaue konnte ein vertikaler Schlitz im Gestein oder Erz hergestellt werden. Die Arbeiter setzten immer mehrere Schlitze in gleichmäßigen Abständen, die das Gestein schwächten. Durch geschickten Einsatz von Hebeln konnte sie schließlich größere Flächen lösen.
In einem anderen Bereich der riesigen Höhle befinden sich Spuren im Gestein, die eindeutig darauf hinweisen, dass hier mit Sprengungen gearbeitet worden ist. Aus Unterlagen ist bekannt, dass in diesem Bergwerk ab 1750 mit diesem Verfahren Erz abgebaut worden ist. Das Schwarzpulver füllte der Sprengmeister in Bohrlöcher, die über mehrere Stunden per Hand in den Felsen gehauen worden waren. Mit Hilfe dieses Verfahrens kam der Vortrieb im Bergwerk natürlich viel schneller voran.
Während ich etwas über die Abbaumethoden erfahre, erstaunt es mich, was hier im Laufe der Zeit entstanden ist. Der Weitungsbau hat verschiedene Stockwerke, die während der Führung über Treppen erreichbar sind. Ab und zu steht ein Steinpfeiler in der Höhle und gibt dem ganzen etwas Stabilität. Weitere Gänge führen in nicht öffentlich zugängliche Bereiche. In einen dieser Bereiche kann man einen Blick werfen. Hier lagern große Käselaibe. Die Luftfeuchtigkeit und die sehr gleichmäßige Temperatur ermöglichen einen guten Reifungsprozess. Den Käse kann man im Shop des Historischen Kupferbergwerks Fischbach kaufen.
Während des Rundganges betrachte ich immer wieder das Gestein und frage mich, wie hier die Bergleute das Kupfer gefunden haben. Damals war das Licht noch schummriger als heute. Jetzt kann man ab und zu Gesteinsverfärbungen erkennen, die auf einen Metalleinschluss hinweisen könnten. Das war damals mit Sicherheit nicht so.
Etwas Besonderes ist der Wasserfall mitten in der Weitung. Wer im heißen trockenen Sommer das Historische Bergwerk Fischbach besucht, könnte Pech haben, denn dann trocknet der Wasserfall aus. In der regenreichen Zeit und zur Schneeschmelze rauscht das Wasser dafür umso kräftiger in die Tiefe. Es soll manchmal sogar so laut werden, dass man sein eigenes Wort nicht versteht.
Rekonstruierte Kupferschmelze
Besonders gespannt war ich auf den Bereich im Historischen Kupferbergwerk Fischbach, in dem wir einen Einblick in die Verhüttung des Kupfererzes erhalten sollten. Der Eingang hierzu befindet sich direkt neben dem Informationszentrum des Besucherbergwerkes.
Als sich das große Holztor öffnete, konnten wir einen kleinen Hof betreten, in dem die verschiedenen Stationen der Verarbeitung aufgebaut sind. Anhand dieser Maschinen wurde uns nun der Arbeitsablauf erklärt.
Durch einen Stollen im Berg gelangte das erzhaltige Gestein zur Erzhütte. Im ersten Schritt begannen die Arbeiter mit der Erzaufbereitung. Dazu kam das Erz in das Pochwerk. Eine beeindruckende Maschine, die mit Hilfe eines großen Wasserrads betrieben wurde. Große schwere Pochstempel heben und senken sich. Mit einem lauten Knall landen sie dabei auf dem Gestein und zertrümmern es. Obwohl wir nur ein Pochwerk in Aktion erlebten, war ich sehr beeindruckt. Nicht nur der Krach, sondern auch die Vibrationen waren deutlich zu spüren. Wie muss sich das erst angefühlt haben, wenn mehrere dieser Maschinen gleichzeitig gearbeitet haben.
Im nächsten Arbeitsschritt wird das schwerere Erz von dem leichten Gestein getrennt. Dazu ließ man die zertrümmerte Masse mit viel Wasser durch eine Waschstraße fließen. Dabei wird das leichte Gestein weggeschwemmt und ein kupferhaltiger Schlick bleibt übrig. Dieser wird getrocknet und dann zur Schmelzhütte gebracht.
Das Kupfererz aus der Mine in Fischbach ist sehr schwefelhaltig. Die Arbeiter erhitzten es in Röstöfen im Holzfeuer. Riesige Blasebälge, die auch mit Hilfe des Wasserrades in Betrieb gehalten wurden, hielten das Feuer am Laufen. So konnte der Schwefel als Schwefeldioxid entweichen. Nun war das Erz für die nächsten Verarbeitungsschritte aufbereitet.
Ein beeindruckender Prozess, den man uns sehr ausführlich erklärte und vorstellte. Uns hat der Besuch im Historischen Kupferbergwerk Fischbach sehr gut gefallen und ich habe viel über den mittelalterlichen Bergbau gelernt.
Wanderung auf dem Traumschleifchen „Fischbacher Kupferspuren“
Zum Abschluss unseres Besuches im Historischen Kupferbergwerk Fischbach zog es uns noch auf eine kleine Wanderung, die sich auch mit dem Thema Kupferbergbau beschäftigt. Direkt am Besucherparkplatz startet das Traumschleifchen „Fischbacher Kupferspuren“, ein etwa 4,0 Kilometer langer Rundweg.
Der Wanderweg verläuft auf naturbelassenen Wegen und ist in etwa 2 Stunden gut zu meistern. An dem Weg befinden sich 12 Stationstafeln, die den Leser über den Kupferbergbau in der Region informieren. Die Fledermaus „Kupfi-Maus“ und der Geist „Geisti“ begleiten den Weg und erklären das Thema kindgerecht.
Ich fand es an einigen Stationen sehr spannend, die beschriebenen Orte etwas abseits vom Weg zu entdecken. So folgten wir zum Beispiel einem Trampelpfad, der uns etwas bergauf zu einem alten Stolleneingang führte. Dieser ist aus Sicherheitsgründen natürlich verschlossen, man kann aber trotzdem in den Gang gucken. Erstaunlich, wie eng die Gänge teilweise waren, durch die die Bergleute zu ihrer Arbeit gelangten.
An einem anderen Punkt der Wanderstrecke entdeckten wir Tafeln, die uns über die Vegetation des Gebietes aufklärten. Ich finde es immer wieder toll, wenn wir auf Wanderrouten auch etwas über die Region erfahren.
Die Wanderung ist gut ausgeschildert und hat uns sehr gefallen. Gerade im Winter, wir waren im Januar im EdelSteinLand, waren wir ganz alleine auf dem Traumschleifchen unterwegs. Es war ruhig, erholsam und durch die Hinweistafeln war es uns möglich, das gerade im Bergwerk gehörte noch einmal nachzulesen.
Zum Abschluss ein Bier!
Zurück an unserem Ausgangspunkt konnten wir mit einem Bier aus der Region auf den tollen Tag anstoßen.
Adresse:
Hosenbachstraße 17
55743 Fischbach/Nahe
Öffnungszeiten:
01.03. bis 31.10.
täglich: 10 – ca. 17:00 Uhr
01.11. bis 28.02.
täglich: 10 – ca. 14:30 Uhr
Geschlossen: 24.12. und 25.12.
Historische Kupferbergwerk Fischbach – Führungen:
Die Führung dauert etwa 60 Minuten. Bitte vorab bitte einen Termin buchen. Die genauen Zeiten findet man auf der Webseite des Besucherbergwerks
Bitte 20 Minuten vor der Führung an der Kasse des Besucherbergwerks eintreffen. Von dort benötigt man noch etwa 5-10 Minuten bergauf zu Fuß zum Eingang des Stollen.
Der barrierefreie Erbstollen ist nur in den Sommermonaten geöffnet. Im Winter leben dort Fledermäuse. Hier werden auf Anfrage Führungen angeboten, die aber nicht in den Hauptstollen führen.
Der Besuch im Historischen Kupferbergwerk Fischbach war ein Programmpunkt einer Recherchereise ins EdelSteinLand.
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