Sayn ist ein Stadtteil von Bensdorf und liegt knapp 12 Kilometer von Koblenz entfernt. Einen Tagesausflug nach Sayn sollte man bei einem Besuch am Romantischen Rhein auf jeden Fall einplanen.
Schloss Sayn
Am Fuß des Burgbergs der heute verfallenen Burg Sayn, dem ehemaligen Stammsitz der Grafen von Sayn, steht das Schloss Sayn. Im 14. Jahrhundert war zunächst ein mittelalterlicher Burgmannshof für die Herren von Reiffenberg dort erbaut worden.
Die Familiengeschichte des Adelsgeschlechts find ich ehrlich gesagt sehr kompliziert, aber aus Sayn wird Sayn-Wittgenstein, Sayn-Wittgenstein-Sayn,… 1753 fiel das Haus dann durch Heirat an den Freiherren Boos von Waldeck, der es zu einem barocken Herrenhaus umbauten ließen.
Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn kehrte mit seiner russischen Gemahlin, Fürstin Leonilla Barjatinsky, 1848 aus Russland wieder in die alte Heimat der Familie zurück. Er kaufte das Anwesen von dem damaligen Koblenzer Landrat Graf Clemens Boos von Waldeck und beauftragte einen französischen Architekten das Haus zu einem neugotischen Schloss umzubauen. Um 1860 errichtete man am Ostende eine Kapelle nach dem Vorbild der Sainte-Chapelle.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss so stark beschädigt, dass es unbewohnbar war. Es verfiel und nur die Kapelle und die darunter liegenden Krypta als Grablege des Sayner Fürstenhauses blieb fast unbeschädigt erhalten.
In den 1990er plante Alexander Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, der heutige Schlossherr, den Wiederaufbau. Seit 2000 erstrahlt das Schloss wieder im alten Glanz in Sayn.
Schlossmuseum
Gut 1000 m² waren nach dem Auszug des Rheinischen Eisenkunstguss-Museums aus den Schloss Sayn frei geworden. Genug Raum, um das Neue Museum im Schloss Sayn zu gestalten. Fürstin Gabriela und Fürst Alexander zu Sayn-Wittgenstein-Sayn zeigen in dem Museum eine gelungene Ausstellung zur Familiengeschichte.
Als wir im Schloss eintrafen, begrüßten uns die Fürstin und der Fürst, um uns die Geschichte des Hauses persönlich zu erzählen. Anschließend führte die Fürstin uns durch die Ausstellung und zugegeben, das machte den Besuch wirklich einmalig. Geht man alleine oder mit der „DigiWalk“ App durch die Ausstellung kann man viel erfahren, aber bei diesem Rundgang erzählte die Fürstin viel, was nicht nachzulesen ist.
Hauptthemen der Ausstellung sind die Fürstinnen Leonilla (1816–1918) und Marianne (Mutter des Fürstens).
Fürstin Leonilla und ihr Leben werden in der Ausstellung liebevoll präsentiert. Besonders beeindruckend fand ich ihre Brautkleider.
Von der Fürstin Marianne, einer begeisterte Fotografin, kann man wunderschöne Aufnahmen entdecken. Besonders interessant sind dabei die Fotografien, die zum Beispiel beim großen Hobby der Familie, dem Motorsport entstanden sind oder die Bilder zahlreicher prominenter Freunde der Familie.
Mit einem Blick in die Schlosskapelle beendeten wir unseren Rundgang durch das Schloss. Die Kapelle ist speziell für die Aufbewahrung der kostbaren Armreliquie der Hl. Elisabeth erbaut worden. Besonders schön finde ich die textilen Wandbehänge, die den Raum sehr „warm“ wirken lassen.
Vom Schloss ist es nur ein kurzer Fußweg, der uns in den Schlosspak führte.
Garten der Schmetterlinge im Schlosspark
Nachdem das Schloss Mitte des 19.Jahrhunderts umgebaut war, beschloss man, auch die etwa 7 ha große Gartenanlage vor dem Schloss umzugestalten. Seltene Bäume wurden gepflanzt und ein Schlossweiher mit Fontaine angelegt.
1987 entstand ein Schmetterlingshaus. Fürstin Gabriela zu Sayn-Wittgenstein-Sayn schuf in zwei Glaspavillons einen Garten der Schmetterlinge, der heute zahlreiche Besucher begeistert. Um das Schmetterlingshaus ist im Laufe der Jahre ein Lehrpfad entstanden. Hier werden verschiedene Lebensräume für Kleintiere vorgestellt.
Bevor man in den Schmetterlingsgarten geht, durchquert man kleine angelegte Gärten. Im Kräutergarten kann man die bekanntesten heimischen und mediterranen Küchenkräuter entdecken.
Ist man im Haus durch eine kleine Schleuse getreten, steht man in einem kleinen Paradise. Es blühen tropische Pflanzen und ein angelegter Weg führt einen unter Palmen durch den Garten. Der Weg ist barrierefrei und zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein.
Um den Besucher flattern unzählige bunte Schmetterlinge und man muss wirklich sehr aufpassen und auch auf den Weg und nicht nur in die Luft schauen. Es kann passieren, dass Zwergwachteln mit ihren Küken vorbei huschen, eine Schildkröte mitten auf dem Weg Pause macht oder bunte Finken umher hüpfen.
Von März bis November flattern zahlreiche unterschiedliche Schmetterlinge durch die Glaspavillons. Bewegt man sich langsam, lassen sie sich auf den Blättern der Pflanzen oder an einer der zahlreichen Futterstationen nieder. Dann kann man die wunderschönen Tiere in aller Ruhe beobachten.
Adresse:
Schloßstraße 100
56170 Bendorf
Parkplatz des Gartens der Schmetterlinge Schloss Sayn:
Koblenz-Olper-Straße 159
56170 Bendorf
Öffnungszeiten:
März bis Ende September: 10-18 Uhr
Oktober: 10-17 Uhr
November: 10-16 Uhr
Museum
zusätzlich Adventwochenenden und 26./27.12. von 11-17 Uhr
Eintrittspreise:
Garten der Schmetterlinge und Neues Museum Schloss Sayn
Erwachsene 12,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten. Die Eintrittskarte kann an unterschiedlichen Tagen während einer Saison genutzt werden.
Sayner Hütte
Nicht weit vom Schmetterlingsgarten entfernt liegt die Sayner Hütte, ein ehemaliges Hüttenwerk.
In den Jahren 1769–1770 errichtete man in Sayn im Auftrag des damaligen Trierer Kurfürsten eine Eisengießerei mit Hochöfen und Hammer. Von 1815 bis 1865 war die Sayner Hütte in preußischem Besitz und entwickelte sich in dieser Zeit zu einer der bedeuteten Hütten für Eisenkunstguss.
Neben dem Hüttengebäude mit den Hochöfen gab es noch ein Formhaus, ein Hammergebäude mit zwei Hämmern, ein Hammergebäude mit Hammer und Reckhammer, Lagergebäude und ein Wohnhaus. Um 1828 entstand eine neue Gießhalle mit Hochofen. Diese ist bis heute erhalten und kann besichtigt werden. Nachdem 1865 Alfred Krupp die Sayner Hütte übernommen hatte, gab es zunächst noch einige Erweiterungen auf dem Gelände, doch schon 1878 legte er die Hochofen still. 1926 stellte man den Betrieb entgültig ein. Seit 2004 ist die Stadt Benzdorf Besitzerin des Geländes und hat mit dem Freundeskreis Sayner Hütte e.V. ein neues Nutzungskonzept erarbeitet.
Ein Blick in die Sayner Hütte
Die sogenannte Krupp’sche Halle ist der Eingang zum Gelände der Sayner Hütte. Dieses Gebäude hat man um 1908/1909 errichtete. Es diente der maschinellen Bearbeitung der Eisengussstücke, der Herstellung und Bearbeitung von Eisen- und Stahl-Endprodukten.
Seit 2017 befindet sich hier ein Ausstellungs- und Veranstaltungssaal. Im Eingangsbereich steht ein Modell des Hüttengeländes, mit dessen Hilfe man sich sehr gut orientieren kann. Sehr gut gefallen hat mir die Slideshow, die die verschiedene Bauphasen und die Entwicklung des Geländes gut veranschaulicht. In einer Ausstellung erhält man einen inhaltlichen Überblick zum Thema Sayner Hütte.
Gießhalle
Von 1828-1830 entstand in Sayn eine architektonisch beeindruckende Gießhalle. Für den Bau hat man vorgefertigte gusseiserne Elemente verwendet und eine Halle von 24×29 Metern erschaffen. Später hat man dies auf über 43 Meter erweitert.
Ein bißchen gleicht der Bau dem Kirchenbau einer dreischiffigen Basilika, nur dass er aus Stahl und nicht aus Stein errichtet worden ist. Der Mittelbau ist etwas erhöht, es gibt über 6 Meter hohe Säulen mit dorischen Kapitellen und in der „Apsis“ steht der Hochofen. Der vordere Abschluss der Halle ist durch eine Glaswand geprägt, die mit Eisenrippen und Spitzbögen unterteilt ist. Ein wunderschöner Anblick, der die Gießhalle bis heute zu einem einmaligen Gebäude werden lässt.
Zu der Zeit, als hier noch Eisen bearbeitet wurde, waren etwa 170 Arbeiter in der Sayner Hütte beschäftigt. Besonders spannend finde ich, dass alle Maschinen des Werks durch Wasserkraft betrieben worden sind.
In der Gießhalle wird in regelmäßigen Abständen eine mediale „Hochofen-Inzenierung“ abgespielt. Diese zeigt die Arbeit in der Gießhalle. Leider war unser Aufenthalt zu kurz, um die Inzenierung erleben zu können. Ich hätte gerne erlebt, wie das Projekt umgesetzt worden ist.
Empfehlen kann ich den Besuch auf der Plattform am Hochofen. Über einen Fahrstuhl oder einige Stufen gelangt man hoch über die Halle und kann die beeindruckende Dachkonstruktion und die Größe der Halle bewundern.
Heute ist das Industriedenkmal ein Museum und Veranstaltungshalle. Die aktuellen Veranstaltungen erfährt man auf der Webseite der Sayner Hütte.
Adresse:
In d. Sayner Hütte 4
56170 Bendorf
Öffnungszeiten
April – Mitte Oktober
täglich 10-18 Uhr
Eintrittspreise
Erwachsene: 6,- €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch in Sayn war ein Programmpunkt einer Bloggerreise. Der Beitrag ist unabhängi zum Bericht entstanden.
Weitere Einblicke zum Schloss Sayn hat Eva auf ihrem Blog beschrieben. Antje hat einen tollen Beitrag zum Schmetterlingsgarten veröffentlicht.
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