Wer hätte das gewusst, am Rhein befindet sich der höchste Kaltwasser Geysir der Welt. Ganz in der Nähe des beschaulichen Ortes Andernach kann man diesen Geysir von Ende März bis Ende Oktober besichtigen.
Es war um 1903, als man im alten Rheinarm Blasen aufsteigen sah. Man entschloss sich, auf der Namedyer Halbinsel Bohrungen vorzunehmen, mit der Hoffnung, Kohlesäurevorkommen für die Gewinnung von Kohlendioxid für Mineralwasser zu finden. 343 Meter bohrte man in das Gestein und „erweckte“ den Kaltwasser Geysir dadurch zum Leben. Mit einer gewaltigen Eruption schoss das Wasser 40 Meter in die Höhe.
Man nannte diesen Geysir Namdeyer Sprudel. Das Wasser, dass dort ausgestoßen wurde, füllte man ab und nutzte es kommerziell und touristisch. Schnell entwickelte sich der Namdeyer Sprudel zum Wahrzeichen des Namedyer Werths.
1957 setzte man aufgrund zahlreicher Schäden die Anlage außer Betrieb. Als dann die nahegelegene Bundesstraße ausgebaut wurde, verschloß man das Bohrloch 1967 mit einem Schieber. So blieb der Geysir viele Jahre verschlossen.
1990 übernahm die Stadt Andernach die Halbinsel und nun plante man, trotz der strengen Naturschutzauflagen, den Geysir touristisch zu vermarkten. 2001 bohrte man ein neues Loch und auch aus diesem sprudelte sofort eine hohe Fontaine empor. Erneut verschloss man das Bohrloch mit einen Schieber.
Es dauerte einige Jahre, bis die Stadt und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland eine Einigung fanden, unter welchen Bedingungen der Geysir im Naturschutzgebiet touristisch genutzt werden konnte.
Anfangs fanden nur wenige geführte Touren in der Sommersaison statt. 2009 eröffnete das Erlebniszentrum Geysir Andernach und seit dieser Zeit werden regelmäßige Touren mit dem Schiff zum höchsten Kaltwasser – Geysir der Welt angeboten. Noch heute wird das Bohrloch, sobald keine Besichtigungstouren stattfinden mit einem Schieber verschlossen.
Warum sprudelt der Geysir am Rhein?
In dem Gebiet der Eifel gab es einmal Vulkane. Bedingt durch geologische Störungen im Gestein wird hier das Aufsteigen von Kohlendioxiden aus tief liegenden Magmakammern möglich.
Der Geysir bei Andernach am Rhein ist durch ein 350 Meter tiefes Bohrloch entstanden. In dieses Bohrloch fließt Kohlendioxid gesättigtes Wasser. Langsam füllt sich das Bohrloch mit dem Wasser, bis das Ende schließlich erreicht ist. Das Wasser drückt mit etwa 35 bar auf das unten liegende Wasser. Das Wasser beginnt auszugasen und setzt CO2 frei. Die Gasbläschen steigen auf und dehnen sich immer weiter aus. Nun passiert ein ganz normaler physikalischer Vorgang. In der räumlich begrenzten Röhre strömt Wasser von unten hinein und gleichzeitig dehnen sich die Gasbläschen immer weiter aus. Der Platz reicht nicht mehr aus und das Bohrloch beginnt überzulaufen. Der Vorgang endet aber nicht, sondern die Gasbläschen nehmen nach uns nach immer mehr Platz im Bohrloch ein. Sie können sich nur nach oben ausdehnen und befördern die gesamte Wassermenge im Bohrloch hinaus. Man sagt dazu der Geysir springt.
Etwa acht Minuten dauert die Eruption und wenn kein Wind ist, schießt das Wasser etwa 60 Meter in die Höhe. Dann ist etwa 2 Stunden Ruhe und der Vorgang beginnt erneut.
Da in Andernach kein durch das heiße Magma erwärmtes Wasser sprudelt, sondern kaltes Wasser entweicht, handelt es sich um den höchsten Kaltwasser Geysir der Welt.
Soweit zur Theorie – ob das in der Praxis wirklich so ist, habe ich bei einem Besuch vor Ort live miterlebt.
Besuch am höchsten Kaltwasser Geysir der Welt
Den Geysir kann man nicht einfach so besuchen. Man erreicht ihn nur mit dem Schiff. Im Erlebniszentrum Geysir Andernach kann man die Eintrittskarten kaufen. Diese berechtigen einen, auch das Museum und die Filmvorführung zu besuchen. Dieses sollte man möglichst vor dem Besuch des Geysirs einplanen, da hier die Geschichte und die Funktionsweise des Geysirs genau erklärt wird. Wenn man sich alles ganz genau angucken möchte, sollte man bestimmt eine Stunde für den Besuch im Geysir-Museum einplanen.
Das Erlebniszentrum Geysir Andernach befindet sich direkt am Ufer des Rheins und das Schiff, das einen zum Geysir bringt, fährt pünktlich am Ufer ab. Die Abfahrtszeiten sind so festgelegt, dass man rechtzeitig zum Ausbruch des größten Kaltwasser-Geysirs der Welt vor Ort ist.
Das Schiff ist groß und man kann drinnen und draußen sitzen. Auch wenn es recht frisch war, habe ich die Fahrt draussen sehr genossen. Der Rhein ist wunderschön und auch wenn die Fahrt recht kurz ist, kann man am Ufer viel entdecken.
Nach einer Weile legt das Schiff an einem Anleger an. Die Ausbruchstelle ist etwa 250 m vom Anlegesteg entfernt und man geht über einen gut befestigten und eben Weg. Die gesamte Gruppe, die auf dem Schiff angekommen ist, wird durch das Naturschutzgebiet zur Ausbruchsstelle und später auch wieder zurück geführt.
Und wirklich, kaum stand man um die Ausbruchsstelle gab es ein dumpfes Geräusch und der Geysir schoss in die Höhe. Die Fotoapparate klickten, Videos wurden gedreht und der Guide erklärte, was gerade passierte. Was für ein Schauspiel! Ich war wirklich sehr beeindruckt, mit welcher Naturgewalt das Wasser in die Höhe schoss.
Je nachdem wo man stand, sprühte ein leichter Tropfenflug zu einem herüber und das Wasser sammelte sich in großen Pfützen auf der umgebenden Wiese. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Fontaine langsam kleiner wurde. Immer wieder schoss sie noch einmal etwas in die Höhe, bis sie dann nach 8 Minuten versiegte.
Der Guide forderte zum Gehen auf, das Schiff wollte pünktlich ablegen, um rechtzeitig zum nächsten Ausbruch wieder zurück sein zu können.
Insgesamt dauert die Fahrt mit dem Schiff und der Besuch beim Geysir etwa 1,5 Stunden.
Adresse
Geysir-Zentrum Andernach
Konrad-Adenauer-Allee 40
56626 Andernach
Öffnungszeiten:
Ende März – 31.Oktober
täglich 9-17:30 Uhr
November – Ende März:
Winterpause
Abfahrtzeiten Schiff:
11.15 Uhr, 13.05 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr
Eintrittspreise:
Geysirzentrum, Schifffahrt, Besuch am Geysir
Erwachsene: 18,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Weitere Informationen:
In der Konrad-Adenauer-Allee gibt es einen städtischen Parkplatz. Samstags bis Montag um 9 Uhr kann man dort kostenfrei parken.
Nein, das ist nicht möglich.
Die Schifffahrt und der Besuch beim Geysir dauern etwas 1,5 Stunden.
Nein. Im Geysirzentrum und am Geysir sind nur Assistenzhunde erlaubt.
Die Einrichtung ist in allen Bereichen (Schiff und Geysir-Gelände) barrierefrei zertifiziert in Stufe 2 für Menschen mit Gehbehinderungen. (Eine Begleitperson wird empfohlen.)
Der Besuch des Geysirs war ein Programmpunkt einer Bloggerreise zu Rhein.
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