Auf einem 160 Meter hohen Schieferkegel steht, hoch über der kleinen Stadt Braubach am Romantischen Rhein, die Marksburg. Die Höhenburg aus den 12.Jahrhundert ist die einzige mittelalterliche Burg am Mittelrhein, die nie vollkommen zerstört wurde.
Zwischen Bingen und Koblenz standen einst unzählige Burgen. Man spricht davon, dass etwa alle 2,5 Kilometer eine Burg stand. Jede dieser Burgen sicherte den Warenverkehr der Region und jeder der Burgherren verlangte dafür auch Zoll.
Viele dieser Anlagen sind durch Zerstörung (im 30-jährigen Krieg), durch die Truppen Ludwigs XIV. (pfälzischen Erbfolgekrieg von 1689) oder einfach durch Aufgabe der Nutzung nach und nach verfallen. Im 19. Jahrhundert hat man dann begonnen, die Ruinen wieder aufzubauen.
Die Marksburg ist, so wird berichtet, die einzige mittelalterliche Burg am Mittelrhein, die nie zerstört worden ist. Mit ein Grund ist sicherlich die Baugeschichte der Burg.
Blick auf die Geschichte der Marksburg
Die Burganlage ist über eine Zeitspanne vom frühen 13. Jahrhundert bis zum 18. Jahrhundert erbaut worden.
Es gibt nur noch wenige Spuren, die auf die romanische Gründungsanlage hinweisen, Es scheint nach Untersuchungen aber relativ sicher, dass die Ursprünge des Bergfrieds im 13. Jahrhundert liegen. Man hat Spuren aus der Zeit um 1238 gefunden, die den Turm mit einem quadratischen Querschnitt und mehr als 2 Metern Mauerbreite beschreiben lassen. Gerhard II. von Epstein hatte diesen an der höchsten Stelle des Burgberges errichten lassen. Er war auch dafür verantwortlich, dass der Palas (heutiger Nordbau) und der Kapellenturm errichtet worden sind.
Die, um 1300 existierende Kernburg, war von einer Ringmauer mit Zwinger umgeben. Dieser Bereich wird heute als Innerer Zwinger bezeichnet. Das damals entstandene Schartentor existiert heute auch noch.
Im Laufe der nächsten Jahrhunderte bauten die Burgherren fleißig weiter. Es entstanden Gebäudebereiche zum Wohnen und für repräsentative Zwecke, die Wehrmauer verstärkte man und fügte einen Wehrgang hinzu, den Bergfried erhöhte man …. Dabei beachteten die Bauherren natürlich auch die veränderten Ansprüche an die Verteidigungsanlagen und passten diese an die neusten Waffentechniken an.
Nach einem Brand 1705 entstand dann auf dem Fundament des ehemaligen Backhauses ein Fachwerkwohnhaus. Damit war die Bautätigkeit für gut 200 Jahre beendet. Erst 1908 stellte man den Bergfried wieder her.
Ganz unbeschadet hat die Marksburg dem Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. Es dauerte einige Jahre, bis die Burg wieder in voller Schönheit erstrahlte.
Burgbesichtigung – ein 50 Minuten dauernder geführter Rundgang
Den schönsten Blick auf die Burg hat man sicherlich vom Ufer des Rheins aus. Wir haben vor auf einem Parkplatz am Ufer angehalten, der uns einen wunderschönen Anblick auf die Marksburg ermöglichte.
Die Burg kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Von der ursprünglichen Inneneinrichtung ist nichts mehr vorhanden. Die Innenräume sind heute mit zusammengesammelten Gegenständen ausgestattet, die in das Konzept des Museumsrundganges passen und einen tollen Einblick in das Burgleben bieten.
Will man die Burganlage betreten, geht man zunächst durch das Zugbrückentor (von 1490) und einen tunnelartigen Gang, bis man hinter der ersten Mauer angekommen ist.
Am Fuchstor beginnt dann die Führung durch die Marksburg. Mit einem großen Schlüssel wird das Eingangstor geöffnet und nach dem letzten Teilnehmer wieder geschlossen. Von dort gelangt man durch den Torzwinger zu dem dritten Torgebäude und damit der dritten Schutzeinrichtung der Burg. Vom Schartentor mit seinem Wehrerker konnten angreifende Feinde von oben mit Pfeilen und Steinen bekämpft werden. Alleine diese drei recht engen Zugänge in die Burganlage bewältigen zu müssen, muss mögliche Angreifer schon abgeschreckt haben.
Bevor wir uns aber auf den Weg nach oben machten, fielen uns die Bilder der verschiedenen Wappen ins Auge. Von jedem Besitzer der Marksburg hat man hier ein Wappen aufgehängt, beginnend im 13. Jahrhundert mit den Eppsteinern bis zum Deutschen Burgenverein, dem heutigen Besitzer der Marksburg.
Dahinter wird der Weg etwas uneben und man sollte gut aufpassen, wo man hintritt. Im Mittelalter gab es noch eine Schräge ohne Treppenstufen, die in die Außenanlage der Burg führte. Da auch Pferde diesen Weg problemlos gehen konnten, nennt man diesen Weg Reitertreppen. Erst im 17. Jahrhundert hat man Stufen in den Felsen geschlagen. Aber ich finde auch diese erleichtern den Weg nicht wirklich.
Nachdem wir die Pferdetreppe / Schräge erklommen hatten, führte man uns weiter zur Großen Batterie. Diese Geschützstellung ist zum Rhein ausgerichtet. Die dort ausgestellten Kanonen stammen aus der Zeit Napoleons. Ihre Reichweite reichte aus, um die gesamte Breite des Rheintal abzusichern.
Um die Burg verläuft eine Zwingeranlage. Dort hat man einen kleinen Botanischen Garten angelegt, der viele mittelalterliche Nutz- und Zierpflanzen zeigt. In dem kleinen Zauber- und Hexenpflanzengarten findet man je nach Saison zum Beispiel Liebstöckl, Pestwurz oder Bilsenkraut. Mich reizt es aber hier viel mehr, über die Mauer zu gucken. Unter der Burg liegt der Rhein und wenn ich gekonnt hätte, wäre ich hier ewig stehen geblieben und hätte den wunderschönen Blick genossen.
Nach den Eindrücken rund um die Gebäude führt anschließend der Weg in einige Gebäudebereiche. In einem recht großen hallenartigen Raum im Erdgeschoss mit einem riesigen Kamin hat man eine mittelalterliche Küche eingerichtet. Ob die Küche wirklich dort gelegen hat, weiß man nicht genau. Aber das macht nichts, ich finde die Gestaltung wirklich gelungen. Sie verdeutlicht sehr gut, mit welchen Mitteln/Geräten die Küchenbediensteten damals gearbeitet haben.
Im ersten Stock, den wir über eine schmale und steile Treppe erreichen, gelangen wir in die Kemenate. Kemenaten werden die Räume genannt, die beheizbar waren. Meistens dienten sie als Wohn- und Schafräume. Das dort stehende Bett sieht sehr klein aus. Die Menschen waren in der Zeit des Mittelalters zwar körperlich kleiner als heute, dennoch wirkt es ein bißchen wie ein Kinderbett.
Nach einem weiten großen Saal, der in der Marksburg wie ein Rittersaal ausgestattet ist, betreten wir die kleine Burgkapelle. Die Kapelle befindet sich im Kapellenturm und wirkt auf den ersten Blick recht eng. Hier konnten nur wenige Personen an einem Gottesdienst teilnehmen. Die Wände sind mit noch gut erhaltenen Bildern gestaltet und das spätgotische Gewölbe ist sehr beeindruckend.
Beeindruckend sind auch die Waffenstube und die Rüstkammer, die man bei einem Rundgang durch die Marksburg gezeigt bekommt. In den Räumen, die früher die Burgenkommandatur genutzt hat , stehen zahlreiche Waffen, die man bei Restaurierungsarbeiten entdeckt hat. In der Rüstkammer stehen 14 Figuren, die aus dem Jahr 1880 stammen. Die „Gimbelsche Sammlung“ zeigt eine Zusammenstellung verschiedener Rüstungen, so wie sie von Kriegern von der Antike bis zur Frühen Neuzeit getragen worden sind.
Von dort kommend werfen wir noch einen Blick in die Folterkammer. Im ehemaligen Pferdestall der Marksburg hat man zum Beispiel eine Streckbank und andere Foltergeräte ausgestellt. Ob und wo sich auf der Burg eine Folterkammer befunden hat, ist nicht geklärt. Da es aber zu einer Burg dazu gehörte, hat man sich dazu entschlossen, die Folterwerkzeuge zu zeigen.
Auf dem Weg zum Ausgang kommen wir noch an der Burgschmiede vorbei. Dieser Raum ist etwas besonderes, da die Wände zum Teil in den Stein gehauen sind. Die Schmiede ist voll ausgestattet, vom Ambos bis zum Hufnagel kann man jede Menge entdecken.
Nach gut 50 Minuten endet die Führung an der Tür, an der sie begonnen hat. Ein interessanter Rundgang mit vielen Informationen, bei dem ich an der ein oder anderen Stelle gerne mehr Zeit gehabt hätte, um alle Details aufzunehmen oder die Aussicht genießen zu können..
Adresse:
Marksburg
56338 Braubach
Anfahrt:
Braubach liegt rechtsrheinisch und ist über die B 42 erreichbar. Unterhalb der Burg befindet sich ein großer kostenpflichtiger Parkplatz. Von dort kann man über 120 Treppenstufen oder einen Serpentinenweg den Eingang der Burg erreichen.
Öffnungszeiten:
täglich: 10-17 Uhr
Führungen:
täglich ab 11 Uhr
Dauer etwa 50 Minuten
Eintrittspreise:
Erwachsene: 11,- €
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Der Besuch der Marksburg war ein Programmpunkt des Weltenkundler Blogwärts Retreats und dem Romantischen Rhein Tourismus GmbH.
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