Bernburg an der Saale liegt in Sachsen-Anhalt und war Residenzstadt der Familie Anhalt-Bernburg. Streift man durch die Stadt, entdeckt man noch so einige Orte, die an diese Zeit erinnern.
Es gibt einen Historischen Stadtrundgang, der mit sehr informativen Tafeln einzelne Orte vorstellt. Wir haben uns zunächst in dem Bernburger Stadtteil „Bergstadt“ auf den Weg gemacht.
Unterwegs in der Bergstadt von Bernburg
Bernburger-Schloss
Oberhalb der Saale auf einem Sandsteinfelsen steht das Renaissance-Schloss mit den Burgterrassen, dem Bärenzwinger und dem Eulenspiegelturm.
Vermutlich stand genau an dieser Stelle bereits 961 ein Rund- und Fliehburg mit Wall und Graben. In einer Schenkungsurkunde von Otto I. wird eine „Brandanburg“ erwähnt.
Um 1138 war die nun als „Berneburch“ bekannte Anlage der Witwensitz der Mutter von Marktgraf Albrecht dem Bären aus dem Haus der Askanier. Die Burganlage wurde bei Streitigkeiten gebrandschatzt und erst in der zweiten Hälfte des 12.Jahrhunderts als romanische Burganlage wieder aufgebaut. In dieser Zeit entstand auch der Eulenspiegenturm, der mächtige Bergfried im Burghof. Den Eulenspiegelturm kann man besichtigen, genaueres dazu findet man in unserem Beitrag „Till Eulenspiegel in Bernburg“.
Steht man im Burghof, wird man an den Gebäuden viele Elemente aus unterschiedlichen Zeiten entdecken. Jeder Burgherr baute ein bißchen hier und ein bißchen da. So ließ zum Beispiel 1538/39 Fürst Wolfgang von Anhalt den Wolfgangbau, den heute westliche Teil des Langhauses errichten. Dieser zeichnet sich durch Runderker mit wunderschönen Ornamenten aus und man soll einen wunderschönen Ausblick über das Flusstal haben.
Ab 1567 ließ Fürst Joachim Ernst von Anhalt ein zweigeschossiges Wohngebäude als östliche Verlängerung des Wolfgangbaus errichten. So entstand das heutige Langhaus. Als Joachim Ernst seine Residenz nach Dessau verlegte, verlor Bernburg an Bedeutung und mit dem Aussterben der Bernburger Linie 1863 war die Glanzzeit der Burg vorbei.
1860 entstand in dem ehemaligen Burggraben eine Bärengrube für einen russischen Braunbären. 2018 wurde der dort noch lebende und bis dahin vom Tierpark Bernburg betreuter Braunbär krankheitsbedingt eingeschläfert. Heute werden hier keine Bären mehr gehalten.
Bei unserem Besuch in Bernburg wurde in der Burg gebaut. Das Schloss Museum soll 2021 wieder eröffnet werden. Uns blieb so nur ein Blick in den Burghof und der wunderbare Blick vom kostenlosen Aussichtspunkt der Terrasse.
Adresse:
Schlossstraße 24
Ehemalige herzogliche Reitbahn
Kommt man aus dem Burggelände, entdeckt man einen langgezogenen Bau. 1756/57 ließ der damalige Fürst von Anhalt-Bernburg die herzogliche Reitbahn errichten, später wurde diese noch umgebaut und erweitert. Ab 1919 baute man das Gebäude zu einem Verwaltungsgebäude um, heute ist es ein Teil des Rathauses.
Adresse:
Schlossstraße 11
Carl-Maria-von-Weber-Theater
Das herzogliche Schauspielhaus heißt seit 1954 Carl-Maria-von-Weber-Theater.
1827 entstand das Gebäude im Auftrag von Herzog Alexius Friedrich Christian von Anhalt-Bernburg. Große Künstler gastierten in dem Theater, wie zum Beispiel 1829 der Geigenvirtuose Niccoló Paganini.
Nach einer umfangreichen Sanierung wurde 1997 der Zuschauerraum wieder in der Gestaltung des 19.Jahrhunderts eingerichtet. 340 Zuschauer können hier heute vorwiegend Gastspiele sehen.
Adresse:
Schlossstraße 20
Schlosskirche St.Aegidien
Als nächstes kamen wir an der Schlosskirche St.Aegidien vorbei. 1375 ist diese Kirche zum ersten mal urkundlich erwähnt worden. Die ältesten Bauteile sind romanischen Ursprungs und in dieser Kirche befindet sich die Fürstengruft der Anhalt-Bernburger Familie.
Während wir vor der Kirche standen und einige Fotos machten, wurde gerade die Kirchentür aufgeschlossen und so konnten wir in die Kirche gehen. Ich gebe es immer wieder gerne zu – Kirchen zu besichtigen ist etwas besonderes für mich. Ich entdecke in jeder Kirche etwas, was mir gefällt, bin oft überwältigt von der Schönheit und beeindruckt von der schlichte Innenausstattungen eher als von den pompöse überladenen Kirchenschiffen. Aber was mich in dieser Kirche erwartete, damit hatte ich nicht gerechnet.
2013 hat man die Schlosskirche im Rahmen eines Kunstprojektes umgestaltet. Sakrale Gegenstände, die Orgel und die gesamten Sitzbänke entfernte man. Es wurde ein Gerüst aufgestellt und die Kirche neu gestrichen. Zunächst gestaltete der Künstler Moritz Götze die Decke der Kirche. Sie erstrahlt in blau und überall sind aus Emaille gelbe Sterne montiert worden.
Anschließend gestaltete der Künstler eine Seitenwand nach der nächsten, in dem er großflächige Emaillen aufhängte. Den Abschluss bildete die Gestaltung der Altarwand und nach 3 Jahren konnte Ostern 2016 ein Festgottesdienst in der neu gestalteten Kirche gefeiert werden.
Ich habe noch nie eine Kirche gesehen, die so gestaltet worden ist. Bunte und moderne Bilder greifen kirchliche Themen auf und stellen sie anschaulich dar. Fast fühlte ich mich wie in einer Galerie und nicht wie in einer Kirche.
Adresse:
Schlossstraße 7
Ehemalige herzogliche Orangerie
Auf unserem Weg in Richtung Talstadt sind wir dann noch an der ehemaligen Orangerie vorbei gelaufen. Heute wird das Gebäude als Sporthalle für das benachbarte Gymnasium genutzt.
Adresse:
Schlossgartenstraße 14
Abseits des Historischen Stadtrundganges in der Bergstadt
In der Bergstadt befindet sich eine langgestrecke Fußgängerzone. Geht man diese entlang, gelangt auf den Karlsplatz. Hier steht nicht nur eine Sonnenuhr, sondern auch eine Weltzeituhr. Diese steht seit 1977 auf dem Platz und zeigt die Uhrzeiten von Städte in verschiedenen Ländern an.
Wir gehen weiter die Fußgängerzone entlang und kommen zu einem sehr auffälligen Kunstwerk. Das Wasserspiel „Stille Post“ besteht aus acht Skulpturen des Künstlers Altenstein, der es hier 1998 aufgestellt hat. Es beginnt mit der Abbildung eines Bären vor einem Schlossmodell und zeigt das Verbreiten von Nachrichten bis zur letzten Skulptur eines befreiten Bären.
Schließlich erreichen wir die Saalebrücke. Mit einem Blick zur Schleuse und einem alten Fabrikbau betreten wir die Talstadt von Bernburg.
Unterwegs in der Talstadt von Bernburg
Die Talstadt befindet sich auf der anderen Saaleseite und liegt, wie der Name es schon verrät wesentlich tiefer als die hügelige Bergstadt.
Hier geht der historische Stadtrundgang weiter.
Säulen der ehemaligen Brückenwache
Gleich hinter der Brücke befinden sich vier Säulen. Ich finde sie stehen da irgendwie „falsch“, sie passen nicht so zu der Umgebung.
Die Säulen stammen aus dem 19. Jahrhundert und stützten einst das Vordach der Brückenwacht. 1934 errichtete man die neue Stahlbetonbrücke über die Saale und die Brückenzollwache wurde abgerissen. Nur die Säulen stellte man wieder auf.
Abends sind die Säulen schön beleuchtet .
Adresse:
Wachgasse 1
Älteste Wohnhaus von Bernburg
Am Markt befinden sich Überreste des ältesten Wohnhauses von Bernburg. Es stammt aus dem Jahr 1550 und das Fachwerk ist bis heute erhalten geblieben. Ursprünglich stand das Haus an einem ganz anderen Ort in Bernburg. Dort wurde es 1979 abgerissen und 1982 leider nicht im Originalzustand am Markt wieder aufgebaut.
Ich finde das Fachwerk wunderschön. Ach ja, wer genau hinschaut, wird bemerken, das Haus hat keinen Eingang zum Markt. Dieser ist beim Wiederaufbau auf der anderen Seite des Hause angelegt worden.
Adresse:
Markt 23
Altstädter Rathaus
Am Markt kann man das Altstädter Rathaus sehen. Besonders schön finde ich die Bären mit den Wappen auf beiden Seiten der Uhr. Eins der Wappen (rechts von der Uhr) zeigt das Stadtwappen von Bernburg.
Das Gebäude wurde lange Jahre als Rathaus, später als Wohnheim und heute von der Hochschule Anhalt genutzt.
Adresse:
Markt 17/18
Grüne Apotheke
1775 ließ der Apotheker Schulze das Bürgerhaus in Bernburg errichten. Heute befindet sich noch immer eine Apotheke in dem Gebäude, es soll die älteste Apotheke der Stadt sein.
Adresse:
Breite Straße 115
Marienkirche
Was für ein Kirchturm! Ich habe bisher selten etwas so massives an einer Kirche gesehen!
Die Marienkirche ist eine gotische Kirche aus dem Jahr 1228.
Auffällig ist, dass Turm und Kirchenschiff so aussehen, als ob sie im Boden eingesunken sind. Der Eingang im Turm ist niedriger, als man als von anderen Kirchen kennt. Dieses liegt daran, dass das Hochwasser der Saale im Mittelalter immer wieder Boden angeschwemmt hat. Dieser ist nach der Beendigung des Hochwassers nicht abgetragen worden.
Wir waren nicht in der Kirche. Es soll aber besonders schön sein, wenn das Morgenlicht durch die Kirchenfenster scheint.
Adresse:
Breite Straße 81
Kirche St.Nicolai
An der Kirche St.Nicolai sind wir auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel vorbei gelaufen. Sie ist als Pfarrkirche der Neustadt in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts erbaut worden.
Adresse:
Breite Straße 81
Waldauer Flutbrücke
Die Talstadt hatte von Anfang an mit den Folgen des Hochwassers der Saale zu kämpfen. Es war dringend notwendig den Bewohnern des Dorfes Waldau (jetzt ein Stadtteil von Bernburg) die Möglichkeit zu geben das Überschwemmungsgebiet der Röße, zu überqueren.
Bis zum Spätmittelalter bildete die Röße den Hauptarm der Saale, heute ist das Gebiet trocken gelegt.
Tritt heute Hochwasser auf, fließt die Saale zurück in ihr altes Flussbett. 2013 bildete die Waldauer Flutbrücke zum Beispiel die einzige sichere Verbindung aus der zu weiten Teilen unter Wasser stehenden Talstadt.
1644 erbaute man die erste Flutbrücke in Bernburg. Sie bildete sie Verbindung des Fernhandelweges von Magdeburg nach Halle. Diese war noch aus Holz und ist mehrfach durch die Flut oder durch Eisschäden zerstört worden.
Es folgte 1787 eine Brücke aus Stein. Der 6 jochige Bau ist nahezu unverändert bis heute erhalten geblieben. Heute wird die Brücke bei Hochwasser für den Autoverkehr freigegeben, der dann unbeschadet die Talstadt erreichen kann.
Die Brücke steht unter Denkmalschutz.
Adresse:
Große Wasserreihe 2
Ehemaliges Kloster der Marienknechte
Das Kloster des Ordens der Marienknechte entstand um 1300. Die hier lebenden Glaubensbrüder widmeten sich hauptsächlich der Seelsorge, der Predigt und der Wissenschaft.
Wir haben Teile des Anlage bei dem Besuch der Klosterweihnacht entdecken können.
Adresse:
Klostergasse 7
Was man nicht verpassen sollte
Ein Spaziergang entlang der Ufergasse und im Park Rosenhag mit nächtlichem Schlossblick ist für mich ein besonderer Abschluss des Rundganges durch Bernburg. Der Blick zu der beleuchteten Anlage ist wirklich sehenswert!
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