In Zeitz da ist nichts los… in Zeitz wohnen nur alte Leute … wo liegt Zeitz, noch nie gehört…
Diese und andere Vorurteile haben wir oft gehört, wenn wir begeistert von der Stadt in Sachsen-Anhalt berichtet haben. Klar hat Zeitz zu kämpfen. Nach der Wende haben viele Bewohner der Stadt den Rücken gekehrt, Unternehmen gingen pleite oder zogen auch weg. Hier stehen unzählige Häuser leer – eigentlich der ideale Wohnraum. Das so schnell der Begriff Geisterstadt aufkommt, ist fast unabdingbar.
Wir haben einen ganz andere Eindrücke von Zeitz bekommen.
Zeitz entwickelt sich, das konnten wir bei unserem Besuch ganz deutlich erleben. Hier sind engagierte junge und junggebliebene Menschen aktiv und bringen das Leben in der Stadt nach und nach voran. Und da eine Änderung natürlich nicht über Nacht eintritt und kleine Schritte oft nicht erkannt werden, hält sich ein altes Image, das – so finden wir – überholt ist. Wir waren in Zeitz unterwegs und haben das neue Zeitz erlebt.
Kloster Posa – Leben, Arbeiten, Kunst, Kultur und Wein
Wer Kloster liest denkt bestimmt an ein altes Gebäude, Kirche und bestimmt nicht an Neuanfang und gemeinsames Leben und Arbeiten. Wir durften uns im ehemaligen Kloster umsehen und haben neben der Klostergeschichte auch etwas über Wein, neue Bewirtschaftung und tolle Ideen erfahren.
Klostergeschichte
Es gibt eine Legende, die erzählt, wie es zur Gründung des Klosters gekommen ist.
Demnach sei einem zum Christentum bekehrten Slawen die Jungfrau Maria erschienen. Sie soll ihn aufgefordert haben, dem Naumburger Bischof dazu zu bringen, ein Kloster zu gründen. Dieses sollte auf dem Posaer Bergsporn, dort stand eine Burg, errichtet werden. Der Bischof glaubte dem Mann nicht und konnte erst überzeugt werden, als dieser ein Gebet sprach, dass der Bischof jeden Morgen still betete.
Wahr oder nicht wahr, auf jeden Fall weihte man 1114 am Tag von Mariä Geburt eine hölzerne Kapelle ein und wenig später begann man mit dem Bau des Klosters. 1122 war das Kloster fertig gestellt. Bis zur Reformation 1573 nutzte man das Benediktiner Kloster und löste es dann auf.
Danach wurde das Gelände eher als landwirtschaftliche Domäne genutzt. Die Klostergebäude verfielen und viele der Materialien dienten der Moritzburg in Zeitz als Baustoff.
Heute weiß man eigentlich nur sehr ungenau, wie das Kloster wirklich einmal ausgesehen hat. Der existierende Grundriss wurde erst nach dem Abtragen der Gebäude angefertigt.
Zur DDR-Zeit war auf dem Klostergelände ein volkseigener Viehzuchtbetrieb und ein Möbellager untergebracht. Nach der Wende kaufte die Stadt Zeitz das Gelände zurück.
Leben und Arbeiten im Kloster Posa heute
Der Verein „Kultur- und Bildungsstätte Kloster – Posa e.V.“ gründete sich 2013 mit dem Ziel, das ehemalige Klostergelände wieder nutzbar zu machen und die zum Teil lange ungenutzten Gebäude wieder zu beleben.
Heute leben einige Familien mit ihren Kindern auf dem Bergsporn, mit der Ziel Leben und Arbeiten an einem Ort zu vereinen. Gäste sind immer gerne willkommen, es gibt die Möglichkeit hier zu übernachten.
Regelmäßig finden auf dem ehemaligen Klostergelände Veranstaltungen statt. Eine große Scheune dient als Veranstaltungsort. Im Sommer wird zum Beispiel die Veranstaltung Kinovino angeboten, bei der Kino und Weingenuss miteinander verknüpft werden.
In einigen Gebäuden sind kreative Werkstätten entstanden: Wir haben einen kurzen Blick in eine Siebdruckwerkstatt geworfen. Es gibt aber auch noch ein Fotostudio, das Atelier für Theatermalerei, eine Dunkelkammer, eine Holzwerkstatt, ein Atelier für Kunsthandwerk und das Atelier für Medienkunst.
Die Erforschung des alten Baubestandes kommt im Kloster Posa nicht zu kurz. So ist bei Gartenarbeiten ein alter Klosterbrunnen entdeckt worden und man versucht diesen denkmaltechnisch zu erhalten. Wir konnten die Reste alter Mauern besichtigen, die zur Zeit vorsichtig freigelegt werden, damit sie untersucht werden können.
Zum Abschluss unserer Besichtigungstour sind wir noch an den Weinreben des Geländes vorbei gelaufen. Es ist urkundlich belegt, dass schon 1121 hier Weinbau betrieben worden ist. Nach der Stilllegung des Klosters nutzte man die Fläche für andere landwirtschaftliche Erzeugnisse.

1997 hat man hier dann wieder die ersten Reben gepflanzt und inzwischen stehen hier auf 2500 m² Rebstöcke. Der Verein hat 2015 den Weinhof erworben und können heute auf sechs Sorten Wein (weißen Riesling, Weißburgunder, Kernling, roter Spätburgunder, Dornfelder, Regent) anbieten. Gerne bieten die Betreiber Weinverkostungen auf der Weinterrasse oder der Weinklause an. Den Wein kann man aber auch online einkaufen.
Besuch im Goethepark
Zum Abschluss unseres Besuches in Zeitz sind wir in den Goethepark gefahren.
Lange Zeit war dieser wunderschöne Park eher ein ungeliebter Ort in der Stadt. Kein Besucher wollte sich gerne in einem heruntergekommenen Gelände aufhalten. Mit viel Engagement ist es inzwischen gelungen, den Park für Besucher attraktiv werden zu lassen. Dazu tragen Veranstaltungen bei, die alle Alters- und Kulturgruppen in den Park locken. Wir haben eine dieser Veranstaltungen besucht. Von Kutschfahrten über Streetfood und Musikern aus der Region gab es ein buntes Programm für alle Altersgruppen. Man saß gemütlich zusammen und genoss es sich zu unterhalten oder der Musik zuzuhören.
Wir haben den gemütlichen Ausklang unserer Reise bei guter Musik und Kaffee sehr genossen. Besonders spannend fand ich das Gespräch mit Thomas Haberkorn, der uns das Projekt Neulandgewinnung der Robert-Bosch-Stiftung vorgestellt hat. Viele der Ideen und Umsetzungen in Zeitz wären ohne dieses Projekt sicherlich nicht so zustande gekommen oder hätten in ihrer Umsetzung wesentlich länger gedauert. Das Video verrät mehr dazu:
Wir haben Zeitz auf eine ganz andere Art kennen gelernt und sind schon gespannt, wie die Entwicklung weiter geht. Wir bleiben auf jeden Fall große Zeitz – Fans!
Offenlegung: Wir waren in Zeitz im Rahmen einer Bloggerreise unterwegs.
Helma Grimm
Liebe Susanne,
nach deinem Bericht über Zeitz ist uns in Sachsen-Anhalt bisher ein schönes Fleckchen-Erde ” durch die Lappen” gegangen.Für uns tut sich ein neues und erreichbares Ziel auf . Danke von Helma und Michael
Reiner Eckel
Liebe Frau Jungbluth,
Ihre Spaziergänge durch Zeitz sind immer schön zu lesen. Vielen Dank. Das ist beste Werbung für die Stadt. Nach innen wie außen.
Bei Ihrem Abstecher in den Goethepark müssen wir uns irgendwie knapp verfehlt haben. Schade.
Viele Grüße von Ort zu Ort
Susanne Jungbluth
Es wird bestimmt nicht der letzte Zeitz Besuch gewesen sein! Wir sind gespannt, wie sich die Stadt weiter entwickelt und kommen bestimmt mal wieder vorbei!