Im Süden von Sachsen-Anhalt im Burgenlandkreis nur etwa 25 Kilometer nördlich von Gera liegt die Stadt Zeitz. Wir waren einen Tag in der Stadt unterwegs und haben viel entdeckt. Folgt uns auf eine kleine Tour durch Zeitz.
Stadtgeschichte kurzgefasst
Im Jahr 967 die Stadt Zeitz – noch als Cici – zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Lange Jahre war Zeitz ein Bischofssitz. Nach dem Tod des Bischofs Julius von Pflug 1564 wurde das Bistum aufgelöst. Noch heute findet man aus dieser Zeit einen Teil der Stadtmauer mit ihren Befestigungsanlagen im Stadtbild.
Kursachsen wird nach dem Tod von Johann Georg I. in Sekundogenitur-Herzogtümer zerlegt. Johann Georg I. hatte testamentarisch festgelegt, dass jeder seiner Söhne Landbesitz erben sollte. Der jüngste Sohn Moritz bekam das Gebiet rund um Zeitz und damit die Regierung des Herzogtums Sachsen-Zeitz. Auf den zerstörten Grundmauern der Bischofsburg ließ er das Schloss Moritzburg errichten. In dieser Zeit entstanden einige schöne Barockbauten in der Stadt.
Nachdem die Familie keine Nachkommen mehr hatte, fiel der Besitz an das Kurhaus Dresden zurück. Später übernahmen die Preußen das Stiftsgebiet.
Mit Beginn der Industrialisierung entstanden im Zeitzer Raum einige Betriebe, zum Beispiel die ZEMAG (Zeitzer Eisengießerei und Maschinenfabrik AG), die Zuckerfabrik Zeitz und die Brikettfabrik Hermannschacht. Noch heute bestimmen Industrieansiedlungen das Stadtbild. Bedeutend weit über die Stadt hinaus bekannt war die Zeitzer Holzwaren- und Kinderwagenindustrie. Die Kinderwagen werden noch heute über die Grenzen von Deutschland hinaus verkauft. Aber auch im Bereich der Lebensmittelindustrie konnte zum Beispiel die Süßwarenproduktion von Zetti große Bekanntheit in Europa erlangen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Zeitz viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten aufnehmen. Es herrschte große Wohnungsnot, die durch den Bau zahlreicher Neubaugebiete gelindert wurde. Leider verfiel die Altstadt zeitgleich zusehens. Denkmaltechnisch betrachtet wurde die Erhaltung der Gebäude immer unmöglicher. In der Stadt kam es zu Flächenabbrüchen, die den mittelalterlichen Charakter der Stadt fast vollständig zerstörten.
Kleiner Stadtrundgang
Wir beginnen unseren Stadtrundgang mit Frau Fischer, einer Mitarbeiterin von der Tourist-Information Zeitz, auf dem Altmarkt der Stadt. Diesen Platz gibt es schon seit dem 12.Jahrhundert und früher war er wirklich noch ein Marktplatz. Heute wird er als Parkplatz genutzt. Aber um den Platz herum kann man einige interessante Gebäude entdecken.
Die Tourist-Information befindet sich zum Beispiel in einem der ältesten Gebäude am Platz, dem Gewandhaus (1483). Dieses war einmal ein Kaufhaus und später eine Schule. Hier kann man zu bestimmten Uhrzeiten einem Glockenspiel lauschen.
Nur wenige Schritte entfernt, vor einer Bank, steht die „Mäuse – Bank“. Hier ist das Platznehmen erlaubt.
Hier befindet sich auch der Eingang zum „Unterirdischen Zeitz“. Die Stadt verfügt nämlich über ein weit verzweigtes Kellersystem, dass man auch besichtigen kann.
Rathaus
Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes steht das Rathaus. Dieses ist zweigeteilt, da der 1505-1509 errichtete Teil nicht mehr ausreichte, wurde 1906-1909 ein „Neubau“ architektonisch passend angebaut.
Der Altbau ist im spätgotischen Stil errichtet und hat wunderschöne Giebel. Der Neubau umschließt einen schönen Innenhof und grenzt an den Rathausgarten. Ein Rathausturm wurde zusätzlich errichtet und genau das war unser erstes Ziel während des Stadtrundganges. (Es werden von der Touristeninformation Führungen angeboten. Informationen findet man dazu unter diesem Link.
Wir gehen an Verwaltungsräumen vorbei und steigen im Turm 192 Stufen bis zu einer Balkongalerie hinauf. Von hier hat man einen tollen Stadtblick.
Wir entdecken nicht nur die großen Industrieanlagen, sondern auch die Michaeliskirche, die Alte Mälzerei, das Schloss Moritzburg und das Franziskanerkloster. Mir hat besonders gut gefallen, dass wir auch auf Gebäude hingewiesen worden sind, die touristisch eher uninteressant sind, aber für die Bewohner der Stadt eine wichtige Bedeutung haben. Das war ein Stadtüberblick aus „Einheimischen Sicht“, der mit vielen interessanten Geschichten gespickt war. Sehr deutlich wird auch, wie dicht alles in Zeitz beieinander liegt.
Auf unserem Blick über die Stadt liegt das Schloss Moritzburg in unmittelbarer Nähe zu Fabrikanlagen.
Wieder auf dem Boden angekommen, gehen wir durch den schönen Innenhof des Rathauses in den Rathausgarten. Hier befindet sich Wappen der Stadt. Der Erzengel Michael steht in seiner silbernen Rüstung hier. Er hält sein silbernen Schild und schwingt sein Schwert. Vor ihm liegt ein Lindwurm, vor dem er die Stadt beschützt.
Kreuz und Quer durch die Straßen von Zeitz
Unser Weg führt uns an den Überresten der alten Stadtmauer und den Zollhäusern am Kalktor vorbei.
Bis wir auf dem wunderschön gestalteten Vogtsplatz ankommen. Hier steht eine Skulptur, die an das Wappen der Stadt erinnert. Ein Lindwurm liegt auf dem Boden und bedroht die Stadt. Ihm gegenüber steht ein Stuhl mit einem Hut, der mich so ein bißchen an Harry Potters sprechenden Hut erinnerte, und das Schwert liegt am Boden. Setzt man sich auf den Stuhl und schaut durch eine Öffnung des Hutes verwandelt sich der furchterregende Lindwurm in einen winzigen Regenwurm. Vielleicht ist doch etwas Magie im Spiel???!
Wir kommen in die Fußgängerzone der Altstadt. Schön restaurierte Häuser und kleine Geschäfte laden zu einem Bummel ein. Noch stehen einige Geschäfte leer, aber man merkt, dass die kleinen Einzelhandelsgeschäfte zurückkehren und das Stadtbild beleben.
Kennt ihr den Zungenbrecher „Zehn zahme Ziegen zogen zehn Zentner Zeitzer Zucker zum Zug“? Ich weiß jetzt, wie eine dieser Ziegen ausgesehen hat. Die passende Statue findet ihr in der Fußgängerzone von Zeitz!
Hier steht auch das Theater im Capitol. Ein wunderschöner alter Bau, der heute als Kino genutzt wird.
Wenige Schritte weiter gelangen wir auf den Rossmarkt. Hier wurden früher Pferde verkauft. Eine Skulptur erinnert heute daran. Der Platz ist wirklich schön und lädt zum Verweilen ein.
An der Michaeliskirche entscheiden wir spontan, einen Abstecher in die Kirche zu machen. Hier wurde 1882 bei Renovierungsarbeiten ein originaler Plakatdruck von Luthers Thesen aus dem Jahr 1517 entdeckt.
Der Kircheninnenraum ist sehr modern gehalten und bildet zu dem alten Bau einen starken Gegensatz.
Durch kleine Gassen geht es weiter. Überall entdeckt man Fachwerkhäuser und an manchen Stellen sind die Straßen so eng, dass die Autos gerade so durch passen. Wir nähern uns unserem letzten Ziel des Rundganges , dem Franziskanerkloster der Stadt.
Franziskanerkloster
Das Franziskanerkloster ist im frühgotischen Stil errichtet worden. Der Ursprung der Anlage geht auf das 13.Jahrhundert zurück. Besonders stolz sind die Zeitzer darauf, dass hier am 22.1.1542 Martin Luther eine Predig gehalten hat. Die Lutherrose am Eingang erinnert an dieses Ereignis.
Während unseres Besuches fanden Bauarbeiten im Kloster statt. Ein Teil des Gebäudes wurde gerade in eine Schule umgebaut. Dadurch ist eine Besichtigung nur eingeschränkt möglich.
Wir konnten jedoch in die ehemalige Klosterkirche gehen, die heute als Veranstaltungsraum genutzt wird. Gottesdienste finden hier nicht mehr statt.
Mich hat der Kirchenbau beeindruckt. Bewußt wurden die Wände nicht verputzt und so wirkt der Raum auf mich sehr ursprünglich und natürlich. Ich fühle mich hier „geerdet“ und werde plötzlich ruhig und ausgeglichen.
Mit dem Besuch des kleinen Innenhofes, in dem am selben Abend ein Konzert stattfinden sollte, endet unser Rundgang am Vormittag durch Zeitz.
Am Nachmittag waren wir dann noch auf dem Schloss Moritzburg und haben den Gartentraum im Schlossgarten erkundet.
Offenlegung: Zu dem Stadtrundgang durch Zeitz wurden wir im Rahmen einer Pressereise eingeladen. Vielen Dank! Dieser Bericht entspricht unseren Eindrücken, die wir in der Stadt gewonnen haben.
Martina
Hallo Susanne,
da habe ich noch mal einiges zu Zeitz von dir gelernt. Vielen Dank für den schönen Bericht. Und wenn ich das nächste Mal dort zu Besuch bin, werde ich mal auf die Ziege in der Fußgängerzone achten. Die ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen.
Liebe Grüße
Martina