Weimar hat von je her die Menschen in den Bann gezogen. So ist es nicht verwunderlich, dass Goethe sich hier Zuhause gefühlt hat. In Goethes Wohnhaus am Frauenplan ist einer der bekanntesten Deutschen 1832 gestorben.
Die Klassik Stiftung Weimar betreibt in Goethes Wohnhaus heute das Goethe-Nationalmusem. Seit 1998 gehört es zum UNESCO-Welterbe „Klassisches Weimar“.
Goethes Wohnhaus
Am Frauenplan steht ein Gebäude, dass 1707-1709 vom fürstlichen Kammerkommissar und Strumpfhändler Helmershausen erbaut wurde. Ob er je dort gewohnt hat, ist nicht bekannt. Man vermutet, dass es vermietet war. Auf jeden Fall vererbte es die Familie von Generation zu Generation weiter.
1782 mietete Goethe die westliche Hälfte des Hauses. Einen recht großen Bereich, der den heutigen Gelben Saal, das Juno- und das Urbinozimmer, den westlichen Teil des Hinterhauses und große Teile des Erdgeschosses umfasste. Bis 1789 wohnte und arbeitete er in diesem Haus. Dann zog er mit Christiane Vulpius, die er 1806 heiratete, in ein Haus in der Marienstraße.
Nachdem 1792 die Herzogliche Kammer das Haus am Frauenplan erworben und Goethe dort eine Dienstwohnung zur Verfügung stellte, zog er wieder ein. Johann Wolfgang ließ in den nächsten Jahren einige Umbauten vornehmen, die der Besitzer mit finanzierte. Der Herzog, als Besitzer des Hauses, schenkte Goethe schließlich das Haus. Nach Goethes Tod 1832 erbten seine Enkelkinder Goethes Wohnhaus, seine Schwiegertochter erhielt Wohnrecht. Seine ehemaligen Wohn- und Arbeitsräume blieben bis 1885 weitgehend unangetastet. Erst als der letzte Enkel Goethes starb, erhielt laut Testament der Weimarische Staat das Haus und die darin befindliche umfangreiche Sammlung Goethes.
Noch im selben Jahr wurde das Goethe-Nationalmuseum gegründet und wenig später öffneten die ersten Räume für die Besucher ihre Türen.
Heute gehört zum von der Klassik Stiftung Weimar betriebenen Goethe-Nationalmuseum das Wohnhaus, der Garten sowie die beiden Pavillons. Zusätzlich ist ein Erweiterungsbau entstanden. Hier kann man die umfangreiche Sammlung Goethes und später hinzuerworbene Stücke sehen.
Kommt mit zu einem Museumsbesuch
Mein Rundgang beginnt in einem Innenhof. Ein Brunnen plätschert und zahlreiche Türen führen in die einzelnen Gebäudebereich. Im Erdgeschoss befanden sich einst Räume für die Dienerschaft und Wirtschaftsräume. Heute kann man dort kleine Filme über das Wohnhaus und das Museum sehen. Ein idealer Einstieg für eine Tour durch das Haus.
Über eine Treppe gelange ich in den ersten Stock. Hier, so erzählt man mir, hat Goethe einige Umbauten vornehmen lassen. Das Treppenhaus war zuvor nicht so repräsentativ.
Im ersten Stock beginnt ein Rundgang durch die Wohnräume und Zimmer in denen der Sammler Goethe seine Exponate aufbewahrte.
Zunächst betritt man ein gelbes Zimmer. Dieser Raum war eine Art Verteilungszentrum für die unzähligen Besucher. Nur wenige waren so willkommen, dass sie in die privaten Räume vorgelassen wurden. Die meisten Besucher konnten nur im gelben Zimmer ihr Anliegen vortragen und mussten dann wieder gehen.
Einige der angrenzenden Räume sind recht klein und nur wenig Licht scheint durch die Fenster. Ich finde den Gedanken erstaunlich, dass hier Gegenstände zu sehen sind, die der berühmte Johann Wolfgang von Goethe bei seinen Reisen gesammelt hat. Es sollen sich etwa 50.000 Exponate in den Räumen befunden haben. Alle fein säuberlich in dafür vorgesehenen Schränken, Vitrinen oder Kommoden verstaut, aufgestellt oder aufgehängt. Die Bewohner müssen sich wie in einem Museum vorgekommen sein. Sehr spannend fand ich den Blick in Goethes Bibliothek, auch wenn die 5424 Titeln in zirka 7000 Bänden gerade beim Restaurator weilten. Nur alleine die unzähligen großen Regale zu sehen lässt vermuten, wie viele Bücher das sind.
Die Wohnräume der Familie befinden sich im Vorderhaus mit dem Blick auf den Frauenplan. Sie waren für damalige Verhältnisse sehr repräsentativ eingerichtet. Ich muss zugeben, dass ich darüber etwas erstaunt bin. Wenn ich andere Museen/ehemalige Wohnhäuser von Dichtern, Musikern, … besucht habe, fiel auf, dass viele in recht ärmlichen Verhältnissen gelebt haben. Goethe war bei Hof angestellt und bekam ein Gehalt für seine Tätigkeit. Dieses in Kombination mit seinem Erbe, ermöglichte es ihm in guten Verhältnissen zu leben.
Ein von Goethe gebautes Brückenzimmer verbindet das Vorderhaus mit dem Hinterhaus. Hier befanden sich unter anderem die privaten Arbeits-, Aufenthalts- und Schlafräume Goethes und seiner Frau.
Das „Christianen-Zimmer“ zeigt heute Exponate aus dem Leben von Goethes Frau. Aus diesen Zimmern hatten die Bewohner einen wunderschönen Blick in den Garten.
Highlight des Hinterhauses ist mit Sicherheit das Arbeitszimmer des Hausherren. Im Vorzimmer befanden sich Teile der Mineraliensammlung Goethes. Im eigentlichen Arbeitsbereich steht heute noch so ein Stehpult, dass Goethe schon genutzt hat. Uns wurde erklärt, dass man sogar recht genau weiß, was wo im Zimmer gestanden hat.
Hier, im Hinterhaus, befindet sich auch das Zimmer, in dem Goethe gestorben ist. Er lag nicht, so wie viele Besucher vermuten, im Bett als er starb. Goethe saß auf einem Stuhl neben dem Bett.
Goethe-Apparat
Etwas ganz besonderes erwartete mich am Ende des Rundganges durch Goethes Wohnhaus. In einem Raum stand eine Leinwand mit einem Bedienungspult. An diesem hingen zwei Griffe, mit denen man nun eine interaktive Animation bedienen konnte.
Der sogenannte Goethe-Apparat zeigt auf der Leinwand das Arbeitszimmer, dass wir kurz zuvor sehen konnten. Mit Hilfe der Griffe kann man sich nun im Raum bewegen, Schubkästen öffnen, Dinge herausnehmen und woanders wieder ablegen.
Es ist fast so, als ob man Goethe in seinem Zimmer besucht, wie ein Kind etwas Unordnung macht und dabei seine persönlichen Gegenstände etwas genauer betrachtet. Zum Glück gibt es einen Knopf, mit dem alles wieder an den richtigen Platz zurücksortiert wird.
Der Goethe-Apparat ist neu und bietet einen ersten Einblick in die virtuellen Möglichkeiten der Technik. Ein tolles Experiment, dass mit Sicherheit das Leben von Goethe be-greifbarer macht.
Adresse:
Frauenplan 1
99423 Weimar
Deutschland
Eintrittspreise:
Erwachsene 13,00 €
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag
Winter: 9.30–16 Uhr
Sommer: 9.30–18 Uhr
Montag: geschlossen
Der Besuch im Goethe Nationalmuseum / Goethes Wohnhaus war ein Programmpunkt einer Pressereise nach Thüringen.
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