Alte Bücher und Bibliotheken haben fast schon eine magische Anziehungskraft auf uns. In Weimar gibt es eine Bibliothek, die man einfach gesehen haben muss. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zählt mit Sicherheit zu den schönsten Bibliotheken in Deutschland.
Die Anfänge der heute umfangreichen Büchersammlung reicht in das Jahr 1547 zurück. Nachdem der Weimarer Hof 1691 aus dem Besitz der erloschenen Nebenlinie Sachsen-Jena 500 Bücher erhielt, nahm Herzog Wilhem Ernst das zum Anlass, seine Bibliothek systematisch aufzubauen. Daher gilt das Jahr 1691 als offizielles Gründungsjahr. Erst anlässlich des 300 jährigen Bestehens erhielt sie den Namen Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Seit 1998 gehört sie zum UNESCO Welterbe „Klassisches Weimar“.
Wer war Anna Amalia?
Am 24.10.1739 erblickte Anna Amalia von Braunschweig-Wolfenbüttel in Wolfenbüttel das Licht der Welt. Sie wurde als fünftes von dreizehn Kindern des Herzogenpaares im Schloss Wolfenbüttel geboren und erhielt als Prinzessin eine standesgemäße Ausbildung.
Mit 16 Jahren vermählte man sie mit Herzog Ernst August II. Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, dem sie zwei Söhne schenkte. Ihr Mann verstarb früh und laut Testament führte Anna Amalia die obervormundschaftliche Regentschaft in den Herzogtümern Weimar und Eisenach, bis diese volljährig waren.
Anna Amalia hatte es nicht leicht in dieser Zeit. Der Siebenjährige Krieg und eine aufwändige Hofhaltung ließen die Finanzen schwinden. Sie versuchte vergeblich Ideen zur Reform der bestehenden Strukturen umzusetzen. Gegen allen Widerstand holte sie Goethe nach Weimar, dem es schließlich gelang, Ordnung in die Finanzen zu bringen.
Als Kunstliebhaberin lud Anna Amalia gerne zu geselligen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Theateraufführungen, Vorleserunden oder Konzerten ein. Sie war auch schriftstellerisch tätig und verfasste Beiträge für das private handschriftlich vervielfältigte Journal von Tiefurt, dass von 1781-84 erschien. Ihren vielseitigen Interessen veranlassten sie verschiedene Sprachen zu lernen, Zeichenunterricht zu nehmen und auf Reisen neues zu entdecken.
Im April 1807 starb Anna Amalia in Weimar und wurde in der Stadtkirche beerdigt.
Eine Bibliothek entsteht
Herzog Wilhelm Ernst hatte um 1691 etwa 1400 Bücher gesammelt. Er beschloss 1712, diese in einer Bibliothek der gelehrten Öffentlichkeit, also hauptsächlich Wissenschaftlern, zur Verfügung zu stellen. Er gründete die Herzogliche Bibliothek in Weimar. Bis 1722 vergrößerte sich der Buchbestand auf etwa 20.000 Bücher, die zu dieser Zeit noch im Residenzschloss untergebracht waren.
Der Sohn von Anna Amalia (Herzog Carl August) baute als neuer Landesherr die Bibliothek, die inzwischen im Grünen Schloss zu finden war, weiter aus. Er war es auch, der Johann Wolfgang von Goethe die Oberaufsicht über die Bibliothek übertrug. Goethe führte diese 35 Jahre und vergrößerte den Buchbestand auf 80.000 Bände. Damit zählte die Sammlung zu den bedeutesten in Deutschland. Allerdings war nun der Platz knapp und durch Umbauten und Anbauten musste man in den nächsten Jahren das Gebäude erweitern. Erst 1849 waren sie abgeschlossen.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Zum 300. Geburtstag der Herzoglichen Bibliothek kam es zur Umbenennung in Herzogin Anna Amalia Bibliothek. 1998 nahm man diese dann in das Ensemble des UNESCO Welterbes „Klassisches Weimar“ auf.
In all den Jahren vergrößerte sich der Buchbestand kontinuierlich. Bis 1998 waren es 910.000 Bände. 2001 baute man ein unterirdische Magazin. Ab 2004 zogen die ersten Bücher in das Magazin ein.
Am 2.September 2004 passierte dann das Unfassbare. Die Bibliothek brannte! Im Dachstuhl des Hauses brach ein Feuer aus, dass die Feuerwehr glücklicherweise im zweiten Geschoss eindämmen konnte. Trotzdem gingen 50.000 Bände und 35 Gemälde verloren. 118.000 Bände waren durch das Feuer und Löschwasser beschädigt worden. Etwa 28.000 Bände, darunter auch die Lutherbibel von 1534 konnten gerettet werden.
Viele Spendengelder halfen in den folgenden Jahren dabei, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek wieder aufzubauen. Im Herbst 2007 konnte das Haus wieder eröffnet werden. Die Verluste des Buchbestands konnten nicht so einfach „ersetzt“ werden. Seit 2008 sitzen Restauratoren in der bundesweit einzigen Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut in Weimar-Legefeld an den schwer beschädigten Aschebüchern und versuchen möglichst viel davon zu retten, zu rekonstruieren und zu konservieren. Eine Arbeit, die noch bis 2028 andauern wird.
Besuch der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Der Besuch des berühmten Rokokosaals der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist nur mit einem Zeitfensterticket möglich und die Besuchszeit ist zeitlich begrenzt.
Wir hatten Glück, als wir im historischen Bibliotheksgebäude ankamen. Es gab für das nächste Zeitfenster noch genau 2 Eintrittskarten. Die folgenden Termine waren bereits ausgebucht und so einige Besucher mussten ihre Sightseeing Planung etwas umgestalten. Daher unsere Empfehlung: rechtzeitig vorher die Karten online buchen!!!
Der Rokokosaal befindet sich im ersten Stockwerk des Gebäudes. Aber bevor wir diesen betreten durften, hieß es Hausschuhe über die Straßenschuhe anziehen! Ich mag das ja, mit diesen Filzpantoffeln über das Parkett zu gleiten.
Während des Rundganges bekommt man einen Audioguides, der nicht nur einen Text vorspielt, sondern auch noch bildliche Eindrücke vermittelt. Mir hat er gut gefallen, waren die Texte doch recht informativ, aber nicht zu ausführlich und langatmig. Für meinen Geschmack genau die richtige „Mischung“.
Der berühmte Saal befindet sich in der Mitte des Gebäudes. Anna Amalia hat 1766 diesen einrichten lassen und hier befindet sich ein Teil, etwa 40.000 Bücher, der Sammlung. Es besteht nach Anmeldung sogar die Möglichkeit, ein Buch in dem Lesesaal des Studienzentrums der Herzogin Anna Amalia Bibliothek auszuleihen, das sich auf der anderen Straßenseite befindet.
Der Saal erstreckt sich über drei Geschosse. Bei der Besichtigung ist es nur möglich, im unteren abgegrenzten Bereich einen Eindruck zu bekommen. Und ich war beeindruckt! Hohe Regale mit zum Teil wunderschönen Buchrücken, Gemälde und Büsten wirken fast wie ein Gesamtkunstwerk. In die oberen Galerie führen Treppen und von unserem Standpunkt aus konnte wir sehr gut die umlaufenden balkonähnlichen Geländer der oberen Galerie sehen. Dort auf der umlaufenden Empore stehen weitere Regal mit Büchern.
Während ich dem Audioguides lausche, kann ich mich kaum von dem Anblick der Bücher und der Raumgestaltung lösen. Besonders gut gefällt mir das Deckengemälde, dass nach dem Brand rekonstruiert werden konnte.
Am liebsten hätte ich mir einen gemütlichen Sessel in den Raum gestellt, mir ein Buch (auch wenn ich es bestimmt nicht lesen kann) genommen und die Atmosphäre und den Geruch des alten Papiers aufgesaugt. Leider ist das aber nicht möglich und die Besuchszeit war auch viel zu schnell zu Ende.
Adresse:
Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Platz der Demokratie 1
99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Dienstag –Sonntag: 9.30–18 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreis:
Erwachsene: 8,- €
Die Veröffentlichung der Fotos erfolgt mit Genehmigung der Klassik Stiftung Weimar.
Schreibe einen Kommentar