Wir kommen etwas außerhalb der Altstadt zu einem großen Gebäude mit einem modernen Eingang. Hier befindet sich die traditionsreiche Brauerei Deinhardt. Gutes Bier und gutes Essen auf dem Weimarer Felsenkeller.
Schon während wir die Treppe zum Gastraum hochsteigen, atme ich den wundervollen Geruch der Maische ein… sollte hier etwa im Gastraum gebraut werden? Und richtig – mitten im Gastraum stehen die unverkennbaren kupfernen Kessel, in denen gerade die Maische gekocht und später abgepumpt wird. Wenn das Bier jetzt noch genauso gut schmeckt, wie es hier riecht, dann sind wir hier genau richtig.
Über den Weimarer Felsenkeller
1875 erwarb Ludwig Deinhardt die Weimarer Stadtbrauerei. Das Brauhandwerk war für ihn kein unbekanntes Gewerbe, braute doch seine Familie schon seit dem 17. Jahrhundert Bier in Franken. Zu der Weimarer Stadtbrauerei gehörte auch das damals noch vor der Stadt liegende Gewölbe im Felsenkeller. Auch dort braute man Bier und lagerte vor allem das Bier der Stadtbrauerei ein.
Die Familie entschloss sich, am Felsenkeller ein Gebäude zu errichten. Dort befand sich bis in die 1950er Jahre ein beliebtes Ausflugsziel für die Region. 1990, nach einigen Umgestaltungen eröffnete schließlich die erste Gasthausbrauerei Thüringens. Diese übernahm 2005 die Familie Geiger. Heute bietet der Gastraum etwa 170 Sitzplätze und im Sommer kann der Gast in einem Biergarten (etwa 60 Plätze) Platz nehmen.
Wir haben in dem großen Gastraum gesessen, mit Blick auf die Braukessel und uns sehr wohl gefühlt. Nachdem wir sehr freundlich begrüßt wurden, bestellten wir uns etwas zu Essen und natürlich auch ein Bier.
Als dann das Essen kam, musste ich zweimal hingucken. Ein Roboter fuhr direkt zu unserem Tisch und transportierte die Teller. Etwas irritiert überlegte ich, ob wir das Essen einfach runter nehmen sollten. Aber da stand schon die sehr nette Kellnerin da und servierte das Essen.
Klar musste ich einfach nachfragen… Der Servierroboter erleichtert in diesem Restaurant die Arbeit des Personals. Aufgrund fehlender Mitarbeiter schaffen jetzt weniger Menschen die gleiche Arbeit. So bringt der Roboter zum Beispiel das abgeräumte Geschirr direkt in die Küche – der Mitarbeiter kann in dieser Zeit andere Tätigkeiten durchführen. Das Essen bringt der Roboter direkt zum Tisch, auch hier spart der Mitarbeiter den Weg in die Küche.
Zugegeben es ist ungewohnt, aber uns hat es eher fasziniert, die extra angelegten Fahrwege zu verfolgen und die Technik zu beobachten. Die Mitarbeiter hatten Zeit für eine Beratung, ein Gespräch, waren nicht hektisch und mussten nicht ständig schweres Geschirr tragen, was sicherlich der Gesundheit gut tut.
Geschmeckt hat es auch! Wir haben Schweinebraten in Schwarzbiersoße mit hausgemachtem Weißkrautsalat und Thüringer Klößen gegessen. Das Fleisch war wunderbar saftig und zerfiel im Mund. Mir hätten schon fast die Klösse mit der traumhaften Schwarzbiersoße gereicht, einfach so lecker!
Bier im Felsenkeller
Das Bier der Deinhardt Brauerei in Weimar ist nach dem Deutschem Reinheitsgebot von 1516 gebraut. Die großen Kessel stehen mitten im Gastraum und bei unserem Besuch hatten wir das Glück, dass gerade der Brauer vor Ort war.
Er erzählte mir, dass in den großen Kesseln das geschrotete Braumalz mit dem Hopfen etwa 90 Minuten gekocht wird. So kann sich der gewünschte Stammwürzegehalt für das Bier entwickeln. Nachdem die Würze auf 6 Grad abgekühlt ist, pumpt er sie in den Gärbottich im Keller. Dort kommt die Bierhefe dazu und alles bleibt 7-8 Tage stehen. Bei 6-9 Grad beginnt dann die Umbildung des Extraktes in Alkohol und Kohlendioxid. Anschließend gelangt das Bier zur Nachgärung in den Lagerkeller. Dort, in den geschlossenen Tanks, reift es etwa 30 Tage, bis es den gewünschten Geschmack erreicht.
Hier im Felsenkeller kann man das frisch gebraute und gezapfte Bier genießen. Oder auch in Flaschen abgefüllt mit nach Hause nehmen.
Wir haben uns die Bierkarte natürlich sehr genau angesehen. Es fiel schwer eine Entscheidung zu treffen, glücklicherweise waren viele Biere Saisonbiere (Winterbier, Märzen, Maibock, Sommerbier, Mehrkornbier, Kartoffeltrunk, Bockbier, Weihnachtsbier) und so nicht alle gerade verfügbar.
Ich habe mich für eins der Saisonbiere, die im September angeboten werden, entschieden. Dieses Getränk, was aufgrund seiner Herstellung ein hefevergorenes alkoholisches Getränk ist, hat mich vollkommen überrascht. Der Kartoffeltrunk ist ein „Bier“ aus Gerstenmalz und Kartoffelstärke mit 5,2% Alkoholgehalt. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte, aber nach Kartoffeln hat es nicht geschmeckt, vielleicht ein klein bißchen erdig. Das Getränk ist kein leichtes Bier, sondern passt gut in den kühleren Herbst. Es ist vollmundig und hat mir sehr gut geschmeckt.
Das Deinhardt – Bräu Schwarzbier bildete genau die richtige Ergänzung zum Essen. Das malzige sehr dunkle Bier hat eine angenehme Süße, die das Bier sehr süffig werden lässt. Mit 4,9% Alkoholgehalt zählt es zu den etwas „leichteren“ Bieren, was geschmacklich aber überhaupt kein Nachteil ist.
Recht hopfenbetont, nach Pilsner Brauart hergestellt, ist das Deinhardt – Bräu Pilsner. Hier schmeckt man sehr genau, dass es ein Pils ist, der Geschmack ist prägnant.
In obergäriges Hefeweizen befindet sich auch im festen Sortiment der Deinhardt Brauerei. Ein wunderbares weiches Bier mit fruchtiger Note. Für mich das ideale Sommerbier.
Wir haben das Bier und das Essen sehr genossen und werden bestimmt weitere Deinhardt-Bräu Saisonbiere bei unserem nächsten Besuch in Weimar testen.
Adresse:
Humboldstraße 37
99425 Weimar
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