Von Toulouse aus dauert es etwas über eine Stunde mit dem Zug nach Carcassonne. Als Fans des Brettspiels mussten wir natürlich unbedingt dort hin und haben uns an einem Samstag morgens auf den Weg gemacht.
Anreise nach Carcassonne
Im Bahnhof von Toulouse hat uns ein freundlicher Bahnmitarbeiter mit Händen und Füßen und einem Mix aus englisch und französisch unsere Fahrkarten verkauft. 2 Personen Hin- Und Rückfahrt kosten 66€ (Stand 2018)- aber – es gibt eine Wochenendkarte (1 Jahr in ganz Frankreich gültig) für 20€, die uns 50% des Fahrpreises sparen lässt. Kurz gerechnet..das wird billiger. Kurz geärgert..hätten wir für unsere Fahrt von Paris nach Giverny ja auch schon nutzen können. Egal, jetzt können wir ja noch einmal in Frankreich eine Reise planen.
Während der Fahrt habe ich mich dann erst einmal über Carcassonne schlau gemacht.
Legende zur Namensentstehung
Wie kam die Stadt zu ihrem Namen?
Es gibt eine Legende, die über die Namensgebung berichtet. Demnach soll die Festung einst belagert worden sein und der Hunger forderte bald die ersten Todesopfer in der Cité.
Madame Carcas war Herrin der Burg und beschloss trotz des großen Hungers ein Schwein zu mästen. Als dieses fett genug war, wurde das Schwein vor die Burgmauern geworfen.
Die Belagerer, selbst schon am Rande der Erschöpfung, waren durch den Anblick des fetten und gut genährten Tieres völlig verunsichert. Sie vermuteten, dass es der Stadt und deren Bewohnern es so gut gehen müsste, dass sie das Essen mit Ihnen teilen konnten. Erschöpft und niedergeschlagen gaben sie die Belagerung auf.
Vor Freude über das Ende der Belagerung ließ Madam Carcas die Glocken in der Stadt läuten. Ein Belagerer soll darauf gesagt haben Madame Carcas sonne (Madame Cacas läutet).
Ob das stimmt? Wer weiß es?
Carcassonne – Hintergrundwissen
Carcassonne liegt in Südfrankreich in der Region Okzitanien. Das Wahrzeichen der Stadt ist die Cité von Carcassonne, eine mittelalterliche Festung, die auf einem Hügel liegt.
Die Gegend um Carcassonne wurde bereits in der Antike besiedelt. Römer bauten an der Stelle der heutigen Cité erste Bauwerke, die Ihnen die Kontrolle über die Handelswege vom Mittelmeer und dem Atlantik ermöglichten. Es entstand ein von Türmen flankierte hufeisenförmige Mauerring, der noch heute die innere Mauer bildet. Der Ring aus 4 Toren und 30 Türmen hatte große Fenster, die das Werfen von Speeren ermöglichte.
Im Laufe der Jahre kam es immer wieder zu Änderungen der Machtverhältnisse und Herrschaftsansprüchen in der Region. Es wurden von den jeweiligen Herrschern einige bauliche Veränderungen vorgenommen. Als ab 1659 Roussillon zum französischen Reich gehörte, war Carcassonne nicht mehr Grenzfestung und verlor an Bedeutung.
Der Architekt Eugène Viollet-le-Duc restaurierte im 19.Jahrhundert die Burganlage. Seit 1997 ist Carcassonne UNESCO Weltkulturerbe.
Ankunft in der Stadt
Vom Bahnhof in Carcassonne kann man mit einem kostenpflichtige Shuttle zur Cité fahren (während der Hauptsaison) oder gemütlich durch die Unterstadt spazieren. Der Fußweg dauert vielleicht 30 Minuten und verschafft schon einmal einen kleinen Eindruck von der Stadt. Also immer schön den Schilder in Richtung Cité folgen!
Wir sind etwas vom Weg abgewichen und nicht über die alte Brücke Ponte Vieux über die Aude gelaufen, sondern über die neuere Autobrücke. So konnten wir den Blick auf die alte Brücke und die Burganlage genießen.
Anschließend ging es etwas bergauf, bis wir vor dem Eingang dem Tor von Narbonne mit seiner Zugbrücke standen. Das Tor liegt im Osten und wurde 1280 erbaut. Es ist von zwei Sporntürmen eingefasst und bildet den Haupteingang zur Festungsanlage.
Der Eintritt in die Cité ist kostenfrei. Wer allerdings das Schloss Comtal besichtigen möchte oder in eins der Museen gehen möchte, muss dafür bezahlen. Plant man einige Besichtigungen lohnt es sich den City Pass zu erwerben, mit dem man auch an einer Führung teilnehmen kann. Wir haben darauf verzichtet, da wir nur das Schloss besuchen wollten.
Bummel durch die mittelalterliche Festungsstadt
Gleich hinter dem Tor Narbonne sind wir in den Bereich zwischen den beiden Festungsmauern abgebogen. Eigentlich wollten wir einmal um die Festung laufen, aber ehrlich gesagt, es war so windig und kalt, dass wir es nur bis kurz hinter die unteren Turnierplätze geschafft haben. Dort war ein Durchgang, der uns in die Festungsstadt gebracht hat. Nachdem die Sonne gegen Mittag dann richtigheraus gekommen und der Wind fast verschwunden war, haben wir unseren Weg fortgesetzt und sind vom Tor Aude, den oberen Turnierplätzen vorbei zurück zum Tor Narbonne gelaufen.
Auf der Suche nach einem geöffneten Restaurant – wir brauchten nun unbedingt einen heißen Tee zum Aufwärmen – sind wir die kleinen Gassen der Festungsstadt entlang gebummelt. Dabei haben wir den Grossen und den Kleinen Brunnen entdeckt. Diese stammen aus den 14.Jahrhundert und waren für die Wasserversorgung der Festung zuständig. Der Legende nach soll hier ein Schatz verborgen sein. Bisher ist allerdings keiner gefunden worden.
Nachdem der Tee uns gewärmt hatte, haben wir die Festung weiter erkundet. In der Basilika von Saint-Nazaire fanden gerade Restaurierungsarbeiten statt. Aber von außen konnten wir den Bau, der vom 11. bis 14. Jahrhundert entstanden ist, bewundern. Verschiedene Baustile prägen das Bauwerk, zum Beispiel ein romanisches Portal, ein gotisches Querschiffe und gotische Fenster.
Direkt neben der Kirche befindet sich das Freilufttheater der Cité. Dieses entstand 1908 auf dem Gelände des ehemaligen Klosters und seit 1957 finden hier im Sommer Aufführungen statt.
Die kleinen Gassen der Stadt sind wirklich sehr schön. Wir waren im November dort und anscheinend ist das eher Nebensaison. Es gab wenige Besucher, viele geschlossene Geschäfte und Restaurants. Dafür war es wundervoll ruhig und leer.
Schloss Comtal in der Cité von Carcassonne
Der Höhepunkt der Besichtigung der Cité ist mit Sicherheit das Schloss Comtal. Hier zahlt man Eintritt (Erwachsener 9€), der sich meiner Meinung nach auch lohnt.
Das Schloss wurde von dem Viscontes von Carcassonne im 12.Jahrhundert erbaut und ist im Laufe der Jahre regelmäßig umgebaut worden. Bei der Besichtigung der Innenräume kann man einen kleinen Film zur Entstehung der Festungsanlage ansehen (französisch mit englischen Untertiteln). Es besteht die Möglichkeit neben zahlreichen Räumen auch einen Spaziergang auf einem Abschnitt der Mauern zu unternehmen. Von hier hat man nicht nur einen tollen Ausblick auf die Stadt, auch der Blick in das Innere der Festungsanlage von Carcassonne ist möglich.
Nach etwa 4 Stunden (ohne Museumsbesuche) haben wir die Cité verlassen. Sicherlich kann man sich hier noch viel länger aufhalten und in den Museen noch eine Menge historische Luft schnuppern. Wir wollten aber noch etwas durch den Bereich der Bastide Saint-Louis bummeln.
Bastide Saint-Louis
Die Bastide Saint-Louis liegt auf der anderen Uferseite der Aude. Über die alte Brücke Pont Vieux ist man schnell im der Innenstadt von Carcassonne. Auffällig ist, dass die Straßen hier wie auf einem Schachbrett angeordnet sind. Wir haben durch das Jakobiner-Portal aus dem 18.Jahrhundert die Stadt betreten, sind an Kirchen, wunderschönen alten Gebäuden bis zum Neptun-Brunnen im Zentrum der Altstadt gelaufen. Dieser wurde 1771 von einem italienischen Baumeister aus Marmor errichtet. Von hier aus lädt die Fußgängerzone zum Bummeln und Shoppen ein (Achtung Mittagspause in den meisten Geschäften!).
Am späten Nachmittag sind wir dann, nicht ohne noch schnell einen Blick auf das UNESCO Weltkulturerbe Canal du Midi zu werfen, mit dem Zug zurück nach Toulouse gefahren.
Ich war begeistert von Carcassonnes mittelalterlicher Festungsanlage und habe zurück in Berlin gleich das Spiel aus dem Schrank geholt. Das Thema des nächsten Spieleabend steht fest!
Adresse:
1 Rue Viollet le Duc,
11000 Carcassonne,
Frankreich
Öffnungszeiten Schloss:
2. Januar- 31 März:
täglich 9.30-17 Uhr
1. April – 30. September
täglich 10-18.30 Uhr
1. Oktober – 31 Dezember
täglich 9.30-17 Uhr
Eintrittspreise Schloss:
Erwachsener: 9,50 €
Es werden Ermäßigungen angeboten
Lena von family4travel
Oh ja, Carcassonne ist so ein zauberhafter Ort!
Das mit dem Wochenend-Ticket in Frankreich ist ja interessant. Gut zu wissen für den Hinterkopf, danke!