Alkmaar ist der perfekte Ort, um von dort die nähere Umgebung zu erkunden. Wie wäre es mit einer Radtour von De Rijp zu einem Kuhhotel und dem kleinsten Süßwarenladen der Niederlande?

Start der Radtour in De Rijp
Wir starten unsere Radtour in De Rijp. Dieser Ort lag einst auf der ehemaligen Schermerinsel, die sich zwischen den Seen Schermer und Beemster befand. Das kleine Dorf war damals ein lebendiger Fischerort und verfügte über die größte Heringfangflotte Nordhollands. Es gab wohl 80 Heringsboote alleine in diesem Ort.

Im Zuge der großen Landgewinnungsaktionen, die in den Niederlande viele neue Geländebereiche geschaffen hat, entstanden die Gebiete De Schermer und De Beemster. Aus dem einstigen Fischerdorf am Meer wurde gegen Ende des 17.Jahrhunderts ein Ort mitten auf dem Land. Die Bewohner spezialisierten sich nun auf den Walfang und fuhren mit ihren etwa 20 Booten in Richtung Grönland.
Mit dem Ende des Walfangs kam der wirtschaftliche Abstieg des Ortes. Inzwischen geht es wieder bergauf und das sieht man dem wunderschönen Ort auch an.Ein wenig ist von Flair der Vergangenheit zu spüren, wenn man durch die Straßen und Gassen des denkmalgeschützten Dorfes schlendert. Wunderschöne historische Häuser, die einst den Reedern und reichen Kaufleuten gehörten stehen gut erhalten auf den Grundstücken. Der Ort ist heute ein beliebter Wohnort für Künstler, Kunsthandwerker und Menschen, die ländlich in der Nähe von Alkmaar wohnen möchten.

Besonders gut gefällt mir das beeindruckende Rathaus des Ortes. Der Backsteinbau steht direkt an einem Kanal und war einst der Ort, an dem die Waage stand. Das lässt sich sehr gut an dem recht hohen fast lagerartigen Bereich im Erdgeschoss erkennen. Die oberen Etagen ist wesentlich flacher und dienten als Ratsräumen.
Heute befindet sich hier unter anderem die Touristinformation des Ortes.
Die Brücke ist offen
Bevor wir aber so richtig losfahren können, müssen wir warten…
Die Straße führt über einen der unzähligen Kanäle des Ortes. Damit hier Boote passieren können, gibt es natürlich eine Brücke, die geöffnet und geschlossen werden kann. Und gerade jetzt fuhr ein Boot mit einer Hochzeitsgesellschaft auf dem Kanal in Richtung Brücke.

In De Rijp gibt es keine elektrisch betriebene Brücke. Hier setzt man auf Handarbeit. Zwei, nenne ich sie mal “Brückenmeister”, standen auf den jeweiligen Ufern des Kanals. Mit Muskelkraft öffneten sie die wunderschöne weiße Brücke, damit das Boot passieren konnte.

Erst als die Brücke wieder fest verankert war, ging es mit unseren Fahrrädern auf Entdeckungstour durch die Polderlandschaft.
Die Strecke
Auf der Karte ist die Strecke zu sehen, die wir an diesem Tag gefahren sind. Es war eine gemütliche Tour, die wir mit den Ebikes ohne Stress an einem Nachmittag geschafft haben.
Die Radtour führt uns zwischen Feldern und Wiesen entlang in Richtung West-Grafdijk. Die Strecke ist hervorragend ausgebaut und hätte man nicht den typischen „Wind von vorne“ würde das Fahrrad fast von alleine rollen. Es macht Spaß und ich liebe es einfach so die Landschaft genießen zu können.

Am Knotenpunkt 58 biegen wir in Richtung Driehuizen ab. Der Ort ist vor allem im Winter das Ausflugsziel der Region. Sind die Kanäle zugefroren, befindet sich hier der perfekte Ausgangsort für Schlittschuhtouren. Im Sommer ist es hier ruhiger und am Knotenpunkt 80 biegen wir in Richtung Zuidschermer ab.

„Schwarze Kirche“ in Zuidschermer
Unsere Tour führte uns nach Zuidschermer. An einer kleinen Kirche bleiben wir kurz stehen. Es handelt sich um eine der letzten Bauernkirchen aus dem Jahr 1663.
Auf den ersten Blick sieht die Kirche nicht ungewöhnlich aus und ich wundere mich sehr über den Namen „Het Zwarte Kerkje“, der auf dem Plan vor dem Gebäude steht. Diesen Namen verdankt die Kirche nicht etwa der Orientierung zur „schwarzen Seite“ des Glaubens. Es ist viel einfacher! Sie steht auf schwarz geteerten Planken. Teer war früher ein Mittel das Holz vor dem Wasser zu schützen und da hier das Wasser oft von unten hochdrückte der ideale Schutz, um die Kirche zu erhalten.

Weiter geht es entlang des Zuidervaart-Kanals. Anfangs stehen noch einige sehr typische Häuser der Region am Wegesrand. Die Stolpboerderijen haben kleine kubische und pyramidenförmige Dächer und passen hervorragend in die Landschaft. Oft sind die kleinen Gehöfte von Wassergräben umgeben. Den ausgehobenen Sand verwendeten die Bauern um ihre Gehöfte höher zu legen und so das Haus besser vor Überschwemmungen zu schützen. Heute findet man die ein oder andere „Überraschung“ in den Gräben.

Het Koehotel – das Kuhhotel
Ausgeschildert ist der Weg nicht, aber man sollte nicht verpassen an der Laan Vaart (Laanweg), der direkt hinter einem Kanal nach rechts abgeht, abzubiegen. Diese Straße bringt einen zum „Kuhhotel“.
So wirklich konnte ich mir unter diesem Namen nichts vorstellen. Als wir dann auf den Hof einfuhren war es klar – das Kuhhotel ist ein Kuhstall.

Wie kommt man auf so einen Namen? Ganz klar. Die Kühe dieses landwirtschaftlichen Betriebes stehen auf großen Wiesen rund um das Gehöft. Sie haben gelernt eigenständig in ihren Stall zu gehen. Dort führt sie der Weg zu Melkroboter und anschließend finden sie Futter in dem Stall. Danach können sie den Stall wieder verlassen und auf die Wiese gehen. Sie nutzen den Stall praktisch wie ein Hotel für kurzzeitige Aufenthalte.

Hat das Team vor Ort gerade etwas Zeit, sind sie gerne bereit den Betrieb zu zeigen. Es gibt auch einen kleinen Hofladen, der viele tolle Produkte aus der Region verkauft.
Nach dem Besuch verlassen wir den Hof und fahren nach rechts immer weiter am Kanal entlang. Der Straße folgend gelangen wir in den Ort Grootschermer und biegen nach rechts in den Noordeinde ein. Diese Straße führt uns über den Ort Noordeinde nach Graft.

Der kleinste Süßwarenladen des Landes: Bram&Aagie
Kurz bevor wir wieder an unserem Startpunkt waren, legten wir noch einen Genuss-Stopp ein. In Graft, direkt gegenüber des Rathauses, befindet sich der kleinste Süßwarenladen der Niederlande.

Das Bram&Aagie ist ganze 5,4 m² groß und bis unters Dach voller süßen Versuchungen. Der kleine Raum hat sich seit 1890 nicht verändert, nur die Ware ist anders. Ursprünglich verkaufte man hier Brot, später Gemüse und eine zeitlang sogar Räucherwaren.
Heute gibt es zum Beispiel Bonbons, die an vergangene Zeiten erinnern. Dicke süße Klumpen mit dem Geschmack der Niederlande. Mein Favorit war eindeutig der Geschmack nach Stroopwaffeln.

Der kleine Laden ist immer von April bis September geöffnet. Wer außerhalb der Öffnungszeiten vorbeikommt muss nicht auf die süße Stärkung verzichten. An der Hauswand hängt ein Süßwarenautomat. Er erinnert an die alten Zigarettenautomaten und wird auch ähnlich bedient. Geld rein, Schublade aufziehen und eine Schachtel mit Stroopsoldaatjes entnehmen. Ja und dann natürlich genießen!!!!!!



Rückkehr nach De Rijp
Von Graft aus ist es nicht mehr weit zu unserem Startpunkt der Radtour in De Rijp. Wir fahren wieder am Rathaus über die kleine Brücke und stehen direkt vor dem Restaurant Wapen van Munster. Hier kann man hervorragend den Ausflug im gemütlichen Gastraum oder auf der sonnigen Terrasse ausklingen lassen.
Die Fahrradtour ab De Rijp war ein Programmpunkt während einer Pressereise mit Visit Alkmaar.
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