Mitten in der kleinen und wunderschönen Altstadt von Alkmaar steht die mächtige Grote Sint-Laurenskerk. Bekannt ist der Kirchenbau in der Stadt eher unter dem Namen Laurenskerk oder Grote Kerk.
Der erste nachweisbare Kirchenbau hier war eine kleine Holzkirche aus dem frühen 10. Jahrhundert, die 1133 einem Brand zum Opfer fiel. Nachfolgende Bauwerke blieben ebenfalls nicht erhalten. Als 1468 der im Bau befindliche Kirchturm einstürzte, beschloss Alkmaar, eine neue Kirche im Stil der Brabanter Gotik zu errichten.
Baumeister war wahrscheinlich Andries I. Keldermans (1400–1488) aus Mechelen (heute in Belgien), der während der Bauzeit verstarb. Sein Sohn vollendete den Bau. Im Sommer 1470 erfolgte die Grundsteinlegung und heute datiert man die Fertigstellung des Kirchenbaus auf 1518. Im Anschluss folgte der Innenausbau, der sich im fortlaufenden Prozess ständig veränderte.
Anfangs war die Kirche noch katholisch, 1573 gelangte sie in protestantische Hände. Im Zuge des Bildersturms entfernte man Große Teile der katholischen Ausstattung, wie zum Beispiel Altarbilder, Heiligenbilder oder Beichtstühle.
Heutige Nutzung
1996 entschloss die Kirche sich, den Bau nicht mehr zu nutzen und entwidmete die Kirche. Heute ist sie im Besitz der Stiftung zur Erhaltung der monumentalen Kirchen in Alkmaar.
Die Orgeln sind nach wie vor in der Kirche vorhanden und so nutzt man den Raum für Konzerte. Aber auch andere kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen oder Theateraufführungen finden nun dort statt.
Als ich in Alkmaar war, befand sich gerade eine kleine Babymesse in der Kirche. Mir gefällt es sehr, wenn das Potenzial des Raums weiter genutzt wird und so die Möglichkeit besteht, ein Bauwerk erhalten zu können.
In den Sommermonaten ist, wenn nicht gerade eine Veranstaltung stattfindet, der Besuch der Kirche kostenfrei möglich. Im Winter ist die Lauernskerk nur für Veranstaltungen geöffnet.
Lohnt es sich in die Lauernskerk zu gehen?
Die Kirche ist zwar kein „genutztes Gotteshaus“ im kirchlichen Sinne mehr, trotzdem ist es nach wie vor optisch noch eine Kirche, nur ohne Bänke.
Auch wenn es während des stattfindenden Babymarktes nicht ganz einfach war die kirchlichen Element zu entdecken, es hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Der Backsteinbau hat einen kreuzförmigen Grundriss. Das Langhaus ist dreischiffig, das Querhaus wurde einschiffig errichtet. Der Chorumgang hat keine Seitenkapellen und im Westen wurde ein kleines Atrium vorgebaut. Dieses ist von außen sehr gut zu erkennen.
Von Außen auch sehr schön zu erkennen, ist der Vierungsturm. Er ist 1525 mit weißem Naturstein verblendet worden und durch die Öffnungen erkennt man das Carillon.
Im Inneren hat mich sofort das Holztonnengewölbe des Mittelschiffs begeistert. Ein so gut erhaltenes Gewölbe sieht man selten. Guckt man genau hin, kann man auch noch einige Wandgemälde in der Kirche entdecken. Einige Bilder sind von Vorbauten leider verdeckt, aber sie sind restauriert und schmücken nach wie vor das Kirchenschiff.
Von der einst kirchlichen Ausstattung ist heute noch die protestantische Kanzel aus dem Jahr 1655 erhalten. Sie ist, so finde ich, allerdings sehr unauffällig. Etwas mehr ins Auge fällt dagegen die Chorschranke und das wunderschöne gotische Chorgestühl.
Guckt man auf den Fußboden der Grote Kerk fällt auf, dass man eigentlich nur über alte Grabplatten läuft. Bis 1830 war es noch üblich, die Verstorbenen in der Kirche beizusetzen. Es sollen sich unter den Grabplatten bis zu 8 Schichten mit Verstorbenen befinden. Wer sich mit den Niederländischen Persönlichkeiten dieser Zeit auskennt wird zum Beispiel einen Grabstein des Malers Caesar van Everdingen finden.
Das Fenster!
Die Fenster der Grote Sint-Laurenskerk sind sehenswert. Im Querhaus gibt es zwei der größten gotischen Fenster Europas, die sich fast über die gesamt Höhe der Wand erstrecken. Eins dieser Fenster ist 2023 neu gestaltet worden und heute einer der Anziehungspunkte in der Kirche.
Die Künstlerin Fiona Tan (Fotografin, Videokünstlerin, Filmemacherin) hat das 23 Meter hohe und 6 Meter breite Fenster, das aus 214 einzelnen Feldern besteht, nach dem Motto „Das Licht der Freiheit“ entworfen.
Die Idee für die Gestaltung war ein Kaleidoskop, mit dem sie als Kind gespielt hat. Ihr Großvater hatte dieses aus Scherben der Fenster der Kathedrale von Reims selbst gebastelt. Die bunten Glassplitter in der Röhre veränderten sich durch das Drehen der Röhre und das einfallende Licht ständig und offenbarten immer neue Muster.
Die farbliche Zusammenstellung ließ sich Tan vom Sonnenaufgang in den Niederlande inspirieren. Im unteren Teil des Fensters dominieren warme Gelb- und Orangetöne und gehen später in Blautöne über.
Tan schuf für das Fenster in der Grote Sint-Laurenskerk 214 Felder, die jeweils aus bis zu 250 Einzelteilen bestehen. Das Glas ist mundgeblasen, händisch zugeschnitten und verbleit. Auch wenn man noch so genau hinschaut, kein Feld gleicht dem anderen. Beeindruckend, wunderschön und einmalig. Durch das ständig wechselnde Sonnenspiel wird man nie den gleichen Eindruck von dem Fenster bekommen.
Besucherinformationen
Adresse
Koorstraat 2
1811 GP Alkmaar
Webseite der Grote Sint-Laurenskerk
Öffnungszeiten
Ende Mai – Mitte September
Dienstag – Sonntag: tagsüber
Aufgrund stattfindener Veranstaltungen ist es ratsam, sich vorab auf der Website der Kirche über die genauen Zeiten zu informieren: https://grotekerk-alkmaar.nl/je-bezoek/openingstijden/.
Öffnungszeiten
Der Zutritt zur Kirche ist kostenlos möglich, sofern keine Veranstaltungen stattfinden.
Der Besuch fand im Rahmen einer Pressereise mit Visit Alkmaar statt.
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