Nizwa, Jebel Shams, Al-Hamra … das sind nur einige der Orte, die wir während einer zweitägigen Tour im Oman gesehen haben. Orte, die uns ein Land gezeigt haben, dass man einfach entdecken muss.
Nizwa
Einer der Städte, die eigentlich jeder Tourist im Oman besucht ist Nizwa. Die Oasenstadt liegt am Rand des Hadschar-Gebirges und war unser erster Besichtigungspunkt während unser zweitägigen Tour in den Jebel Shams.
Nizwa war immer ein religiöses und politisches Zentrum im Oman. Hier wurde bereits 751 der erste Iman der Ibaditen gewählt und bis ins 12. Jahrhundert war die Stadt Landeshauptstadt. Später ging die politische Führung in andere Städte, kam aber im 17. Jahrhundert zurück nach Nizwa.
Wir halten vor den Stadtmauern der Stadt auf einem riesigen Parkplatz. Ich fand diesen sehr leer und wunderte mich über die Dimension. Aber, es war ja auch nicht Freitag. Wer an einem Freitag dort einen Platz sucht, muss schon Glück haben oder sehr früh kommen.
Highlight am Freitag: Viehmarkt
Leider war nicht Freitag und so haben wir eine der Hauptattraktionen nur verwaist erlebt. Jeden Freitag um 6 Uhr morgens erwacht der Viehmarkt von Nizwa zum Leben. Aus dem gesamten Umland strömen die Menschen herbei, einige bringen ihre Ziegen oder Kühe zum Verkauf mit, andere suchen neues Vieh. Es herrscht ein reger Handel und so wurde uns berichtet, es ist neben dem Handel natürlich auch die Kommunikation, der Klatsch aus den kleinen Orten wichtig, sozusagen die Nachrichtenzentrale der Umgebung.
Souk
Ein weiterer beliebter Ort, nicht nur bei den Touristen, ist der große Souk der Stadt. Nizwa war schon immer eine Handelsplatz für Gewürze, Haushaltswaren und vor allem Silberschiedeprodukte. Besonders am Freitag ist der Handelsplatz sehr gut besucht und es gibt neben den festen Verkaufsräumen auch noch fliegende Händler mit frischen Produkten, die ihre Waren verkaufen.
Besonders typisch sind die Töpfereiprodukte, die aus Bahla stammen und hier verkauft werden. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die Omanis wirklich hier diese Produkte einkaufen. Auf mich wirkte es sehr touristisch.
Ähnlich ging es mir bei dem Verkauf von Datteln. Unser Guide führte uns in ein großes Geschäft, in dem es Datteln unterschiedlichster Qualität und Größe gab. Angeblich der beste Ort zum Einkaufen, was er auch ausgiebig tat.
Sehr erstaunt war ich über unseren Besuch in einem der Schmuckgeschäfte. Hier wurde Silberschmuck nach Gewicht verkauft. Einige schöne Stücke habe ich gesehen, aber wir waren nicht zum Schmuckkauf im Oman…
Ganz wichtig – wer in einem der zahlreichen Geschäfte in den Gängen des Souks einkauft sollte unbedingt feilschen. Die Händler setzten die Preise generell höher an und mit etwas Geschick zahlt man am Ende etwa die Hälfte.
Nizwa Fort
Das Fort von Nizwa befindet sich zwischen Altstadt und Souk. Sie ist die älteste und bekannteste Festung im Oman.
Während seiner Herrschaftszeit 1649-1679 ließ der damalige Iman Sultan Saif bin Malik Al-Yarubi das Bauwerk errichten. Die Anlage verfügt über ein einzigartiges Verteidigungssystem. Uns wurden bei unserem Rundgang Öffnungen gezeigt, aus denen die Angreifer zum Beispiel mit heißem Dattelsirup übergossen wurden.
Besonders markant ist der Hauptturm. Er ist 24 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 40 Metern. Heute kann man auf die Mauern des Turms steigen und von dort über die Stadt gucken.
Eingebettet in die Festungsanlage liegt das Schloss von Nizwa. Dieses ist älter als die Festungsanlage und umfasst nach einigen Umbauten zum Beispiel einen öffentlichen Versammlungsraum und die privaten Räume der Herrscherfamilie. Ein Teil des Schlosses kann besichtigt werden.
Das Nizwa Fort ist während des Freitagsgebets von 12-12.45 Uhr geschlossen. Sonst ist es täglich von 8-20 Uhr für Besucher geöffnet.
Fahrt in die Berge von Jebel Sham
Nach unserem Besuch in Nizwa, einem kurzen Stopp im Supermarkt und der Apotheke, ging es nun in die Berge des Jebel Shams. Unser Ziel das Jebel Shams Resort, in dem wir die Nacht verbringen wollten.
Die gut ausgebaute Straße schraubte sich serpentinenartig immer höher. Rechts und links von uns konnten wir die fast schon unwirkliche schroffe Berglandschaft sehen. Durch den Regen der letzten Woche war es erstaunlich grün und so war es nicht verwunderlich, dass die ein oder andere mutige Ziege auch mal direkt am Straßenrand stehend die grünen Grashalme genoss.
Leider konnten wir nicht wie geplant einen Streckenabschnitt in einem Wadi entlang fahren. Der Regen und das aus den Bergen abfließende Wasser hatte seine Spuren hinterlassen und der Weg war nicht passierbar. Auch unsere Straße bergauf war an einigen Stellen aufgebrochen und ließ nur langsames vorbeifahren zu.
Unseren ersten Stopp machten wir auf einem kleinen Plateau, dass durch eine kleine Einfahrt erreichbar war. Ich hätte sicherlich dort nicht angehalten, wenn wir alleine unterwegs gewesen wären. Sah die Einfahrt doch sehr nach Baustellenzufahrt aus und es war von der Straße nicht zu erkennen, was für eine traumhafte Aussicht sich eröffnen sollte. Wir konnten in ein Hochgebirgstal gucken, um dass sich majestätische und schroffe Bergkämme erhoben. Fotos können diese Schönheit und vor allem Größe kaum wiedergeben. Es war einfach nur wow!
Zurück auf der Strecke den Berg hinauf mussten wir einige Kilometer auch Offroad weiterfahren. Der Schotter unter den Rädern unseres Allradwagens spritzte hoch, die Steigung war zum Teil schon recht heftig. Ob man hier gut mit einem „normalen“ Mietwagen hochfahren kann – ich weiß es nicht und habe auch nur Allradfahrzeuge unterwegs gesehen.
Unser letzter Stopp an diesem Tag war der Jebel Shams View Point, der sogenannte Balkon des Jebel Shams. Hier kann man hinter einer Absperrung direkt an dem Abgrund zu einem Tal stehen. Etwa 1000 Meter ist die Schlucht tief und der Ausblick gigantisch. Tief unter uns zog ein Adler seine Kreise. Manchmal war er so tief im Tal, dass er kaum noch zu erkennen war. In dem Tal verläuft auch ein ausgeschilderter Wanderweg, der allerdings nur für geübte Hochgebirgs-Wanderer geeignet ist.
Von dem Aussichtspunkt waren es nur nur wenige Minuten Autofahrt, bis wir unsere Unterkunft das Jebel Shams Resort erreichten.
Al Hamra
Während unserer Tour entlang und durch die Bergwelt des Oman kamen wir auch nach Al Hamra. Die Stadt ist über 400 Jahre alt und splittet sich heute in zwei Bereiche. Im neueren Stadtbereich leben die Bewohner während die Altstadt nahezu verlassen ist. Das liegt hauptsächlich an den veränderten Lebensbedingungen der Omanis, aber auch an der nicht gerade preisgünstigen Instandhaltung der alten Gebäude.
Die meisten Gebäude in der Altstadt sind mehrgeschossig (2-4 Stockwerke). Sie sind aus einem Lehm-Stein-Stroh Gemisch erbaut und mit Decken aus Palmbalken und Palmwedeln bedeckt. Die Straßen und Gassen sind eng und dadurch fällt nur wenig Sonne zwischen die Gebäude. An einigen Häusern entlang der verlassenen „Hauptstraße“ entdecke ich offene Wasserkanäle. Diese dienen bis heute nicht nur zu Bewässerung, sondern halten auch die Luftfeuchtigkeit hoch, um das Wohnklima zu verbessern.
Die Hauptstraße bietet eigentlich ein trostlosen Bild. Die verlassenen Häuser verfallen immer mehr und in den Ruinen sammelt sich Schutt und Müll. Ab und zu entdecke ich Haustüren, die im überarbeiteten Zustand sicherlich Begeisterungsstürme bei den Touristen auslösen würden.
Museum Bait al Safah
In einer kleinen Gasse betraten wir dann den Ort, der unser eigentliches Ziel des Besuches war. In einem der alten Altstadthäuser befindet sich hinter einer Eingangstür das Museum Bait al Safah. Das Haus ist liebevoll saniert worden, hat aber nach wie vor den alten Charme. Einst hat hier die wichtigste Person des Ortes gewohnt, der Scheich. Es war immer eins der repräsentativsten Häuser des Ortes und eignet sich heute ideal dazu einen kleinen Einblick in das traditionelle Leben im Oman zu bieten.
Im Erdgeschoss befinden sich neben den Lagerräumen auch die Küche des Hauses. Die Wohnraume der Familie liegen im ersten Obergeschoss und im zweiten Obergeschoss befinden sich die Räume der Bediensteten und der Zugang zum Dach.
Im Obergeschoss bin ich beeindruckt von der Größe der Räume. Gerade der „Männerraum“ mit dem beeindruckenden Teppich und den gemütlichen Kissen auf dem Boden gefällt mir sehr. Erstaunt entdecke ich in der Wand ein kleines Loch mit einer Tür davor. Mir wird erklärt, dass es sich um die Verbindung vom „Männerraum“ zum „Frauenraum“ handelt. Hier konnten die Frauen zum Beispiel den Kaffee durchreichen wenn Besuch im Haus war, ohne von den Fremden gesehen zu werden.
Wir gehen natürlich auch auf das Dach des Museums. Von dort oben haben wir einen sehr guten Überblick über die verlassene Altstadt und in das umgebene Tal.
Sehr spannend war für mich der Besuch in der Küche des Hauses. Hier saßen zwei Frauen und zeigten den Museumsbesuchern wie traditionell Kaffee geröstet und gemahlen wird, wie Brot gebacken und Parfum hergestellt wird. Mich hat vor allem das Thema Kaffee interessiert. Das Rösten im Topf verbreitete einen wunderbaren Geruch in der Küche. Als es dann an das Mahlen der Kaffeebohnen ging erklang eine Melodie im Raum. Kling und Klong rhythmisches stampfen in einer Schüssel – uns erzählte man, dass es Tradition ist so die Nachbarn zu einem Kaffee einzuladen.
Uns hat der Besuch in dem Museum sehr gefallen. Es war interessant, die Führung auf englisch sehr gut verständlich und es blieb auch Zeit etwas alleine auf Entdeckungstour zu gehen.
Misfah al Abriyyin
Misfah ist ein kleiner Ort, eigentlich eher ein Dorf in der Umgebung von Al Hamra. Es liegt an den Berghängen des Hajar- Gebirges in etwa 900 Metern Höhe auf einem Felsen, der eine Art natürliche Festung bildet.
Mit dem Auto erreichen wir über steile Serpentinenstraßen den Ort und fahren an den ersten Häusern vorbei. Unser Guide möchte so weit wie möglich in den Ort fahren und hofft dort auf einen der wenigen Parkplätze. Wir haben Glück, im Ramadan sind nicht ganz so viele Besucher unterwegs und wir bekommen einen guten Parkplatz. Den Ort selber darf man nur zu Fuß besuchen, in den engen Gassen wäre das Autofahren aber auch unmöglich.
Bevor wir uns auf Erkundungstour begeben, geht es aber zuerst in einen kleinen touristischen Laden. Laut unseres Guide soll es hier den besten Honig der Region geben. Er kauft fleißig ein und erst nach einiger Überlegung entschließen wir uns auch ein sehr kleines Glas Honig mitzunehmen. Es war eine gute Entscheidung, der Honig schmeckt sehr gut!
Kleiner Spaziergang durch die Oase
Anschließend zogen wir los, um Misfah und seine Besonderheiten zu entdecken. Die kleine Siedlung liegt in einer Oase. Hier befindet sich ein Falaj-Wassersystem, dass bereits vor über 2000 Jahren dort angelegt worden ist. Kleine Kanäle durchziehen angelegte Terrassenfelder, auf denen die Dorfbewohner Bananen, Mangos, Granatapfel und andere leckere Obstsorten angebaut haben.
Das Wasser wird in zum Teil künstlichen Becken gesammelt und mit Hilfe eines ausgeklügelten Bewässerungsplans verteilt. Die Becken dienen aber nicht nur zum Sammeln des Wassers, sondern, so haben wir es erlebt, auch Kindern als Swimmingpool. Es gibt eine ausgeschilderte kleine Wanderroute, die einen durch die Oase führt. Man sollte allerdings gut zu Fuß sein. Nicht nur einige Treppenstufen sind zu bewältigen, man geht zum Teil auch auf den Begrenzungsmauern der Kanäle entlang.
Das Dorf selber, durch das unser Weg zurück zum Auto führte, zeichnet sich durch enge und schattige Gassen aus, die beidseitig von Häusern gesäumt sind. Die Häuser sind in einer für diese Region typischen Bauweise aus einer Mischung von Stein, Saroj und Schlamm (Lehm) errichtet worden. Besonders schön sind die Häuser, deren Dächer noch mit Palmwedeln bedeckt sind. Uns wurde erzählt, dass einige Gebäude bereits über 200 Jahre alt sind.
Über viele Jahre standen einige Gebäude ungenutzt im Dorf. Es ist durch umfangreiche Restaurierungsarbeiten gelungen, den ursprünglichen Charme wieder herzustellen, auch wenn noch einige Häuser leer stehen. Es gibt inzwischen sogar Hotels, wie zum Beispiel das Misfah Guesthouse und Restaurants, die den Omanurlaubern die Möglichkeit eröffnen, Misfah als Ausgangspunkt von Wanderungen und Ausflügen in die Region zu nutzen. Besonders schön soll die Trekkingroute W9 sein, die auch entlang eines alten Eselpfades führt.
Festung Jabrin
Auf unserer Rückfahrt nach Muscat legen wir einen kurzen Zwischenstopp an der Festung Jabrin ein. Während unser Tourguide sich in den kleinen Gebetsraum zurückzieht erkunden wir ein wenig die Festung.
Das Schloss Jabrin ist 1670 als Sommerresidenz für Bil‘arub bin Sultan al-Yaruba erbaut worden. Einige Jahre später wählte man ihn zum Iman und das Schloss wurde sein Herrschaftssitz.
Noch darf ich auch bewußt von Schloss sprechen, denn zu diesem Zeitpunkt war es noch ein Wohnschloss, in dem der Iman Künstler, Literaten, Wissenschaftler und Freunde um sich versammelte. Seinem Bruder war das nicht recht. Er machte dem Sultan sein Amt und auch den Herrschertitel streitig. So sah sich dieser gezwungen das Wohnschloss in eine Festung umzubauen.
Jabrin erhielt mächtige Wehrmauern und Kanonentürme, die einer Belagerung stand halten konnten. Der Sultan starb während der Belagerung und sein Bruder übernahm die Macht. Er verlegte den Herrschaftssitz und Jabrin blieb über viele Jahrhunderte ungenutzt.
Erst in den 1980er Jahren begann man die Festungsanlage zu renovieren und nun steht sie Besuchern offen.
Die Festung hat eine einzigartige Architektur, die von außen durch massiven Außenmauern bestimmt ist. Die Wehrtürme befinden sich an der Nord- und Südseite. Durch ein großes Tor gelangt man in den Innenhof. Der Hof ist von Galerien umgeben, von denen man die Räume im Obergeschoss erreicht. Im westlichen Gebäudebereich befinden sich die Wohn-, Schlaf-, Schul- und Repräsentationsräume des Imam. Die Räume der übrigen Familienmitglieder und der Bediensteten liegen im östlichen Gebäudebereich.
Die Tour in die Berge des Omans mit dem Sightseeingprogramm fand Arabica Orient Tours statt.
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