Ein Aufenthalt in Porto ohne eine Portwein-Tour im Douro-Tal, dem Anbaugebiet des unnachahmlichen Portweins, ist unvorstellbar. Hier reiht sich ein Produzent an den nächsten, hier kehrt man ein und genießt.
Für uns stellte sich aber zunächst die Frage, fahren wir auf eigene Faust mit dem Auto oder lassen wir uns mit einer organisierten Tour fahren. Ein Mietauto hätte bedeutet, einer von uns darf nicht das Portweintasting genießen oder wir müssten uns einige Unterkünfte suchen, die Portwein-Verkostungen anbieten. Unsere Wahl fiel auf die bequeme Tour mit Abholung in Porto, Transport und mehreren Verköstigungen und natürlich auch wieder die Rückfahrt nach Porto. Hier wurden wir bei Get your Guide schnell fündig.
Traumhaftes Douro-Tal
Der Douro ist mit 897 km der drittlängste Fluss der iberischen Halbinsel. Er entspringt in Spanien und mündet bei Porto in den Atlantischen Ozean. Beginnend an der spanisch-portugiesischen Grenze bis etwa Mesão Frio erstreckt sich das berühmte Weinanbaugebiet Alto Douro. Nur hier werden die Reben für den Portwein angebaut. Weine aus anderen Regionen dürfen die Bezeichnung Portwein nicht tragen. Seit 1756 ist das Weinbaugebiet weltweit geschützt und seit 2001 UNESCO Weltkulturerbe.
Entlang des Talverlaufes befinden sich viele kleine Orte und zahlreiche Quintas (Weingüter). Oft sind diese nur über kleine und kurvige Straßen entlang der steilen Talhänge zu erreichen. Eine traumhafter Ausblick auf die Landschaft offenbart sich nahezu hinter jeder Kurve. Viele der Quintas laden auch zu Weinproben ein und verkaufen ihren Wein direkt vor Ort.
Der Douro spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle beim Transport der Weinfässer zu den Kellereien in Porto und Vila Nova de Gaia. Einige der kleinen Schiffe kann man heute in Porto sehen.
Portwein-Tour im Douro-Tal
In unserer Anmeldebestätigung der gebuchten Tour war als Abholungsort einer der größten Metrostationen in Porto angegeben. Hier sollten wir an einer Bushaltestelle stehen und auf einen 9-sitzigen Wagen in einer bestimmten Farbe warten. Eigentlich recht einfach, wenn nicht zahlreiche identische Wagentypen dort gehalten und immer wieder Personen für die unterschiedlichsten Touren gesucht hätten. Etwas später als angekündigt kam dann der Wagen und ein wirklich sehr netter Fahrer „sammelte“ uns ein. In zwei Autos wurde die Gruppe von 11 Personen nun in Richtung Douro-Tal gefahren.
Während der Rest der Gruppe schlief, konnten wir eine wunderbare Aussicht genießen. In weiter Ferne hingen die Wolken noch tief im Tal des Douro und erst so nach und nach klarte die Sicht auf.
Ein kurzer Kaffee- und Toilettenstopp in einem kleinen Ort weckte die Lebensgeister unser Mitfahrer, die auch gleich frühstückten. Vielleicht nicht die schlechteste Idee, denn wir sollten drei verschiedene Weingüter anfahren und dort jeweils 3-6 verschiedene Portweine probieren.
Ankunft am ersten Weingut
Als wir aus dem Wagen steigen, werden wir schon erwartet und sehr freundlich begrüßt. Es wirkt fast so, als ob wir auf einem kleinen Weingut angekommen sind und der Winzer uns persönlich begrüßt. Wir werden professionell herumgeführt und bekommen alte Tröge, in denen die Trauben einst gestampft wurden gezeigt. Auf einem Tisch steht Olivenöl und Brot für das erste Tasting bereit. Es schmeckt, ist aber eindeutig aus einer Großproduktion. Der genannte Preis passt nicht zu einer kleinen Manufaktur. Auch der Honig, von dem wir 3 verschiedene Sorten probieren, wird im größeren Stil abgefüllt. Ich muss trotzdem feststellen, er schmeckt einfach besser als Supermarkt-Honig und auch mein ungeübter Gaumen kann geschmackliche Unterschiede zwischen den Sorten erkennen.
Im Verlaufe des etwa 2-stündigen Besuches wird uns die Besonderheit der Portweinproduktion, des Anbaugebietes, der Lagerung und natürlich des Geschmacks genau erklärt. Passend dazu verkosten wir 6 verschiedene Weine und natürlich wird ganz nebenbei darauf hingewiesen, dass man den Port auch vor Ort kaufen kann. Es juckt schon in den Fingern, aber die Vernunft siegt. Wie sollten wir diese im Flugzeug mit zurück nehmen? Etwas online Recherche vor Ort zeigt uns, wir bekommen den Port auch online und direkt nach Hause geliefert.
Nach 6 verschiedenen Weinen geht es zurück zum Auto. Kaum waren wir vom Parkplatz gefahren, fuhr bereits die nächste Gruppe vor.
Boutique Porto Winery
Der zweite Stopp war laut Programm der Portwein-Tour im Douro-Tal mit unserem Mittagessen verbunden, dass im Preis der Tour inkludiert ist. Wie auch das erste Weingut liegt es noch etwas entfernt vom direkten Flussverlauf, aber in der Region, die zum Douro-Tal zählt.
Wir stehen vor einem wunderschönen alten Haus und betreten zunächst gemütlich eingerichtete Zimmer, in denen ich eigentlich am Liebsten sofort meinen Urlaub verbracht hätte. Leider blieben wir nicht dort, sondern wurden in das Restaurant des Hauses gebracht. An großen Tischen im Haus saßen verschiedene Reisegruppen, die alle auf einer Weintour unterwegs waren. Wir fanden den Tisch für unsere Gruppe in einem Zelt auf der Terrasse. Nach einem Salat und einer Suppe konnten wir aus zwei Gerichten auswählen – Stockfisch mit Reis oder Risotto mit Fleisch. Es stand Wasser, Rotwein und Weißwein auf dem Tisch. Jeder konnte so viel trinken, wie er wollte. Das Essen war okay, aber nichts besonderes. Man merkte, dass hier täglich für viele Menschen gekocht wird und etwas „Liebe“ im Essen fehlte. Zum Dessert wurde ein sehr gut schmeckender Kuchen und ein Gläschen 10 Jahre alter Portwein gereicht. Eindeutig mein Höhepunkt des Essens.
Im Anschluß ging es in einen Weinkeller. Im Kurzverfahren erklärte man uns den Unterschied der 10-, 20- und 30-jährigen Portweine. Zusätzlich hörten wir auch von „Spitzenportweinen“ aus ganz besonderen Erntejahren, die zum Teil für horrende Preise verkauft werden. Sehr schön fand ich, dass hier sehr gut auf gestellte Fragen eingegangen worden ist. Natürlich verlief der Besuch des Weinkellers nicht ohne eine Verkostung ab. Wir probierten einen 20 und einen 30 Jahre alten Portwein. Mir hat aber ehrlich gesagt der 10 Jahre alte Portwein vom Mittagessen besser geschmeckt.
Quinta da Roêda mit Croft Port
Das letzte Weingut an diesem Tag lag nun endlich direkt am Douro mitten in einem Weinberg. Es handelt sich um ein Weingut des Produzenten Croft, der in ehemaligen Stallungen der Quinta da Roêda ein Besucherzentrum errichtet hat. Hier besteht nicht nur die Möglichkeit Portweine zu verkosten, in einem Shop hat man zusätzlich die Möglichkeit einzukaufen.
Der Besuch begann für uns mit der Verköstigung von 3 Portweinen. Croft ist eine sehr große Marke und produziert große Mengen an Portwein. Dieser ist geschmacklich an den Gaumen der breiten Masse angepasst, was ich nicht als Nachteil empfinde. Er schmeckt eigentlich immer und das auch noch gut.
Es werden auf diesem Weingut regelmäßig Führungen angeboten, die man auch ohne einer Gruppe anzugehören mitmachen kann. Zu den Themen der Führung gehört neben der Besonderheit der Portweinproduktion auch ein Besuch im Weinberg. Dabei entdeckt man die unglaubliche Landschaft und Pracht des Anwesens. Ein bißchen wird an den Weinstöcken erklärt, wie unterschiedlich die Reben sind und welche Traubenart dort wächst. Dabei erfahre ich, dass man wenn man zum Zeitpunkt der Weinlese vor Ort ist, nach Voranmeldung beim Weintreten mitmachen kann.
Auch wenn es sich bei diesem Stopp der Portwein-Tour im Douro-Tal eindeutig um einen Großproduzenten handelt, hat es mir dort am besten gefallen. Die englischsprachige Tour war informativ und ausgewogen, die Location in den Weinbergen einfach traumhaft schön. Hier auf der Terrasse sitzen zu können und in Ruhe ein Gläschen zu genießen, würde mir sehr gefallen.
Rückfahrt
Für uns hieß es aber leider, ab in das Auto und zurück nach Porto. An einem wirklich tollen Aussichtspunkt hielten wir noch kurz an und konnten das Tal von oben bewundern.
In Porto angekommen führte die Fahrt zufällig in der Nähe unserer Ferienwohnung vorbei und wir konnten dort aussteigen.
Hat es sich nun gelohnt an der geführten Portwein-Tour ins Douro-Tal mitzumachen? Auf jeden Fall! Es war einfach zu buchen. Wir konnten den Portwein probieren und mussten nicht selber Auto fahren. Auch die Recherchezeit nach geeigneten Weingütern entfiel. Also alles in allem es war super bequem, einfach, interessant und hat uns gut gefallen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Portwein-Tour im Douro-Tal hat gestimmt.
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