Es geht hoch hinauf, Treppenstufe für Treppenstufe steigen wir einen der zahlreichen Türme in Cádiz hoch. Der Torre Tavira ist sicherlich der bekannteste Turm der Stadt, der bei keinem Besichtigungsprogramm in der Stadt fehlen sollte.
Guckt man sich Cádiz aus der Vogelperspektive an fällt auf, dass zahlreiche Häuser kleine Türme haben. Gerade die reicheren Händlerfamilien ließen sich diese Türme auf ihre Häuser bauen. Nicht etwa, um dort oben ein gemütlichen Wohnraum einzurichten. Von dort aus konnten sie auf das Meer schauen und so die ankommenden Schiffe frühzeitig entdecken. In den Zeiten ohne Handy, Telefon, Funk oder anderen Möglichkeiten jemanden über eine Ankunft zu informieren, war das der beste Weg zu wissen, wann die heiß begehrte Ware eintreffen würde.
Neben den „privaten“ Wachtürmen gab es aber auch die offiziellen Wachtürme in der Stadt. Der Torre Tavira zählt seit 1778 zu den offiziellen Türmen. Hier saß ein Turmwächter und konnte aus 45 Metern Höhe die ankommenden Schiffe, aber auch mögliche Gefahren frühzeitig melden.
Heute ist der Turm im Besitz der Stadt und kann besichtigt werden. Über eine Treppe erreicht man Ausstellungsplattformen, die sich mit der Stadt und ihrer Geschichte und dem eigentlichen Highlight des Turm der Cámara Oscura beschäftigen. Zusätzlich gibt es eine Aussichtsplattform auf dem Turm. Das Highlight des Torre Tavira, die Cámara Oscura gibt es erst seit 1994 auf dem Turm.
Besuch der Aussichtsplattform
Man muss einige Stufen hinauf steigen, bis man den Bereich für den Kauf der Eintrittskarten erreicht. Es ist gerade in der Hauptsaison sinnvoll, vorab eine Karte zu kaufen. Es gibt Führungen (auch in Deutsch und Englisch) mit begrenzter Platzanzahl für die Vorführung der Cámara Oscura.
Mit Beginn des Timeslots kann man zunächst alleine auf die Aussichtsplattform gehen. Von dort wird man dann für für die Vorführung der Cámara Oscura abgeholt.
Nach 172Stufen, die zuletzt in eine sehr enge und steile Wendeltreppe übergehen, erreicht man das Dach. Von dem Dach des Turms hat man einen hervorragenden 360-Grad-Blick über die Stadt. Das Meer befindet sich etwas versteckt hinter den Häusern. Was mir von dort oben sofort aufgefallen ist, wie eng die Stadt bebaut ist. Die engen Gassen der Altstadt wirken von dort plötzlich nicht mehr so verwinkelt (so habe ich es beim Spazierengehen empfunden), sondern ich erkenne, dass sie viele Straßen eher gradlinig angelegt sind. So kann die frische Seeluft gut ins Innere der Stadt ziehen.
Besonders imposant finde ich die Kathedrale von Cádiz. Erst vom Turm aus konnte ich die Dimension dieser Kirche wirklich erfassen. Auch die zahlreichen Türme auf den Häusern fallen von dort oben besonders gut auf.
Die Aussicht ist wirklich einmalig und es lohnt sich wirklich dort hinauf zu steigen.
Worauf ich bei meinem Besuch auf dem Dach kaum geachtet habe war der schornsteinähnliche Kasten. Dieser stellte sich später als ein Bauteil der Cámara Oscura heraus.
Was ist eine Cámara Oscura?
Besonders gespannt war ich auf die Cámara Oscura. So wirklich etwas darunter vorstellen konnte ich mir nicht.
Es ging zunächst in einen vollkommen abgedunkelten Raum in dem eine runde Leinwand wie ein Tisch in der Mitte des Raums stand. Nachdem alle ihren Platz gefunden hatten begann eine etwa 15 Minuten dauernde Vorführung. Leider ist es nicht gestattet in diesem Raum zu fotografieren, was aber aufgrund der benötigten Lichtverhältnisse auch nicht so einfach gewesen wäre.
Ganz vereinfacht gesagt: Die Cámara Oscura ist ein optisches Gerät, dass mit Hilfe von Licht Bilder auf ein weißen Untergrund „malt“. Wie es genau funktioniert habe ich sehr gut auf einer der zahlreichen Schautafeln nachlesen können.
Kleiner Rückblick
Die Technik ist schon sehr alt und ist bereits im 10.Jahrhundert in der arabischen Wissenschaft bekannt gewesen. Damals versuchte man mit Hilfe der Funktionsweise der Cámara die Entstehung des Bildes im Auge zu erklären.
In der Renaissance gehörte Leonardo da Vinci zu den Wissenschaftlern, die sich dem Thema erneut annahmen. Er forschte und entwickelte die Technik weiter, indem er zum Beispiel durch den Einbau einer Linse ein schärferes Bild erzeugte.
Giovanni Della Porta hat um das Jahr 1558 eine Publikation veröffentlicht, die das Prinzip der Cámara Oscura einfach und verständlich erklärt. Diese wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und so kommt es, dass er fälschlicher Weise häufig als Erfinder bezeichnet wird.
Robert Hooke begann im 17.Jahrhundert das Prinzip der Cámara Oscura weiterzuentwickeln. Er fertigte zum Beispiel tragbare Geräte an, die zur Erkundung der Topografie eingesetzt wurden. Später sollen auch Maler das Gerät genutzt haben, um realitätsnahe Gemälde erstellen zu können.
Die Konstruktion der Cámara Oscura gilt auch als Vorläufer der Fotoapparate. Es ist bekannt, dass der Erfinder der Fotografie, Nicéphore Niepce, ein Cámara Oscura mit einer eingebauten Linse besessen hat.
Was erlebt man während des Besuches?
Wir stehen in dem vollkommen schwarz gestrichenen Raum um die Leinwand herum. In der Decke befindet sich ein Öffnung. Nicht sichtbar erhebt sich darüber ein drehbarer Kasten, in dem Linsen und Spiegel das eingefangene Licht / Bild nach unten transportieren und auf der Leinwand sichtbar macht.
Wir sehen auf der Leinwand Cádiz von oben. Es ist fast wie bei einer 360-Grad-Kamera, die uns alles in Echtzeit präsentiert.
Nun begeben wir uns mit Hilfe des Mitarbeiters, der das Gerät bedient, auf Entdeckungsreise. Er kann die Leinwand so verändern, als würde er ein Objekt heranzoomen. Er verstellt die Bildschärfe und dreht die Blickwinkel. Dabei frage ich mich, ob die Menschen wohl wissen, dass wir sie beobachten können? Die Frau beim Wäsche aufhängen auf der Dachterrasse? Der Mann beim Weg in den Markt? Die Touristengruppe, die hinter dem Guide hinterher eilt? Wir können so viele Details sehen, dass ich schon überlege, wie ich in Zukunft durch die Stadt gehe. Eigentlich fehlt nur noch der „Pin auf dem Kopf“, der die Details zur Person verraten, wie es zum Beispiel bei Computerspielen der Fall ist.
Die Bewegungen, die eine Veränderung des Bildes zeigen werden aufgrund der geringen Zeit sehr schnell gezeigt. Für meine Sinneswahrnehmung etwas zu schnell. Ich war froh mich an einem Geländer festhalten zu können, da mir doch etwas schwindelig wurde. Trotzdem möchte ich nicht eine Minute des Erlebnisses missen. Es war wirklich spannend, die Stadt auf eine vollkommen neue Art und Weise zu entdecken.
Adresse:
C. Marqués del Real Tesoro, 10,
11001 Cádiz, Spanien
Öffnungszeiten:
Oktober – April: 10– 18 Uhr
Mai – September: 10 – 20 Uhr.
Der letzte Eingang im Turm ist eine Stunde vor Schließung.
Geschlossen: 25.Dezember, am 1. Januar und 6.Januar.
Eintrittspreise:
Erwachsene: 7,-€
Es werden Ermäßigungen angeboten.
Gut zu wissen
Die Camera Obscura ist eine uralte Technik, die durch Linsen ein Abbild der nahen und weiteren Umgebung auf eine Leinwand projiziert. Der Raum muss hierfür in kompletter Dunkelheit sein.
172 Stufen muss man bis zur Dachterrasse hinaufsteigen.
Nein, bisher gibt es keinen Fahrstuhl.
Für die Besichtigung des Torre Tavira in Cadiz sind 45 Minuten vorgesehen. Die Vorführung der Cámara Oscura dauert 15 bis 20 Minuten.
11:00 Uhr. Englisch
12:00 Uhr. Spanisch
13:00 Uhr. Deutsch
14:00 Uhr. Spanisch
15:00 Uhr. Französisch
16:00 Uhr. Englisch
17:00 Uhr. Spanisch
18:00 Uhr. Spanisch (nur von April bis September)
19:00 Uhr. Spanisch (nur von Mai bis September)
Der Besuch des Torre Tavira fand mit der Unterstützung von Cádiz Toursimus statt.
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