Die älteste Kirche von Budapest ist die Innerstädtische Pfarrkirche (Mariä-Himmelfahrt-Kirche) in Pest. Ein Besuch dieser Kirche ist noch ein echter Geheimtipp in Budapest, hier findet man Ruhe und kann abseits der touristischen Massen eine wunderschöne Kirche entdecken.
Kommt man am Brückenkopf der Elisabethbrücke auf der Pester Stadtteilseite vorbei, kann man die Innerstädtische Pfarrkirche nicht übersehen. Nur wenige Zentimeter (25 cm) trennen den Kirchenbau von der befahrenden Straße. Entgegen aller Gerüchte wurde die Kirche aber nicht von ihrem ursprünglichen Standort verschoben, die Straße hat sich dem Kirchenbau angepasst und vollzieht eine minimale Kurve um das Gebäude.
Von außen wirkt die Kirche eher schlicht und lässt nicht vermuten, was man im Inneren alles entdecken kann. Wer genau guckt, kann aber an der Fassade interessante Details entdecken. Das barocke Hauptportal ist wunderschön und über einer kleinen Tür habe ich einen Schädel entdeckt. Hier ging es früher in die “Knochenkammer” der Kirche.
2000 Jahre Kirchengeschichte – kurzgefasst
Die heutige Innerstädtische Pfarrkirche steht auf den Überresten eines rechteckigen Lagers aus der Zeit der römischen Besiedlung. Um etwa 350 n.Chr. stand hier ein Kommandantengebäude, dessen Überreste heute in der Kirche zu besichtigen sind.
Stephan I. (1000-1038) ließ auf den Ruinen eine Kirche zu Ehren der Jungfrau Maria errichten. Ausgrabungen haben auf dem Gebiet der heutigen Sakristei Gräber aus dieser Zeit entdeckt, die auf einem Friedhof neben der ursprünglichen Kirche gelegen haben müssen.
Der Legende nach wurde der Heilige Gellért nach seinem Tod in dieser Kirche begraben. Heute findet man in der Kirche noch eine Reliquie, die an ihn erinnert.
Im 14.Jahrhundert begannen einige Umbauarbeiten an der Kirche, bei denen zum Beispiel der heutige Chor entstanden ist.
Am 23.1.1458 bestimmte eine Versammlung in der Innerstädtischen Pfarrkirche Matthias Corvinius zum König von Ungarn. Am nächsten Tag wählte das Volk von Pest ihn auf der zugefrorenen Donau einstimmig zum König.
Ab 1541, zu der Zeit, in der die Türken in diesem Gebiet herrschten, wurde die Kirche kurze Zeit als Freitagsmoschee genutzt. Eine Gebetsnische (Mihrab) im Chor erinnert noch heute an diese Zeit.
Nachdem 1686 die Herrschaft der Türken endete, begannen erneut einige Baumaßnahmen in der Kirche. Das Kirchenschiff und der Südturm wurden im barocken Stil errichtet, der Nordturm und die Fassade erweiterten den Bau Ende des 17.Jahrhunderts.
Im 19.Jahrhundert erlebte die Kirche und ihre Gemeinde viele interessante Ereignisse. Ein paar davon seien kurz genannt:
1856 hielt Kolping ein Vortrag und setzte damit die Kolping Bewegung in Ungarn in Gang.
1858-1871 lebte Franz Liszt im Pfarrgebäude und dirigierte in der Kirche seine Werke.
Nach den Weltkriegen wurde die Kirche in mehreren Schritten wieder aufgebaut. 2010 entdeckte man die Freskenverziehrungen im Chor und restauriert sie. 2014/15 legten Ausgrabungen Mauerreste aus der römischen Zeit und dem Mittelalter frei. Eine Unterkirche unter dem Fußboden der Innerstädtischen Pfarrkirche wurde herausgebildet und zeigt die Ergebnisse der Ausgrabungen.
Innerstädtische Pfarrkirche Budapest – unsere Besichtigung
Das Hauptportal der Innerstädtischen Pfarrkirche war bei unserem Besuch verschlossen und so traten wir durch einen Seiteneingang in die Kirche. Der erste Blick in die Kirche und mein erster Eindruck – schlicht, farbenfrohe warme Gestaltung, ich fühlte mich wohl. Große Fenster lassen das Kirchenschiff hell und freundlich wirken.
Unser erster Weg führte uns zu einem im Fußboden eingelassenen Fenster. Von hier aus könnten wir die Überreste aus der römischen Zeit entdecken.
Wir gingen durch das Kirchenschiff und entdeckten in einer Kapelle eine Renaissance-Sakramentsnische aus rotem Marmor und gelb-weißem Kalkstein aus dem Jahr 1507 bewundern. Diese war ein Geschenk der Stadt Pest an die Kirche. Besonders schön ist das Wappen der Stadt Pest am Sockel mit seinen Burgmauern und dem Turm. Es diente 1872 bei der Vereinigung von Buda und Pest als Vorlage für das neue Wappen. In der Sakramentsnische wird die Reliquie von König Ladislaus I. dem Heiligen aufbewahrt.
Der Chor der Kirche zeichnet sich durch 23 Sitznischen, einer etwas größeren Nische und einer türkischen Gebetsnische aus.
Die türkische Gebetsnische stammt aus der Zeit der Herrschaft der Türken.
Bei Renovierungsarbeiten hat man 2010 in einigen der Sitznischen Fresken aus dem 14.Jahrhundert entdeckt.
Noch sind nicht alle Forschungen abgeschlossen und es gibt noch einige ungeklärte Rätsel. Aber auch so lässt sich erkennen, dass die Bilder wunderschön sind. Die thronende Madonna hat mir besonders gut gefallen.
Der Hochaltar von Pál C. Molnár ist aus dem 19.Jahrhundert. Während unseres Besuches konnten wir die Geschichte Marias auf den Bildern sehen. Zu Ostern sind die Flügel geschlossen und zeigen die Leidensgeschichte Jesus.
Der Volksaltar aus Kalkstein enthält eine Öffnung, hinter der die Fersen- und die Wirbelknochen des heiligen Gellért liegen. Diese Reliquie erhielt die Kirche 2002 aus Murano. Damit kehrte nach über 950 Jahren ein Teil des Bischofs zurück an seinen ursprünglichen Begräbnisort.
Ein besonderer Blickfang ist die Orgel der Kirche. Sie wurde 1932 erbaut und hat 5261 Pfeifen.
Wie wunderschön diese klingen, konnten wir uns bei einem kleinen Konzert am 1.Advent anhören. Die Kirche bietet häufig kleine, auch kostenlose Konzerte an, die gut besucht sind.
Jedes Jahr am 5.12., dem Todestag Mozarts, wird hier auch Mozarts Requiem gespielt, dass seine ungarische Uraufführung in der Innerstädtischen Pfarrkirche feierte.
Bevor wir in die Unterkirche gingen, blieben wir an einer Keramik Staue stehen. Sie bildet die “Ungarische Familie” ab. Vater und Mutter tief verwurzelt in der ungarischen Erde mit ihren 4 Kindern. Eine sehr schöne Arbeit, die mir gut gefällt.
Unterkirche in der Innerstädtischen Pfarrkirche
Etwas versteckt in der Nähe des Haupteinganges der Kirche befindet sich der Eingang zur Unterkirche. Über eine Treppe gelangten wir zunächst in ein kleines Museum. Hier kann man kirchliche Gegenstände aus dem 16-17.Jahrhundert besichtigen.
Wir treten durch einen Durchgang und stehen in der Unterkirche. Alte Steinwände, die Reste der erhaltenen Grundmauern, geben der Unterkirche einen ganz besonderen Charme.
Im rechten (südlichen) Nebenschiff befinden sich die Mauern des römischen Kommandantenlagers. Diese kann man in der Unterkirche noch besser erkennen, als durch die Glasscheibe im Fußboden der Kirche.
Im Chor stehen Statuen von den 12 Aposteln und in der Mitte ein Steinaltar, der sich wunderschön in das Gesamtbild eingliedert.
Die Statue der Nürnberger Madonna steht in einer Wandnische. Sie ist aus Carrara-Marmor gefertigt und wunderschön.
Im nördlichen Seitenschiff befindet sich die Proberger-Gruft aus dem Jahr 1699. Hier hat man die menschlichen Überreste bestattet, die bei Ausgrabungen rund um und in der Kirche gefunden wurden.
Anschrift:
Március 15 tér
1056 Budapest
Eintrittspreise:
Erwachsene: 1 000 Ft
Ermäßigt: 700 Ft
Offenlegung: Wir haben an einer Führung durch die Innerstädtische Pfarrkirche im Rahmen einer Einladung der Kirche teilgenommen. Nochmals vielen Dank für diesen außergewöhnlichen Eindruck den wir dadurch gewinnen konnten. Der Bericht ist unabhängig davon entstanden und enthält ausschließlich persönliche Eindrücke.
Katja vom WellSpaPortal
Das liest sich interessant. Kirchen finde ich spannend anzuschauen. Und wenn man noch dazu solche Details von dir erfährt…
Ich wußte garnicht, dass es das überhaupt gibt. Eine Kirche in doppelter Funktion, auch als Moschee.
Liebe Grüße, Katja
Kathi
Liebe Susanne,
obwohl ich schon ziemlich oft in Ungarn und auch in Budapest war, war ich noch nie in dieser Kirche. Ein Fehler wie ich nun merke. Ich danke dir für den Tipp.
Besonders beeindruckend finde ich die Nürnberger Madonna. Sie ist in der Tat – wie du schreibst – wunderschön. :)
Auch die Innenausstattung ist sehr schön. Bei meinem nächsten Budapest-Besuch werde ich auf jeden Fall mal vorbeischauen. :)
Viele liebe Grüße
Kathi
Barbara
Budapest habe ich mir fürs neue Jahr fest vorgenommen, da war ich bisher nämlich noch nie. Danke für den Tipp!
Susanne Jungbluth
Wir werden wahrscheinlich im Sommer auf dem Weg nach Belgrad dort noch einmal Zwischenstation machen. Es gab noch so viel zu sehen!
Monika und Petar Fuchs
Interessante Kirche. Eine so farbenfrohe Ausstattung habe ich zum ersten Mal in Stralsund gesehen.
Gudrun
Das finde ich spannend, das die Kirche auch als Moschee benutzt wurde. Solche kleinen Details mag ich sehr gerne.
Susanne Jungbluth
Das hat mich auch überrascht.