Der Hof van Busleyden in Mechelen ist ein Stadtpalast aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Heute befindet sich hier ein Museum in dem die Besucher sich über die Hauptstadt der Burgundischen Niederlande und wichtigen Persönlichkeiten wie Hieronymus van Busleyden, Margarete von Österreich, Erasmus und Thomas More informieren können.
Ursprünglich als Residenz von Hiëronymus van Busleyden, einem Humanisten und Mitglied des Großen Rates, erbaut, diente das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlichen Zwecken – von einer prunkvollen Residenz über ein Armenhaus bis hin zu einem modernen Museum.

Ein Blick zurück
1496 kaufte Francois van Busleyden ein Haus auf Koestraat in Mechelen. Zu dieser Zeit war die Stadt das Zentrum des Burgundenreichs und sehr belebt. Nach dem Tod Francois fiel das Haus an seine Brüder.
Hiëronymus van Busleyden erwarb den Palast 1506 von seinen Brüdern. Er benötigte als Ratsmitglied ein prunkvolles Anwesen, um seine Gäste stilvoll empfangen zu können. Der Palast entwickelte sich schnell zu einem Treffpunkt für Humanisten wie Erasmus und Thomas More.
Dazu ließ er das Gebäude durch die berühmte Architektenfamilie Keldermans erweitern. Es entstanden zwei imposante Hauptflügel. Besondere Highlights waren der große Garten, das elegante Hypocaustum (ein Raum für private Gespräche) und die hochwertigen Fresken, die bis heute erhalten sind. Aber auch eine Stallung, Lager und Unterkünfte für die Bediensteten ließ er errichten.

Nach Van Busleydens Tod 1517 wechselte der Palast mehrfach den Besitzer. Auch diese führten den Umbau weiter. Es entstand der Treppenturm mit einem hohen Aufbau mit einer Turmspitze.
1619 kaufte der Architekt Wenzel Cobergher den Hof van Busleyden und wandelte den prunkvollen Palast in ein Armen-Pfandhaus ein. Hier konnten ärmere Menschen, ohne den Kreditwucher fürchten zu müssen, Kredite aufnehmen.
Als man im 19. Jahrhundert das Gebäude restaurierte, verfälschte man mit romantisierenden Elementen das ursprüngliche Erscheinungsbild. Während des Ersten Weltkriegs wurde der Hof bei einem Brand schwer beschädigt, jedoch anschließend wiederaufgebaut.
1938 eröffnete der Hof als Stadtmuseum. Ende der 1990er Jahre begann eine erneute Umgestaltung. 2018 wurde das Museum Hof van Busleyden mit einem modernen Anbau und einer Dauerausstellung über die burgundische Geschichte und die humanistische Kultur der Region neu eröffnet.
Willkommen im Museum Hof van Busleyden
Durch ein Tor in der begrenzenden Mauer betreten wir das Gelände des Museums. Wir stehen im Garten und blicken auf einen wirklich eindrucksvollen Bau. Ein bißchen wirkt es auf mich wie ein majestätisches und prächtiges Renaissance-Schloss und auf den ersten Blick erinnert nichts an ein Museum.

Insgesamt gibt es drei unterschiedlich neu angelegte Gärten, die zum Museumskomplex gehören: den großen Innengarten in der Sint-Janstraat, den kleineren Ehrenhof an der Frederik de Merodestraat und den dritten geschlossenen Garten, der an die Rückseite des Stadtpalastes grenzt. Die Gestaltung der Gärten ist angelegt an die Gärten in der Renaissance. Die Bepflanzung ist mit Weinstöcken, Olivenbäumen, Zypressen und Rosen erfolgt. Mir gefällt der Bereich, durch den wir zum Museumseingang gehen sehr.
Der Innengarten und der Ehrenhof sind täglich von 10-17 Uhr kostenfrei zugänglich.
Museumsbesuch
Mit einem Audioguide begeben wir uns in die Dauerausstellung des Museums. Diese zeigt uns in thematisch gegliederten Räumen die burgundische Geschichte und damit verbunden auch die Geschichte Mechelens.

Wir erfahren einiges über die bekanntesten Bewohner der Stadt zu dieser Zeit. So zum Beispiel vom Einfluss Margarete von Österreich auf das Leben in der Stadt, ihrer unglaublichen Kraft und Stärke sich in der Männerwelt durchzusetzen und natürlich auch davon, was aus der Stadt nach ihrem Tod geworden ist.

Ein weiterer Bereich, der in der Dauerausstellung aufgegriffen wird, ist das Thema Handwerk. Im 15.Jahrhundert spezialisierten sich die Handwerker in Mechelen auf die Bearbeitung von Alabaster. Optisch gleicht der Stein dem Marmor, ist aber weicher und lässt sich so einfacher bearbeiten. Die Handwerker fertigten Alabaster Heiligenbilder, Altaraufsätze und Statuen an, die in ganz Europa zu finden sind. Ein weitere „Verkaufsschlager“ zu dieser Zeit waren die „Poupées de Malines”. Das sind bemalte Holzfiguren, die als Mecheler Puppen bekannt geworden sind. Sie stellen Christus, Maria oder einen Heiligen dar, waren relativ günstig und dienten zum Gebet oder Meditation. Die kleinen Figuren wurden besonders gerne von Missionaren genutzt, die sie mit in die Kolonien nahmen.

Ein Blick auf herausragende Exponate
Es gibt viele Exponate im Museum Hof van Busleyden zu sehen, die mich auf sehr unterschiedliche Art und Weise beeindruckt haben. Hier meine drei persönlichen Highlights.
Porträt Margarete von Bernard Van Orley
Eins der herausragendsten Exponate des Museums ist mit Sicherheit das Bild der Regentin Margarete aus Österreich.
1507 ernannte Maximilian von Österreich seine Tochter Margaret zum Regenten der Niederlande. Sie war es, die Mechelen für die Gesellschaft interessant machte und die Stadt zum Wohlstand führte. Nachdem sie das Gericht in der Stadt etablierte, kamen nicht nur Adlige und Beamte, sondern auch Künstler und Handwerker in die Stadt. Auch Margarete lebte in ihrem Palast Hof von Savoyen in der Stadt und zog hier ihre Kinder groß.

Nach dem Tod ihres dritten Mannes sah man die Regentin nur noch in Schwarz gekleidet, so wie sie auf diesem Bild dargestellt ist.
Mechelen-Chorbuch
Das Mechelen-Chorbuch entstand vermutlich um 1515 und zählt zu den schönsten und besterhaltenen Musikhandschriften dieser Zeit.

Entstanden ist es vermutlich im Auftrag des burgundischen Habsburger Hofs in der Werkstatt des Sängers, Komponisten, Musikers und Unternehmers Petrus Alamire in Mechelen.
Im Museum Hof van Busleyden kann man nicht nur das wunderschön gestaltete Manuskript sehen, sondern auch Aufnahmen daraus hören.
Enclosed Gardens
Eine Kunstform, von der ich bisher noch nie etwas gehört hatte wird mit Enclosed Gardens bezeichnet. Im Spätmittelalter entstand diese einzigartige religiöse Kunst in den Niederlande und im Museum Hof van Busleyden gibt es sieben der schönsten und gut erhaltenen Werke zu sehen.
Bei Enclosed Gardens handelt es sich um Retabler, die Gärten des Paradieses darstellen. Sie sind mit Seidenblumen, Holz- oder Alabasterfiguren, Medaillons, Reliquien und Inschriften verziert. Ein kleiner Zaum trennt häufig das Paradiese vor der Außenwelt ab.

Die hier gezeigten Werke stammen aus dem Kloster der Mechelner Spitalschwestern. Die Nonnen beteten davor oder meditierten über die gezeigten Szenen.
Eins der best erhaltenden Werke ist der Enclosed Garden mit drei Heiligen aus dem 16.Jahrhundert. Dargestellt ist Saint Elizabeth mit ihrer Krone und ihrem Buch und einem Bettler zu ihren Füßen, die heilige Ursula, die drei Pfeile hält und die Heilige Katharina das goldene Schwert in ihren Händen. Zwischen den Heiligen kniet Maria Magdalena von dem auferstandenen Christus. Auf den Seitenwänden sieht man einen Mann und zwei Frauen mit ihren Schutzpatronen.
Lohnt sich der Besuch?
Uns hat der Besuch sehr gefallen. Der Audioguide war bei dem Rundgang eine große Hilfe. Ich habe so wesentlich mehr über die Geschichte verstanden. Zusätzlich habe ich mir ein Heft mitgenommen, dass viele der Textinformationen der Ausstellung in deutsch enthielt und so geschichtliche Zusammenhänge etwas einfacher verständlich machte.
Etwas Zeit sollte man schon mitbringen, der Rundgang dauert bestimmt 1,5 – 2 Stunden. Die Zeit verging aber wie im Flug und an einigen Kunstwerken hätte ich ewig stehen können, um alle Details zu sehen.

Besucherinformationen
Adresse
Museum Hof van Busleyden
Sint-Jansstraat 2a, 2800 Mechelen
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit dem Zug
Fahren Sie mit dem Zug bis zum Bahnhof Mechelen oder zum Bahnhof Mechelen Nekkerspoel. Vom Bahnhof Mechelen-Nekkerspoel sind es nur etwa 850m bis zum Museum.
Mit dem Bus
Mehrere Busse halten direkt am Museum. Die Haltestellen Biest befindet sich in 30 Metern Entfernung oder Veemarkt in etwa 300 Metern Entfernung.
Mit dem Fahrrad
Fahrradständern befinden sich direkt vor dem Museum in der Sint-Janstraat.
Mit dem Auto
Von der E19 die Ausfahrt 9 nach Mechelen-Noord nehmen.
Zu Fuß
Das Museum befindet sich wenige Gehminuten vom Grote Markt und den meisten Sehenswürdigkeiten Mechelens entfernt.
Parken
Viele Straßen in Mechelen sind zu bestimmten Zeiten nur eingeschränkt befahrbar. Das Museum selbst liegt in einer verkehrsberuhigten Zone. Die Sint Janstraat darf zwischen 11 und 18 Uhr nicht befahren werden.
Parkplätze befinden sich zum Beispiel in der Frederik de Merodestraat.
Öffnungszeiten
Mittwoch-Sonntag: 10-17 Uhr
Montag, Dienstag: geschlossen
Geschlossen: 25., 26., 31. Dezember, 1.1.
Eintrittspreise
Erwachsene: 15,-€
Barrierefreiheit
Vollständig zugänglich für Rollstuhlfahrer. Alle Etagen bieten Zugang zum Aufzug.
Toiletten zugänglich für Rollstühle
Zwei Rollstühle sind an der Rezeption erhältlich.
Der Museumsempfang ist mit Hörschleife und Mikrofon ausgestattet. Alle Videos mit Dialog im Museum sind untertitelt.
Der Eintritt ins Museum ist für Begleiter für Menschen mit Behinderung kostenlos. Der Eintritt für Personen mit einer Behinderung beträgt vier Euro.
Der Museumsbesuch war ein Programmpunkt der Pressereise mit Visit Mechelen.
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