Rosen leuchten bunt in der Sonne, Wasser plätschert und riesige Kakteen blühen, als ich den Botanischen Garten in der kleinen Hafenstadt Baltschik besuche. Eine wunderschöne grüne Oase, die zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region zählt.
Baltschik liegt am Schwarzen Meer nur etwa 45 Kilometer nördlich von Varna. Schon früh siedelten sich in der Region die ersten Menschen an. Nachweislich im 7. Jahrhundert v.Chr. existierte hier eine thrakische Ansiedlung von Ioniern aus Milet. Im Laufe der Jahre entstand eine griechisch-byzantinische Festungsanlage, die später von der osmanischen Besatzung übernommen wurde. Überreste dieser Anlage sind heute kaum noch vorhanden.
Später, nach dem Krimkrieg von 1853-1856, entwickelte sich die Stadt zu einem Zentrum des Getreidehandels. Erst viel später entwickelte sich der Küstenort auch zu einem beliebten Badeort an der Schwarzmeerküste.
Nach dem Zweiten Balkankrieg gehörte Baltschik von 1913 bis 1940 zu Rumänien. Die Stadt hieß in dieser Zeit Balcic. In dieser Zeit ließ die damalige rumänische Königin Marie, geboren Prinzessin von Edinburgh, Gattin von König Ferdinand, ein Sommerschloss errichten und verbrachte die heiße Jahreszeit am Meer.
Erst nach dem Vertrag von Craiova, im Jahr 1940, wurde die Stadt wieder bulgarisch.
Besuch in Baltschik
Auch wenn die Saison noch nicht richtige begonnen hatte, war bereits viel los in der kleinen Stadt. Die kostenpflichtigen Parkplätze waren gut gefüllt und mit etwas Glück passt das Auto zwischen zwei Reisebusse und so konnten wir uns auf den Weg zum Botanischen Garten und dem Sommerschoss der Königin Marie machen.
Vorbei an unzähligen Souvenirständen ging es zum Eingang. Eintrittskarten gab es nur gegen Bargeld und ganz wichtig, man benötigt für beide Orte Eintrittskarten. Obwohl das Gelände ohne Abgrenzung ineinander über geht, wird es von unterschiedlichen Betreibern verwaltet. Kontrolleure laufen durch die Anlage und lassen sich die Eintrittskarten zeigen!
Botanischer Garten in Baltschik
Der Botanische Garten am Schwarzen Meer ist der größte auf dem Balkan. Auf einer Fläche von 65.000 Quadratmetern wachsen etwa 2000 Pflanzenarten aus 85 Familien.
Besonders groß ist die Kakteensammlung. Etwa 250 Arten gibt es, eine größere Sammlung findet man in Europa nur in Monaco. Bei meinem Spaziergang durch den Garten bin ich auch am Gewächshaus mit den Kakteen vorbei gekommen. Auf etwa 1000 m² stehen die Pflanzen in den unterschiedlichsten Größen und Formen. In kleinen Glaskästen entdecke ich winzige Kakteen, die bestimmt gut auf dem Fensterbrett in der Wohnung aussehen würden.
Mich haben allerdings die großen Kakteen viel mehr begeistert. Einige Pflanzen sind so hoch gewachsen, dass ich mir daneben richtig klein vorkomme. Besonders schön fand ich die Blüten an einigen der stachligen Gewächse. Wann sieht man schon mal eine Kaktusblüte! Während ich dem angelegten Weg durch das Gewächshaus folge entdecke ich auch große rund Kakteen, Kakteen mit riesigen Stacheln und Kakteen mit runden Früchten. Was für eine Vielfalt, einfach schön!
Besonders gut hat mir auch der Rosengarten gefallen. Dieser liegt mit Blick auf das Schwarze Meer und blühte bei meinem Besuch in einer unglaublichen Vielfalt. Es kam mir so vor, als ob wirklich jede Farbe vertreten war. Vom Rosengarten aus hat man auch einen tollen Blick an einem künstlichen Wasserfall hinauf zur Schlossanlage. Ja und wer etwas genauer hinguckt wird in einer Ecke einen Magnolienbaum entdecken, der zu den ältesten Bäumen des Balkans zählt.
Die Vielfalt des Botanischen Gartens ist beeindruckend, überall befinden sich angelegte Blumenbeete, künstliche Wasserläufe und Baumanpflanzungen. Sehr schön finde ich den „Garten beim Wasserfall“. Hier geht man durch einen schattigen Bereich voller Bäume und Büsche, kommt über eine kleine Brücke und blickt auf einen beeindruckenden Wasserfall. Etliche Meter fällt das Wasser in die Tiefe und fließt dann weiter in Richtung Schwarzmeerküste.
Schloss Baltschik
Die Gebäude der Sommerresidenz Schloss Baltschik liegen innerhalb des Botanischen Gartens. Bei einem Spaziergang durch den Garten kommt man an ihnen vorbei.
Die rumänische Königin Marie mochte den Ort Baltschik aufgrund der Lage an der Schwarzmeerküste sehr. Sie ließ ab 1924 dort ihr Sommerschloss und auch den botanischen Garten errichten. Für den Bau des Schlosses beauftragte sie zwei italienische Architekten.
Es entstand der Palast, der von Türmen umgeben ist, eine Kapelle, eine Gästevilla und ein Steinthron, vom dem die Königin die Aussicht aufs Meer genoss. Auffällig ist, dass die Bauten auf dem Gelände stilistisch recht unterschiedlich sind. So findet man bulgarische, moldawische, orientalische und maurische Elemente. Im Schlosspark befindet sich sogar ein Minarett. Dieses soll für den muslimischen Geliebten der Königin, der nach dem Tod ihres Mannes an ihrer Seite lebte, gebaut worden sein.
Die Sommerresidenz kann man während des Rundgangs besichtigen. Ich war zugegebener Maßen etwas überrascht, wie klein das wunderschöne Gebäude ist. Hatte ich doch bei Palast einen pompösen Bau im Kopf. Ich finde, dass dieser schlichte Bau allerdings viel besser in das gesamte Ensemble passt.
Das Schloss ist heute renoviert und ein Museum. Im Erdgeschoss befand sich bei meinem Besuch in einem großen Raum eine Bilderausstellung. Streift man dann durch die Räume im Haus fällt auf, dass auch hier orientalische Elemente in die Gestaltung eingeflossen sind. So ist in dem überaus großzügigen Bad eine nach oben gewölbte Sternendecke zu sehen. Bunte Fenster lassen das Licht auf große Wannen im Zimmer fallen.
Von dem Bad gelangt man dann direkt in das private Zimmer der Königin. Hier steht noch ihr Bett und weitere original erhaltene Einrichtungsgegenstände.
Sehenswertes im Park
Während des Rundganges durch die großzügige Parkanlage konnte ich noch einige schöne Orte entdecken.
Der damalige Haupteingang führte zum Beispiel durch den „Villa Arc“. In diesem Gebäude hielt sich einst das Wachpersonal auf, dass die Gäste kontrollierte und begrüßte. Wege führen von dort durch die einmalige Anlage.
In der Nähe des Wasserfalls befinden sich Wassermühlen/Wasserräder. Diese sorgen bis heute für einen kontinuierlichen Wasserfluss.
Besonders schön fand ich den „Tempel des Wassers“ (Nympheum). Aus einer dicken Wand fließt klares Wasser in ein großes Becken. Dieses ist 1863 erbaut worden und war einer der Lieblingsplätze der Königin. Sie feierte hier zum Beispiel ihren Geburtstag und ihren Namenstag. Zu ihren Lebzeiten war es ein sehr romantischer Platz mit Blumenkübeln und kleinen Vasen, in dem ein kleiner Springbrunnen plätscherte und so ein angenehmes Mikroklima vorhanden war.
Ich komme zu einer kleinen Kirche, die 1932 erbaut wurde. Königin Marie kam oft in diese Kapelle und betete. Bevor sie starb, legte Marie fest, dass ihr Herz dort nach ihrem Tod aufbewahrt werden sollte. 1938, nach ihrem Tod in Rumänien, brachte man das Herz in einer aufwändig gestalteten Holzkiste zurück nach Baltschik. Einige Jahre stand diese kleine Kiste in der Kapelle rechts neben dem Eingang. Als 1940 Baltschik wieder Bulgarien zufiel, brachte man das Herz ins Schloss Bran nach Rumänien. Der Körper der Königin fand seine letzte Ruhestätte neben ihrem Mann in der Gruft der Kathedrale von Curtea de Argeș.
Bevor es zu dem letzten Besichtigungspunkt meines Rundganges ging, besuchte ich noch die Heilige Quelle. Diese soll schon lange vor dem Bau des Palastes existiert haben und ist erst nachträglich in einem Bau eingefasst worden. Der Legende nach träumte einst ein blindes Mädchen von der Quelle. Als sie am Tag der St.Marina dort hin gebracht wurde, benetzte sie ihre Augen mit dem Wasser. Wenig später konnte das Mädchen wieder sehen. Bis heute glauben die Menschen an die heilende Kraft des Wassers. Es soll schon so manchem Besucher geholfen haben die trüben Gedanken und die Müdigkeit des Tages zu vertreiben und Schmerzen zu lindern. Ob das Wasser anders schmeckt? Ich weiß es nicht, ich habe es nicht probiert.
Queen’s Winery House
Marie, die Königin von Rumänien, liebte nicht nur Pflanzen, sondern auch den Wein. Sie ließ Wein anbauen und die Winzer produzierten einige einzigartige Weine.
Im Queen’s Winery House kann man heute während seines Besuches an einer Weinprobe teilnehmen und natürlich die dort probierten Weine auch kaufen.
In einem kleinen Raum standen schon zahlreiche geöffnete Flaschen verschiedener Weine und Schnäpse und warteten darauf, von mir probiert zu werden. In kleinen Pappbechern reichte man uns eine kleine Auswahl des Angebots.
Sehr gut fand ich einen Cabernet Sauvignon mit dem Geschmack von getrockneten Pflaumen. Der sehr fruchtige Wein ist halbtrocken und riecht schon wunderbar nach Pflaume. Der Pflaumengeschmack war nicht zu dominant und trat für mich erst im Abgang angenehm auf.
Besonders beliebt ist der Rosenwein und der Mandelwein, die typisch für die Region sind. Dem Mandelwein wird das Öl von grünen Mandeln zugesetzt. Beide Weine sind eher süßlich und vollmundig.
Besonders gespannt war ich auf einen Schnaps mit Honig und Honigmelone. Er hat einen Alkoholgehalt von 38,5% und ist nach meinem Geschmack schon fast ein Likör. Der Geruch der Honigmelone ist angenehm und erinnert an Frische und Sommer. Beim Geschmack dominiert dann eher der Honig. Mir hat er gut geschmeckt.
Adresse:
kurortna zona,
9600 Dvoretsa, Balchik,
Bulgarien
Öffnungszeiten:
Botanischer Garten :
Mai – August: 8-20 Uhr
September: 8-19 Uhr
Oktober: 8.30 -18 Uhr
November – April: 8.30 – 17 Uhr
Schloss:
Winter: 9 – 17 Uhr
Sommer: 8 – 20 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene:
Palast 15 lv.
Botanischer Garten: 15 lv.
Strandpromenade
Nach dem Besuch des Botanischen Gartens und des Sommerpalastes sollte man ruhig die Strandpromenade von Baltschik entlang spazieren. Ein langer Abschnitt ist neu gestaltet und es gibt jede Menge Cafés, Restaurants und Eisdielen.
Am Hafen befinden sich einige gute Restaurants direkt am Wasser. Hier konnte ich im Restaurant “Rhomphaia” nicht nur die tolle Aussicht genießen, sondern es gab auch hervorragend zubereiteten Fisch und sehr gute Muscheln.
Der Besuch in Baltschik fand im Rahmen einer Pressereise nach Albena statt.
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