In einem echten Silber- und Kupfererzbergwerk war ich noch nie. Im Schwarzwald gibt es das Besucherbergwerk Freudenstadt, das wir besuchen durften.
Zur Geschichte der Grube Heilige Drei Könige
In der Region rund um Freudenstadt befindet sich nachweislich kupfer- und silberhaltige Erze im Gestein. In der Zeit um 1530 entstand in Freudenstadt ein Erzbergwerk, das mit der Hoffnung betrieben wurde, Silber zu finden. Man fand im Laufe der Jahre zwar auch das gewünschte Metall, es war so im Stein gebunden, dass es eingeschmolzen werden musste. Es wurde zur Herstellung von Silbertalern verwendet. Im Bergwerk entdeckte man auch Kupfererze und zum Ende der Betriebszeit efand man Manganspuren.
1780 endete der Bergbau in Freudenstadt.
Ja und dann war das Bergwerk lange Jahre vergessen. Zwar wurden weit oben liegende Bereiche (damals als Bier- und Weinkeller genutzt) als Luftschutzbunker im Zweiten Weltkrieg genutzt, aber bei den Bauarbeiten hatte man den Hauptschacht ohne weitere Erkundungen zugemauert.
Fast 250 Jahre gab es das Bergwerk und es lag im Verborgenen.
Erst 1996 fand man den Eingang zum Schacht wieder. Drei Jahre lang erkundete man die Stollen und seit 1999 kann man das Besucherbergwerk besichtigen. Inzwischen hat man weite Teile der Grube erschlossen.
Besucherbergwerk Freudenstadt – unser Besuch
Durch ein Tor betreten wir das Bergwerk.
Schon hier beginnt die Einstimmung auf das Thema Bergbau. Auf dem Tor ist ein Bergmann abgebildet, der die typische Tracht der Bergleute beim Kirchgang trägt.
Wir erfahren, dass die Bergleute in Freudenstadt eine ganz besondere Stellung hatten. Sie waren beim Herzog angestellt, bekamen ein Haus zur Verfügung gestellt und mussten keine Abgaben entrichten. Selbst in der Kirche gab es extra für sie reservierte Plätze.
Dann stehen wir in einem noch recht breiten Gang, erhalten einen Schutzhelm und einen Umhang, der unsere Jacken etwas schützen soll. Die Taschen sollen wir an einer Garderobe aufhängen, später werden wir für diese Anweisung dankbar sein.
Während wir uns für unseren Besuch vorbereiten und dabei schon etwas über die Grube erfahren, entdecke ich eine Statue.
Hier steht der Heilige Christophorus, der Schutzheilige der Reisenden im Bergwerk. Eigentlich ist die Heilige Barbara die Schutzpatronin der Bergleute. In Freudenstadt ist das anders. Die Bergleute sind als Reisende in die Stadt gekommen und haben ihren Schutzheiligen mitgebracht. So blieb er dann auch unter Tage ihr Schutzheiliger.
Luftschutzbunker im Besucherbergwerk Freudenstadt
Zunächst gehen wir in den ehemaligen Luftschutzbunker. Diesen darf man inzwischen nur noch zu bestimmten Zeiten besuchen, da hier Fledermäuse Quartier bezogen haben. Bisher hat man hier zum Beispiel die Große Mausohr-Fledermaus und die Mausohren-Fledermaus gesichtet.
Wir stehen in einen relativ großen Raum. Der gesamte Bunkerbereich hat eine Größe von 487 m2, was eigentlich recht groß klingt, aber bei der Vorstellung, dass sich hier 500 Personen aufgehalten haben, relativiert sich die Größe enorm.
Ein zusätzliches Problem des Bunkerraumes war, dass bei einsetzender Schneeschmelze der gesamte Raum nass wurde. Das machte den Aufenthalt noch viel unangenehmer.
Heute ist der Raum leer und nur in einer kleinen Ecke befindet sich ein kleiner Teil einer umfangreichen Mineraliensammlung, die die Geologie der Region anschaulich macht.
Entdeckung des Bergwerks
Für eine Jahresfeier wollte man den Luftschutzbunker als Attraktion begehbar machen. In dem Gang, der zum Raum führte lief man an einer Mauer vorbei, die so garnicht zu dem Bild des restlichen Ganges passte. So entschloss man sich nachzugucken, warum dort eine Mauer gebaut worden war.
Man entdeckte einen mit Abraum verfüllten Schacht, der in das Bergwerk führte. Nach und nach räumte man den Schacht frei.
Ja und dann machten wir uns auch daran das Bergwerk zu entdecken. Und nun kam das, was ich bisher nur auf einem Foto gesehen hatte und nicht wirklich geglaubt hatte. Wir zogen uns Handschuhe an und stiegen auf einer Metallleiter in die Tiefe.
Wer dieses Bergwerk besuchen möchte sollte wirklich keine Platzangst, keine Höhenangst und eine gewisse körperliche Fitness haben. Es ist kein gemütlicher Weg, es ist Abenteuer!
Der Abstieg in das Bergwerkes
Das Bergwerk besteht aus drei Bereichen.
Vom Einstieg in den Berg führt eine Treppe 6 Meter in die Tiefe. Hier kommt man zur ersten Haspelkammer (Anlage, mit der das Material an einer Art Winde hochgezogen wurde). Von hier aus kann man durch ein Gitter den Schacht heruntergucken – oder auch weiter runter steigen. Es führt nämlich eine weitere Metallleiter 30 Meter in die Tiefe. Auch, wenn es ein komische Gefühl war, ich wollte dort hinunter. Bei einer Temperatur von durchgängig 8 Grad und einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit (bei Schneeschmelze 95%) sind hier Jahre vor mir schon Bergleute an Holzleitern heruntergestiegen. Sie hatten damals kein elektrisches Licht, nur brennende Grubenlampen, dann sollte ich das doch auch schaffen.
Runter gucken verboten – und los ging es!
Unten angekommen stehen wir in einem engen Schacht, der an einigen Stellen noch nicht einmal meine 1,60 m Höhe hat.
Hier hat man die Jahreszahl 1556 entdeckt, und kann so da Alter des Schachtes gut bestimmen. Am Ende eines Ganges tritt Wasser aus dem Fels aus und versickert wieder im Boden. Die Wände sind lehmig und feucht.
Am anderen Ende des Ganges führt ein weiterer Schacht in die Tiefe. Er ist etwa 18 Meter lang, kann aber nicht begangen werden. Es existiert eine Weile eine Holzplattform, von der aus man in die Tiefe gucken konnte. Diese ist den Bedingungen unter Tage zu Opfer gefallen und verwittert zusammengebrochen.
Ich bin ehrlich gesagt recht zufrieden, als wir mit dem Aufstieg nach oben beginnen. Es ist eng, es ist feucht und ich kann mir kaum vorstellen, wie es früher hier unten gewesen sein muss. Bis zu 13 Stunden waren Kinder und Männer hier am Arbeiten. Aufgrund der brennenden Lampen und der starken körperlichen Arbeit – die Gänge wurden nur mit Keilhaue und Spitzkeilhaue herausgearbeitet – muss es warm gewesen sein.
Wieder im heutigen Eingangsbereich angekommen, bin ich froh, dass wir nicht 13 Stunden dort unten waren. Ich fand die Führung sehr spannend und informativ. Wir haben nicht nur eine Menge zur Geschichte des Bergwerks erfahren, sondern auch viel gelernt.
Adresse:
Eingang hinter dem Facharztzentrum
Straßburger Straße 57
Anmeldung:
Freudenstadt Tourismus
Telefon: 07441/864-730
Öffnungszeiten:
1.Mai – Ende Oktober
Samstag, Sonntag, Feiertage: 14-17 Uhr
Eintrittspreise:
Stufe 1 – kein Mindestalter
Eingangsbereich u.a. mit Schaukästen, 35 Meter langer ebener Stollengang
(Dauer etwa 20-30 Minuten): 1,50€
Stufe 2 – Mindestalter 10 Jahre
zusätzlich zu Stufe 1 Abstieg über die Leiter 6 Meter
(Dauer insgesamt etwa 30-45 Minuten): 2,-€
Stufe 3 – Mindestalter 12 Jahre
zusätzlich zu Stufe 1+2 Abstieg 30 Meter
(Dauer insgesamt etwa 45-60 Minuten): 3,-€
Festes Schuhwerk erforderlich! Unempfindliche Kleidung ist empfehlenswert!
Offenlegung: Der Besuch im Besucherbergwerk Freudenstadt war ein Programmpunkt unserer Bloggerreise nach Freudenstadt und Loßburg. Der Bericht ist unabhängig entstanden und entspricht unseren Eindrücken.
Beate Hummel
Guten Tag, vielen DANK für diese Bilder oben.
Mir tun die Bergmänner leid, die dort arbeiten mussten, und erst recht die Kinder.