Bei einem Stadtbummel durch Bamberg fällt schnell auf, hier gibt es unzählige Kirchen, die Architekturliebhaber und Liebhaber von Kirchenkunst besichtigen können.
Wir haben einige Bamberger Kirchen besucht und waren sehr überrascht, wie unterschiedlich und immer wieder wunderschön diese sind.
Pfarrkirche Unsere Liebe Frau (Obere Pfarre)
Die Pfarrkirche Unsere Liebe Frau ist in Bamberg eher unter dem Namen Obere Pfarre bekannt. Die römisch-katholische Pfarrkirche bekam diesen Namen aufgrund ihrer Lage auf dem Kaulberg. Es gab natürlich auch eine Untere Pfarre, die sich auf dem Maximilianplatz befand.
Der Bau der dreischiffigen Kirche hat etwa so um 1338 begonnen. Eine Bauinschrift am Nordschiff weist auf diesen Zeitpunkt hin. Gegen Ende des Jahrhunderts fing man dann vermutlich an, den Chor zu errichten. Ein Inschrift am Sakramentshaus stützt die Vermutung. Genaueres weiß man über das Dach der Kirche. Die verwendeten Holzbalken verraten den Fachleuten, dass sie um die Jahreswende 1419/20 gefällt und anschließend verarbeitet worden sind. Heute vermuten die Experten, dass der Kirchenbau etwa 1450 fertig gestellt war.
Der Turm war jedoch zunächst noch unvollendet. Es gibt Erwähnungen über einen Türmer. Die alte Türmerstube ersetzte man 1537/38 durch einen zweigeschossigen Aufbau, der bis heute erhalten ist. Hier wohnte noch bis 1923 ein Türmer.
Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten einige Renovierungen im Kirchenschiff. So ermöglichte zum Beispiel ein Testament mit einer großen Geldschenkung die Barockisierung der Kirche und um 1838 musste aufgrund von Bauschäden die Sakristei abgerissen werden.
Im Zweiten Weltkrieg traf eine Fliegerbombe den Kirchturm, die entstandenen Schäden konnten beseitigt werden.
Besuch der Oberen Pfarre
Bei einem Rundgang um die Bamberger Kirchen kamen wir auch zur Obere Pfarre. Hier kann man neben dem wunderschönen Brautportal an der Nordseite auch die Skulpturengruppe „Ölberg“ aus dem 15. Jahrhundert sehen.
Betritt man in die Kirche, steht der Besucher in einen im 18. Jahrhundert überformten barocken Langhaus mit Hochchor. Der gotische Chorumgang blieb von den barocken Umgestaltungen nahezu völlig unberührt. Auffällig ist, dass die Höhe der Decke des Mittelschiffes während dieser Veränderung um 2 Meter abgesenkt worden ist. Ursprünglich war das Mittelschiff genauso hoch wie der Chor. Die Decke in den Seitenschiffen hat man zu dieser Zeit um einen Meter abgehängt.
Rechts und links des Mittelgangs stehen Figuren die etwa um 1480 gefertigt wurden. Auf Höhe der Kanzel steht die Darstellung Jesus Christus als Salvatore.
Mich beeindruckt vor allem der mächtige Hochaltar, der 1714 geweiht worden ist. Sechs Säulen aus marmoriertem Holz tragen den Aufbau. Im oberen Teil thront Gottvater, darüber ist die Taube als Sinnbild des Heiligen Geistes, darunter auf den Armen Mariens ist Jesus zu erkennen.
Wunderschön ist die Kanzel aus dem frühen 17. Jahrhundert. Mir gefallen besonders die detailreichen Zierschnitzereien und der wunderschön gearbeitete Schalldeckel über der Kanzel.
Bamberger Kirchen entdecken: St. Stephan
Die Stephanskirche befindet sich in der Bamberger Altstadt. 1020 weihte Papst Benedikt VIII. in Anwesenheit des Kaiserpaar die Kirche. 1803 im Zuge der Säkularisation löst sich der Stift auf. Die Stiftskirche übergab man 1808 der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Heute ist die Kirche evangelisch und gilt als einzige evangelische Kirche, die jemals ein Papst geweiht hat.
Der heutige Bau stammt nicht mehr aus dieser Zeit, nur noch die Grundrissform erinnert an die Kirche aus der Vergangenheit. Der älteste erhaltene Bauteil ist der Turm mit dem Dach von 1698.
Beim Besuch der Kirche fiel uns sofort die Königsloge auf. Diese befindet sich im westlichen Teil der Kirche und ist für den Kronprinzen Maximilian und Prinzessin Marie Frederike von Preußen nachträglich in die Kirche eingebaut worden. Das Paar hat eine längere Zeit in der Stadt verbracht und konnte so ungestört dem Gottesdienst folgen.
Die Gestaltung des Altars empfinde ich als eher schlicht. Das große Altarbild ist wunderschön. Etwas ganz besonderes, so finde ich, ist der Taufstein von St.Stephan. Allerdings ob er mir gefällt, da bin ich wirklich zwiegespalten.
Auf einer metallenen Kugel sitzt nackt das Christuskind. Auf seinem Schoss liegt der goldene Herrschaftsapfel. Wie ein gesundes Baby sieht die Figur nicht aus, sie hat einen Wasserkopf und am Rücken treten Knochen hervor. Die Glasaugen der Figur starren ausdruckslos vor sich hin, der Mund ist leicht geöffnet. Die linke Hand des Kindes trägt übergestülpt etwas, was wie einen riesigen Handschuh aussieht. Diese Hand zeigt mit seinem überlangem Finger auf das Kreuz auf dem Altar.
St. Martin
Im Stadtzentrum befindet sich die katholische Martinskirche.
Nachdem 1589 das Bistum Bamberg das Klostergelände mit der Kirche vom Kamelitenorden übernommen hatte, zogen die Jesuiten 1611 dort ein. Bis 1686, hatte man nicht nur einige angrenzende Grundstück erworben, sondern auch die alte Kirche abgebrochen. Nun stand einem Kirchenneubau nichts mehr im Wege.
Es dauerte gut 7 Jahre, bis der Bau fertig gestellt und geweiht war. Mit der Vollendung des Kirchturms im Jahr 1696 legte man gleichzeitig der Grundstein für das Jesuitenkolleg. Die Position des Turms im Chorscheitel ist bis heute ein charakteristisches Merkmal für den jesuitischen Kirchenbau.
Nach der Säkularisation 1804 wurde die Jesuitenkirche zur Pfarrkirche für die untere Stadt.
Als wir die Kirche besucht haben, war ich doch sehr erstaunt, wie hell es dort war. Zahlreiche Fensterflächen mit heller durchscheinender Verglasung lassen das Tageslicht in den großen Innenraum. Auch wenn einige Seitenaltäre den Blick fesseln, ich finde die Ausstattung nicht zu überladen. Beeindruckend sind die zahlreichen Gemälde und die Scheinkuppel über dem Vorraum des Chors. Hier musste ich zweimal hinsehen, bis ich festgestellt habe, dass diese nur gemalt ist.
St. Jakob
Die zweitälteste noch erhaltene Kirche der Stadt heißt St.Jakob und befindet sich am Jakobsplatz.
Der Kirchenbau stammt aus der Zeit von Bischof Otto etwa um 1109. Damals stand die dreischiffige Säulenbasilika noch außerhalb der Stadt. Sie befand sich direkt am Jakobsweg nach Santiago de Compostela und stellte für die Pilger die wichtigste Anlaufstelle der Bamberger Kirchen dar.
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