Guckt man sich Bilder von Bamberg an, wird man immer wieder ein wunderschönes Fachwerkhaus auf einer Insel sehen. Das ist das wohl bekannteste und bedeutendste Bauwerk der Stadt – das alte Rathaus Bamberg.
Völlig klar, dass mich dieses Gebäude fast magisch angezogen hat. Ich habe mich auf den Weg durch die Altstadt gemacht, um dieses wunderschöne Gebäude zu sehen.
Es gibt eine Legende, wie es zu dem ungewöhnlichen Bauplatz für das Rathaus gekommen ist. Ich finde die Geschichte toll:
Alte Rathaus Bamberg – Sage zur Entstehung
Es gab eine Zeit, da waren die Bürger von Bamberg mit ihrem Herren dem Bischof sehr unzufrieden. Zu gerne wären sie auch freie Bürger und nicht Untertanen gewesen, so wie die Nürnberger. Sie versuchten mit einem Aufstand ihren Wunsch durchzusetzen, die Anhänger des Bischofs schlugen ihn aber nieder.
Die Bürger wollten sich nun wieder mit ihrem Herrn versöhnen und sandten den Bürgermeister und die drei ältesten Räte zum Bischof. Sie sollten um Gnade flehen und die Treue geloben. Da Taten aber mehr sagen als Worte, sollte der Bürgermeister darum bitten, dass die Stadt das niedergebrannte Rathaus aufbauen durfte. Der Bürgermeister hatte kaum ausgesprochen, da fuhr der Bischof die Gruppe böse an. Unter keinem Umständen wollte er erlauben, auf seinem Grund und Boden ein Haus errichten zu lassen, in dem erneut Pläne gegen seine Herrschaft geschmiedet werden konnten.
Und was nun …?
Etwas enttäuscht zogen sich der Bürgermeister und der Rat zurück. Es folgten lange Diskussionen, wie man den nun doch ein neues Rathaus bauen könnte. Ein junger Ratsherr hatte schließlich den Vorschlag, man könne das neue Rathaus ja ins Wasser bauen. Da hätte der Bischof kein Zugriff und es würde nicht auf seinem Grund und Boden stehen.
Zunächst lachte man über den Plan, aber dann begann man, sich mit dieser Möglichkeit auseinander zu setzen und beschloss schließlich einstimmig den Bau.
Schlau waren die Bamberger Bürger …
Die Handwerker trieben hunderte von Eichenpfählen in den Grund des Flusses. Dazwischen schüttete man Kies, Sand und Erde auf, bis eine Insel entstanden war. Die Grundsteine des Gebäudes versenkte man und der Bau nahm langsam Formen an. Unten entstanden die Lochgefängnisse, dann Zimmer und Säle – so, wie der Baumeister es sich vorgestellt hatte. Geplant waren zwei Brücken, die das Gebäude mit dem Ufer verbinden sollte.
Schlau war auch der Bischof …
Der Bischof beobachtete den Bau und war zunächst erstaunt, wie seine Untertanen mit seinem Verbot umgingen. Er freute sich aber darüber, wie tatkräftig sie an dem Rathaus bauten. Dennoch wollte er es ihnen beweisen, dass sie den Plan nicht vollständig durchdacht hatten.
Nachdem der erste Abschnitt des Brückenbaus begonnen hatte, lud er den Bürgermeister und den Rat zu einer Unterredung ans Flussufer ein. Dort lobte er zunächst den Bau. Dann gab der Bischof zu Bedenken, dass er den Weg zu dem Gebäude doch sehr beschwerlich finden würde. Die Ratsherren seinen ja eher von großer Leibesfülle und wenn sie für jeder Tagung über den Fluss setzten müssten, dann auf einer Leiter zum Rathaus empor steigen müssten, wäre das ja sehr anstrengend. Der Bürgermeister zeigte auf den begonnenen Brückenbau und verkündete stolz, dass die Brücke bald fertig sein würde. Der Weg sei dann recht einfach. Darauf rief der Bischof drohend aus, dass er es nicht erlauben würde, dass die Brücke seinen Grund und Boden berührt. Mit diesen Worten drehte er sich um, ging weg und ließ den verdutzten Bürgermeister stehen.
Nun war guter Rat teuer …
Die Bürger versuchten acht Tage lang den Bischof umzustimmen. Er ließ sie abblitzen und empfing nicht einmal ihre Abgesandten. Dann ließ er den Bürgermeister zu sich kommen und teilte ihm mit, dass er es sich überlegt habe und den Brückenbau auf seinem Gelände gestatten würde. In Zukunft sollte der Rat aber beachten, dass Bischof und Volk zusammen gehören und nicht gegeneinander arbeiten sollen.
Der Bau wurde nun vollendet und die Bamberger blieben weiter unter dem bischöflichen Schutz.
Soweit zur Sage über die Entstehung des Rathauses. Nun zu den harten Fakten:
Altes Rathaus Bamberg – die Lage
Auf der alten Herrschaftsgrenze zwischen der bischöflichen Bergstadt Bamberg und der bürgerlichen Inselstadt liegt im linken Regnitzarm das wunderschöne Gebäude des Rathauses. Verbunden mit dem Ufer ist es über die Oberen und Unteren Brücke.
Die erste Erwähnung des Bamberger Rathauses findet man von 1386. Das Gebäude wurde allerdings bei einem Brand 1460 zerstört. Der Bau, den man heute bewundern kann, wurde 1461 errichtet. Baulich beeinflusst ist der Bau hauptsächlich durch die Gotik. Der Fachwerkbau auf der südlichen Seite ist noch in der ursprünglichen Form erhalten. Dieser an den Brückenturm angebaute Gebäudeteil nennt sich Rottmeisterhäuschen und war das Quartier der Anführer der Wachmannschaften.
Von 1744 bis 1756 wurde das Rathaus im Stil des Barocks und des Rokokos umgestaltet. Aus dieser Zeit stammen auch die ursprünglichen Fassadenmalereien, auf die ich etwas später genauer eingehen möchte.
Besonders auffällig ist der Rathausturm. Er hat eine barocke Haube, und verschnörkelte Balkone (eher Rokoko). Auf der Dom zugewandten städtischen Seite befindet sich ein Wappen. Dieses zeigt den Heiligen Georg als Ritter.
Die Obere Brücke, die zum Alten Rathaus Bamberg führt, stammt von 1453. Sie musste schon mehrfach erneuert werden. Von der Oberen Brücke aus kann man das Schloss Geyerswörth und die Kirche St.Stephan sehen. Auf dem Mittelpfeiler steht das Standbild der Kreuzigungsgruppe.
Die Untere Brücke ist 1945 zerstört und durch eine einfache schmucklose Brücke ersetzt worden. Ursprünglich verzierten fünf Figuren die Brücke. Es ist nur noch eine Figur erhalten geblieben, die heilige Kunigunde, die Gemahlin Heinrichs II.
Tipp am Rande:
Steht man auf dem Geyerwörthsteg, hat man einen traumhaften Blick auf das Alte Rathaus Bamberg.
Tagsüber sind beide Brücken recht voll, vor allem Reisegruppen stehen hier fast immer so, dass man nur schwer vorbei kommt. Wer aber etwas früher am Tag hier entlang läuft, wird es etwas ruhiger vorfinden.
Über die Fassade
Johann Anwander erschuf 1755 die Fassadenmalereien, die das Rathaus verschönert. Er malte auf beiden Gebäudeseiten nachempfundene Szenen und architektonische Details. Kleine figürliche Elemente verstärken die Illusionsmalerei, die einen plastischen Eindruck beim Betrachter hinterlassen.
Man sollte sich etwas Zeit nehmen und diese wunderschöne Malerei in Ruhe betrachten. Hier gibt es viel zu sehen:
Auf der einen Seite, die zur Bergstadt zeigt, werden die vier Elemente dargestellt. Auf der anderen Seite hat der Künstler die vier Jahreszeiten abgebildet. Anwander hat sich auch bildlich mit den guten und schlechten Eigenschaften der Menschen auseinander gesetzt. Man kann fast vermuten, dass er dem Bischof und den Stadtbewohnern einen Spiegel vorhalten wollte.
Ich bin erst auf das Detail aufmerksam gemacht worden, dass ich sehr skurril finde. Aber schaut man genauer hin, entdeckt man an einer Stelle der Fassade eine Putte, dessen Bein als Skulptur aus der Wand herausragt.
Alten Rathaus Bamberg – heutige Nutzung
Das Gebäude wird heute als Museum genutzt. Hier kann man die Porzellansammlung Ludwig, eine der größten ihrer Art in Europa, ansehen.
In der Sammlung findet man zum Beispiel die Entwicklung der Meißener Porzellanerfindung – beginnend mit dem Böttgersteinzeug bis zur heutigen Porzellanmischung. Für Fans des Porzellans gibt es auch Stücke von Manufakturen wie Fürstenberg, Nymphenburg, Frankenthal, Höchst oder Berlin. Zur Weihnachtszeit, so habe ich gelesen, sind 450 Figuren der barocken Großkrippe aus der Sammlung Ludwigs zu besichtigen. Wenn das kein Grund ist Bamberg zur Weihnachtszeit zu besuchen!
Im Rathaus befindet sich auch der Rokokosaal der Bamberger Ratsherren, der noch heute genutzt wird.
Das alte Rathaus in Bamberg zählt für mich mit zu den schönsten Bauwerken der Stadt und ist nicht umsonst ein so beliebter Fotopunkt. Ich war nur 2,5 Tage in der Stadt und habe unzählige Fotos gemacht. Jedes Mal, wenn ich vorbei gelaufen bin, hatte ich das Gefühl, genau diesen Blick oder dieses Detail unbedingt festhalten zu müssen.
Anschrift:
Obere Brücke 1
96047 Bamberg
Michael Uhlig
ist das alte Rathaus Bamberg barrierefrei zugänglich?
Susanne Jungbluth
Hallo Herr Uhlig,
bei meinem Besuch in Bamberg bin ich nur über die Brücke unter dem Rathaus gelaufen. Hier war zwar Kopfsteinpflaster, aber der Weg ist barrierefrei. Ob das im Rathaus auch so ist, da müssten Sie bitte bei der Touristinformation nachfragen. Ich berichte auf meinem Blog von meinen Reiseerlebnissen und achte dabei oft nicht darauf, ob die Orte für alle Besucher gut erreichbar sind.
BAMBERG Tourismus & Kongress Service
Geyerswörthstraße 5
96047 Bamberg
Tel.: 0951/2976-200