Bernau liegt nur wenige Kilometer nordöstlich von der Berliner Stadtgrenze entfernt im Landkreis Barnim. Ein Ausflug in die Stadt ist ideal, um dem Trubel der Hauptstadt zu entkommen und bietet einige wunderschöne und interessante Ausflugsziele.
Die Sage zu Stadtentstehung
1140 veranlasste der Askanier Albrecht der Bär der Sage nach die Gründung einer Stadt. Dieses soll aufgrund folgender Geschichte passiert sein:
Nach einer Jagd in der Heide nördlich von Berlin ließ Albrecht sich bei der Rast in einem Gasthof ein Bier ausschenken. Es soll ihm sehr geschmeckt haben und so beschlossen er, an dieser Stelle eine Stadt zu gründen.
Er befahl den Bewohnern der Dörfer Schmetzdorf, Lindow und Lüpenitz in die neue Stadt zu ziehen. Die Stadt bekam den Namen Bärnau nach seinem Gründer.
Es gibt bis heute allerdings keinen einzigen urkundlichen Beleg dafür, dass Albrecht der Bär sich tatsächlich in der späteren Mark zwischen Elbe und Oder aufgehalten hat. Zu dieser Zeit herrschten in der Gegend von Bernau die slawischen Lutizen. Über slawische Bierproduktion ist allerdings nichts bekannt.
Was man wirklich weiß
Durch archäologische Funde hat man nachgewiesen, dass schon etwa 7000 v.Chr. In Bernau Siedlungen existiert haben. Bis es zu einer Stadtgründung kam, hat es dann aber noch lange gedauert. Erst Anfang des 13.Jahrhunderts lässt sich die Existenz einer Stadt nachweisen. Allerdings weiß man auch darüber kaum etwas, da die Stadtbrände 1406 und 1484 alle Urkunden vernichtet haben.
Im Mittelalter war Bernau weit über die Grenzen der Mark Brandenburg bekannt. Besonders das Bier der Stadt soll zu dem besten Bier der Mark gezählt haben. Es war lange haltbar, hat gut geschmeckt und entwickelte sich so zu einem beliebten Verkaufsprodukt. Im 17. Jahrhundert hat die Stadt jährlich gut 30.000 Tonnen Bier verkauft.
1598, als die Pest in der Stadt wütete, verstarben über 1100 Stadtbewohner. Der Dreißigjährige Krieg traf die Stadt zusätzlich schwer. Die Stadt verarmte und verödete. Erst als französische Glaubensflüchtlinge (25 Familien) durch Friedrich III. in der Stadt angesiedelt wurden, begann das Leben und die Wirtschaft wieder zu blühen. Bis heute zeugen Bauwerke aus dieser Zeit von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in der Stadt.
Einen weitere wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Bernau mit dem Anschluß an die Eisenbahn. Die Eisenbahnstrecke Berlin-Eberswalde führt seit 1842 in die Stadt und 1924 folgte der Anschluss durch die Stadtschnellbahn aus Berlin.
Bernau nach dem Zweiten Weltkrieg
Der Zweite Weltkrieg verschonte die Stadt trotz ihrer Nähe zu Berlin nahezu vollständig. Im April 1945 nahm die Rote Armee die Stadt ein.
In den 1980er Jahren kam in der Stadt das Problem auf, dass viele der Fachwerkbauten in der Altstadt stark sanierungsbedürftig waren. Der Stadtverwaltung war eine Sanierung zu teuer und so riß man sie ab und ersetzte sie durch Neubauten in Plattenbauweise.
Nach der politischen Wende in Deutschland verlor Bernau 1993 seinen Status als Kreisstadt und wurde in den Landkreis Barnim eingegliedert. Den Zusatz bei Berlin trägt die Stadt offiziell seit 1999, um sich von anderen Orten mit gleichem Namen abzugrenzen.
Ausflugstipps in Bernau
Bernaus Altstadt ist nicht groß und man kann problemlos alles zu Fuß erkunden. Einige interessante Orte stellen wir hier vor. Es gibt aber noch viel mehr zu sehen!
Spaziergang entlang der Bernauer Stadtmauer
Die Stadtmauer der Stadt ist im 13./14. Jahrhundert erbaut worden und umschloss die Stadt vollständig. Für den Bau der bis zu 8 Meter hohen und 0,5-1,5 Meter breiten Mauer verwendete man Natursteine, die zum Teil durch die letzte Eiszeit gestaltet wurden. Heute sind noch etwa 1,3 Kilometer der Mauer erhalten.
Die Bernauer Stadtmauer war als Befestigungsanlage geplant und schützte die Stadt zum Beispiel vor Angriffen der Quitzows und Pommern 1402 und Hussiten 1432. Es gab nur drei Stadttore, die in die Stadt führten. Heute ist nur das Steintor, dass mit zwei Wehrgängen mit dem Hungerturm verbunden erhalten. Zusätzlich gab es zwei Rundtürme und 42 Lughäuser (Wehrtürme). Der Pulverturm, der Hungerturm und Reste der Lughäuser kann man bei einem Spaziergang entlang der Mauer entdecken.
Pulverturm
Einer der höchsten Festungstürme in der Mark Brandenburg steht in Bernau. Der 29 Meter hohe und 7,5 Meter breite Pulverturm war einst ein Teil der Stadtverteidigungsanlage. Schießscharten zeugen bis heute davon.
Über eine Leiter gelangte man in den Wachturm. Der Einstieg liegt etwa 7 Meter über dem Boden. Innerhalb des Turmes kam man von einem Stockwerk zum nächsten auch nur mit Hilfe von Holzleitern.
Der Turm muss auch als Verließ genutzt worden sein. Vom Einstieg in der ersten Etage kann man in ein dunkles Loch gucken. Der Raum darunter war nur mit einer Leiter oder einem Seil erreichbar.
Mühlentor
1885 musste man das alte Mühlentor abreißen. Es war baufällig geworden und Fuhrwerke konnten es kaum noch durchqueren.
Ende Mai 2013 konnte das neu erbaute Tor eingeweiht werden. Heute ist es so breit, dass sogar die Feuerwehr problemlos hindurch passt.
Henkerhaus
An der Stadtmauer von Bernau steht ein denkmalgeschütztes Wohnhaus aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Fachwerkhaus ist in Ständerbauweise errichtet worden und die heutige Putzfassade hat man erst im 19. Jahrhundert angebracht.
In diesem Haus lebte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Scharfrichter. Dieser war nicht nur der Henker, sondern auch Tierarzt und Abdecker der Stadt.
Heute befindet sich hier eine Abteilung des Heimatmuseums Bernau. Diese beschäftigt sich, passend zum Haus, mit dem Thema Scharfrichterei. Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung ist der Angriff der Hussiten auf Bernau.
Vor dem Henkerhaus steht ein modernes Denkmal. Dieses wurde für die Opfer der Hexenprozesse in Bernau aufgestellt. Zwischen 1536 und 1658 sollen in Bernau 25 Frauen und 3 Männern der Hexerei angeklagt gewesen sein. Sie wurden für schuldig befunden, gefoltert und getötet. Seit 2005 erinnert das Denkmal daran.
Adresse:
Am Henkerhaus,
Bernau
Öffnungszeiten:
Dienstag-Freitag: 9-12 Uhr und 13-17 Uhr
Samstag, Sonntag: 10-13 Uhr und 14-17 Uhr
geschlossen: Christi Himmelfahrt, Weihnachtsfeiertage, Montags
Eintritt:
Erwachsene 1,-€
Steintor und Hungerturm – Heimatmuseum Bernau
Ein Wahrzeichen von Bernau ist das markante Steintor, eins der letzten erhaltenen Stadttore der Stadt. Der Blick vom Külzpark, der vor der alten Stadtbefestigung liegt, ist schon beeindruckend. Geht man dann aber durch das Tor auf den davor liegenden Platz erhebt sich in mächtiges Tor vor einem. Das Tor ist über einen Wehrgang mit dem daneben liegendem Hungerturm verbunden.
Einen besonders guten Einblick bekommt man, wenn man das Heimatmuseum Bernau besucht, dass sich im Steintor befindet. Dieses erreicht man über eine kurze aber sehr steile Treppe, die zum Oberen Wehrgang führt. Dort erhält man seine Eintrittskarte und wenn gerade wenig Besucher dort sind, kann es sogar vorkommen, dass man eine freundliche Begleitung hat, die einem alles genau erklärt.
Der Obere Wehrgang im Steintor dient vom 15. – 17. Jahrhundert zur Sicherung des Tores. Gleichzeitig bildete er den Verbindungsgang zum Hungerturm, der als Gefängnis genutzt wurde.
Das Heimatmuseum nutzt heute die kleinen Räume und Gänge für Ihre Ausstellung. Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind Waffen aus der Vergangenheit, von der Armbrust bis zum Repetiergewehr kann man hier viel entdecken. In der Rüstkammer befinden sich Ausrüstungsstücke der mittelalterlichen Bewaffnung der Bernauer Bürger. In Bernau existierte eine besondere Form der „Besteuerung“ brauberechtigter Bürger, die im Verteidigungsfalle geharnischt zu erscheinen hatten. Verstarb ein brauberechtigter Bürger ohne männlichen Nachwuchs, erhielt die Stadt seine Rüstung. Einige dieser Harnische kann man in der Sammlung sehen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Bernauer Heimatmuseums ist das Thema Bernauer Handwerk. Es werden Zunftzeichen, Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände sowie Hochzeits- und Erinnerungsbänder vom Leben, Wirken und Brauchtum der Bernauer Handwerker gezeigt. Spannend für uns der Teil der Ausstellung, der sich mit dem Thema Bernauer Bier beschäftigt. Hier werden Flaschen, Krüge und Ausschankzeug gezeigt.
Im zweiten Geschoss des Steintores könnten wir uns dann noch mit der Bernauer Textilherstellung, die für die Stadt vom 14.- 19. Jahrhundert eine bedeutende wirtschaftliche Rolle gespielt hat, informieren.
Der Hungerturm bildete den Abschluss unserer Besichtigungstour. Der Wehrgang führt zu einer Treppe. Direkt dort öffnet sich das sogenannte Angstloch. In dieses ließ man die Gefangenen mit einer Winde 8 Meter tief in das Gefängnis hinunter. Eine Holztreppe führt auf den Turm. Ein Rundgang ermöglicht einen tollen Ausblick auf die Stadt.
Adresse:
Heimatmuseum Bernau bei Berlin — Steintor
Berliner Straße
16321 Bernau bei Berlin
Öffnungszeiten:
Mai – Oktober
Dienstag – Freitag: 9-12 Uhr und 14-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10-13 Uhr und 14-17 Uhr
Eintrittspreise:
Erwachsene: 2,-€
Herz-Jesu-Kirche
Vom Hungerturm hatten wir den 66 Meter hohen Turm der katholischen Pfarrkirche bereits entdeckt. Der Kirchenbau aus dem Jahr 1907/08 steht in der Nähe des Bahnhofs und bildet aufgrund des hohen Turms einen markanten Orientierungspunkt in der Stadt.
Steht man vor der Kirche, die im Stil der Backsteingotik erbaut worden ist, fällt das große Rosettenfenster über dem Eingang sofort ins Auge. Leider war die Kirche bei unserem Spaziergang durch Bernau geschlossen und so konnten wir keinen Blick in die einschiffige Hallenkirche werfen.
Adresse:
Börnicker Str. 12,
16321 Bernau bei Berlin
St.Marien-Kirche Bernau
Gerade noch kurz vor Ende der Öffnungszeit kamen wir an der evangelischen Stadtkirche St.Marien in der Altstadt an. Ein Besuch in dieser Kirche sollte man bei einem Besuch in Bernau unbedingt einplanen.
Der erste Kirchenbau der St.-Marien-Kirche war wahrscheinlich ein Bau aus dem Jahr 1240, der im Stil einer römischen Basilika errichtet worden war. Nur 40 Jahre später baute man eine neue Kirche im Stil der Gotik, der dann später in eine Hallenkirche umgebaut wurde.
Ursprünglich hatte die Kirche einen Turm aus Feldsteinen, diesen ersetzte man 1846 durch einen Backsteinturm. Der Turm hat eine Höhe von etwas über 57 Metern.
Heute kann man eine Hallenkirche betrachten, die an der Nordseite durch ein zweites Seitenschiff erweitert worden ist. Das vierschiffige Langhaus verfügt über einen Hallenumgangschor.
Betritt man das Kirchenschiff fällt der erste Blick auf einen wunderschönen spätgotischen Flügelaltar. Dieser stammt vermutlich aus der Schule von Lucas Cranach dem Älteren aus der Zeit um 1520. Dargestellt sind 39 figürliche und 68 bildliche Darstellungen.
Die Kanzel hat mich auch sehr beeindruckt. Sie ist reich verziert mit geschnitzten Elementen. Zwei besonders beeindruckende Schnitzfiguren von Christus und Maria aus der Zeit um 1500 prägen das Bild des Kanzelkorbes.
Guckt man sich etwas genauer um, wird man viele wunderschöne Arbeiten aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten entdecken, zum Beispiel ein Sandsteinrelief (Anfang 15.Jahrhundert), Opfergeldtruhen (16. und 17.Jahrhundert) und das Gestühl (16. und 17.Jahrhundert). Mich hat besonders die Empore im nördlichen Seitenschiff beeindruckt. Sie hat man 1614 als Tuchmacher-, Schuster- und Knechtechor errichtet und zeigt an der Brüstung 75 Gemälde mit Darstellungen aus den Alten Testament. An den Wänden der Kirche erkennt man auch Überreste von Ausmalungen in der Kirche, die man bei der Innenrestaurierung entdeckt hat.
Adresse:
St.-Marien-Kirche
Kirchplatz 8
16321 Bernau bei Berlin
Öffnungszeiten:
Ostern bis Erntedank täglich von 14 bis 16 Uhr
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