Im Landkeis Barnim in Brandenburg liegt der kleine Ort Schönwalde ganz in der Nähe von Wandlitz. Hier steht das Schloss Dammsmühle im Naturschutzgebiet der Mühlenbecker Seen.
Kurz vor der Einfahrt nach Schönwalde führt die Schloßstraße in Richtung Schloss Dammsmühle. Der Straßenname klingt eindrucksvoller, als die Straße ist. Es geht über eine enge Straße, die schon bessere Tage gesehen hat, bis zu einem Waldparkplatz. Nachdem es mehrere Tage geregnet hatte, war der Parkplatz eher eine Seenlandschaft und wer nicht durch eine Pfütze waten musste, stand im Matsch. Wir waren anscheinend so früh vor Ort, dass wir problemlos einen Parkplatz fanden. Als wir gegen Mittag dort wieder wegfuhren, parkten die Besucher überall und Autofahrer warteten auf einen Parkplatz.
Der Himmel strahlt im schönsten Blau, es ist kalt und die Februarsonne wärmt schon etwas, als wir der Schloßstraße zu Fuß folgen.
Man geht an einigen leer stehenden Gebäuden vorbei, die die Besucher anziehen. Das müssen die eher hässlichen Gästehäuser aus der Zeit der Nutzung durch die Stasi gewesen sein. Die Tür steht offen und wer mag, kann durch das verfallene Gebäude gehen. Aber vorsicht! Es sieht nicht wirklich sicher aus und wir entscheiden uns, nur von außen einen Blick darauf zu werfen.
Als wir weiter gehen entdecken wir das Schloss Dammsmühle durch die Äste der Bäume.
Vom kurfürstlichen Jagdhaus zum Wehrmachtshauptquartier – eine wechselvolle Schlossgeschichte
Es wird so um 1650 gewesen sein, als Kurfürst Friedrich Wilhelm an der Stelle einer ehemaligen Mühle, mitten im Wald, ein Jagdhaus errichten ließ. Ob er hier viel Zeit verbrachte, lässt sich heute nicht mehr sagen.
Peter Friedrich Damm, ein Berliner Lederfabrikant, erwarb das Gelände 1755. Er ließ mitten im Wald am Ufer des Sees einen zweigeschossigen Palais errichten. Der Bau muss recht beeindruckend gewesen sein, es soll im Obergeschoss sogar einen Theatersaal gegeben haben und angeblich war die Königin Elisabeth Christine (Frau von Friedrich II.) des öfteren dort zu Besuch. Als Damm verstarb hinterließ er keine Erben und das Gebäude verfiel.
1894 erwarb Leutnant Wollank das Palais und baute es zu einem Herrensitz aus. Auf der künstlichen Insel im Mühlenteich entstand ein Gebäude in der Form einer Moschee, das als Tanzsaal genutzt wurde. Der umgebende Landschaftspark soll neben dem See mit Weinhängen, Fischteich, Obstzucht und Alleen gestaltet gewesen sein. Sogar eine Familiengruft legte man an. In dieser soll Gerüchten zu Folge ein rotes Telefon gestanden haben. Später erhielt das Schloss den Namen Dammsmühle (nach Peter Friedrich Damm).
Der Brite Harry Goodwin Hart (Direktor von Unilever) erwarb 1929 das Grundstück. Leider hatte er nicht lange etwas davon. Er verließ 1938 mit seiner jüdischen Frau Deutschland und man enteignete ihn wenig später. Der neue Besitzer war SS-Reichsführer Heinrich Himmler und nach Instantsetzungsmaßnahmen, die von KZ-Insassen ausgeführt werden mussten, bezog das Wehrmachts-Heeresgruppe „Weichsel“ sein Hauptquartier.
Die Kegelbahn von Erich Mielke
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm 1959 das Ministerium für Staatssicherheit der DDR das Gebäude. Bis 1989 nutzen man es als Jagdschloss und Gästehaus, nachdem man so einige Veränderungen vorgenommen hatte. So entstand zum Beispiel ein unterirdischer Bunker auf dem Gelände. Dieser soll sogar über ein eigenes Kommunikationsnetz verfügt haben.
Erich Mielke ließ hässlich funktionale Gästehäuser und einen Wirtschaftshof bauen.
Im Schlossinneren gab eine Sauna, einen schmucken Speisesaal und der ehemalige Wandelgang diente fortan als Kegelbahn.
Besuch am Schloss Dammsmühle
Nach der Wende war das Schloss kurzzeitig ein Hotel, stand dann aber viele Jahre leer und verfiel. Eine Zeitlang nutze man das Gelände für Open-Air-Veranstaltungen, als Filmkulisse und ursprünglich war geplant, eine Veranstaltungs- und Naherholungsstätte zu schaffen. Das scheiterte trotz mehrerer Besitzer immer wieder. Inzwischen wird wieder einmal gebaut und das Schlossgebäude soll rekonstruiert werden.
Heute steht das Schloss zum Teil eingerüstet mit abbröckelnder Fassade hinter Bauzäunen. Die Fenster sind mit Brettern verschlossen und Türen abgesperrt. Ein Schloss im Dornröschenschlaf, das darauf wartet wach geküsst zu werden.
Wir umrunden das Schloss und entdecken einen still gelegten Springbrunnen, der sicherlich im Sommer vor einem renovierten Schloss wunderschön aussehen würde.
Der Balkon mit dem verrosteten Gitter über einer Eingangstür zeigt direkt auf den kleinen Mühlenteich. Von dort oben hat man bestimmt einen tollen Blick über den kleinen See.
Wir entschließen uns, zunächst um den Mühlenteich zu wandern. Ein unebener Weg führt direkt am Uferrand entlang. Der Blick auf die noch zugefrorene Wasseroberfläche und die darauf glitzernde Sonne wirkt wie in einem verwunschenden Land.
Anfangs waren wir noch recht einsam unterwegs, mit der Zeit füllte sich der schmale Weg merklich. Als wir dann an einer Holz Pagode vorbei kamen, wählten wir nicht den Weg zurück zum Parkplatz, sondern wanderten weiter durch das Waldgebiet immer entlang des Mühlenbecker Sees. Nach einer Weile führte der Weg durch den kleinen Ort Summt. Hier entdeckten wir einen Wanderwegweiser, der uns auf den Mühlenwanderweg brachte.
Während wir entlang eines offenen Feldes liefen entdeckten wir einen großen Greifvogel, der über uns seine Kreise zog. Wenig später ertönte ein trompetenartiger Ruf am Himmel. Tatsächlich flogen Anfang Februar die ersten Kraniche über uns. Aufgeregt kreisten sie zuerst über dem leeren Feld und flogen dann weiter zu den Seen. Ein wunderschöner Anblick!
Nachdem wir das Feld hinter uns gelassen hatten, ging es zurück in den Wald und das hier verlaufende Tegler Fließtal, noch ein wenig entlang des Mühlenbecker Sees und dann erreichten wir nach etwas über 9 Kilometern wieder unser Auto.
Der Streckenverlauf bei Komoot
Wir haben unseren Wanderweg bei Komoot veröffentlicht, so dass man die Strecke gut nachwandern kann. Viel Spaß!
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