Das Schiffshebewerk Niederfinow ist ein beeindruckender Bau in Brandenburg. Es liegt am Ende des Oder-Havel-Kanals und überwindet 36 Meter Höhenunterschied. Das Industriedenkmal wurde 1934 in Betrieb genommen und ist damit das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk in Deutschland.
Eine Schleuse kann ja schon spannend sein, aber ein Schiffshebewerk ist schon echt beeindruckend. Das Schiffshebewerk Niederfinow beeindruckt nicht nur alleine durch seine Größe. Täglich kommen hier viele Besucher aus der ganzen Welt her und entdecken ein Technikwunder.
Vom ersten Planungsbeginn 1905 bis zur Fertigstellung dieses Bauwerkes sollte aber einige Zeit vergehen.
Über einige Jahre liefen Ausschreibungen, Wettbewerbe und es wurden Planungsentwürfe entwickelt und wieder verworfen, bis man sich darauf einigte mit welcher Technik das Schiffshebewerk versehen werden sollte.
Erst nach dem ersten Weltkrieg konnten man sich schließlich, nach erneuter Überarbeitung der Pläne, auf ein endgültiges Ergebnis einigen.
Nach aufwendigen geologischen Untersuchungen konnte dann 1927 endlich mit dem Bau begonnen werden, der Ende 1933 fertig gestellt wurde. Nach einer ausführlichen Testphase wurde das Schiffshebewerk im März 1934 in Betrieb genommen.
Das Informationszentrum des Schiffshebewerkes direkt am großen Parkplatz stellt in vielen Dokumenten und Bildern sehr gut die Bauphase dar. Auch die Technik des Hebewerkes wird sehr anschaulich erklärt. Es lohnt sich auf jeden Fall hier hinein zu gehen, bevor man das Schiffshebewerk besichtigt.
Eine Informationstafel direkt am Hebewerk zeigt, welche Firmen an dem 27,5 Millionen Reichsmark teuren Bau beteiligt waren.
Schon wenige Jahre nach der Inbetriebnahme im Januar 1939 wurde das 100.000 Schiff in Niederfinow geschleust.
Das Schiffshebewerk Niederfinow ist für Besucher fast täglich geöffnet. Im Informationszentrum erhält man die Eintrittskarten, mit denen man zum Bauwerk hochlaufen und es besichtigen kann.
Es ist so möglich mitzuerleben, wie die Schiffe den Hebe- und Senkvorgang durchlaufen, welche durch ein komplexes technisches System möglich gemacht werden.
Wir haben uns hier einige Zeit aufgehalten und zunächst erlebt, wie mehrere Schiffe oben in das Becken hinein fuhren. Riesige Schleusentore verschlossen den Trog, der dann langsam begann abzusinken. Der Vorgang dauert etwa 5 Minuten, bis der Trog seine Fahrt beendet hat.
In dieser Zeit kann man gemütlich bis zum vorderen Bereich der Anlage laufen und dabei das immer tiefer sinkende Schiff beobachten.
Hat der Trog das untere Niveau des Kanals erreicht, öffnen sich die Tore und das Schiff kann hinaus fahren.
So hoch oben, es sind ja immerhin 36 Meter Höhenunterschied, hat man wirklich einen guten Aussichtspunkt, an dem man nicht nur die Schiffe beobachten kann, sondern auch die weitläufige Ebene rund um das Schiffshebewerk entdecken kann.
Ich fand den Besuch im Hebewerk wirklich beeindruckend. Es ist schon spannend zu beobachten, wie der Trog abgesenkt wird und die Gegengewichte so langsam nach oben fahren. Mich als Laien haben die Stahlmassen, die dicken Stahlseile und die Vorstellung, dass neben diesem Gewicht auch das Gewicht von Wasser und Schiff fast spielerisch durch die Luft schwebt begeistert.
Es besteht auch die Möglichkeit mit einem Ausflugsschiff den etwa 20 minütigen Schleusengang mitzuerleben. Anbieter dieser Fahrten können sie zum Beispiel im Infozentrum erfragen.
Wer nicht den Weg nach oben antreten möchte, kann direkt (und kostenlos) auf der Straße stehend einen Teil des Vorganges beobachten. Es ist schon merkwürdig, wenn plötzlich ein Schiff “zu fliegen” beginnt und sich langsam in die Höhe hebt.
Inzwischen reicht die Kapazität des Schiffhebewerkes nicht mehr aus. Die Schubverbände sind heute zu lang für den vorhandenen Trog geworden. Zusätzlich ist die Belastungsgrenze der Anlage zu gering. Deshalb wurde 2006 mit dem Bau eines neuen Hebewerkes begonnen, dass größeren Schiffen einen problemlosen Schleusengang bieten soll.
Schon heute kann man auf der benachbarten Baustelle eine Menge entdecken, dass an das Bauprinzip der alten Schleuse erinnert (halt etwas moderner). Bis 2025 bleibt das alte Schiffshebewerk Niederfinow noch in Betrieb und soll dann von dem neuen Hebewerk abgelöst werden.
Adresse:
Hebewerkstraße 52,
16248 Niederfinow
Öffnungszeiten:
Ausstellung
7.3. – 27.3.22
täglich von 10 -16 Uhr
28.3.22 – 30.10.22
täglich 10 – 18 Uhr
individuelle Besichtigung:
28.3.22 – 30.10.22
werktags 8 – 20 Uhr
Eintrittspreise:
Normalpreis ohne Führung: 5,-€
Ermäßigt ohne Führung: 3,-€
Besuch der Ausstellung: kostenfrei
Genauere Informationen auf der Webseite des Anbieter
Jessica
Hi Susanne,
dein Artikel entfacht grade das herz meines Technikbegeisterten Freundes der mitgelesen hat. So ein Schiffshebewerk steht nämlich schon lange auf der Liste. In die Meyer Werft haben wir es letztes Jahr leider nicht geschafft.
Liebe Grüße
Jessica
Susanne Jungbluth
Na dann wisst ihr ja jetzt, wo ihr demnächst hinfahren könnt.
LG Susanne
Barbara
Hallo Susanne,
danke für diesen Bericht! Ich finde solche technischen Meisterleistungen absolut beeindruckend und stehe immer andächtig davor. Meist verstehe ich gar nicht genau, was da passiert, aber allein die Größe und was da geschaffen wurde, das begeistert!
Du wirst lachen, wir waren schon mal dort (Du kennst ja meinen Mitreisenden persönlich), und zwar im April 1989. Das weiß ich noch ganz genau, das erste Mal DDR für mich, mit Visum, Anmelden bei der Polizei und allem was dazu gehörte. Da wurden wir von einem Onkel nach Niederfinow gebracht. Ich hatte davor noch nie davon gehört aber war total begeistert davon! Interessant, dass sie jetzt ein neues Schiffshebewerk bauen; die Schiffe werden ja immer größer. Vielleicht fahre ich mal wieder hin und schaue mir beide nebeneinander an. Deine Fotos sind der Hammer.
Danke fürs Mitnehmen und danke fürs Erinnern bzw. Wieder-Auffrischen. Ich denke auch nach so langer Zeit unheimlich gerne an meinen Besuch dort zurück.
Liebe Grüße
Barbara
Susanne Jungbluth
Hallo Barbara,
das freut mich, dass ich “alte” Erinneungen wecken konnte. Ich bin von dem Schiffshebewerk Niederfinow auch immer wieder begeistert. Vor allem die technische Leistung, die dahinter steckt ist einfach unglaublich.
Lieben Gruß, Susanne
Katharina
Hallo Susanne,
ich kann mir gut vorstellen, dass hier das Herz so manches technikbegeisterten Hobbykapitäns höher schlägt. Bestimmt spannend, das mal zu sehen. Auch wenn mich die Aussicht vermutlich mehr fesseln würde… :-)
LG
Katharina
Eddy Harteneck
Hallo Susanne, das ist ja mindestens so gut wie der Panama Kanal und (aus Deutschland betrachtet) nicht ganz so weit. Am Klima muß Brandenburg aber noch arbeiten… ;-) LG, Eddy
Susanne Jungbluth
Ach Klima ist Nebensache. ;) Wir nehmen was wir können..
LG Susanne
Kuno
Liebe Susanne,
ich sprühe nicht wirklich vor Interesse ein Schiffshebewerk zu besichtigen, aber finde es dennoch einmal spannend darüber zu lesen. Und dein Artikel hält ein paar interessante Fakten bereit, was mir ziemlich gut gefällt. Und die Aussicht lässt sich bestimmt sehen, die Fotos sehen zumindest danach aus.
Viele Grüße,
Kuno
Susanne Jungbluth
Liebe Vanessa,
Die Aussicht ist es wert dort hin zu fahren. Da kann die Technik zur Nebensache werden.
Lieben Gruß, Susanne
Michaela
Sieht wirklich interessant aus so ein Schiffshebewerk. Obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht besonders technik-interessiert bin *lach*. Danke für die Einblicke.
Liebe Grüße aus Peru,
Michaela
Susanne Jungbluth
Die Aussicht kann man auch ohne Technikinteresse genießen. Es lohnt sich auf jeden Fall :)
Lieben Gruß, Susanne
Kathi
Liebe Susanne,
wow, also sich ein Schiffshebewerk anzuschauen… auf die Idee bin ich noch nie gekommen und frage mich jetzt ehrlich gesagt, warum. Das sieht wirklich schon ziemlich beeindruckend und irgendwie auch unwirklich aus. Vor allen Dingen hat man dabei aber eine atemberaubende Aussicht über das Umland. Ich würde definitiv nicht einfach nur unten stehenbleiben.
Danke dir für den Tipp, den ich mir bei einem Ausflug nach Brandenburg auf jeden Fall zu Herzen nehmen werde. :)
Viele liebe Grüße
Kathi
Susanne Jungbluth
Liebe Kathi,
es ist ein gigantisches Bauwerk und es lohnt sich auf jeden Fall. Nicht weit entfernt ist das Kloster Chorin, das auch einen Besuch wert ist.
Lieben Gruß, Susanne
Monika und Petar Fuchs
Hallo Susanne,
solche Einrichtungen interessieren uns vor allem, seit wir mit Hausbooten in Frankreich unterwegs waren. Dieses Schiffshebewerk ist allerdings besonders beeindruckend, transportiert es doch große Containerschiffe.
Viele Grüße,
Monika
Susanne Jungbluth
Hallo Monika,
ich habe mich richtig klein gefühlt, als ich vor dem Schiffshebewerk gestanden habe. Ich kann mir vorstellen, das es ein irrer Anblick sein muss, von man von der unteren Seite mit dem Boot sich diesem Bauwerk nähert. Wäre echt mal ein Versuch wert.
Lieben Gruß Susanne