Steil bergauf geht es die Schlossgasse, die uns zum Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels bringt. Oben angekommen stehen wir zunächst auf dem Schlossvorplatz. Hier steht ein preußisches Latrinengebäude. Es soll nur noch drei Gebäude dieser Art in Deutschland geben, leider ist es verschlossen. Es wäre sicherlich interessant, hier einen Blick hinein zu werfen.
Wir gehen weiter über den Platz und genießen zunächst die wundervolle Aussicht über die Stadt. Es ist schon verständlich, warum das Schloss an dieser Stelle errichtet wurde.
Geschichte des Schlosses
August, der Erzbischof von Magdeburg war ein Sohn von Johann Georg I. von Sachsen. In dessen Testament stand, dass alle vier Söhne Besitztümer erben sollten, das war zu seiner Zeit sehr ungewöhnlich. Normalerweise erbte nur der älteste Sohn Besitztümer. August erbte Sachsen-Weißenfels und legte 1660 den Grundstein für sein Schloss in Weißenfels.
Das Schloss entstand auf einer, im Dreißigjährigen Krieg geschliffenen Burganlage. Herzog August zog nie in sein Schloss ein, er starb vor der Fertigstellung. Sein Sohn Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels bezog 1680 das unfertige Schloss und erst 14 Jahre später war der Bau schließlich vollendet. Eine der größten frühbarocken Schlossanlagen in Mitteldeutschland entstand in Weißenfels.
Das Schloss Neu-Augustusburg entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum der Region. Bekannte Musiker und Komponisten, wie zum Beispiel Johann Philipp Krieger und Georg Philipp Telemann verkehrten hier. Auch Georg Friedrich Händel war im Schloss Neu-Augustusburg. Sein Vater war Leibarzt des Herzogs, der schon früh das musikalische Talent des Jungen erkannte und ihm gestattete, in der Schlosskirche die Orgel zu spielen.
Nachdem das Weißenfelser Herzogtum ausgestorben war, fiel das Schloss an das Kurfürstentum Sachsen. Ab 1815 verwaltete es Preußen und richtete hier eine Kaserne ein. Bis 1920 diente es als Unteroffiziersschule. Im Jahr 1933 nutzte man das Schloss als Gefangenenlager für politische Häftlinge. Später, ab 1945, wurden Flüchtlinge hier untergebracht, dann eine Fachschule für Heimatmuseen und das Schuhmuseum der DDR.
Was kann man im Schloss Neu-Augustusburg entdecken?
Seit 1993 verwaltet die Stadt Weißenfels das Gebäude und saniert es abschnittsweise. Steht man heute vor dem Schloss ist der bereits sanierte Bereich auch von außen optisch zu erkennen. Der Nordflügel erstrahlt in einem hellen weiß, der nicht sanierte Teil ist noch dunkel mit zum Teil abgeblätterten Fassade. Wirklich ein krasser Gegensatz, der dem Schloss ein interessantes Aussehen verleiht.
Wir gehen durch den Eingang hoch zur Besucherkasse im ersten Stock. Von dort aus beginnt unsere eigenständige Erkundung des Schlosses.
Zunächst besuchten wir das Schuhmuseum.
Schuhmuseum
Ein Teil des Schlosses wird heute als Schuhmuseum genutzt. Die Ausstellung geht zurück auf das Schuhmuseum der DDR.
Hier erfahren wir, dass das Thema Schuhe eng mit der Stadt Weißenfels verknüpft ist. Rund um Weißenfels gab es viele Schuhfabriken. Zu DDR Zeiten lag hier der Schwerpunkt der Schuhversorgung für die Bevölkerung. Fast 30.000 Beschäftigte machten zwischenzeitlich das VEB Kombinat Schuhe zum größten Schuhproduzenten in Europa. Leider konnten sich viele Betriebe nach der Wiedervereinigung nicht am Markt behaupten und so schloss ein Werk nach dem Nächsten seine Tore.
Während unseres Rundganges entdecken wir so viele unterschiedliche Schuhe. Nicht nur Schuhe aus verschiedenen Epochen der Geschichte, auch Schuhe aus verschiedenen Regionen der Welt. Bei einigen Schuhen frage ich mich ernsthaft, wie je ein Mensch damit laufen kann.
Gut 5000 Exponate hat das Museum bereits gesammelt. Noch kann man nur einen Bruchteil des Bestandes bewundern. Aber mit abgeschlossenen Sanierungsarbeiten werden die Museumsräume erweitert und noch mehr Schuhe ausgestellt.
Man kann aber nicht nur Schuhe im Schuhmuseum in Weißenfels angucken. Es werden auch einige Maschinen, die zur Schuhproduktion benötigt werden/wurden hier ausgestellt. Mich hat besonders die Randklebepresse mit 24 Preßstellen beeindruckt.
Museum für Stadtgeschichte
In einem anderen Bereich des Schlosses kann man die 2007 konzipierte Dauerausstellung zum Herzogtum Sachsen-Weißenfels besuchen.
Hier erfährt man mehr über die ursprüngliche Nutzung der Schlossräume. Die Wirtschaftsräume des Schlosses waren zum Beispiel alle im Erdgeschoss untergebracht und die Räume der Herrschaft befand sich darüber.
Ein Bereich der Ausstellung beschäftigt sich mit der Regionalgeschichte von Weißenfels. Man erfährt zum Beispiel etwas über die Schlacht bei Rossberg, den Orgelbaumeister Ladegast (der in Weißenfels 1905 verstarb) und das Braunkohlerevier. Alle Bereiche der Ausstellung lassen sich hier garnicht aufzählen. Die Informationen waren umfangreich und interessant präsentiert.
Schlosskirche St.Trinitatis
Bevor wir das Schloss Neu-Augustusburg verlassen, werfen wir noch einen Blick in die Schlosskirche. Diese ist verschlossen und nur in Begleitung von Mitarbeitern des Museums zu besichtigen. Einfach an der Kasse darum bitten, dass die Kirche aufgeschlossen wird.
Ich hatte bei unserer Ankunft am Schloss keine Kirche entdecken können und war schon recht neugierig, wo den die Schlosskirche stehen würde. Umso erstaunter war ich, als uns die Mitarbeiterin zu einer schlichten Holztür im Seitenflügel des Schlosses brachte. Von außen war das für mich keine Kirche, so wie ich Kirchen kenne – mit Kirchenschiff und Kirchturm. Das war eher Schloss.
Die Tür wurde geöffnet und ich musste meine Meinung revidieren. Das ist eine Kirche! Die Schlosskirche St.Trinitatis zählt zu den schönsten frühbarocken Kirchen Mitteleuropas. Das besondere, sie ist fast original erhalten.
Die Kirche ist in das Schloss integriert und der Herzog verfügte über eine Loge, die er direkt vom Schloss aus betreten konnte. Von diesem Platz aus hatte er den besten Blick auf das wunderschöne Kreuz und die Bemalungen (Szenen aus dem Neuen und Alten Testament) in der Kirche. Ein Fenster, das er auch verschießen konnte, und die Höhe in der er saß, schirmten ihn von den bürgerlichen Besuchern in der Kirche ab.
Mich hat die Schönheit der Kirche beeindruckt, sicherlich auch, weil ich diesen Anblick hinter der einfachen Schlossfassade nicht erwartet hatte.
Die Orgel in der Kirche steht auf der dritten Empore. Sie ist 1667-1673 erbaut worden und gilt noch heute als ein technisches und musikalisches Meisterwerk seiner Zeit. Auf dieser Orgel spielte Georg Friedrich Händel als Kind und wurde von dem Herzog entdeckt.
Unter der Kirche befindet sich eine Fürstengruft. Leider konnten wir diese nicht besichtigen, da sie nur zu bestimmten Terminen für Besucher geöffnet wird. Es sollen aber 38 Prunksärge aus der Zeit von 1669 bis 1775 dort stehen, die sehr sehenswert sein sollen.
Besucht man Weißenfels, darf ein Besuch im Schloss Neu-Augustusburg nicht fehlen. Vor allem die Schlosskirche hat mir besonders gefallen.
Adresse:
Zeitzer Str. 4,
06667 Weißenfels
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 10-16 Uhr
Montag: geschlossen
Eintrittspreise:
Museum und Schlosskirche: 5,-€
Fürstengruft: 5,-€
Offenlegung: Der Besuch in Weißenfels war Teil einer Bloggerreise. Der Aufenthalt im Schloss wurde uns kostenfrei ermöglicht. Mein Bericht entspricht ausschließlich meiner eigenen Meinung.
Manfried Enders
Bitte die jährlichen Fortschritte bei der Sanierung des Südflügels und des
Westflügels regelmäßig im Internet mit Bild und Text dokumentieren.
Welche Planungen bestehen für das Umfeld. Wie steht es um die Anlage
eines kleinen Parterre Gartens vor der Westfront des Schlosses
Manfried Enders
Susanne Jungbluth
Hallo Herr Enders,
das ist mir leider nicht so einfach möglich. Ich lebe in Berlin und nicht in dem wunderschönen Weißenfels. Aber vielleicht komme ich ja noch für einen weiteren Besuch in die Region und kann dann darüber berichten.
Susanne Jungbluth