Ja, auch in Zeitz steht die Moritzburg! Das Schloss Moritzburg in Zeitz in Sachsen-Anhalt wird oft mit der Moritzburg in Sachsen verwechselt. Dabei ist das Schloss in Zeitz einzigartig und wirklich sehenswert. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall, vor allem, wenn man sich etwas Zeit nimmt und in Ruhe die Schlossanlage erkundet.
Schlossgeschichte
Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz war der Sohn des Kurfürsten von Sachsen Johann Georg I.. Seine Brüder hießen August, Christian und Johann Georg II. Sein Vater legte testamentarisch fest, dass nach seinem Tod die sächsischen Kurstaaten abgetrennt und eigene Herzogtümer entstehen sollten. Der älteste Sohn sollte seine Erbfolge antreten, während die jüngeren Söhne die Herzogtümer erbten. Moritz erbte das Herzogtum Sachsen-Zeitz, August erbte Sachsen-Weißenfels und Christian bekam Sachsen-Merseburg.
1657 ließ Herzog Moritz sich in Zeitz nieder. Auf dem Areal der zerstörten Bischofsburg ließ er das Schloss Moritzburg errichten. Heute zählt die Moritzburg mit zu den ältesten frühbarocken festungsähnlichen Residenzen im Gebiet der Wettiner.
Charakteristisch ist die dreiflügelige Anlage mit einem Turm in der Mitte des Hauptflügels. Der auf dem Gelände stehende Dom wurde zur Schlosskirche umgebaut. Auffällig ist die Anlage der Bastion als Befestigungs- und Verteidigungsanlage.
Nachdem die Erbfolgelinie des Herzoges ausgestorben war, fiel 1781 das Schloss an Kursachsen zurück, später wurde es nach den Vorgaben des Wiener Kongresses preußischer Besitz.
1990 bis 2004 sanierte man das Schloss und die Gartenanlage.
Museum im Schloss Moritzburg
Unser Weg durch das Schloss Moritzburg führt uns in die ehemaligen Wohnräume des Herzogs. Hier befindet sich die Dauerausstellung mit historischen Möbeln (Renaissance bis Biedermeier).
Wir werden von einer Mitarbeiterin des Museums begleitet, die uns neben der Schlossgeschichte auch die ein oder andere Geschichte zum Herzog Moritz und seiner Frau erzählt.
Die Zimmer sind passend zu verschiedenen Epochen der Geschichte möbliert und zeigten uns, wie man früher gelebt hat.
Eine Besonderheit hat das Schloss, hier gab es schon kleine Räume mit einer Toilette. Das war zur Bauzeit noch kein Baustandard und wahrer Luxus.
Besonders interessant fand ich, dass hier das „Appartement“ eines Prinzen oder einer Prinzessin aufgebaut wurde. Zu dieser Zeit stand ihnen häufig ein Raum im Schloss zur Verfügung, in dem ihr Leben stattgefunden hat. Doch etwas weniger Platz, als ich es mir vorgestellt habe.
Im zweiten Stockwerk fand während unseres Besuches eine temporäre Ausstellung statt. Die Räume in dieser Etage werden gerne für Ausstellungen verschiedener Künstler genutzt.
Deutsches Kinderwagenmuseum
Im Schloss Moritzburg gibt es seit vielen Jahren das Deutsche Kinderwagenmuseum. Die Verbindung Kinderwagen und Zeitz lässt sich schnell herstellen. In Zeitz wurden über viele Jahre Kinderwagen produziert.
Begonnen hat das alles mit Ernst Albert Naether, dem Begründer der deutschen Kinderwagenindustrie. Nach seiner Ausbildung in der Wagnerei (Stellmacher) übernahm er den väterlichen Betrieb in Zeitz. Er fertigte Kutschen und Schlitten an. Er entwickelte auch die ersten Stuhlwagen für Kinder. Irgendwann baute Naether erste Ziehwagen für Kinder. Auf der Leipziger Messe von 1852 bot er diese Wagen zum Kauf an. Schnell traten erste Verkaufserfolge ein und er gab sein Großwagenwerk zugunsten der Kinderwagenproduktion auf.
Seine Wagen verkauften sich in ganz Europa. Nach Naethers Tod blieb das Unternehmen in Familienbesitz.
1896 entstand sogar der erste Kinderwagen-Katalog mit über 100 Kinderwagenmodellen. Das Unternehmen entwickelte sich zu dem bedeutetesten Kinderwagenhersteller Deutschlands.
Der Erfolg der Naether Werke zog weitere Kinderwagenbauer nach Zeitz. Eine Zeit lang gab es über 20 Kinderwagen Manufakturen in der Stadt.
1946 wurde das Unternehmen enteignet und die Produktionsanlagen gingen in den VEB Zekiwa (ZEitzer KInderWAgen) über. Diese produzierten für den gesamten osteuropäischen Raum und für die Firma Neckermann Kinderwagen. Bis zu 2200 Mitarbeiter fertigten hier jährlich 450.000 Kinderwagen und 160.000 Puppenwagen an. Zusätzlich produzierte man Reisebetten, Laufgitter und Hochstühle.
Heute werden keine Kinderwagen mehr in Zeitz hergestellt (Kinderwagen der ZEKIWA werden aber noch gebaut), aber in dem Deutschen Kinderwagenmuseum kann man sich sehr ausführlich über die Geschichte des Kinderwagens informieren und einige wunderschöne Ausstellungsstücke bewundern.
Zur Zeit sind etwa 60 Wagen ausgestellt. Weitere 650 Exponate warten darauf, dass die Räumlichkeiten des Museums erweitert werden. Dann kann man noch weitere Wagenmodelle bewundern.
Klar habe ich mich als Mutter damals auch mit dem Thema Kinderwagen beschäftigt. Aber ehrlich gesagt, diese Modellvielfalt, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat, hat mich beeindruckt. Einige der Wagen haben mir so gut gefallen, dass ich über die Größe und das Gewicht glatt hinweg gucken würde. Sie waren zwar nicht mehr „zeitgemäß“ aber traumhaft schön.
Mein Tipp, wer das Schloss Moritzburg besucht, darf das Museum nicht auslassen!
Der Gartentraum vom Schloss Moritzburg
Zu jedem Schloss gehört ein Schlossgarten. Die Moritzburg in Zeitz hat einen ganz besonderen Schlossgarten. Für die Landesgartenschau Sachsen-Anhalt 2004 hat man den Schlossgarten in einen bunten und vielseitigen Garten verwandelt. Wichtig war den Verantwortlichen, dass bei der Umgestaltung des alten Schlossgartens darauf geachtet wurde, eine spätere Nachnutzung realisierbar zu machen. Und das ist eindeutig gelungen.
Das Gelände ist noch heute eingezäunt und für eine geringe Gebühr kann man sich hier wunderbar erholen.
Die Zeitzer Bevölkerung nutzt das Gelände gerne und steckt viel Liebe und Mühe in die Gestaltung. So gibt es zum Beispiel Paten, die entweder finanziell oder auch tatkräftig einige Bereiche nutzen und pflegen. An vielen Pflanzungen entdeckt man beim Spaziergang durch den Gartentraum kleine Schilder, die auf das Engagement hinweisen.
Der Rossner-Park bildete den Kernbereich der Landesgartenshow. Das etwa 2 Hektar große Gelände grenzt direkt an die Moritzburg, den ehemaligen Lustgarten und den Brehmschen Garten. Heute kann man hier durch einen alten Baumbestand spazieren gehen. Fast fühlt man sich wie in einem Englischen Garten, wenn man den gepflegten Rasen und die Baumreihungen betrachtet. Auch der Lustgarten und den Brehmschen Garten gestaltete man für die Landesgartenschau neu und hat diese Bereich in die Nachnutzung integriert.
Ein Schmuckstück ist die Orangerie im Schlossgarten. Der ehemalige Wintergarten des Herzoges war lange Jahre hinter einer Bebauung versteckt und ungenutzt. Zur Landesgartenshow sanierte man den Bau und ein Restaurant eröffnete hier. Noch heute kann man hier gut Essen gehen.
Wir werden durch den Garten geführt und entdecken so einige der Highlights. Besonders gut gefällt mir der Japanische Garten. Tosu, ein Stadt in Japan, ist die Partnerstadt von Zeitz. Während eines Besuches entwickelte sich die Idee einen Japanischen Garten in die Landesgartenschau einzubinden. Mit Hilfe von japanischen Landschafts- und Gartenbauern legte man ein 1200 Quadratmeter großen Garten an. Diesen weihte man mit einer Japanischen Zeremonie ein. Mir hat besonders gut der wellenförmig geharkte Kies gefallen. Er strahlte eine Ruhe aus, von der ich mich nur sehr ungerne verabschiedete, um den weiteren Gartentraum rund um die Moritzburg zu erkunden.
Besonders gut hat mir gefallen, dass es Zeitz wirklich gelungen ist, ein Konzept für die Nachnutzung zu erarbeiten. Der Garten rund um die Moritzburg in Zeitz hat sich zu einem richtigen Schlossgarten und Naherholungsgebiet entwickelt. Hier findet an ruhige Orte der Erholung, aber auch Spiel und Spaß für die Kinder.
Adresse:
Schloßstraße 6,
06712 Zeitz
Öffnungszeiten (2020):
Schlossmuseum:
Dienstag – Sonntag: 10-16 Uhr
Montag geschlossen
Schlosspark ganzjährig geöffnet
Schlosspark (Eingang Orangerie):
30.03. – 31.10.:
täglich 10 – 18 Uhr
Eintrittspreise (2018):
Schloss:
Erwachsene 6,- €
Ermäßigt: 4,-€
Schlosspark:
Erwachsene: 2,- €
Ermäßigt: 1,- €
Offenlegung: Der Besuch des Schlosses und des Gartentraums war ein für uns kostenfreies Angebot während unserer Bloggerreise in Zeitz. Mein Bericht dazu entspricht ausschließlich meiner eigenen Meinung.
Steffi
Das Museum Schloss Moritzburg hat durchgehend das ganze Jahr von Dienstag bis Sonntag 10 – 16 Uhr geöffnet.
Die Schließung für die Monate Januar und Februar war einmalig :)
Susanne Jungbluth
Danke! Werde ich verbessern!