Weit über die Region sichtbar und so hoffentlich auch unvergesslich, ist das Mahnmal Buchenwald bei Weimar. Für uns ein Ort, der uns tief beeindruckt und sehr nachdenklich hat werden lassen. Für uns ein Ort, der mal nicht eben schnell besucht, sondern bewußt wahrgenommen werden muss.
Es gibt sie einfach diese Orte, die einen auch nach einem Besuch noch lange beschäftigen und die uns die Geschichte näher bringen, als es der Unterricht in der Schule jemals erreichen konnte. Zu diesen Orten zählt eindeutig auch das Mahnmal Buchenwald, dass heute das größte Denkmal in Erinnerung an ein nationalsozialistisches Konzentrationslager in Europa ist. Hier, auf dem Ettersberg, befindet sich die Grabstätte tausender KZ-Häftlinge, die im KZ Buchenwald ihr Leben verloren haben.
Eingang zum Mahnmal
Von der Straße kommend erreichen wir einen großen offenen Platz, an dessen einer Seite ein steinernes Tor den Weg weist. Der Blick, den wir durch das entfernt liegende Tor haben, ist wunderschön. Vor uns öffnet sich das unterhalb des Ettersberg liegende Tal und die ersten Häuser Weimars liegen in der Ferne. Als wir näher kommen stehen wir vor einer großen Freitreppe, die hinab führt. Diese Treppe besteht aus roten und schwarzen Steinen, die so verlegt wurden, dass sie von unten betrachtet nur rot erscheint.
Seitlich neben der Treppe befinden sich sieben Stelen aus Stein. Jede dieser Stelen steht symbolisch für ein Jahr, in dem das KZ Buchenwald in Betrieb war.
Die Stelen sind unterschiedlich gestaltet und zeigen eindrucksvolle Reliefdarstellungen, die sich jeweils mit einem Thema beschäftigen:
- Stele 1: „Aufbau des Lagers“
- Stele 2: „Ankunft der Häftlinge“
- Stele 3: „Fronarbeit im Steinbruch“
- Stele 4: „Leiden und Vernichtung der Häftlinge“
- Stele 5: „Solidarität trotz Leid und Vernichtung“
- Stele 6: „Thälmann-Feier und Vorbereitung zum Widerstand“
- Stele 7: „Die Befreiung“
Auf der Rückseite stehen Verse, die vom damaligen Kulturminister der DDR, Johannes R. Becher, verfasst wurden.
Man sollte sich Zeit nehmen, die Reliefdarstellungen etwas genauer zu betrachten. Dabei fällt auf, dass hier die politische Ausrichtung der DDR-Regierung in die Gestaltung eingeflossen ist. Der Widerstand der KZ-Häftlinge gegen die SS stand zu Zeiten der DDR als Symbol des Kampfes des Kommunismus gegen den Faschismus. Dieses lässt sich recht gut erkennen.
Glockenturm und Figurengruppe
Uns zog es zunächst nicht den ganzen Weg hinunter, wir wollten zuerst den Glockenturm und die davor stehenden Figurengruppe sehen. Eigentlich der „falsche“ Weg, wie ich im Nachhinein erfahren habe. Bei der Gestaltung des Mahnmals Buchenwald, war dieser Ort eigentlich als Endpunkt des Weges gedacht.
Auf Wegen entlang an Grasflächen und unter Schatten spendenden Bäumen erreichten wir schließlich den großen offenen Platz vor dem Glockenturm.
Der Glockenturm ist über 50 Meter hoch und aus hellem Sandstein erbaut. Im Inneren hat man Erde und Asche unter einer Bronzeplatte, die aus europäischen Konzentrationslagern und Terrorstätten der Nationalsozialisten stammen, gelegt. Leider war es bei unserem Besuch nicht möglich ins Innere des Turm zu gelangen und dort der Toten zu gedenken.
Zwei Treppenaufgänge führen hinauf zu einer Plattform unterhalb der Buchenwald-Glocke. Diese soll jede Stunde geschlagen werden, ich habe sie allerdings währen unserer Zeit vor Ort nicht gehört oder vielleicht auch nur überhört.
Direkt vor dem Glockenturm, am Ende des großen Platzes steht eine große beeindruckende Figurengruppe. Fritz Cremer hat diese Bronzeplastik, die die „Selbstbefreiung“ der Häftlinge des KZs unter der Führung der Kommunisten zeigt, geschaffen.
Zu sehen sind 11 Figuren, die unterschiedliche Charaktere verkörpern. Zentrale Figur ist ein Mann (der „Rufer“), der die Häftlinge antreibt, sich selber zu befreien. Am rechten Rand der Gruppe stehen die Figuren, die den Zweifel am Erfolg der Aktion verkörpern. Es ist auch ein Kind dargestellt, dass stellvertretend für die vielen Kinder im KZ steht. Dieser Junge wirkt entschlossen und bereit sich gegen die herrschenden Kräfte aufzulehnen.
Der Glockenturm und die Figurengruppe bilden ein wirklich beeindruckendes Bild. Ein bißchen kann ich verstehen, dass zu DDR Zeiten hier Massenveranstaltungen (z.B. Soldatenvereidigungen) stattgefunden haben, auch wenn ich persönlich finde, dass es der falsche Ort für eine Selbstdarstellung jeglicher Art ist. Auf diesem Gelände sind so unfassbare Taten geschehen, dass man diesen Ort nicht für politische Veranstaltungen, sondern höchstens für Gedenkveranstaltungen nutzen sollte.
Ringgräber und Straße der Nationen
Über die Treppe vor der Figurengruppe verlassen wir den Platz vor dem Glockenturm. Vor uns eröffnet sich eine wunderschöne Aussicht über Thüringen, aber auch der Blick auf drei runde Trichter im Boden, die von Steinmauern eingefasst sind.
Bei diesen Bodentrichtern handelt es sich um Massengräber, in denen die SS 1945 etwa 3000 Tote verscharrte. Dabei handelte es sich hauptsächlich um ungarische Juden, die von Auschwitz nach Buchenwald verbracht worden waren.
Als die Planungen für das Mahnmal Buchenwald liefen, kannte man nur die Standorte von zwei Massengräbern. Erst bei den Arbeiten vor Ort fand man das dritte Grab und erweiterte daraufhin die Anlage.
Um die Massengräber errichteten die Arbeiter beim Bau des Mahnmals im römischen Stil gestaltete Ringmauern mit Öffnungen, die ein Betreten möglich machen. Ein Ort, der auf mich zuerst wie ein Kraftort wirkt, der seine Begrenzung durch die Mauern erhält. Erst als ich mir bewußt mache, dass sich dort der letzte Ruheort für zahlreiche Menschen befindet, empfinde ich die begrenzenden Mauern als einengend , die kaum einen Ausweg ermöglichen.
Zwischen den Ringgräbern verläuft die „Straße der Nationen“. Zum Tal hin stehen 18 Pylonen mit Feuerschalen. Jede Pylone ist mit dem Namen einer Nation versehen, aus der Menschen ins KZ Buchenwald deportiert worden sind. Ein beeindruckender Weg, der bestimmt bei Gedenkstunden in der Dämmerung mit den brennenden Schalen würdevoll an die Toten erinnert.
Mich hat der Besuch am Mahnmal Buchenwald sehr beeindruckt. Nicht nur die architektonische Gestaltung und die Größe sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Auch der historische Hintergrund und damit das Gedenken an die vielen Opfer dieser Zeit haben bei mir Spuren hinterlassen.
Adresse:
Buchenwald,
99427 Weimar
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit dem Bus
Vom Goetheplatz in Weimar und vom Hauptbahnhof fahren stündlich Busse der Linie 6 in Richtung Buchenwald, mit einer Reisezeit von etwa 20 Minuten.
An Wochenenden bietet auch die Buslinie 4, die in Richtung Ettersburg fährt, Verbindungen zur Gedenkstätte, die rund 10 km nordwestlich des Weimarer Stadtzentrums liegt.
Mit dem Auto:
Über die Autobahn A4 (Frankfurt am Main – Dresden) nehmen Sie die Ausfahrt 48 „Nohra“, fahren in Richtung Weimar und folgen der Beschilderung zur Gedenkstätte Buchenwald über eine Strecke von etwa 18 km.
Von der Autobahn A9 (Berlin – München) wechseln Sie am Hermsdorfer Kreuz auf die A4 in Richtung Jena / Erfurt / Frankfurt am Main. Nach ca. 40 km erreichen Sie die Ausfahrt 48 „Nohra“, von dort aus ist die Gedenkstätte Buchenwald, ebenfalls 18 km entfernt, ausgeschildert.
Reisende auf der Autobahn A71 (Schweinfurt – Sömmerda) nehmen am Erfurter Kreuz die A4 in Richtung Jena / Dresden. Nach etwa 20 km folgt die Ausfahrt 48 “Nohra”, von wo aus die Gedenkstätte Buchenwald nach 18 km ausgeschildert ist.
Über die Bundesstraße B7 (Kassel – Erfurt – Gera) sowie die B85 (Kyffhäuser – Bayreuth) erfolgt die Anreise durch Folgen der Ausschilderung bei Weimar direkt zur Gedenkstätte Buchenwald.
Parken
Kostenlose Parkplätze stehen in großer Zahl zur Verfügung.
Die Verwendung der Fotos erfolgt mit Genehmigung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora.
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