Das „Ave Maria“ von Andrea Bocelli tönt laut über die Ebene, als ich am Weingut Kalgori mitten im Peleponnes aus dem Bus aussteige. Erwartete mich hier ein Opernfan, der bei der Arbeit etwas lauter Musik hörte?
Das Weingut Kalogri liegt in Kapsia. Hier lebt seit über 100 Jahren die Familie Kalgoris und bewirtschaftet seit vielen Jahren ein zertifiziertes Besucherweingut.
Auf dem Peloponnes hat der Weinanbau eine lange Tradition. Mit seinem reichen Boden, dem gemäßigten Klima und der Vielfalt der Landschaften bietet der Peloponnes ideale Bedingungen für den Weinbau. Es gibt vier Hauptregionen, in denen Winzer ihre Reben setzten: Korinth, Nemea, Mantinia und Monemvasia. Jede dieser Regionen hat ihre eigenen Besonderheiten und charakteristischen Rebsorten.
Korinth ist bekannt für seine weißen und roséfarbenen Weine, die hauptsächlich aus der Rebsorte Roditis hergestellt werden. Sie produziert auch bemerkenswerten süßen Wein aus der Rebsorte Muscat.
Nemea, in der Region Peloponnes, ist berühmt für ihre Rotweine, die aus der autochthonen Rebsorte Agiorgitiko (auch bekannt als St. George) hergestellt werden. Diese Rebsorte produziert Weine mit intensiven Aromen von dunklen Früchten, würzigen Noten und reichhaltiger Komplexität.
Mantinia ist bekannt für seine hochwertigen Weißweine, die aus der Moschofilero-Traube hergestellt werden. Diese Weine zeichnen sich durch ihr blumiges Bouquet, ihre knackige Säure und ihre zarten Zitrus- und Melonenaromen aus.
Monemvasia, auf der südöstlichen Spitze des Peloponnes gelegen, ist berühmt für seine süßen Weine, die aus der Malvasia-Traube hergestellt werden, sowie für trockene Weißweine aus der Kydonitsa-Traube.
Mantinia – Weinanbau im Herzen des Peleponnes
In der malerischen Region Arkadien, liegt Mantinia, eine der führenden Weinregionen Griechenlands, in der ich das Weingut besucht habe. Die Region ist von Bergen umgeben und liegt auf einem hohen Plateau. Hier entstehen erfrischenden die Weißweine, die besonders gerne aus der Moschofilero-Traube hergestellt werden.
Die Lage macht das Weinanbaugebiet recht einmalig. Es herrscht ein kühles und feuchtes Mikroklima, das durch die Höhenlage und die umliegenden Berge beeinflusst wird. Die Böden sind sehr kalkhaltig und eignen sich ideal für den Anbau der Moschofilero-Traube. Hier entstehen Weine mit hoher Säure und ausgeprägter Fruchtigkeit.
Was ist das Besondere an der Moschofilero-Traube?
Die Moschofilero-Traube ist eine rosafarbene Rebsorte. Die Weine, die aus dieser Rebsorte gewonnen werden, zeichnen sich durch ihr intensives, blumiges Bouquet, das oft an Rosen und Veilchen erinnert, und durch ihre erfrischenden Aromen von Zitrusfrüchten, grünen Äpfeln und Melonen aus. Einige Winzer stellen auch Rosé und Sekt aus dieser vielseitigen Rebsorte her.
Rundgang über das Weingut Kalgori
Noch immer tönte die Musik über die 30 Hektar des Weinanbaugebiets der Familie Kalgori. Kleine Rebstöcke stehen in langen Reihen auf dem Feld. Bei meinem Besuch im Mai waren die ersten Blätter zu sehen, Weintrauben leider noch nicht. Für mich als Laien ist es nicht zu erkennen, welche Traubensorte hier wächst. Aber zum Glück gibt es ja die Winzer, die uns erklären, dass es sich um Merlot-Trauben handelt. Merlot ist eine der meistangebauten Rotweinrebsorten weltweit und wird sowohl für reinsortige Weine als auch für Cuvées (Verschnittweine) verwendet. Sie ist bekannt für ihren vollen Körper, ihre weichen Tannine und ihre Aromen von reifen roten und dunklen Früchten wie Kirschen, Brombeeren und Pflaumen. In einem anderen Abschnitt des Anbaugebietes befinden sich Weinstöcke an denen Cabernet und die Moschofilero-Traube wachsen.
Da noch immer Musik über die Ebene tönt, musste ich einfach nachfragen. Warum spielte man hier so laut klassische Musik? Die Antwort verblüffte mich – die Pflanzen und Trauben würden besser wachsen.
Wie wirkt Musik sich auf den Wachstum von Wein aus?
Obwohl es auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mag, gibt es tatsächlich Forschungen und Experimente, die die Auswirkungen von Musik auf den Wachstum von Pflanzen, einschließlich Weinreben, untersuchen. Es ist bekannt, dass Pflanzen auf verschiedene Umweltfaktoren reagieren, wie Licht, Temperatur und Feuchtigkeit. Aber kann Musik auch einen Einfluss haben?
Musik erzeugt Schallwellen, und diese Wellen sind nichts anderes als vibrierende Luftmoleküle. Wenn diese Schallwellen auf Pflanzen treffen, erzeugen sie Vibrationen, die die Pflanzenzellen beeinflussen können. Einige Studien deuten darauf hin, dass diese Vibrationen das Wachstum und die Entwicklung der Pflanzenzellen stimulieren können.
In einem Experiment in Italien wurden Weinreben unterschiedlichen Musikgenres ausgesetzt und die Ergebnisse zeigten eine signifikante Verbesserung des Wachstums und der Traubenqualität bei den Reben, die klassischer Musik ausgesetzt waren. Es wurde vorgeschlagen, dass die sanften, rhythmischen Schwingungen der klassischen Musik dazu beigetragen haben könnten, die Effizienz der Photosynthese zu verbessern, indem sie die Bewegung von Wasser und Nährstoffen im Inneren der Pflanzenzellen verbesserten.
Es gibt auch einige Berichte aus Südkorea, wo Wissenschaftler eine Methode entwickelt haben, die bestimmte Frequenzen nutzt, die sich günstig auf Pflanzen auswirken. Sie fanden heraus, dass Musik mit bestimmten Frequenzen das Wachstum von Weinreben verbessern und sogar dazu beitragen kann, sie vor Krankheiten zu schützen.
Obwohl die Auswirkungen von Musik auf das Pflanzenwachstum noch weitgehend spekulativ sind und mehr wissenschaftliche Untersuchungen erfordern, sind die vorläufigen Ergebnisse faszinierend und warum sollte ein Winzer nicht seine Reben mit Musik beschallen, wenn die Musik keinen stört.
Was ich sehr spannend fand, dass kurz vor der Ernte der Musikstil gewechselt wird. Dann tönen härte Töne über das Feld, die den Trauben den „letzten Schliff“ geben sollen.
Weingenuss pur vom Weingut Kalgori
Nachdem wir einen Blick auf das Anbaugebiet geworfen und jede Menge über Weinanbau, Rebsorten und Ernte erfahren hatte, wollten wir natürlich auch Wein trinken. Dazu fuhren wir zum 5 Minuten entfernten ehemaligen Wohnhaus der Familie. Dort finden regelmäßig Weinverköstigungen statt, bei denen der Besucher die Weine des Gutes probieren und natürlich auch kaufen kann. Hier lagert auch der Wein in Fässer im Keller.
Was für ein wunderschöner Hof! Ich liebe die Bauweise der Häuser und würde sofort dort einziehen. Auf der großen Terrasse stand schon in kleiner traditioneller griechischer Snack für uns bereit. Auch den Wein vom Weingut Kalgori konnte ich entdecken und ich freute mich sehr auf die Weinprobe.
Der Wein mit dem griechischen Namen „ΚΥΡΙΟΣ ΗΛΙΟΣ 2022“ (Hauptsonne) ist ein trockener Bio-Weisswein aus der Moschofilero-Traube. Mir hat er recht gut geschmeckt, war mir aber etwas zu trocken.
Mein Geschmack war eher ein leicht rötlich schimmernder Bio-Muscovado, der 12 Monate im Eichenfass gereift ist. Der „ΔΙΑΛΟΓΟ“ (Dialog) war vollmundig und wunderbar fruchtig.
Wer wollte, konnte noch Rotwein probieren, der frisch in die noch unedikettierte Flasche abgefüllt worden war.
Mir hat der Besuch auf dem Weingut Kalgori Lust auf Griechischen Wein gemacht. Gerade die hier angebaute Moschofilero-Traube verleiht dem Wein einen ganz besonderen Geschmack.
Der Besuch des Weingutes gehört zum Programm der TBEX Europe.
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