Venedig verbinden viele Besucher mit Romantik, schöner Architektur und malerischen Kanälen. Aber ist es wirklich immer so? Wir waren auf jeden Fall sehr erstaunt, als wir plötzlich mitten in einer Demo in Venedig waren.
Man stelle sich vor: Wunderschönes Wetter, eine Fahrt mit dem Schiff über den Kanale Grande mit dem Ziel Quartiere S. Elena. Alles schaut sich die Sehenswürdigkeiten am Ufer an. Da verringert das Schiff die Geschwindigkeit, fängt an zu hupen und befindet sich plötzlich umgeben von kleineren und größeren Booten mit Protestbannern und es ist nur noch Krach.
Etwas irritiert waren wir schon, da wir nicht verstanden haben was gerufen wurde und was auf den Plakaten stand. Eins war jedoch klar, wir waren mitten in einer Demo in Venedig, die nicht nur am Land, sondern auch auf dem Wasser stattfand.
Langsam fuhr unser Schiff durch die Demo hindurch – nicht ohne kräftig Krach zu machen und so zeigte der Kapitän eindeutig sein Sympathie zu den Demonstranten – und wir kamen mit etwas Verzögerung an unserer Anlegestelle an.
Abends haben wir uns dann erst einmal informiert, was für eine Protestaktion wir mit unserer nicht geplanten Anwesenheit unterstützt hatten. Die Bewohner Venedigs und Umweltschützer hatten gegen den weiteren Hafenausbau und die Einfahrt der Kreuzfahrtschiffe in die Stadt protestiert. Wirtschaftlich ist Venedig zwar stark vom Tourismus abhängig, aber die riesigen Kreuzfahrtschiffe, die täglich durch die Stadt in den Hafen fahren belasten die Umwelt ungemein. Ein Stopp weiter vor der Stadt und der Transport der Besucher durch Barkassen in die Stadt würde hier eine Verbesserung schaffen.
Und ich finde, da ist etwas wahres dran.
Es ist zwar sehr beeindruckend, wenn man in der Abendsonne am Kai sitzt und die Kreuzfahrtschiffe den Hafen verlassen. Riesengroße Schiffe lassen die Stadt, die dazu klein und zerbrechlich wirkt. Die Häuser und die Boote sehen aus wie Spielzeug. Mir kam manchmal schon der Gedanke in den Sinn: “Hoffentlich schläft keiner auf der Brücke ein. Wenn jetzt gebremst werden muss, fährt das Schiff locker bis zu uns weiter…”.
Obwohl diese riesigen Kreuzfahrtschiffe wirklich fast schleichend die Stadt hinter sich lassen, wird das Wasser sehr unruhig und Wellen schwappen an die Kaimauern. Und nicht zu vergessen die Unmengen an Abgasen, die die Schiffe in die Stadtluft pusten. Ich denke, da sollten die verantwortlichen Reedereien nicht an die Bequemlichkeiten der Reisenden denken. Für diese kann eine Fahrt von einem Anlegeplatz außerhalb der Stadt mit etwas Fantasie auch spannend gestaltet werden und einen weiteren Höhepunkt der Fahrt darstellen.
Ich denke zum Schutz der Stadt sollte hier wirklich etwas getan werden. Schade das ich während der Demo nicht verstanden habe worum es ging, sonst hätte ich gerne mit protestiert!
Lana Terzi
Ciao Susanne,
danke für die tollen Fotos und deinen Bericht. Ja, viele Touristen sind irritiert, weil mitunter den Venezianern dann bei diesen Protestaktionen manchmal auch der Geduldsfaden reißt. Man darf nicht vergessen, dass offenbar auch die Krebsrate sehr hoch ist. Trotz belegbarer Fürsprecher scheint sich zum Wohle der Stadt nichts zu ändern. Es geht um das liebe Geld, wie so oft im Leben.
Man sollte sich also bei einem Urlaub in Venedig bewusst machen, dass man seinen Teil beitragen kann. Das fängt dabei an, seinen Müll nicht auf der Straße zu entsorgen. Es muss keine Kreuzfahrt sein, die von Venedig aus startet und alle Pläne, die bislang in den Medien kursieren, werden wohl so effektiv realisiert werden wie M.O.S.E.
Es tut einfach weh, das jedes Mal mitzuerleben und zu wissen, dass die Serenissima wirklich dem Untergang geweiht ist. Das ist kein lapidares “5 Minuten vor zwölf”. Es ist schon weit nach Mitternacht. Im Bekanntenkreis darüber reden, ein Bewusstsein für die Schattenseiten der Kreuzfahrtindustrie schaffen, ist ein wichtiger Schritt. Die Reedereien werden das vermutlich nicht tun. Schließlich geht es darum, das happy feeling cruising aufrecht zu erhalten.
In diesem Sinne: Versuchen wir alle, step by step, die Lagune zu schützen!
Mille grazie
Lana Terzi
Jessica
Ich stehe da ja voll hinter den Bewohner, ich kann schon verstehen, dass es in so einer fragilen Stadt wie in Venedig ein großes Problem ist die Menschenmassen und den Umweltschutz unter einen Hut zu bringen. Von daher finde ich es gut, dass ihr die Demo “unterstützt” habt.
Katja vom WellSpaPortal
Liebe Susanne,
ich denke, die Kreuzfahrtschiffe, wie auch die Touristen allgemein werden für Venedig immer mehr zum Problem.
Ganz nach dem Motto: die Geister, die ich rief.
Trotzdem finde ich, die Stadt hat einen ganz eigenen Charme. Besonders im Winter, wenn die Sonne strahlt, sich aber kein Mensch in die Stadt traut. Da kann Venedig auch mal menschenleer sein und verschnaufen.
Liebe Grüße Katja
Jessi
Liebe Susanne,
ich war bisher zwar noch nicht in Venedig, kann mir die Situation aber sehr gut vorstellen und habe auch schon mal von der Problematik mit den Kreuzfahrtschiffen gehört. Finde es sehr gut, dass du dich auch offen dagegen stellst. Es ist ja einfach Fakt, dass die Masse an so großen Schiffen dort Schaden anrichtet und deshalb verstehe ich nicht, wieso da bisher anscheinend noch nichts gegen getan wurde. Wäre es denn aus irgendwelchen Gründen ein Problem, mit den Schiffen weiter außen anzulegen?
Kann dich jedenfalls sehr gut verstehen.
Liebe Grüße,
Jessi
Susanne Jungbluth
Liebe Jessi,
ein Problem wäre es nicht. Aber die Reederein tun eine Menge für die Bequemlichkeit der Kunden.Und für die Stadt ist es eine gute Einnahmequelle.
Leider!
LG, Susanne
Claudia
Hallo Susanne,
ich war vor ewigen Zeiten auch mal in Venedig. Es war die erste Reise ohne meine Eltern und dafür mit meinem neuen Freund. Wir hatten sehr aufregende und schöne Tage, auch wenn die Stadt schon damals vor Touristen überquoll. Dass das jetzt mit den gigantischen Kreuzfahrtschiffen noch schlimmer geworden ist, kann ich mir gut vorstellen.
Wir haben gerade selbst unsere erste Kreuzfahrt gemacht, und mich haben die Massen, die aus den diversen Kreuzfahrtschiffen in den Häfen von kleinen Städten wie Tallinn strömten, schon etwas erschreckt. Wir lagen zum Teil mit drei bis vier Schiffen vor Anker, d.h. es fallen 10.000 Menschen in eine Stadt ein. Das sollte wirklich stärker reglementiert bzw. besser verteilt werden, sodass z.B. nur ein großes Schiff zur Zeit in dem Hafen von einer Stadt wie Venedig liegen darf. Von den Umweltaspekten, die du erwähnt hast, mal ganz abgesehen.
Da der Massentourismus aber natürlich viel Geld bringt, wird es sicher noch eine Weile dauern, bis sich der Blick der Politik endlich auf Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit richtet. Von daher, gut dass es solche Demos gibt, wie die, bei der du in Venedig etwas unfreiwillig mitgemacht hast :)
Viele Grüße
Claudia
Katharina
Hallo Susanne,
vielen Dank für den kritischen Bericht. In der Tat ist der Massentourismus für viele Städte in der Zwischenzeit ein Problem und der Schaden unter dem Strich höher als der Profit. Venedig ist dafür ein Paradebeispiel. In meinen Augen zerstört der Tourismus hier alle natürlichen Strukturen. Und sind wir mal ehrlich: Gerade Kreuzfahrttouristen sind oft kein wirklich lohnendes Publikum: Touren werden über das Schiff gebucht, gegessen wird auch auf dem Schiff… Vor Ort bleibt das wenigste Geld.
LG
Katharina
Anita
Hallo Susanne!
Ich habe gerade erst im Fernsehen eine Doku über Barcelona, Dubrovnik und Venedig gesehen, in der es darum ging was der Massentourismus in der Stadt anrichtet. Darin waren auch Aktivisten zu sehen, die gegen die Kreuzfahrtschiffe in Venedig protestierten. Ich bin da auch absolut deiner Meinung. Es gibt so viele Kreuzfahrtdestinationen weltweit, wo die Schiffe im Meer anlegen und dann die Kreuzfahrtgäste mit Tenderbooten an Land gebracht werden. Ich verstehe absolut nicht, warum das in Venedig nicht funktionieren sollte. Außerdem gibt es doch auch in Triest einen Hafen, von wo aus Tagesausflüge nach Venedig gar kein Thema sind. Das ist echt nicht notwendig, dass die Lagune von Venedig zerstört werden muss!
Sabine
Das ist wirklich immer ein absoluter Wahnsinn! In Sydney fand ich das schon sehr befremdlich und dort ist ja viel mehr Platz. Ich verstehe die Menschen, denn Kreuzfahrtschiffe belasten auch die Luft. Vor kurzer Zeit erst gab es dazu einen Bericht – ich habe leider vergessen wo- und gerade Venedig wurde dort als sehr problematisch erwähnt.
Herzliche Grüße
Sabine
Monika und Petar Fuchs
Ich war bisher nur einmal in Venedig vor vielen Jahren, und damals lag kein Kreuzfahrtschiff im Hafen. Daher kann ich nicht aus eigener Erfahrung sagen, wie sich das auswirkt. Aber ich glaube Dir gerne, dass diese Riesenschiffe der Bausubstanz Venedigs nicht gerade zuträglich sind. Außerdem würde mich – ehrlich gesagt – auch stören, wenn so ein Riesenpott den Blick auf die alten Gebäude von Venedig verschandelt.
Barbara
Hallo Susanne,
mit diesem Bericht hast Du mich erwischt – seit Jahren ist ja bekannt, wie die Schiffe vor allem auch die Fundamente der alten Gebäude angreifen, das ist sehr problematisch in dieser Stadt, von der ich als Kind gelernt habe, ich müsse da schnell hin bevor sie untergeht. Jetzt werde ich 50 und sie steht immer noch. ;-)
Vor Jahren schon sollte der Kreuzfahrthafen außerhalb gebaut werden, allerdings ist bisher nichts passiert, was evtl. auch an Interessen verschiedener Menschen liegt, die mit Geld agieren und sich Vorteile davon verschaffen. Wir haben einmal eine Kreuzfahrt ab Venedig gemacht und vom Schiff aus ist die Stadt natürlich der absolute Hammer; Du stehst da ganz oben und siehst die Stadt unten liegen mit allen Details. Da die Schiffe so langsam fahren, steht man da Ewigkeiten und hat Zeit, la Serenissima zu bewundern. Wie so vieles, ein zweischneidiges Schwert. Dazu kommen die Massen an Kreuzfahrttouristen, die sich über die Stadt ergießen. Das haben andere Städte entlang des Mittelmeers auch, z.B. Dubrovnik.
Liebe Grüße
Barbara
Susanne Jungbluth
Hallo Barbara,
ich denke das Problem ist nicht ein Schiff sondern vor allem die Masse und die immer größeren Schiffe. Würde es mal ein kleineres Schiff sein, hätte bestimmt keiner etwas dagegen den Hafen in der Stadt zu nutzen. Aber diese riesigen Kolosse, die sich durch die für sie viel zu engen Kanäle quälen… wenn sogar die Fahrrinne tiefer gelegt werden muss nur für ein Schiff…ich finde da läuft etwas falsch.
Lieben Gruß, Susanne