Wer kennt das nicht… man läuft am Strand entlang und entdeckt nicht nur Steine und Muscheln, sondern auch Zigarettenkippen, Flaschendeckel und haufenweise Zeug, was mit Sicherheit nichts an einem Strand zu suchen hat. Juttersgeluk möchte hier etwas verändern und hatte eine tolle Idee.
Juttersgeluk in Zandvoort
Direkt am Strand steht ein großer gelber Überseecontainer, Fahnen flattern im Wind und es herrscht viel Betrieb. Ich bin am Standort von Juttersgeluk in Zandvoort angekommen.
Juttersgeluk bedeutet übersetzt so viel wie „Das Glück der Strandräuber“. Das Sammeln am Strand brachte in der Vergangenheit zum Beispiel das kostenlose Feuerholz in die Familien. Manchmal gab es auch Fundstücke, die von untergegangenen Schiffen angespült wurden. Heute findet man eher selten einen richtigen Schatz und selbst wenn man etwas wertvolles findet, ist man verpflichtet es zur Polizei zu bringen.
Hier am Strand von Zandvoort geht Juttersgeluk nicht bewußt auf Schatzsuche, sondern sammelt ganz andere „Beute“. Gerade an windigen Tagen und bei starkem Gezeitenwechsel sind die Zandvoorter „Strandräuber“ mit ihren Eimern am Strand zu entdecken.
Strandgut-Workshop
Es ist recht windig, als wir uns morgens mit den Mitarbeitern von Juttersgeluk am Container treffen. Bei einem Kaffee erfahren wir zunächst, was das Meer so anspült und was in der nächsten Stunde unsere Aufgabe sein wird.
Wir werden nicht Muscheln oder Steine sammeln. Unsere Aufgabe wird es sein, alles was nicht an Strand oder ins Meer gehört aufzuheben. Wir werden Müll sammeln! Wenn wir Glück haben, gibt es vielleicht auch einen ungewöhnlichen Fund, den wir so nicht erwartet hätten. Vor einiger Zeit war ich auf Texel in einem Museum, in dem nur Funde zu sehen waren, die dort an den Strand angespült worden waren. Von Flaschen (auch mal mit einer Nachricht) bis zum Schnuller oder Kinderspielzeug, in diesem Museum gab es so kuriose Fundstücke, von denen man nicht glauben kann, dass sie im Meer treiben.
Los geht es!
Jeder bekommt seinen eigenen Eimer und eine Müllzange. Zusätzlich befindet sich im Eimer ein Becher. Hier sollen die Zigarettenkippen extra gesammelt werden.
Ein bißchen erinnert es mich an den „Mülldienst“, den wir in der Schule regelmäßig nach der Großen Pause durchführen mussten. Auch da zog immer eine Klasse über den Pausenhof und sammelte den Müll ein. So kommen Zeiten zurück… ich werde Müllsammler…
Noch keine 10 Meter weiter, hätte ich eigentlich nicht eine Zange, sondern ein Sieb benötigt. Überall glitzerten kleine Glassplitter im Sand. Nur wenige Tage zuvor hatte ein Sturm einige Glasscheiben der Strandbars zerstört und noch immer gab es zahlreiche Splitter im Sand. Ich hob so viel wie möglich auf und sie landeten im Eimer.
Dann ging es weiter am Strand entlang und ich war zugegebener Maßen mehr als überrascht. Innerhalb von etwa 30 Minuten waren gut 50 Zigarettenkippen in meinem Becher gelandet. Wenn man bedenkt, dass eine einzige Kippe zwischen 40 und 60 Liter Wasser verunreinigt, erschreckt mich die Sorglosigkeit einiger Raucher umso mehr. Dabei könnte das Aufheben des Zigarettenstummels so einfach sein. Es gibt zahlreiche Anbieter von Sammeldosen, die man in jeder Tasche dabei haben kann. Selbst am Strand von Zandvoort findet man kostenlose Sammelstationen, an denen man kleine Sammelbehälter mitnehmen und auch wieder zurück geben kann.
Es blieb aber nicht nur bei Zigarettenkippen. Es wanderten Flaschendeckel, Reste von Plastiktüten, Schüre von Fischernetzen, Papier, Draht,… in den Eimer. Und ich möchte nicht wissen, was ich so alles übersehen habe. Einen „Schatz“ habe ich auf jeden Fall nicht entdeckt.
Und was passiert mit dem Müll?
Zurück am Überseecontainer sortiert jeder den gesammelten Müll.
Ganz einfach ist das mit den gefundenen Zigarettenkippen. Alle kommen in ein großes Sieb. Der festklebende Sand trocknet im Laufe des Tages und fällt dann ab. An „guten“ Tagen füllt sich das Sieb bis zum Rand und am Tagesende entsorgen die Mitarbeiter den Zigarettenmüll fachgerecht.
Die anderen gefundenen Gegenstände sortiert man – mit fachkundiger Hilfe – in verschieden Sammelbehälter. Einige der Materialien kann man noch weiter verwenden. Andere Materialien kommen direkt in den Müll.
Die Weiterverwendung geschieht direkt im Überseecontainer. Nehmen wir zum Beispiel die unzähligen Plastikdeckel der Flaschen. Nachdem sie farblich sortiert und gewaschen worden sind, kommen sie in einen Zerhäcksler. Es entsteht ein Plastikgranulat, dass nun erhitzt wird. Das weiche Granulat wird zu großen Platten gepresst. Diese verarbeiten die „Juttersgeluker“ dann zu Schlüsselanhängern, Seifenschalen, …. Wer möchte, kann diese auch direkt vor Ort oder in einigen Hotels und Geschäften in Zandvoort kaufen.
Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, aus dem gerade gefundenen Müll sein eigenes Erinnerungsstück an den Strandspaziergang zu gestalten. In Workshops bekommt der interessierte Bastler einfache Tipps für die Weiterverarbeitung. Vielleicht eine tolle Anregung das Sammeln des Mülls nicht nur auf den Strand und den Urlaub, sondern auch zu Hause umzusetzen und im Anschluss individuelle Einzelstücke zu gestalten.
Wie kann ich bei Juttersgeluk mitsammeln?
Wer direkt an einem kostenpflichtigen Workshop teilnehmen möchte, kann das zu bestimmten Zeiten machen. Dazu sollte man sich vorher online anmelden.
Der Workshop dauert 2 Stunden und wird natürlich von engagierten Menschen begleitet, die unterwegs gerne ihr Wissen über den Strand und den Müll weitergeben.
Besonders gut hat mir ein Angebot gefallen, dass sich speziell an Kinder richtet. Das Team von Juttersgeluk hat eine Bingospiel entworfen. Hier können Kinder auf einer Spielkarte ihre Fundstücke ankreuzen und erhalten so spielerisch einen Eindruck zum Thema Umweltverschmutzung.
Vielleicht ist der Workshop ja Anregung genug, nicht nur seine eigene Müllproduktion genauer zu betrachten, sondern auch bei einem Spaziergang in Zukunft so ab und zu mal etwas Müll aufzuheben. Jedes Stück Müll weniger, verbessert das Leben unzähliger Lebewesen.
Ich habe Juttersgeluk im Rahmen einer Pressereise nach Zandvoort kennengelernt.
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