Das Dröhnen der Motoren ist trotz regennasser Fahrbahn zu hören, als ich mit dem Fahrrad am Circuit Zandvoort ankommen. Nein, es ist kein echtes Formel 1 Rennen, dass ich besuchen werde, aber virtuell werde ich gegen Ende des Besuches dabei sein.
Der Circuit Zandvoort ist nach dem Besuch der Rennstrecken in Barcelona und Monza meine dritte Formel 1 Strecke, die ich kennenlernen werde. In Barcelona konnte ich beim Freien Training fast ein bißchen echtes Rennfeeling erleben und in Monza bin ich mit einem Bulli die Strecke entlang gefahren. Ich war schon etwas gespannt, was ich in Zandvoort erleben würde.
Geschichte der niederländischen Rennstrecke
Die ursprünglich etwa 4,2 Kilometer lange Rennstrecke ist 1948 entworfen worden. Die Strecke liegt in der Dünenlandschaft im Norden von Zandvoort und zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt durch ihre schnellen Kurven und einer tückischen Haarnadelkurve direkt im Start/Ziel Bereich aus.
1971 baute man nach einem tödlichen Unfall und den veränderten Sicherheitsstandards die Strecke um. Erst danach durften dort wieder Formel 1 Rennen stattfinden. Die neu eingebaute Schikane sollte die Fahrer zum Abbremsen zwingen. 1979 folgte eine weitere Schikane.
In den Jahren von 1952 bis 1985 fanden auf der Rennstrecke 30 offizielle Formel 1 WM Rennen statt. Diese waren als „Großer Preis der Niederlande“ im Rennkalender aufgeführt.
1985 fand zunächst das letzte Formel 1 Rennen in Zandvoort statt. 1998 verlängerten die Betreiber die Strecke durch erneute Umbauten auf 4,26 Kilometer. Sie gaben ältere Streckenteile im Süden auf und bauten neue Abschnitte im Osten dazu.
Auch wenn kein Formel 1 Autos über viele Jahre in Zandvoort fuhren, wurde die Rennstrecke viel genutzt. Es fanden Veranstaltungen wie die DTM und nationale Rennen statt.
Natürlich liebäugelten die Betreiber noch immer mit der Ausrichtung des Formel 1 Rennens. Durch die Erhöhung des Sicherheitsaspektes, wie zum Beispiel Formel 1 taugliche Fangzäune und nach einer Anpassung des Streckenlayouts und der Infrastruktur erhielt Zandvoort den Zuschlag für weitere Rennen in der Königsklasse. Seid 2020 finden nun wieder Rennen statt und bisher läuft die Genehmigung bis 2025 für weitere Veranstaltungen.
Autorennen und Naturschutzgebiet – wie passt das zusammen?
Circuit Zandvoort befindet sich mitten in den Dünen an der Nordseeküste und führt durch ein Naturschutzgebiet.
Wie kann das sein?
Wichtig bleibt festzuhalten. Die Rennstrecke gab es schon bevor das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Die Betreiber haben also nicht in ein geschütztes Gebiet gebaut. Trotzdem widerspricht sich das Thema Motorsport und Naturschutz natürlich und Umweltschützer haben schon oft versucht die Formel 1 Rennen gerichtlich zu verhindern.
Für die Richter bestimmt keine einfache Entscheidung, aber die Klagen sind bisher immer abgelehnt worden. Der gesamten Region würde durch den Wegfall der Rennwochenenden eine wichtige Einnahmequelle verloren gehen. Es gibt aber dennoch Beschränkungen, an die sich die Betreiber genau halten müssen. So darf nur an wenigen Wochenenden im Jahr der Rennbetrieb durchgeführt werden und einige dort traditionell ausgetragenen Rennen mussten sich andere Standorte suchen. Zusätzlich gibt es zum Beispiel Auflagen zur Lärmbeschränkung. So darf ein bestimmter Geräuschpegel für eine festgelegte Zeit nicht überschritten werden. Es gibt auch keine Nutzung bei künstlichem Licht, was den Betrieb vor allem in den Wintermonaten sehr verringert.
Eine Maßnahme, die nicht nur aus Umweltschutzgründen, sondern auch logistische Gründe hat, gefällt mir besonders gut. An Rennwochenenden ist es nicht möglich mit dem Auto anzureisen. Dafür werden die Zugverbindungen so gesteigert, dass man fast im 5 Minuten Takt anreisen kann. Wer trotzdem mit dem Auto kommt, muss auf Parkplätzen gut 6 Kilometer von der Rennstrecke parken. Viele Besucher nutzen das Fahrrad bei der Anreise. Für diese hat der Veranstalter große Parkmöglichkeiten direkt an der Rennstrecke geschaffen.
Erlebnis Circuit Zandvoort
Auch wenn das Wetter bei meinem Besuch auf dem Circuit Zandvoort eher bescheiden war, es war eine Menge los. Von einer Aussichtsplattform konnte ich erleben, wie Autofans ihren Traum vom schnellen Fahren verwirklichten. Hier, auf der Rennstrecke in Zandvoort besteht nämlich die Möglichkeit, in einem Porsche, Lamborghini, Aston Martin oder ähnlichem über die Strecke zu heizen. Man benötigt nur einen PKW-Führerschein und nach einer Einweisung durch das Fachpersonal geht es auch schon los.
Man glaubt nicht, wie viele Besucher sich hier einen Traum erfüllen. Es waren mehrere Gruppen, mit gleichem Wagentyp, immer abwechselnd auf der Strecke unterwegs. Wer sich lieber fahren lassen möchte und dem Können eines Profis vertraut, hat die Möglichkeit als Beifahrer auf der Strecke unterwegs zu sein.
Ich bin nicht in den Autos unterwegs gewesen und habe diese lieber beobachtet. Sehr spannend fand ich, dass wir einen Blick in die „heilige Halle“, in die Rennzentrale werfen durften. Unzählige Monitore zeigen einen lückenlosen Blick auf den Streckenverlauf. Von dort müssen blitzschnelle Entscheidungen wie die gelbe oder rote Flagge getroffen oder auch kritisches Rennverhalten begutachtet werden.
Zu dem Rennen gehört natürlich auch eine Siegerehrung. Gut, dass man hier bis zum nächsten Rennen noch aufgehübscht. Es sah wenig meisterlich aus. Aber feiern lässt sich ja auch so.
Mit einem kurzen Stopp in der Boxengasse kam noch etwas Rennfeeling auf. Hier standen die Fahrzeuge und warteten auf ihren Einsatz.
Für uns ging es aber weiter zu einem Erlebnis, dass ich so schnell nicht vergesse.
So viele zerstörte Rennwagen
Unser nächster Stopp war im Racesquare Circuit Zandvoort, in dem zahlreiche Rennsimulatoren stehen. Für uns hieß es Gamingtime!
Fertig ausgerüstet nahmen wir im Simulator Platz. Fast liegend saß ich mit einem Kopfhörer ausgestattet in einem harten Plastiksitz. Der Raum verdunkelte sich und ein kurzes Video mit Erklärungen erschien auf dem Bildschirm vor mir.
Mein Fehler Nummer 1 bei diesem Event: Ich war damit beschäftigt die englischen Untertitel zu lesen und habe nicht mitbekommen welche der gefühlt 100 Knöpfe was bedeuteten. Dazu später mehr…
Dann ging es los. Wir fuhren uns bei einer Trainingsfahrt ein. Für mich dabei vollkommen unerwartet, das Lenkrad vibrierte und ich musste es wirklich gut festhalten.
Hier kam dann mein Fehler Nummer 2: Auch ein Rennauto in einem Simulator hat eine Bremse. Ich habe doch am Anfang des Trainings gedacht, es würde reichen, wenn ich nur den Fuß vom Gas nehme, sobald eine Kurve kommt. Die wunderschönen grün-gelb-roten Pfeile habe ich vollkommen ignoriert … und dann … dann fährt man nicht nur ins Kiesbett sondern auch an die Begrenzungsmauer. Mit einem der gefühlt 100 Knöpfe konnte man sich dann zurück in die Boxengasse befördern – wenn man bei der Einleitung besser aufgepasst hätte (siehe mein Fehler 1). Gut dass es nette Menschen gibt, die einem helfen, sonst säße ich noch immer an der Mauer fest. In der Trainingsphase habe ich gefühlt 10 Autos zu Schrott gefahren, bis ich etwas Gefühl entwickelt und auch mal die Bremse benutzt habe.
Nach dem Training kommt das Rennen. Und nun habe ich die Bremsen genutzt, das Lenkrad richtig festgehalten und mir wirklich Mühe gegeben. Im Kiesbett bin ich kaum noch gelandet und an der Begrenzungsmauer auch nur einmal. Schnell war ich nicht, aber es war lustig und ich habe viel gelacht. Für mich ein einmaliges Erlebnis und ich kann nur empfehlen, eine Rennsimulation mal auszuprobieren.
Wie kommt man zum Racesquare Circuit Zandvoort t?
Man betritt die Rennstrecke durch den Haupteingang an der Burgemeester van Alphenstraat 108.
Folgt man dem Weg an der Haupttribüne vorbei, erreicht man den Parkplatz A. Dort (an der Rückseite auf der rechten Seite) befindet sich ein Fußgängertunnel, der unter der Rennstrecke hindurch führt.
Auf der anderen Seite angekommen steht man am Fahrerlager 1. Eine Treppe führt zu einer Terrasse und Mickey’s Bar. Dort befindet sich der Racesquare Circuit Zandvoort.
Auf der Webseite des Anbieters kann man einen Timeslot für die Simulation buchen.
Der Besuch der Rennstrecke war ein Programmpunkt während einer Pressereise mit Visit Zandvoort.
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