Willkommen in Coimbra der Hauptstadt von Portugal … also nicht die aktuelle Hauptstadt, sondern die Hauptstadt der Jahre 1139 bis 1256. 48 Stunden in Coimbra habe uns kaum ausgereicht, um die quirlige Studentenstadt richtig entdecken zu können.
Gut 200 Kilometer von Lissabon und etwa 100 Kilometer von Porto entfernt liegt Coimbra an der Bahnstrecke, die diese beiden Städte miteinander verbindet. Für uns der ideale Ort für einen Zwischenstopp während unserer Reise.
Die Stadt erstreckt sich beidseitig des Rio Mondego. Viele Tagesbesucher sind allerdings nur in der rechtsseitigen Stadthälfte unterwegs, die sich steil am Ufer erhebt. Unser Tipp – teilt euch die 2 Tage auf und besucht auch die andere Uferseite. Es lohnt sich!
Coimbras Geschichte
Die Geschichte von Coimbra ist von verschiedenen Kulturen geprägt. Die Anfänge reichen bis in die keltische Zeit zurück, doch es war unter den Römern, als der Ort als Aeminium bekannt wurde und als Verbindungspunkt auf einer wichtigen Straße zwischen Lissabon und Braga diente. Aus dieser Zeit stammen die Fundamente des im 16. Jahrhundert wiederaufgebauten Aquäduktes und die unter dem alten bischöflichen Palast Fundamente des Kryptoportikus.
Als Conimbriga, eine nahegelegene Stadt, von den Sueben zerstört wurde, übernahm Aeminium ihre Rolle und wurde zum Bischofssitz. Die Stadt wurde später von den Mauren übernommen, spielte aber in der muslimischen Welt von Al-Andalus nur eine Nebenrolle. Trotz mehrerer Machtwechsel zwischen Mauren und Christen blieb sie ein wichtiger Ort in der Region.
Coimbra wurde sogar zur Hauptstadt des neu gegründeten Königreichs Portugal, bevor Lissabon diese Rolle übernahm. Doch trotz des Verlustes dieses Status blieb Coimbra ein wichtiges Zentrum, besonders als Universitätsstadt. Die Universität von Coimbra, die 1290 gegründet wurde, ist ein Zeugnis für die Bildungstradition der Stadt und ist die älteste ihrer Art in Portugal.
Aber Coimbra erlebte auch schwere Zeiten. Das verheerende Erdbeben von 1755 und die Konflikte während der Napoleonischen Kriege hinterließen nachhaltige Spuren in der Stadt.
Unter dem Einfluss des Marquês de Pombal im 18. Jahrhundert bekam die Universität Coimbras neue Impulse und auch der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dieser verstärkte sich mit dem Anschluß an das Eisenbahnnetz.
In den 1940er Jahren entstanden unter der Federführung des autoritäten Estado-Novo-Regimes monumentalen Neubau mit vielen neuen Gebäuden auf dem Universitätsgelände, die sich positiv auf die Stadtentwicklung auswirkten.
Heute spielt die Stadt wirtschaftlich betrachtet kaum noch eine Rolle, aber ist bei den Touristen aufgrund ihrer reichen Kultur sehr beliebt.
10 Sehenswürdigkeiten in Coimbra
Die Altstadt, die sich an den Hügel der Stadt schmiegt, mit ihren engen gewundenen Gassen ist eigentlich schon die schönste Sehenswürdigkeit von Coimbra. Hier kann man sich stundenlang verlieren, kleine Geschäfte entdecken, in Restaurants schlemmen oder die zum Teil wirklich wunderschöne Architektur bewundern.
Nicht vergessen – auf der anderen Flußseite gibt es wunderschöne Orte zu entdecken!
Alte Kathedrale Sé Velha
Die alte Kathedrale Sé Velha (Nossa Senhora da Assunção) in Coimbra war bis 1772 die Bischofs- und Bistumskirche für die Region.
Sie entstand in der Mitte des 12.Jahrhunderts im romanischen Baustil. 1185 ließ sich in dieser Kirche König Sancho I (1154 bis 1211) krönen. Eigentlich nicht verwunderlich, dass er diese Kirche gewählt hat, war Coimbra zu dieser Zeit ja die Hauptstadt Portugals.
Bei unserem Besuch in der Stadt war vor der Alten Kathedrale eine große Baustelle. Dennoch war es möglich, die eigentlich recht schlichte Fassade, die aber ein beeindruckendes Hauptportal hat zu betrachten. Mir sind besonders die Zinnen auf der Kirche aufgefallen. Diese lassen das Gebäude fast wie eine kleine Burg wirken.
Neue Kathedrale Sé Nova
Wenn es eine Alte Kathedrale gibt, gibt es meistens auch eine Neue Kathedrale. Diese liegt fast auf dem höchsten Punkt, auf dem Altstadthügel (140 m) der Stadt in der Nähe der Universität.
Um 1541 gründete der Jesuitenorden seine erste Niederlassung in Coimbra. Fast 100 Jahre bauten und planten sie den Konventskomplex und ihre Kirche, bis alles 1698 fertig gestellt war.
In den 1750er Jahren kam es zur Aufhebung und Vertreibung des Ordens aus Portugal. Ab 1772 nutzte die Kirche dann diesen Bau als Bischofskirche und damit als Neue Kathedrale der Stadt.
Vor der Kirche befindet sich ein großer Parkplatz, der die Sicht auf den riesigen Konventskomplex leider etwas unattraktiv gestaltet. Die Kirche ist im Verhältnis zur Größe des Konvents eher klein. Die Fassade ist im unteren Bereich im Stil der Spätrenaissance gehalten. Hier gliedern nur vier Figurennischen den schlichten Anblick. Im oberen Bereich der Fassade erkennt man barocke Formen, die der Kirche etwas interessantes verleihen. Ich erkenne ein steinernes Wappen, Lünetten und kleine Zierformen. Sehr unauffällig sind die Glockentürme, die kaum höher als der Kirchenbau sind.
Die Neue Kathedrale kann man besichtigen. Den Eintrittspreis (lag 2022 bei 1,-€) fand ich mehr als fair. Sehr erstaunt war ich, als ich in der wunderschönen Kirche stand. Von außen wirkte sie wie eine dreischiffige Kirche, sie ist aber nur einschiffig. Besonders gut haben mir die Seitenaltäre gefallen.
Wenn man an einer Seite durch eine kleine Tür geht, gelangt man in das kleine Museum mit dem Kirchenschatz.
Igreja de São João de Almedina
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Neuen Kathedrale liegt die Kirche São João de Almedina. Sie ist ein Teil des Bischofspalastes von Coimbra, in dem heute das Nationalmuseum untergebracht ist.
Wir haben die Fassade beim Vorbeilaufen betrachtet und uns dann zu unserem eigentlichen Ziel dem Nationalmuseum begeben.
Museu Nacional Machado de Castro
Das Nationalmuseum befindet sich in dem ehemaligen Bischofspalast von Coimbra, der mit einem modernen Neubau erweitert worden ist. Das Museum ist eines der wichtigsten Museen für bildende Kunst in Portugal. Die dort ausgestellte Sammlung umfasst bedeutende Skulpturen, Gemälde und dekorative Kunst.
Seit 2013 ist das Museum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes der Universität von Coimbra – Alta e Sofia.
Uns zog es nicht in das Museum, sondern in den öffentlich zugänglichen Innenhof. Hier hat man nicht einen wunderschönen Blick über die Stadt. Mich haben aber vor allem die steinernen Bögen mit den davor liegenden Brunnen begeistert. Was für ein tolles Fotomotiv.
Jardim Botanico
Der Botanische Garten der Universität von Coimbra ist ein 13,5 Hektar großer botanischer Garten in Coimbra. Er soll der größte Botanische Garten des Landes sein.
Seit 1772 besteht der “Botanische Garten der Universität von Coimbra” als Teil des “Naturhistorischen Museums”. Im Laufe der Jahre vergrößerte man nicht nur das Gelände, sondern begann auch Pflanzen aus anderen Regionen der Welt zu pflanzen. Heute kann der Besucher zahlreiche Pflanzen bewundern, die zu den unterschiedlichsten Pflanzensammlungen gehören, wie zum Beispiel tropische Pflanzen, verschiedene Narzissenarten, Zierpflanzen, Hülsenfruchtgewächse und Rosengewächse.
Wir waren im Dezember im Botanischen Garten. Zu dieser Zeit blüht es zwar nicht mehr an jeder Ecke, dafür hatten wir das Glück die Bäume in den schönsten herbstlichen Farben erleben zu können. Auf schattigen Spazierwegen vorbei an Springbrunnen bummelten wir durch die Anlage. Dabei kamen wir auch zu einem riesigen Bambuswald. Hohe Stangen wankten leicht im Wind. Wenn sie sich berührten hörte ich dumpfe Geräusche, die in Verbindung mit dem Rauschen der Blätter sehr beruhigend waren.
Am Rand des Bambuswaldes steht eine kleine moosbewachsene Kapelle aus dem 17.Jahrhundert. Diese soll durch Mönche des Orden der Benediktiner errichtet worden sein.
Für mich war der Spaziergang durch den Botanischen Garten eine wunderbare Erholung. Der Eintritt ist kostenfrei möglich und so ist es nicht verwunderlich, dass überall Studenten ihre Pause nutzten und in der Dezembersonne saßen.
Aqueduto de São Sebastião – Arcos do Jardim
Auf der einen Seite des Botanischen Gartens erheben sich die Arcos do Jardim, was übersetzt so viel wie „Bögen des Gartens“ heißt. Den eigentlichen Namen Aqueduto de São Sebastião nutzt heute kaum noch jemand.
Entstanden ist das Bauwerk bereits unter römischer Herrschaft und diente dazu, die Wasserversorgung der Stadt zu sichern. Während kriegerischer Handlungen zwischen Christen und Mauren wurde die überdimensionale Wasserleitung zerstört.
König Sebastians I. beauftragte 1583 einen italienischen Baumeister erneut ein Aquädukt zu errichten. Dieser verwendete nicht nur die alten Fundamente, sondern auch viele der antiken Bausteine für die Neuerrichtung. Er nutzte den alten Verlauf und verband die Hügel, auf denen sich das Kloster von Santana und die Burg von Coimbra befanden, indem er eine Senke in 21 Bögen überwand. Ob allerdings durch den Nachbau jemals Wasser geflossen ist, weiß ich nicht.
Universität von Coimbra
Viele Tagesbesucher kommen nur nach Coimbra, um in der Universität die berühmte Bibliothek zu besichtigen. Für den Besuch muss man vorab Eintrittskarten mit vorgegebenem Timeslot buchen. Die Eintrittskarten sind sehr beliebt, also lieber sehr rechtzeitig daran denken!
Die Universität Coimbra, ist seit 1537 dauerhaft in Coimbra von König Johann III. angesiedelt worden. Die Jesuiten prägten ab 1555 maßgeblich die Ausbildung, wobei ihre Lehren stark von Aristoteles beeinflusst waren. Historisch war die Universität das wissenschaftliche Zentrum Portugals, wovon prächtige Gebäude, wie die Universitätskirche und -bibliothek, ein Zeugnis ablegen.
Die Universität prägt das Stadtbild und das Leben in Coimbra. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es die studentischen Wohngruppen, die “Repúblicas”, die für ein dynamisches Studentenleben sorgen und in deren Umfeld der Fado de Coimbra, eine strenge studentische Liedform, entstand.
Die beeindruckende Universitätsbibliothek Biblioteca Joanina, fertiggestellt 1728, gehört zu den atemberaubendsten der Welt. Der botanische Garten, gegründet 1772, ist Portugals ältester und beherbergt eine Vielzahl von Pflanzenarten, darunter auch exotische.
Schließlich wurden im Jahr 2013 bestimmte Universitätsgebäude von Coimbra in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Biblioteca Joanina
Wir haben unseren Besuch der Universität in der Bibliothek Joanina begonnen. Eine wirkliche Führung findet nicht statt. Alle 20 Minuten werden die Besuchergruppen in einen Vorraum gelassen. Schon dort stehen unzählige Bücherregale. Hier erhält man auch ein Infoblatt, dass die wichtigsten Informationen zur Bibliothek enthält. Dann kommt der entscheidende Teil – das Fotografieren ist in der Bibliothek Joanina absolut verboten. Ein Wachmann steht im Raum und achtet sehr genau auf die Besucher. Er ist es auch, der später eine Tür öffnet und damit die Besuchszeit, die genau 10 Minuten dauert, beendet.
Dann öffnet sich die Tür zur Bibliothek Joanina und wir dürfen eintreten.
Bücher wohin das Auge guckt
Die Biblioteca Joanina ist nicht nur eine der prächtigsten Bibliotheken der Welt, sondern auch ein Bestandteil der Universität Coimbra, einer der ältesten und renommiertesten Bildungseinrichtungen Portugals.
Beim Betreten durch das beeindruckende Portal verstehe ich schnell, warum diese Bibliothek als eine der größten Meisterleistungen des Barocks gefeiert wird. Im Herzen der Juristischen Fakultät gelegen, öffnet die Biblioteca Joanina ihre Türen zu einem Universum des Wissens, das sich über drei prächtige Säle erstreckt.
Jeder Saal hat seinen eigenen Charakter: Der majestätische schwarze Saal, mit seinen feinen Ebenholz-Regalen und Goldverzierungen, beherbergt eine beeindruckende Sammlung antiker Werke. Der rote Saal, in dem Mahagoni und Rosenholz dominieren, zeigt eine Fülle wissenschaftlicher Werke. Der grüne Saal ist der Philosophie und Theologie gewidmet.
Mit über 200.000 kostbaren Büchern, die von der Antike bis zur frühen Neuzeit reichen, ist die Biblioteca Joanina mehr als nur eine Büchersammlung – sie ist ein lebendiges Denkmal der Bildung und Geschichte Portugals.
Fledermäuse in der Bibliothek
Sehr erstaunt war ich, als ich einige Tische sah, auf denen eine Art Decke liegt. In der Bibliothek wird eine bemerkenswerte natürliche Methode zum Schutz der Büchersammlung eingesetzt: Fledermäuse. Diese kleinen Kreaturen leben in den dunklen und kühlen Räumen der Bibliothek und kommen nachts heraus, um Insekten zu fressen, die sonst die alten und wertvollen Bücher beschädigen könnten.
Während des Tages verstecken sich die Fledermäuse in den Spalten und hinter den Bücherregalen, und nachts, wenn die Bibliothek geschlossen ist, fliegen sie herum und erledigen ihre Arbeit als natürliche “Schädlingsbekämpfer”. Um die Werke vor den Fledermausexkrementen zu schützen, werden in der Bibliothek spezielle Tierhäute ausgebreitet, die jeden Morgen gereinigt werden.
Die 10 Minuten waren viel zu schnell vorbei und wir mussten diese wundervolle Bibliothek wieder verlassen und standen auf dem großen Platz, der von den Universitätsgebäuden umgeben ist.
Uhrenturm
Die Nordseite des Platzes wird durch eine elegante Treppe dominiert, die zu den Arkaden der Via Latina führt. Diese ist erst im 18.Jahrhundert an den Palast angebaut worden. An einer Ecke der Seite ragt der Uhrenturm empor. An der Westseite des Platzes erkenne ich die Universitätskirche und mitten auf dem Platz steht ein großes Denkmal, das Estátua de D. João III. Die südliche Platzseite ist unverbaut. Von dort genieße ich die Aussicht über die Stadt, bevor wir uns in das Gebäude begeben, um noch einige Räume zu entdecken.
Unser erster Weg führte zum Uhrenturm. Dieser ist im 18.Jahrhundert erbaut worden und steht am höchsten Punkt der Stadt. Egal aus welcher Richtung der Reisende sich der Stadt nähert, den Uhrenturm wird er immer zuerst sehen.
In unserem gebuchten Ticket war der Besuch des Turms eingeschlossen. Leider war er den ganzen Tag geschlossen und so konnten wir nicht die Aussicht von dort oben genießen.
Universitätskirche
Der Eingang zur Universitätskirche liegt im Gebäude. Die Tür war bei unserem Besuch geschlossen, ein Schild wies darauf hin, dass man klopfen soll, wenn man in die Kirche möchte. „Klopfet und es wird euch aufgetan“ passte wirklich. Ein Student öffnete uns die Tür und ließ uns in die Kirche.
Die São-Miguel-Kapelle oder Sankt-Michael-Kapelle (Capela de São Miguel) hat mich sehr begeistert. Wunderschöne kunstvoll verzierte Azulejo-Wandfliesen schmücken die Wände, ein wunderschönes Deckengemälde ist zu sehen und ein prächtiger Altar steht im Kirchenschiff. Sehr auffällig ist die reich verzierte Barockorgel. An der Königsloge in der Kirche erkennt man noch heute, dass die Kapelle einst Teil des Königspalastes war. Die Universität hat den Palast 1597 von der königlichen Familie erworben und den Studierenden zugänglich gemacht..
Auch wenn auf dem Gang vor der kleinen Kirche nicht nur die Touristen, sondern auch die Studierenden unterwegs waren, war davon im der Kirche nichts zu spüren. Hier war es ruhig und andächtig.
Königlicher Palast
Nach dem Besuch der Kirche zog es uns in den Bereich des Königlichen Plastes, der heute besichtigt werden kann und zu bestimmten Anlässen auch von den Studierenden der Uni genutzt wird.
Waffensaal
Im Zuge des Rundgangs kommen wir in den Waffensaal. Der Saal hat seinen Namen nicht aufgrund der Lagerung der Waffen erhalten. Er diente einst zum Schutz der Königlichen Familie und hätte von Angreifern durchquert werden müssen, um zu ihnen zu gelangen. Erst später lagerte die Wache dort ihre Waffen
Hier stehen zum Beispiel Waffen der Königlichen Akademischen Wache, die noch heute in den feierlichen akademischen Zeremonien benutzt werden. Mir gefällt allerdings die optische Gestaltung des Raumes viel mehr, als die Präsentation der Waffen. Auch hier findet man an den Wänden wunderschön gestaltete Kacheln, die neben grafischen Elementen auch Bilder zeigen. Die Decke wird durch eine beeindruckende Malerei geprägt.
Sala dos Atos Grandes
Der Zeremoniensaal (Sala dos Atos Grandes) zählt zu den wichtigsten Räumen der Universität. Er wird noch heute genutzt und ist so nicht immer öffentlich zugänglich. Hier werden akademische Zeremonien, wie die Verleihung der Doktorwürde und die feierliche Semestereröffnung durchgeführt.
Zwischen 1143 und 1383 war es der Thronsaal der Könige der 1.portugiesischen Dynastie. So wie der Saal damals aussah ist er allerdings nicht mehr erhalten. Das derzeitige Aussehen ist aus der Zeit des 17.Jahrhunderts.
Wir können den Saal nicht betreten, sondern nur von verschieden geöffneten Fenstern von oben einsehen. Beeindruckend finde ich die Holzdecke. Guckt man genauer hin, wird man 172 fratzenartige Motive entdecken. Ich habe Meeresungeheuer gesehen, es sollen aber auch Indianer und Meerjungfrauen zu sehen sein.
“Saal der Prüfungen”
Der heutige „Saal der persönlichen Prüfung“ ist mit Sicherheit der Raum, in dem die meisten Studenten am meisten zitterten. Damals diente der Raum als königlicher Ruheraum. Danach wurden hier mündliche Prüfungen abgelegt. Anwesend waren dabei nur der Prüfling und die Professoren. Diese Art der Prüfung ist im Zuge einer großen Reform in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts abgeschafft worden.
Wer heute im Saal steht, kann an den Wänden die Portraits der 38 Rektoren aus dem Zeitraum des 16.-18.Jahrhunderts sehen.
Die “neue” Universität
Durch die Porta Férrea verlassen wir das Gelände. Das historische Tor stellt bis heute symbolisch für die Studierenden den Zugang zu Wissen und den Beginn ihrer akademischen Reise an der Universität dar.
Auf der anderen Seite des Tors erwartet uns ein ganz anderes Bild der Universität. Hier stehen große monumentale Bauten, die in den 1940er Jahren entstanden sind. Auch wenn diese Zeit gerne totgeschwiegen wird, sind die Gebäude, rein architektonisch betrachtet wirklich beeindruckend. Mir gefällt die klare Formensprache und Strukturierung der Gebäude sehr.
Mosteiro de Santa Clara-a-Velha
Nachdem wir die Brücke über den Rio Mondego überquert hatten und nun die etwas „weniger populäre“ Stadtseite erreichten, entdeckten wir am Rand einer großen Wiese eine Ruine. Es handelte sich um die Ruine des Klosters Santa Clara-a-Velha (Alte Heilige Klara).
Das Kloster stand seit dem 14.Jahrhundert am Ufer des Flusses. Im 17.Jahrhundert entschlossen die Bewohner sich es aufzugeben. Zu oft war der Fluss über die Ufer getreten und hatte das Kloster überspült.
Im späten 20.Jahrhundert fand man bei Grabungsarbeiten die gut erhaltenen Ruinen wieder. Heute befindet sich nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen dort ein Besucherzentrum.
Mosteiro de Santa Clara-a-Nova
Nachdem wir durch ein sehr altes Tor getreten sind, stehen wir auf einem großen offenen Platz vor dem Kloster. Hier steht ein Denkmal der Königin Elisabeth, die über den Fluss in Richtung Coimbra schaut.
Das Kloster ist die neue Heimat der Nonnen gewesen, die das Kloster Santa Clara-a-Velha direkt am Ufer des Flusses aufgeben mussten. Das Kloster wurde im 17. und 18. Jahrhundert erbaut worden. Nach der Fertigstellung zogen nicht nur die Nonnen, sondern auch die gotischen Grabmäler der Königin Elisabeth und anderer königlicher Prinzessinnen in das neue Kloster.
Die 1696 geweihte Kirche hat ein einschiffiges Langhaus und kein Querschiff. Der Innenraum wird durch eine Reihe von Oberlichtfenstern im zweiten Stockwerk des Kirchenschiffs erhellt. Die Kapellen beherbergen 14 Altarbilder mit vergoldeten Schnitzereien im Stil des späten 17. Jahrhunderts. Der Altaraufsatz des Hauptaltars enthält das Grabmal der Heiligen Königin Elisabeth, der Gründerin des Klosters. Eine wirklich wunderschöne Kirche.
Von der Kirche aus gehen wir noch in den Kreuzgang des Klosters. Um einen begrünten Innenhof verläuft ein Kreuzgang. An diesem Ort der Ruhe, wir waren die einzigen Besucher, wäre ich gerne länger geblieben. Hier sitzen und den Tag Tag sein lassen und nur das Dasein genießen – wunderschön!
Quinta das Lágrimas Gardens
Die Quinta das Lágrimas umfasst 12 Hektar Gärten und einen Palast, der in ein Luxushotel umgewandelt wurde. Uns zog es nicht zum Luxushotel, sondern in den Garten.
Etwas unsicher standen wir zunächst vor einem recht unscheinbaren Eingangstor, dass uns auf einen kleinen Golfplatz führte. Dem Weg folgend kamen wir an einem kleinen Restaurant an und entdeckten das Hinweisschild für den Kauf der Eintrittskarten in den Garten.
Golf spielen für jeden
Bei einem kurzen Plausch erfuhren wir, dass der Golfplatz „nur“ aus dem Übungsbereich für Abschläge und einem kleinen Bereich, in dem man das Einlochen üben kann besteht. Hier darf jeder das Golfen probieren. Das konnten wir uns nicht zweimal sagen lassen …
2 Leihschläger und einen großen Korb voller Bälle und schon ging es los. Schnell noch einmal die Schlägerhaltung gezeigt bekommen und dann schlugen wir die Bälle. Immer mit viel Schwung, meistens mit gutem Erfolg und manchmal nur über die Wiese hoppelnd flogen die Bälle über den Platz. Wir hatten Spaß! Es war eine tolle Abwechslung während unser Besichtigungstour durch die Stadt.
Ab in den Garten
Nachdem die Bälle wild verteilt auf der Wiese lagen, ging es weiter zu dem eigentliche „Besuchsgrund“ in den Garten des Anwesens. Dieser war einst das Jagdrevier der portugiesischen Königsfamilie, ging danach an die Universität der Stadt und wurde dann von einem religiösen Orden genutzt. Im Jahr 1730 wurde es von der Familie Osório Cabral de Castro erworben, die auch den Palast errichten ließen.
Der gemütliche Spaziergang durch das Parkgelände führte uns vorbei Neogotischen Bogen aus dem 19.Jahrhundert. Wie eine Ruine eines alten Gemäuers steht er zwischen den Bäumen.
Legende von Prinz Pedro
Von dort erreichten wir die “Fonte das Lágrimas”, was übersetzt so viel wie „Brunnen der Tränen“ heißt. Der Name geht auf die Legende von Prinz Pedro und seiner Braut Inês de Castro zurück. Diese hatten angeblich ab 1340 eine jahrelange, verbotene königliche Liebesaffäre hatten. Diese endete 1355 tragisch, als Pedros Vater, König Alonso IV., der Inês und ihre Familie verdächtigte, Ansprüche auf den Thron zu erheben, seinen Schergen befahl, sie zu erdolchen. Als Pedros Frau bei der Geburt starb, heiratete er heimlich die bereits verstorbene Inês, die nach dem Gesetz die Königin von Portugal wurde Nach dem Tod seines Vaters wurde Pedro 1357 König von Portugal und die tote Inês zur Königin. Er befahl, die für den Mord an seiner Geliebten verantwortlichen Männer zu töten. Er wollte auch, dass die Höflinge sie als ihre neue Königin anerkannte und bettet ihre Leiche in die königliche Gruft um. Dazu exhumierte er sie, setzte sie auf den Thron neben sich und ließ den gesamte Hofstaat seiner Königin die Treue schwören.
Der Brunnen “Fonte Das Lágrimas” steht auf dem Grundstück genau an der Stelle, auf dem Inês erschlagen wurde, und angeblich befleckt ihr Blut noch immer seinen steinernen Boden, der aus ihren Tränen entstanden ist. Es wird sogar behauptet, dass der Geist von Inês immer noch auf dem Anwesen umherwandert und auf ewig nach ihrer verlorenen Liebe Pedro sucht.
Reiseinformationen zu Coimbra
Anreise
Mit dem Flugzeug
Nur 10 km südlich von Coimbra befindet sich der Aeródromo Municipal Bissaya Barreto, ein kleiner Flugplatz für Privat- und Geschäftsflüge. Für reguläre Flugverbindungen sind die nächstliegenden Flughäfen Lissabon und Porto. Von diesen Flughäfen kann man Coimbra bequem mit Bus, Bahn oder Mietwagen erreichen.
Mit der Bahn
Coimbra ist ein Haltepunkt auf der Lissabon-Porto Linie. Stündlich fahren hier sowohl IC-Züge als auch die schnelleren Alfa Pendulars (Reservierung erforderlich). Es gibt auch Regionalzüge, die preislich jedoch kaum günstiger sind.
In Coimbra gibt es drei Bahnhöfe. Meistens halten Züge am Bahnhof Coimbra-B, welcher etwas außerhalb des Zentrums liegt. Von hier aus kann man mit einem Taxi ins Zentrum fahren oder mit einem Anschlusszug zum zentraler gelegenen Bahnhof Coimbra-A weiterfahren. Ein Ticket nach Coimbra-B berechtigt auch zur Fahrt nach Coimbra-A. Dieser Bahnhof liegt am Rande der Innenstadt und ist ideal für Fußgänger. Der dritte Bahnhof, Coimbra-Parque, ist derzeit ohne Zugverbindung, soll aber zukünftig durch die Metro Mondego angebunden werden.
Mit dem Auto
Coimbra hat zwei Anschlussstellen an der A1 Autobahn zwischen Lissabon und Porto. Von Lissabon aus dauert die Fahrt etwa 2 Stunden, von Porto circa 1½ Stunden. Zudem ist Coimbra über die A14 erreichbar, die weiter nach Figueira-da-Foz führt. Wer nicht die Autobahnen nutzen möchte, kann über Landstraßen wie die IP2 von Lissabon oder Porto, sowie die IP3 aus nordöstlicher Richtung, anreisen.
Mit dem Bus
Portugal verfügt über ein hervorragendes Überlandbusnetz, mit dem man Coimbra einfach und günstig erreichen kann. Der Busbahnhof befindet sich etwas außerhalb des Stadtzentrums. Für den 30-minütigen Fußweg ins Zentrum könnte ein Taxi sinnvoll sein.
Unterwegs in …
In Coimbra erfolgt der städtische Verkehr hauptsächlich durch Busse, betrieben von Transportes Urbanos de Coimbra. Eine besondere Linie, genannt Pantufinas und durch eine blaue Markierung auf der Straße erkennbar, setzt kleine Elektrobusse ein. Diese Busse haben keine festen Haltestellen, sondern halten überall auf der Route, wenn Fahrgäste ein- oder aussteigen möchten.
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