Das Herz und der Anlaufpunkt aller Touristen in Córdoba ist die Mezquita-Catedral de Córdoba, was übersetzt so viel wie Moschee-Kathedrale von Córdoba bedeutet. Dahinter versteckt sich eins der beeindruckendsten Gebäude, die ich bisher gesehen habe.
Ursprünglich handelt es sich bei der Mezquita-Catedral de Córdoba um die ehemalige Hauptmoschee der Stadt. Mit dem Übergang vom maurischen Spanien in das katholische Spanien, wurde mitten in die Moschee ein gotisches Kirchenschiff gebaut. Dieses einmalige Bauwerk gehört seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Von außen ist zunächst nicht viel zu erkennen. Man läuft in der Altstadt an einer hohen Mauer, ähnlich einer Festungsanlage vorbei. Von drei Seiten des viereckigen Areals kann man durch große Tore in den Hof treten.
Orangenhof – Patio de los Naranjos
Tritt man durch die beeindruckenden Tore, die sich in der umgebenden Mauer befinden steht man Patio de los Naranjos. Der sogenannte Orangenhof war früher der Vorhof zur Moschee. Hier fanden die rituellen Waschungen und der Koranunterricht statt.
Guckt man auf alte Pläne der gesamten Anlage kann man erkennen, dass der Hof anfangs noch recht klein war. Da über die Jahre die gesamte Anlage wuchs, vergrößerte sich auch der Hof und etwa seit dem 10. Jahrhundert hat er die heutige Größe und zahlreiche Palmen wuchsen dort. Nach der Übernahme der Moschee durch die Katholiken im 15. Jahrhundert baute man den Hof so um, dass Kreuzgänge entstanden. Viele Palmen hat man durch Orangenbäume ersetzt.
Heute ist dieser Bereich der Anlage kostenfrei nutzbar. Es gibt einige wenige Bänke unter den Bäumen. Ruhig ist es hier allerdings nicht. Man bekommt hier die Tickets für den Turm und die Moschee-Kathedrale, Touristengruppen werden durchgeführt und es herrscht ein reges Kommen und Gehen.
Glockenturm – Torre Campanario
Unser erstes Ziel beim Besuch der wunderschönen Anlage der Mezquita-Catedral de Córdoba war der Glockenturm. Dieser steht am Haupttor Puerta del Perdón und ist seit 2014 für Besucher geöffnet.
Die Eintrittskarte für den Aufstieg kann man direkt am Turm kaufen. Dort standen bei unserem Besuch zwei Automaten und zwei Mitarbeiter, die die Besucher beim Kauf unterstützten. Da die Warteschlange recht lang war, entschlossen wir uns spontan das Ticket online zu kaufen. So hatten wir das Glück, noch eine Karte für das nächste Zeitfenster erstehen zu können.
Alle 30 Minuten wird eine begrenzte Anzahl an Besuchern auf den Turm begleitet und muss innerhalb der 30 Minuten „Besuchszeit“ den Turm auch wieder verlassen haben.
Geschichte des Glockenturms
Abd ar-Rahman III., der erste Kalif von Córdoba, ließ den Turm um 951/952 errichten. Zu diesem Zeitpunkt nutzte man ihn als Minarett für die Moschee. Der Turm bestand aus zwei quadratischen unterschiedlich großen Baukörpern, die man aufeinander gestellt hatte. Im oberen Block befand sich der Raum für den Muezzine, der zu allen Seiten offen war. Der Aufstieg hatte damals 107 Stufen und war so angelegt, dass man 2 Treppen nutzen konnte. So konnten immer 2 Personen gleichzeitig den Aufstieg beginnen und trafen sich erst an der Spitze des Turms.
Nachdem die Christen das Gebiet erobert hatten, bauten sie neben der Moschee auch den Turm zu einem Glockenturm um. Man nutze diesen Turm bis 1589. Ein Erdbeben schädigte die Stabilität des Turmes und so entschloss man sich einen neuen Turm zu bauen, der die alte Struktur ummantelte.
Ende des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert schuf der Architekt Hernán Ruiz III. diese neue und höhere Ummantelung für den Turm. Man setzte einen Glockenaufsatz in den Turm. Später folgten weitere Arbeiten anderer Architekten, wie den Bau des Uhrenkörpers, der Kuppel und die Figur des Heiligen Raphael. Heute hat der Turm eine Höhe von 54 Metern und ist das höchste Gebäude der Stadt.
1991 restaurierte man den Turm aufwändig. Seit 2014 besteht nun die Möglichkeit des Turmaufstiegs.
Aufstieg bis zu den Glocken
Über eine große neue Holztreppe beginnen wir den Aufstieg im Turm. Zuerst kommen wir an der von unten wunderschön gestalteten Kuppel vorbei und können im Turm den Kuppelaufbau von oben betrachten.
Auf einer Zwischenebene erhalten wir vom Turmführer einen kurzen Hinweis zum Ablauf und einige Sicherheitstipps. Dann begleitet er die Gruppe weiter den Turm hinauf.
Auf der Ebene der Glocken befindet sich ein Rundgang. Man läuft dabei zum Teil unter den Glocken hindurch und ich war recht froh, dass diese gerade nicht läuteten. Bis heute bestimmt das Läuten der Glocken das liturgische Leben in der Kathedrale. Jede Glocke trägt einen eigenen in die Glocke eingravierten Namen und verfügt über einen eigenen Klang.
Es besteht noch die Möglichkeit, etwas weiter den Turm hinauf zu steigen und oberhalb der Glocken auf einem Rundgang den Turm zu umrunden. Die Treppenstufen dort hinauf sind sehr ausgetreten und die Aussicht auf die Umgebung ändert sich nicht wirklich.
Der Ausblick vom Uhrenturm ist einmalig. Zu einer Seite blickt man in den Orangengarten und kann die Moschee-Kathedrale von oben betrachten. Ein anderer Blickwinkel eröffnet einen Blick auf die schmalen Gassen der Stadt. Der Turmguide war bei unserem Besuch sehr gesprächig und erklärte auf Nachfragen (in englisch) ein wenig die Stadt von oben.
Leider ist die Besuchszeit mit 30 Minuten recht eingeschränkt, vor allem, wenn man viel fotografieren möchte. Aber der Aufstieg lohnt sich auf jeden Fall!
Besuch der Mezquita-Catedral de Córdoba
Der Eintritt zum eigentlichen Höhepunkt, der Moschee-Kathedrale, der riesige Gebetssaal ist kostenpflichtig. Es gibt Zeitfenstertickets, die man vor Ort oder online kaufen kann. Wer auch gerne auf den Uhrenturm möchte, kann kombinierte Eintrittskarten kaufen, die aber auch zeitlich fixiert sind.
Geschichte der Moschee
Etwa im Jahr 784 ließ Abd ar-Rahman I., der erste Emir von Córdoba an dem Ort, an dem früher die Basilika Sankt Vinzenz stand, die Gründungsmoschee erbauen. Zu dieser Zeit war die Moschee nur gut in Viertel so groß wie heute. Es gab aber schon die wunderschönen Doppelbogenpfeiler, die bis heute das Gebäude einmalig machen.
Córdoba entwickelte sich zu einer reichen Stadt und immer mehr Menschen zogen in die Region. Der Platz in der Moschee reichte bald nicht mehr aus. Die erste Erweiterung des Baus veranlasste der vierte Emir von Córdoba um 833. Etwa 13 Jahre später war die Vergrößerung des Gebetraumes um acht Schiffe, die optisch zur Grundungsmoschee passten und eine Vergrößerung des Hofes fertig gestellt.
Nachdem die Stadt zum Kalifat ausgerufen worden war, entschloss sich der Kalif al-Hakam II., die Mezquita zu erweitern. Es entstanden 12 neue Abschnitte, die Mihrab (Gebetsnische) und die Maqsura (vergitterte Loge) rückten dadurch in die Mitte des Bauwerks. Die letzte Erweiterung folgte 991, als der damalige Kalif nochmals acht weitere Abschnitte anbauen ließ. Diese befinden sich im Osten des Baus. Nachdem 1009 alle Bauarbeiten abgeschlossen waren, war die Moschee 175 Meter lang und 130 Meter breit.
Umwandlung der Moschee in eine Kathedrale
Als 1236 Córdoba im Zuge der Reconquista in die Hände der Katholiken gelangte, musste die Mezquita natürlich sofort „verschwinden“. Glücklicherweise zerstörten die Katholiken den wunderschönen Bau nicht, sondern beschloss ihn umzugestalten. Das Minarett erhielt ein Kreuz und man weihte den Bau zur Kirche.
In den ersten Jahren veränderte die Kirche noch recht wenig am Bauwerk. Zunächst schuf so einen Kreuzgang und baute in den vorhandenen Bau die typischen „Bestandteile“ einer christlichen Kirche ein. 1371 war die Königliche Kapelle (Capilla Real) und 1489 die Hauptkapelle fertig gestellt.
Karl V. beschloss im 16.Jahrhundert gegen den Widerstand des Stadtrates von Córdoba das Innere der Mezquita im Stil der Gotik und Renaissance umgestalten zu lassen. Man entfernte den mittleren Teil der Säulen, um Platz für ein Kirchengebäude zu schaffen. Angeblich soll Karl V. dabei nicht gewußt haben, was für ein Bauwerk er umgestalten ließ. Erst als er das Resultat sah soll ihm bewußt geworden sein, welcher Fehler diese Umgestaltung war, da sie ein einmaliges Bauwerk zerstört hatten.
Und heute?
Die Mezquita ist seit 2006 im Besitz der katholischen Kirche, die sie nur noch als Kathedrale von Córdoba bezeichnete.
Es gab Bestrebungen, aus der Kathedrale ein interreligiöses Gotteshaus zu machen. Der Bischof von Córdoba lehnte dieses mit der Begründung ab, dass die Moschee auf den Überresten einer westgotischen Kathedrale erbaut worden sei und daher auch eine partielle Umwandlung abgelehnt werde. Man lenkte jedoch soweit ein, dass man das Gebäude heute als Moschee-Kathedrale bezeichnet, allerdings dürfen dort nur Christen beten.
Rundgang durch die Mezquita-Catedral de Córdoba
Vor unserem Besuch hatte ich Bilder aus dem Inneren der Moschee-Kathedrale gesehen und war beeindruckt. Jetzt im Nachhinein betrachtet muss ich feststellen, die Bilder spiegeln nicht einmal annähernd die Realität wider. Was für ein Bauwerk!
Der gesamte Bau ist heute 179 Meter lang und 134 Meter breit und hat eine Grundfläche von 23.000 m². Die Gebetshalle ist steht auf etwa 2/3 der Gesamtfläche. Man tritt durch eine fast unscheinbare Tür direkt an der Mauer in das Gebäude und befindet sich augenblicklich in einer anderen Welt.
856 Säulen aus Jaspis, Onyx, Marmor und Granit prägen das gesamte Innere des Gebetsraums. Die Säulen enden in übereinander liegenden rot-weiße Hufeisenbögen, die der Decke ein einmaliges Aussehen verleihen. Ein bißchen kommt man sich vor, als ob man in einem Wald unterwegs ist. Hinter den Pfeilern tauchen neue Pfeiler auf, plötzlich tritt ein anderer Besucher hervor. Mich beeindruckt die Größe des Innenraums ungemein und anfangs war ich so mit den Säulen und der geometrischen Anordnung, den Blickwinkeln und Eindrücken beschäftigt, dass ich alles andere um mich herum ausgeblendet habe.
Nach und nach konnte ich mich dann auf weitere Einzelheiten konzentrieren. Was mir erst später aufgefallen ist, die Säulen gleichen sich nicht komplett. Im Bereich der ersten Erweiterung der Moschee, sehen diese etwas anders aus. Die Säulenbasis ist nicht mehr vorhanden und die Kapitelle leicht unterschiedlich.
Im Bereich der zweiten Erweiterung befinden sich in der Decke 4 Oberlichter in Kuppelform. Hier liegt auch die Mihrab. Sie befindet sich nicht wie in anderen Moscheen in der Mittelachse. Ihren Standort erkennt man sehr gut an drei der kleinen Kuppeln, die sich davor in der Decke befinden. Der kleine oktagonale Raum ist mit einer muschelförmigen Kuppel versehen. In der Gebetsnische kann man Schmuckarbeiten aus der byzantinischen Tradition sehen.
In dem südlichen Bereich der Mezqita befindet sich ein byzantinisches Mosaik. Eine wunderschöne Arbeit mit aufwendigen Ornamenten und Inschriften.
Im gesamten Innenraum stößt man immer wieder auf die nachträglich eingebauten christlichen Elemente. Diese sind nicht weniger beeindruckend. Allerdings verlieren sich „kleinere“ Bilderaltar und Kapellen fast in der Größe des Raumes.
Die Kirche befindet sich mitten in die Gebetshalle und istnach Ostnordost Richtung ausgerichtet. Die Basilika weist die Form eines lateinischen Kreuzes auf und erstreckt sich über 10 Schiffe und 12 Joche des Moscheebaus, nimmt also nur einen Bruchteil der vorhandenen Grundfläche ein.
Der Altar steht prunkvoll mitten in der Moschee, ist aber so eingebaut, dass er durch seitliche Begrenzungen etwas geschützt liegt. Für mich, die die Weite der offenen Säulenhalle sehr genossen hat, ist es ein einzwängendes Gefühl „gezwungen zu sein“ in Richtung Altar zu gucken.
Mich hat besonders das Chorgestühl beeindruckt. Dieses stammt aus dem Jahr 1748 und ist aus Mahagoni gefertigt. Die Schnitzarbeiten sind einfach wunderschön. Im Bereich des Chorgestühls steht ein weiterer kleiner Altar und ein großer goldener Greifvogel.
Adresse:
C. Cardenal Herrero, 1,
14003 Córdoba, Spanien
Öffnungszeiten:
1. März bis 31. Oktober
Montag – Samstag: 10 – 19 Uhr
Sonntag und Feiertage: 08:30 – 11:30 Uhr und 15 – 19 Uhr
1. November bis 28./29. Februar
Montag – Samstag: 10 – 18 Uhr
Sonntag und Feiertage: 08:30 – 11:30 Uhr und 15 – 18 Uhr
An einigen kirchlichen Feiertagen kann die Mezquita-Catedral de Córdoba für den Besucherverkehr zeitweise, aufgrund eines Gottesdienstes, geschlossen sein.
Eintrittspreise:
Moschee-Kathedrale Erwachsene: 11,- €
Turm Erwachsene: 3,- €
Die genauender Öffnungszeiten und Eintrittspreise online ansehen.
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