Eine der meist besuchten Touristenattraktionen Spaniens befindet sich im andalusischen Granada. Jedes Jahr besuchen mehr als 2 Millionen Menschen die Alhambra. Ob sich der seit 1984 zum Weltkulturerbe zählende Alhambra wirklich lohnt?
Was ist eine Alhambra?
Die Alhambra bezeichnet einen für das Mittelalter typischen Baukomplex. Dieser besteht aus einer befestigten Oberstadt in der der Adel, das Militär die Waffenschmiede und auch die höher stehende Bürgerschaft und Kaufleute lebten. Auch eine befestigten Zitadelle für den Machthaber, die in Granada als Alcazaba (Stadtburg) bezeichnet wird, zählt zu der Anlage.
Wie in Granada die Alhambra entstand
Nachdem die Mauren die Iberische Halbinsel erobert hatten, errichteten sie auf dem bereits besiedelten Burgberg eine Burganlage. Diese wird bereits in Urkunden aus der Zeit vom 9.-12. Jahrhundert als „Ma’qil Ilbīra“ (Elvira-Festung) erwähnt. Wie die Burganlage zu dieser Zeit ausgesehen hat, ist allerdings nicht überliefert.
1238 verlegte Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr Al-Ahmar seine Residenz nach Granada und veranlasste den Bau einer Zitadelle auf dem Gelände der heutigen Alhambra. In den folgenden Jahrzehnten bauten die verschiedenen Herrscher die Zitadelle so um, dass sie nur noch militärisch genutzt wurde. In den übrigen Bereiche der Oberstadt entstand der Regierungs- und Verwaltungssitz.
1492 kapitulierte der letzte maurische Herrscher in Granada und die Festungsanlage fiel an die Katholischen Könige.
Die Zeit nach 1492
Die spanischen Könige setzten Don Íñigo López de Mendoza y Quiñones als königlicher Verwalter der Alhambra ein. Unter seiner Verwaltung begannen die ersten Umbauarbeiten. Er ließ eine riesige Zisternenanlage zwischen Alcazaba und dem Palast errichten.
Als später König Karl I. (später als Kaiser Karl V. bekannt) plante Granada zum Regierungssitz des spanischen Königreiches zu machen, schritten die Bauarbeiten zügig voran. Es entstand ein Renaissancepalast, der allerdings nie fertig gestellt worden ist.
Nach der Zeit der Besetzung Spaniens durch die Franzosen unter Napoleon sprengten diese bei ihrem Rückzug Teile der Alhambra. Sie wollten so verhindern, dass zurückgelassene Munition in die Hände der Spanier fiel.
In den folgenden Jahren wurde der riesige Komplex kaum beachtet. Erst im 19.Jahrhundert begann man Restaurierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen vorzunehmen, um das einmalige Bauwerk zu erhalten.
Besuch der Alhambra von Granada
Wer die Alhambra besuchen möchte, muss sehr rechtzeitig vorab seine Eintrittskarte kaufen. Gerade in den Sommermonaten kann es vorkommen, dass keine Karten mehr zur Verfügung stehen. Wir waren im März vor Ort und haben bereits im Dezember des Vorjahres nur noch begrenzte freie Termine (es gibt feste Zeitfenster für die Nasridenpaläste) vorgefunden.
Wer keine Eintrittskarten mehr kaufen kann, hat die Möglichkeit, ohne Ticket zwischen den Gebäude, in der ehemaligen Medina, umherzugehen und bekommt so einen kleinen Eindruck von der Anlage. Dort befinden sich heute hauptsächlich Gärten und Fundamente der ursprünglichen Bebauung, eine Kirche (Santa María de la Alhambra) und ein dem Franz von Assisi geweihtes Kloster, in dem sich heute ein Hotel befindet. Dazu nutzt man am besten den Nebeneingang (Puerta de la Justicia oder Puerta de los Carros) der Palastanlage.
Der gesamte Komplex lässt sich in vier große Bereiche einteilen: die Medina, die Paläste der Nasariden, die Alcazaba und der außerhalb der Mauern liegende Bereich Generalife. Umgeben ist der Komplex von hohen und sehr massiven Mauern. Steht man in Granada und blickt zur Alhambra empor, verbergen diese Mauern die Größe der Anlage.
Für den Besuch der gesamten Anlage benötigt man viel Zeit, wir waren über 3 Stunden dort unterwegs. Wir haben sogar zweimal die Anlage besucht. Einmal zu den Tagesbesuchszeiten und dann in den Abendstunden, wenn die Gebäude innen und außen beleuchtet werden. Bei den abendlichen Zeiten haben wir allerdings auf den Besuch der Gärten verzichtet und uns nur das Ticket für die Nasridenpaläste gekauft. Für mich ein unvergessliches Erlebnis.
Zu Fuß zur Alhambra
Es gibt zwei Fußwege zur Alhambra. Wir haben uns für den historischen Weg entschieden, der an der Puerta de las Granadas beginnt. Der Weg zum Eingang ist steil, angeblich sind es über 20% Steigung, aber wunderschön!
Das wunderschöne Tor am Anfang des Weges stammt aus dem Jahr 1536 und bildete den Eingang zur Stadt. Dahinter beginnt die einstige Pappelallee, die zur Anlage hinauf führt. Heute läuft man durch einen schattigen Wald.
Auf dem Weg kommt man an einem großen Brunnenbecken vorbei. Das Pilar de Carlos V ließ der Graf von Tendilla von Pedro Machuca im 16. Jahrhundert bauen.
Geht man weiter bis zum Haupteingang, läuft man immer unterhalb der Mauern entlang, die einem den ersten Eindruck über die Größe der Anlage vermitteln.
Die Nasridenpaläste
In den Nasridenpalästen befand sich einst der Regierungssitz und die Privaträume des maurischen Herrschers. Um diese besichtigen zu können, benötigt man eine Eintrittskarte, die nur zu einem bestimmten Zeitfenster gültig ist. Ganz wichtig – man muss beim Kauf seine Ausweisdokumentdaten angeben und beim Eintritt diesen dann auch vorweisen, Taschen werden durchleuchtet und große Gegenstände sind verboten. Immer im 30-minütigen Rhythmus lässt man die Besucher, die in einer langen Schlange warten, in die Palastanlage. So kommt es im Gebäude natürlich zu „Staus“ an den beliebten Fotospots. Also entweder ganz schnell vor der Gruppe oder in aller Ruhe nach der Gruppe laufen. Ist man erst einmal im Gebäude hetzt einen keiner und man kann sich in aller Ruhe alles angucken.
Mir fällt es schwer, die Schönheit und Pracht der Räume zu beschreiben. Geht man in den Abendstunden durch den beleuchteten Palast, wirkt es wie in einem Märchen von 1000 und 1 Nacht. Schatten tanzen zwischen den kunstvoll gestalteten Säulen und das Licht lässt die Räume fast schon mystisch wirken. Am Tage wirken diese Räume dann auch noch imposant, aber ich empfand sie nicht mehr ganz so beeindruckend.
Trotzdem lohnt es sich, die schlanken Säulen, durchbrochene Formen und phantasievolle Stuckverzierungen genauer anzugucken. Es gibt immer wieder eine andere „Kleinigkeit zu entdecken“, die jeden Raum, jede Ecke zu etwas besonderem werden lässt. Sei es nun eine Wandgestaltung aus bunten Fliesen oder „nur“ ein Muster in den Wänden. Ich hatte überall das Gefühl mich hinsetzten zu müssen und einfach nur zu schauen.
Während des Rundganges durch die vielen Palastbereiche kommt man auch zum wohl bekannteste Ort in der Alhambra, dem Löwenhof (Patio de los Leones). Dieser stammt aus dem Jahr 1377 und hat mich sehr beeindruckt. Er ist nach den zwölf Löwen benannt, die den Brunnen aus Marmor in der Hofmitte tragen. Der Hof ist von über 120 Säulen umgeben und es schließen sich verschiedene Säle und Räume an, die man auch besichtigen kann.
Der älteste Teil des Nasirdenpalastes ist das Mexuar. Es handelt sich um einen Audienzsaal, in dem der Sultan geschäftliche und rechtliche Angelegenheiten regelte.
Der wohl bekannteste Blick eröffnete sich uns im Patio de los Arrayanes. Das Wasserbecken befindet sich im Bereich des Palacio de Comares. Der umgebende Palast spiegelt sich wunderschön im Wasser. Hier ist es allerdings immer voller Besucher und man muss schon echtes Glück haben, ein Foto mit der Spiegelung ohne Menschen machen zu können. Mich hat dieser Ort gerade bei unserem nächtlichen Besuch besonders verzaubert.
Man kommt bei seinem Rundgang auch durch kleine Innenhöfe, die wunderschön bepflanzt sind und in denen Springbrunnen plätschern. Hier hielten sich bei unserem Besuch sehr wenige Besucher auf. Durch die Bepflanzung und das plätschernde Wasser haben diese Ort ihr ganz eigenes Mikroklima und bieten den idealen Platz zur Erholung.
Am Ende des Palastrundganges gelangt man in den dazugehörigen Gartenbereich. Hier wachsen Palmen, sind auf Terrassen Blumenbeete angelegt und man findet einige Bänke, um in Ruhe die Eindrücke aus dem Palast verarbeiten zu können.
Der Palast Karls V.
Direkt neben dem Nasridenpalast steht der später erbaute Palast von Karl V.. Um diesen Bau errichten lassen zu können, ließ Karl V. leider einige Gebäudeteile des Nasirdenpalastes abreißen.
Optisch passte der Palast nicht zu seinem Nachbarbau, ist er im Renaissance-Stil entstanden und bis heute nicht vollständig fertig gestellt. Erst im 20.Jahrhundert setzte man der „Bauruine“ ein Dach auf.
Betritt man das Gebäude (hier benötigt man keine Eintrittskarte), steht man in einem runden Innenhof, der von dem zweigeschossigem Gebäude umgeben ist. Geht man genau in die Mitte des Hofes ist der 360-Grad-Blick schon beeindruckend.
Besonders schon hat mir hier die abendliche Beleuchtung gefallen.
Sehr schön ist es, dass man die Arkadengänge in beiden Stockwerken entlang laufen und in den runden Hof blicken kann.
In den damals geplanten Wohnräumen befinden sich heute das Museum der Schönen Künste und das Museum der Alhambra, die man mit zusätzlichen Eintrittskarten besuchen kann.
Alcazar Festung
Man sollte nicht verpassen die Festungsanlage Alcazar zu besichtigen. Sie ist im 11. Jahrhundert entstanden und befindet sich an der „Spitze“ des Berges. So war es gewährleistet einen guten Blick auf die Umgebung zu bekommen.
Beeindruckend sind die dicken doppelten Festungsmauern und die Türme, die hier zum Schutz der Alhambra errichtet worden sind. Man geht zwischen diesen mächtigen Mauern entlang. Hier lässt sich erahnen, wie gut gesichert die Burganlage war und welche Hindernisse mögliche Angreifer überwinden mussten. Auf mich wirkt es nahezu uneinnehmbar.
Geht man durch die Anlage, ergibt sich auch die Möglichkeit einen Blick in Richtung Palast Karl V. und dem Nasridenpalast zu werfen.
An mehreren Stellen bekommt man hier die Möglichkeit den Blick auf Granada und Sacromonto zu genießen. Von dort oben lassen sich gut die verwinkelten Straßen der Stadt erkennen.
Der Generalife
Der Generalife, der sich neben der Festungsmauer befindet war einst der Sommerpalast und Landsitz der Nasriden-Sultane der Stadt.
Entstanden ist der Palast und die Gärten im 13.Jahrhundert und war ursprünglich mit einem überdachten Fußweg, der über die Schlucht führte, mit der Alhambra verbunden. Heute zählt der Generalife zu einer der ältesten noch existierenden maurischen Gartenanlagen.
Nach einem kleiner Spaziergang durch die Gartenanlage erreicht man einen großen offenen Platz, das Teatro-Auditorio. Die Bühne ist von Bäumen umgeben. Hier finden heute Veranstaltungen statt.
Von dort gelangt man in den Garten des Generalife. Auf mit kleinen mit schwarzen und weißen Steinen gepflasterten Wegen führt der Weg entlang von Wasserbecken und Blumenbeeten. Überall stehen Hecken, die den Garten fast labyrinthartig erscheinen lassen. Selbst Anfang März blühte es überall und an den Bäumen wuchsen die Orangen.
Ab und zu hat man die Möglichkeit einen Blick über die Nutzgärten zur Alhambra zu werfen. Was für imposante Mauern und Türme !
Schließlich erreicht man den Gebäudekomplex des Sommerpalastes im Generalife. Durch eine Tür betritt man den Palast. Wieder steht man in einem offenen luftigen Hof, in dem Wasserbecken mit kleinen Brunnen für Abkühlung sorgen und die Blumen blühen.
Die Innenräume des Sommerpalastes kann man nicht besichtigen. Aber von einer Galerie und dem Turm bekommt man schon einmal einen Eindruck von den Stuckarbeiten und dem orientalischen Flair der Anlage.
Ich kann nach dem Besuch der Generalife durchaus verstehen, dass sich die Herrschenden dorthin im Sommer zurückgezogen haben.
Bad der Moschee
Mit der Eintrittskarte für die Gärten der Alhambra ist es möglich, ist es auch möglich das Bad der Moschee zu besichtigen. Dieses stammt aus der Zeit um 1302. Im 19. Jahrhundert hat man diese teilweise in eine Wohnung umgebaut.
Bei dem kleinen Rundgang durch die zum Teil recht engen Räume kann man das Ankleidezimmer, den kalten Saal, den warmen Saal und seine zwei Nebenräume sehen.
Ein Tipp: Am Sonntag kommt man auch ohne Eintrittskarte in die Bäder der Moschee.
Adresse:
C. Real de la Alhambra,
s/n, Centro,
18009 Granada, Spanien
Öffnungszeiten
Tagesbesichtigung
1. April – 14. Oktober
Montag bis Sonntag: von 8:30 bis 20:00 Uhr.
15. Oktober – 31. März
Montag bis Sonntag: von 8:30 bis 18:00 Uhr.
Abendbesichtigung
1. April -14. Oktober
Dienstag – Samstag
22:00 – 23:30 Uhr
15. Oktober – 31. März
Freitag und Samstag:
20 – 21:30 Uhr
geschlossen: 25.12. und 1.1.
Eintrittspreise:
Es werden unterschiedliche Tickets angeboten. Man muss sich entscheiden, ob man die gesamte Anlage, einen Teil der Anlage, am Tag oder in den Abendstunden das Gelände besuchen möchte. Auf jeden Fall muss man die Eintrittskarten lange vor dem Besuch kaufen, es gibt kaum die Möglichkeit erst direkt vor Ort die Karten zu erwerben. Nur mit Glück kann man direkt nach Kassenöffnung noch Restkarten erwerben oder an einer geführten Tour teilnehmen.
Die genauen Preisstaffelungen kann man auf der englischen Webseite der Alhambra nachlesen und auch dort direkt buchen. Einfacher ist es, über Get Your Guide seine Karten zu buchen.
Was beim Besuch der Alhambra wichtig ist
Es gibt einen bewachten offiziellen Parkplatz, der 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Hier zahlt man pro Tag eine maximale Gebühr, die es einem erlaubt nach dem Besuch der Alhambra noch etwas in der Stadt unterwegs zu sein.
Achtung! Auf dem Weg zur Alhambra wird oft durch „Parkanweiser“ auf freie Parkplätze in der Umgebung hingewiesen. Diese sollte man meiden, da sie oft viel teurer oder sogar nicht als offizielle Parkplätze ausgeschildert sind.
Es führen Fußwege von der Plaza Nueva, Plaza del Realejo oder vom Paseo de los Tristes zur Festungsanlage.
Der Microbus Alhambra (Linien C3 und C4) verkehrt ab der Gran Via de Colón oder dem Plaza Nuevo.
20 Minuten, um in die Alcazaba anzukommen
17 Minuten, um in den Nasridenpaläste anzukommen
15 Minuten, um in Generalife anzukommen.
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