Jeder, der von Pamplona erzählt, berichtet von Stieren und dem Stierkampf. Dabei ist das nur der kleinste Teil der Stadtgeschichte. Pamplona ist eine Festungsstadt, von der bis heute noch viel im Stadtbild zu erkennen ist.
Die Bedeutung der Festungsanlagen
Die Festungsanlagen von der Hauptstadt von Navarra zählen zu den besterhaltenen Anlagen in Europa. Sie stammen aus der Renaissance und erzählen bis heute die Geschichte der Stadt. Die ursprünglichen Festungsmauern verlaufen rund um die Altstadt. Wer diese abgehen möchte, ist etwa 5 Kilometer zu Fuß unterwegs. Einige Bereiche sind inzwischen nicht mehr vorhaben, andere lassen sich nur noch schemenhaft erahnen und wieder andere Bereiche stehen unübersehbar in der Stadt.
Auf den Mauern der Festungsstadt
Es lohnt sich auf jeden Fall einen Rundgang in Pamplonas Festungsstadt zu unternehmen, da viele Bereiche inzwischen in wunderschöne Grünanlagen umgewandelt sind.
Durch das Portal de la Taconera erreichen wir die Überreste der Taconera Bastion. Hier hat man den ehemaligen Festungsgraben zum Beispiel in eine kleine Seenlandschaft verwandelt, was dem Stadtklima sehr gut tut.
Man kann dort unter schattenspendenden Bäumen sitzen und es gibt an einer Stelle sogar einen Bereich für Tiere. Mir hat besondere der Bereich gefallen, der direkt am Steilhang oberhalb des Flusses liegt. Dort hat man eine sehr schöne Aussicht!
Es gibt ab und zu sogar einen super Aussichtspunkt auf die Festungsstadt. Erst dort ist mir so richtig bewußt geworden, wie eng bebaut der kleine Berg ist und wie hoch die Altstadt über dem neueren Stadtgebieten liegt.
In Pamplonas Festungsstadt sind zwei Bereiche besonders sehenswert, die Zitadelle und das San Bartolomé Fort.
Die Zitadelle von Pamplona
Die Anlage befindet sich am südöstlichen Rand der Innenstadt an der Avenida de Ejército. Aus der Innenstadt lässt sie sich gut zu Fuß erreichen. Die Zitadelle von Pamplona, ist auch als “Ciudadela” bekannt. Sie wurde im 16. Jahrhundert erbaut und ist ein gut erhaltenes Beispiel der Militärarchitektur der spanischen Renaissance.
Pamplona lag strategisch günstig an der Grenze zu Frankreich, was sie zu einem potenziellen Ziel für Invasionen machte. Der spanische König Philipp II. ließ die Anlage von dem italienischen Militäringenieur Giacomo Palearo entwerfen. Sie sollte als Bollwerk gegen feindliche Truppen dienen und die Kontrolle über die Region sichern.
Der Bau begann im Jahr 1571. Palearo war ein renommierter Architekt seiner Zeit und bekannt für seine Expertise im Festungsbau. Zuvor hatte er bereits die Burg Santa Bárbara in Valencia umgestaltet. Er wählte die fünfeckige Sternform, die es ermöglichte, Angriffe aus allen Richtungen effektiv abzuwehren. Als Vorbild diente ihm hierfür die Zitadelle von Antwerpen. Die Zacken des Sterns bilden die fünf Bastionen: San Antón, el Real, Santa María, Santiago und la Victoria. Diese Bauweise ermöglichte eine optimale Verteidigung, da sie keine toten Winkel hatte und den Verteidiger einen umfassenden Überblick über das umliegende Gelände bot. Die Festung von Pamplona ist von einer steinernen Ummauerung und einer Böschung umgeben, die ebenfalls gut erhalten sind. Diese Strukturen boten zusätzlichen Schutz.
Der Festungsbau war 1646 nach den neusten Erkenntnissen fertig gestellt und sollte nun auch Schutz gegen Kanonen mit größerer Reichweite bieten. Im selben Jahr besuchte König Philipp IV. die Anlage. Ihm zu Ehren wurden die Wappen des Königs und zweier großzügigen Gönner über dem Haupttor angebracht. Zusätzlich gibt es einen Schriftzug, der angibt, wann das Gebäude gebaut wurde.
Schon wenige Jahre später entschied man sich die Anlage um die äußeren Ravelins zu verstärken. Sie tragen die Namen einiger Heiliger. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verstärkten die Baumeister die Festung zusätzlich mit Vaubans. Im 18. Jahrhundert wurde die Stadtbefestigung um drei vorgelagerte Kleinfestungen ergänzt: Bartolomé, San Roque und El Príncipe. Von diesen ist heute nur noch die Kleinfestung Bartolomé erhalten. Die beiden nördlichen (San Antón und La Victoria) mussten bei der Stadterweiterung 1888 geschliffen werden und sind heute im Stadtbild nicht mehr deutlich sichtbar.
Die Verteidigungsanlagen der Stadt boten einen Schutz, der sich als effektiv erwies. Im Laufe der militärischen Nutzung wurde Pamplona nie im Sturm erobert. Nur einmal, unter Napoleons Kommando, konnte die Festung eingenommen werden. Besonders lustig finde ich, wie den Franzosen diese gelang. Sie begannen nach einer schneereichen Zeit eine Schneeballschlacht mit den Bewachern der Festung. Die Wachen ließen sich auf die Schneeballschlacht ein und waren nicht mehr wachsam. Dieses nutzten die Franzosen und nachdem sie die Wachposten umzingelt hatten, holten sie ihre Waffen unter den Mänteln hervor. Die Besetzung durch die Franzosen konnte nach über 100 Tagen Belagerung schließlich beendet werden.
Ende der militärischen Nutzung
1964 entschied man per Dekret, dass die Zitadelle und die Außenbereiche der Stadt Pamplona geschenkt werden sollte. Damit endete schließlich die militärische Nutzung des Ortes. Das Dekret beinhaltete, dass die Struktur der Festungsanlage erhalten bleiben sollte. Nach Umfragen entschloss die Stadt sich schließlich eine großzügige Parkanlage in und um die Festungsanlage einzubinden. Besucher können die gut erhaltenen Mauern und Bastionen erkunden und die weitläufigen Grünflächen genießen.
Innerhalb der Zitadelle gibt es heute noch mehrere historische Gebäude. Die Wappenhalle entstand 1725 nach Umbauarbeiten. Das dreistöckige Gebäude war zuvor ein Artillerielager/Waffenhalle. Heute wird das Gebäude für Ausstellungen genutzt.
Das Gebäude, dass als Ofen bezeichnet wird, entstand im späten 16.Jahrhundert. Hier befand sich ein Brotofen. Heute nutzt man das Gebäude für Ausstellungen. Der Sala de Felipe II liegt direkt neben der Bastion Santa Maria. Der Saal hat ein hohes Tonnengewölbe und entstand 1580. ursprünglich diente er als Tor von Socorro. Erst später wandelte man ihn in einen Saal um. Heute finden dort Trauungen statt. In einem weiteren Gebäude aus dem 17.Jahrhundert, befinden sich zwei große Räume. Einer diente als Keller, der andere Raum war Getreidespeicher. Auch hier kann man heute Ausstellungen besuchen.
Das Magazin ist das älteste Gebäude innerhalb der Zitadelle. Es ist 1694 zur Lagerung von Schießpulver genutzt worden.
Besuch der Zitadelle
Durch eins der beiden Zugangstore betreten wir die große Anlage. Sternförmig laufen Wege auf einen zentralen Platz zu. Auf den wunderschön gepflegten Rasenflächen stehen einige Kunstwerke, die dazu einladen einen künstlerischen Rundgang zu unternehmen. Wer lieber die Natur genießen möchte, findet einige interessante Bäume, wie zum Beispiel den Japanischen Schnurbaum oder eine Korkeiche.
Uns zog es auf die Mauern und Bastionen der Festungsanlage. Von dort hat man nicht nur einen schönen Blick in die Zitadelle, sondern kann auch sehr gut die vorgelagerten Verteidigungsanlagen entdecken.
Diese haben wir uns wenig später bei einem Rundgang genauer angesehen. Ich war wirklich erstaunt, wie hoch und massiv die Festung von dort wirkt. Das hätte ich wirklich nicht vermutet.
Lohnt es sich die Zitadelle in Pamplona zu erkunden?
Auf jeden Fall! Es ist nicht nur ein toller Spaziergang um die Altstadt, sondern auch aus architektonischer Sicht spannend die gut erhaltenen Anlagen zu besuchen. Uns hat es eine vollkommen andere Sicht auf eine Stadt ermöglicht, die ich bis dahin nur mit dem Stierkampf verbunden habe.
Adresse
Avenida del Ejército, s/n
31002 Pamplona (Navarra)
Öffnungszeiten
Montag – Samstag 7:30 – 21:30 Uhr
Sonntag und Feiertag 9 – 21:30 Uhr
Ausstellungen
Montag bis Samstag 18:30 – 21:00 Uhr
Sonntag und Feiertag 12:00 – 14:00 Uhr
Geschlossen: am 1. und 6. Januar und am 25. Dezember.
Eintrittspreise
Der Besuch ist kostenfrei möglich.
Pamplona Festungsstadt: San Bartolomé Fort
Fast wären wir am Eingang vorbei gelaufen, denn so richtig geöffnet sah das San Bartolomé Fort nicht aus, als wir dort eintrafen. Erst als wir durch das große Eisentor traten, konnten wir erkennen, dass man das Gelände betreten kann.
Rundgang durch das San Bartolomé Fort
In dem ehemaligen Fort befindet sich heute eine kleine Ausstellung zur Geschichte der Festungsanlage. Es gibt 4 kleine Räume die interaktiv und mehrsprachig gestaltet sind und die Entwicklung der Stadtmauer, Verteidigungsstrategien, Blick auf die Menschen und die Stadt werfen. Der Besuch dauert nicht lange. Wenn man alles in Ruhe betrachtet vielleicht 30 Minuten.
Uns hat es sehr gefallen und unser Tipp: geht zuerst in das kleine Fort. Dort bekommt ihr die Informationen, die den Aufbau der gesamten Festung von Pamplona erklären.
Es ist auch möglich auf diesen Teil der Befestigungsanlage zu gehen. Hier erkennt man den Aufbau der Festungsmauern sehr gut. Die dicken Mauern verfügen über schmale Öffnungen, durch die einst die Kanonen schossen. Dort, wo früher nach möglichen Feinden Ausschau gehalten wurde, kann man heute den tollen Blick auf die Umgebung genießen.
Öffnungszeiten
Sommer:11-14 Uhr und 16-19 Uhr
Winter: 11-14 Uhr und 15-18 Uhr
Montag geschlossen
Eintrittspreise
pro Person 1,-€
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