Die Sonne scheint über München und der Durst auf eine kühle Maß Bier meldet sich? Dann gibt es kaum ein besseres Ziel als die berühmten Münchner Biergärten. Für uns ist die Entscheidung schnell gefallen: Es geht in den Hirschgarten München, eine wahre Institution.
Vom kurfürstlichen Ackerland zum Münchner Herzstück
Was heute als weitläufiger Park und riesiger Biergarten bekannt ist, war über lange Zeit reines Nutzland des bayerischen Hofes. Im Jahr 1720 legte man dort eine kurfürstliche Fasanerie an. Die dort gezüchteten Fasane dienten der Versorgung des Hofes mit Jagdwild für die herrschaftliche Tafel. 1767 entschied man sich auf den Flächen Hopfen für die kurfürstlichen Brauhäuser anzubauen. Im Jahr 1786 versuchte man sich schließlich in der Seidenraupenzucht. Die Hopfenfelder wichen etwa 17000 Maulbeerbäumen, die als Futterquelle für die Tiere dienten. Ziel war es von den teuren Seidenimporten unabhängig zu werden. Schnell stellte sich heraus, dass das gesamte Projekt wirtschaftlich unrentabel war und der Kurfürst ließ es wieder einstellen.
Vom exklusiven Jagdrevier zum Park für alle
Nach all den gescheiterten Versuchen war es 1780 Zeit für eine neue Idee. Kurfürsten Karl Theodor beauftragte seinen Oberstjägermeister, Johann Theodor Freiherr von Waldkirch, damit ein repräsentatives Jagdrevier für den Hof anzulegen. Südlich von Schloss Nymphenburg entstand so ein „Thiergarten“ von fast 45 Hektar. Ein Teil dieses weitläufigen Areals, das damals noch größtenteils aus Wald bestand, wurde eingezäunt, um das Wild am Verlassen des Reviers zu hindern. In dieses Gehege wurden rund 100 Dam- und Edelhirsche ausgesetzt.

In den ersten Jahren diente der Hirschgarten als Jagdgrund des Hofes und war für die Öffentlichkeit unzugänglich. Dieser Zustand der Exklusivität währte jedoch nur ein Jahrzehnt.
Die Französische Revolution und die damit verbundene Verbreitung der revolutionären Ideen erschütterten die europäische Monarchie. Die in München herrschenden Wittelsbacher spürten den Druck, dem Volk entgegenzukommen. Mit kleinen „Geschenken“ sollte die Ruhe bewahrt werden. Eins dieser „Geschenke“ an die Bevölkerung war die Öffnung des Hirschgartens für die gesamte Bevölkerung und die Gründung des Englischen Gartens. Das private Jagdrevier wurde so über Nacht ein öffentlicher Raum und zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Münchner.

Mit den Besuchern kam auch der Durst. 1791 reagierte der Kurfürst Karl Theodor schnell und erteilte 1791 dem zuständigen Jäger die Erlaubnis, im neu erbauten „Jägerhaus“ eine Wirtschaft zu betreiben. Das war die Geburtsstunde des Biergartens im Hirschgarten. Eine Maß Bier und eine Brotzeit gehörten fortan untrennbar zum Ausflug in den Hirschgarten dazu.

Ein Park im Wandel der Zeit
Die erste große Veränderung brachte der Fortschritt: Für den Bau der Eisenbahnstrecke von München nach Augsburg am südlichen Rand des Hirschgartens mussten etwa 5 Hektar der Fläche für den Bau der Gleise weichen.
Nach dem Ersten Weltkrieg und mit der Abschaffung der Monarchie in Bayern erfolgte die nächste Veränderung. Im Zuge dieser Neuordnung ging der Hirschgarten und das Jägerhaus in eine Stiftung des öffentlichen Rechts (Wittelsbacher Ausgleichsfonds) über. Die Stiftung hat den Auftrag, das ihm übertragene Vermögen zu verwalten, um aus den Erträgen den Unterhalt der Mitglieder des Hauses Wittelsbach zu bestreiten.
Der Hirschgarten ist seit dieser Zeit weder reines Staatseigentum noch privater Besitz. Die Stiftung verpachtet ihn kontinuierlich (an die Augustiner-Brauerei, die wiederum den Gastronomiebetrieb unterverpachtet).

Die größte Bedrohung seiner Geschichte erlebte der Hirschgarten während der Zeit des Nationalsozialismus. München, als “Hauptstadt der Bewegung”, sollte nach den Plänen Adolf Hitlers radikal umgestaltet werden. Der Hirschgarten war in diese Pläne eingebunden und sollte einem neuen Hauptbahnhof weichen. In Vorbereitung auf den Bau ließ das Regime in den 1930er-Jahren im Mittelteil des Parks hunderte alter Eichen abholzen. Diese Zerstörung hat bis heute sichtbare Spuren im Baumbestand des Parks hinterlassen.
Nach dem Krieg begann eine neue Ära des Wiederaufbaus. Die Stadt München erwarb 1956 einen Teil des Geländes und startete ein umfassendes Aufforstungsprogramm. Eine unsichtbare, aber gewaltige Modernisierung fand 1996 statt: Tief unter dem Park wurde eines der größten unterirdischen Regenrückhaltebecken Europas gebaut. Diese gewaltige Kaverne mit einer Länge von 210 Metern und einem Fassungsvermögen von 90.000 Kubikmetern dient der Münchner Stadtentwässerung.

Der Hirschgarten München heute: Eine grüne Oase für alle
Der Park bietet heute eine Vielfalt an Freizeitmöglichkeiten, die alle Altersgruppen ansprechen und ihn zu einem der beliebtesten Ausflugsziele für Familien machen.
Für Familien und Kinder
Zahlreiche Spielplätze sind über das Areal verteilt. Ein Kinderkarussell in der Nähe des Biergartens rundet das Angebot für die Kleinsten ab.

Für Jugendliche und Sportbegeisterte
Im südlichen Teil des Parks befindet sich ein modernes Sport- und Aktivitätszentrum. Dazu gehört eine große Skateanlage, ein Basketballplatz, ein kleiner Fußballplatz mit Kunstrasen, eine Kletterwand und Fitnessgeräte für Erwachsene.
Für allgemeine Erholung
Weitläufige Wiesenflächen laden zum Entspannen, Picknicken und für Ballspiele ein. Ausgewiesene Grillareale sind im Sommer ein beliebter Treffpunkt.
Das Wildgehege
Auf einer Fläche von zwei Hektar leben heute Damwild und Muffelwild, die von den Besuchern beobachtet und mit Futter aus Automaten gefüttert werden können.
Eine historische Anekdote: Bis zum Zweiten Weltkrieg liefen die Hirsche noch frei zwischen den Tischen des Biergartens umher. Heute sorgt die Einzäunung für die Sicherheit von Tieren und Besuchern.
Das Herzstück: Der Königliche Hirschgarten Biergarten
Nach einem kurzen Spaziergang von der Straßenbahn erreichen wir den Biergarten des Königlichen Hirschgartens München.
Der Betrieb des Biergartens gehört noch immer dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Dieser hat das gesamte Areal an die Augustiner-Brauerei verpachtet, die den Betrieb an einen selbstständigen Wirt unterverpachtet.

Der Hirschgarten München ist kein reiner Sommerbetrieb. Es gibt ein großes und gemütliches Wirtshaus, dass ganzjährig geöffnet ist. Schon beim Durchqueren des gemütlichen Wirtshauses spüre ich die traditionelle Atmosphäre. Das ist definitiv auch eine Option für kühlere Tage!
Der Biergarten öffnet seine Pforten bei schönem Wetter auch im Winter. Dann verwandelt sich ein Teil des Biergartens in eine beliebte Freizeitanlage mit acht Eisstockbahnen, die zum traditionellen Eisstockschießen einladen. Ansonsten finden über das Jahr verteilt zahlreiche Veranstaltungen statt. Dazu zählen traditionelle Feste wie das Starkbierfest und die “Wirtshauswiesn” zur Oktoberfestzeit, aber auch kulinarische Themenwochen mit saisonalen Spezialitäten wie Gans, Ente oder Wildgerichten.

Der Biergarten selbst ist riesig. Mit seinen rund 8.000 Sitzplätzen gilt er als der größte Biergarten in München, wenn nicht sogar der Welt. Kein Wunder, dass wir uns erst einmal orientieren mussten.
Der Biergarten ist in zwei Hauptbereiche gegliedert: einen sehr großen Selbstbedienungsbereich, der den Kern der bayerischen Biergartentradition darstellt, und einen kleineren, bedienten Bereich für Gäste, die den Service eines Restaurants bevorzugen.
Genuss im Selbstbedienungsbereich
Uns zog es in den Selbstbedienungsbereich mit seinen Tischen unter schattenspendenden alten Kastanienbäumen.

Bevor wir uns ein Plätzchen suchten, holten wir uns ein Bier. Eine Besonderheit, die es so nur im Hirschgarten gibt, ist das Ritual des Krug waschens. Im Selbstbedienungsbereich holten wir uns einen Maßkrug aus einem Regal. Dann ging es zu einem Art Brunnen oder Waschbecken. Hier fließt kaltes Wasser aus dem Hahn und wir spülten den Krug damit aus. Mit dem noch tropfenden Bierkrug ging es dann an ein der Schänken. Dort füllte man uns ein frisch gezapftes Augustiner ein.

An den Schänken füllt man das Bier aus einem 200-Liter-Holzfass ab. Dieses ist eine weitere lebendige Tradition, die ehrfürchtig “Hirschen” genannt werden. Der Brauch geht direkt auf die Jagdgesellschaften von König Ludwig I. zurück, der für seine Jagdausflüge stets ein solches Fass im Hirschgarten deponieren ließ, um seine Gäste zu verköstigen.
Mit dem Bier zog es uns nun an einen der vielen Tische. Wer es gerne möchte, kann sich natürlich auch etwas zu Essen kaufen. Aber gemäß der bayerischen Biergartenverordnung, die auf ein königliches Dekret von 1812 zurückgeht, ist es den Gästen im Selbstbedienungsbereich gestattet, ihre eigene Brotzeit mitzubringen. Diese Tradition entstand aus einem historischen Kompromiss, der es den Brauern erlaubte, Bier auszuschenken, aber zum Schutz der Wirte keine Speisen zu verkaufen.

Unser Tipp: Pack dir einfach ein paar Leckereien ein, setz dich unter die alten Kastanien und genieße das einzigartige Flair im Hirschgarten München. Prost!
Besucherinformationen
Adresse
Königlicher Hirschgarten München
Hirschgarten 1
80639 München
Anfahrtsmöglichkeiten
Mit der S-Bahn
Die Haltestelle “Hirschgarten” (alle Linien außer S7) ist ideal. Von dort sind es nur wenige Minuten zu Fuß. Auch die Haltestelle “Laim” ist in der Nähe.
Mit der Tram
Die Linien 16 und 17 (Haltestelle “Romanplatz”) oder die Linien 12 und 17 (Haltestelle “Hirschgartenallee”) sind gute Optionen.
Mit dem Bus
Die Linien 51 und 151 (Haltestelle “Hirschgartenallee”) befinden sich in der Nähe.
Mit dem Fahrrad
Der Hirschgarten ist sehr gut mit dem Fahrrad zu erreichen, und es gibt viele Fahrradständer. Für Münchner ist das oft die beste Wahl.
Parken
Es gibt einen Parkplatz, aber die Plätze sind begrenzt und bei schönem Wetter sehr schnell belegt. Es ist ratsam, darauf hinzuweisen, dass die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln oft stressfreier ist.
Öffnungszeiten
Wirtshaus & Biergarten:
Täglich: 11:00 – 24:00 Uhr
Küchenzeiten: 11:00 – 22:00 Uhr
Bitte beachte, dass die Öffnungszeiten des Biergartens wetterabhängig sind. Bei schönem Wetter ist in der Regel geöffnet. Es ist immer eine gute Idee, vor einem Besuch kurz auf der offiziellen Webseite nachzusehen, besonders bei unsicherem Wetter.
Barrierefreiheit
Der Hirschgarten ist größtenteils ebenerdig und gut zugänglich.
Gut zu wissen
Es werden z.B. Public Viewing bei Fußball-Meisterschaften, spezielle Feste oder Live-Musik angeboten.
Mitgebrachte Brotzeit nur im Selbstbedienungsbereich verzehrt werden darf. Die Getränke müssen immer vor Ort gekauft werden.
Ja, im Hirschgarten sind Hunde an der Leine willkommen.
Im Biergarten ist Bargeld, besonders für kleinere Beträge, gern gesehen. Kartenzahlung ist aber üblich, im SB-Bereich ist Bargeld oft schneller und sicherer.
Die Reservierung ist nur im bedienten Bereich des Wirtshauses, nicht im Selbstbedienungs-Biergarten möglich.
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