Inmitten des Münchner Westens erhebt sich majestätisch das Schloss Nymphenburg, eine der prächtigsten Barockresidenz Europas. Für uns eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Stadt, die man unbedingt gesehen haben sollte.
Nur wenige Schritte von der Bushaltestelle entfernt gab es für mich den ersten Wow-Moment des Besuches. Wir stehen auf einer kleinen Brücke und blicken die Zufahrt zum Schloss herunter. Die Auffahrtsallee entlang des Nymphenburger Kanals, der hier noch von Bäumen gesäumt ist, bietet einen ersten Eindruck der Schlossanlage. Auch wenn es noch relativ weit entfernt liegt, zeigt sich schon jetzt die Dimension. Mit einer Breite von 632 Metern übertrifft Nymphenburg sogar das berühmte Versailles.
Am Kanal entlanggehend nähern wir uns der Schlossanlage, die sich symmetrisch erbaut rund um einen großen Platz erstreckt. Selbst die Nebengebäude, die gegenüber des Hauptgebäudes angeordnet sind, ordnen sich harmonisch in das Bild ein. Lediglich der Parkplatz, der mit Sicherheit bei der Erbauung nicht vorhanden war, stört heute das Bild etwas.
Die Architektur von Schloss Nymphenburg
Die Gründung des Schlosses geht auf das Jahr 1664 zurück und ist der Geburt des langersehnten Thronerben Max Emanuel zu verdanken. Der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria und seine Frau Henriette Adelaide von Savoyen ließen das Schloss als Sommerresidenz errichten, um die Geburt ihres Sohnes zu feiern.
Der Kern des Schlosses wurde von Architekt Agostino Barelli im Zeitraum von 1664–1675 errichtet. Es handelte sich um einen rechteckigen Bau mit einem hohen Walmdach, der klare barocke Formen aufwies. Die Fassade war schlicht gehalten, aber durch regelmäßige Fensterachsen und Gesimse symmetrisch gegliedert.
Erweiterung des Schlossbaus ab 1701
Kurfürst Max Emanuel beauftragte Enrico Zuccalli um 1701 die beiden Seitenflügel hinzuzufügen. Dadurch erhielt die Anlage eine symmetrische U-Form, die zum Garten hin geöffnet ist. Die neu entstandenen Flügelbauten dienten repräsentativen Zwecken, etwa als Wohnräume für hochrangige Gäste und Mitglieder des Hofes.
Um die Seitenflügel zu verbinden und die Anlage noch imposanter wirken zu lassen, fügte man in den 1730er Jahren die sogenannten Arkadenflügel hinzu. Diese offenen, bogenförmigen Galerien schaffen eine elegante Verbindung zwischen den Hauptgebäuden und unterstreichen die Weitläufigkeit der Anlage.
Durch die Entstehung der symmetrischen Flügelbauten wurde der großzügige Ehrenhof vor dem Schloss zusätzlich aufgewertet und wirkte noch imposanter. Zum Ehrenhof gehören auch die Marstallgebäude, die einst die königlichen Kutschen und Pferde beherbergten.
Besonders auffällig ist die zentrale Brunnenanlage, die als repräsentativer Empfangsbereich gedacht war.
Klassizistische Ergänzungen unter König Ludwig I.
König Ludwig I. von Bayern, der von 1825 bis 1848 regierte, war ein großer Förderer der Kunst und Architektur des Klassizismus. Unter seiner Herrschaft erfuhr Schloss Nymphenburg einige bedeutende Ergänzungen und Veränderungen.
Ludwig I. wollte das Schloss sowohl modernisieren als auch an die ästhetischen Ideale des Klassizismus anpassen, die sich durch Schlichtheit, Symmetrie und Eleganz auszeichneten. Die Veränderungen konzentrierten sich vor allem auf die Innenräume des Schlosses. Die neue Gestaltung legte Wert auf klare Linien, helle Farben und elegante Schlichtheit.
Der Herrscher ließ die Fassaden des Schlosses an einigen Stellen dezent überarbeiten. Ziel war es, den Bau klarer und schlichter wirken zu lassen. Dies betraf vor allem Zierelemente an den Flügelbauten und Details in der Gestaltung der Fenster und Gesimse.
Auf dem Weg zum Schlosspark
Während wir uns dem Schlosseingang immer weiter näheren, fallen mir viele Details ins Auge. Angefangen von dem großen Springbrunnen, die vorgelagerten symmetrisch angeordneten Grünflächen und Wege bis hin zu den offenen Zugängen zum Park.
Ursprünglich hatten wir geplant auch in das Schloss zu gehen. Nun war das Wetter traumhaft und zusätzlich die Schlange an der Kasse sehr lang. Also entschieden wir uns zu einem gemütlichen Parkspaziergang, der kostenlos möglich ist.
Beidseitig neben dem Hauptgebäude gibt es ein überdachten Zugang, der in den Nymphenburger Schlosspark führt. Hier entdeckten wir auch eine Hinweistafel, die uns einen kleinen Einblick ermöglichte, was uns erwarten würde.
Unser Tipp: Auf der Rückseite des Schlosses gibt es eine imposante Treppe. Diese führt vom Schloss in den Park, kann aber natürlich auch vom Park zum Schloss genutzt werden. Von dort oben hat man einen tollen Blick in das offene Gelände. Die Sichtachse reicht über den zentral angelegten Kanal bis zur Große Kaskade.
Der Schlosspark: Ein Paradies für Spaziergänger
Der wahre Zauber von Schloss Nymphenburg, so finden wir, liegt im weitläufigen über 200 Hektat große Schlosspark. Dieser ist eine der schönsten Gartenanlagen Deutschlands.
Der ursprüngliche barocke Garten wurde von Dominique Girard, einem Schüler des französischen Gartenarchitekten André Le Nôtre (Schöpfer der Gärten von Versailles), gestaltet. Entlang der Hauptachse, die direkt vom Schloss ausgeht, erstrecken sich symmetrische Alleen, Wasserkanäle und geometrisch angelegte Blumenbeete.
Im 19. Jahrhundert hat man einen Teil des Parks in einen romantischen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Hier schlängeln sich geschwungene Wege durch wild anmutende Natur, vorbei an kleinen Wäldchen, Wiesen und Teichen. Diese Mischung aus barocker Strenge und natürlicher Romantik macht den Reiz des Parks aus.
Highlights im Schlosspark
Während eines Spaziergangs durch den Schlosspark haben wir so einige Sehenswürdigkeiten im Park bewundert.
Der Große Kanal
Der zentrale Wasserkanal durchzieht den Park und bietet besonders im Sommer eine atemberaubende Ansicht, wenn sich das Schloss im glitzernden Wasser spiegelt.
Er wurde ab etwa 1701 im Zuge der Erweiterung des Schlosses unter Kurfürst Max Emanuel angelegt und erstreckt sich über eine Länge von etwa 2 Kilometern. Mit dieser Länge ist er eine der längsten Wasserachsen in einer europäischen Schlossanlage.
Der Kanal beginnt am Schlossvorplatz (im Osten), zieht sich durch den Schlosspark und endet an einem rechteckigen Wasserbecken im Westen.In der Barockzeit nutzte man die Wasserfläche auch als Bühne für höfische Feste und Veranstaltungen. Es fuhren Gondeln auf dem Kanal, die an die venezianische Tradition angelehnt waren. Auch heute noch gibt es die Möglichkeit mit einer Gondel auf den Wasserwegen unterwegs zu sein.
Schlosspark-Pavillons
Verstreut im Park finden sich verschiedene kleinere Gebäude. Diese Bauwerke dienten entweder repräsentativen Zwecken, höfischer Unterhaltung oder als Rückzugsorte für die bayerischen Herrscher. Heute ist es möglich einige der Gebäude zu besichtigen. Dazu benötigt man allerdings ein Eintrittsticket, dass es an der Kasse im Schloss zu kaufen gibt. Wer also gerne die Pavillons besuchen möchte, sollte vor seinem Rundgang an den Kauf denken.
Amalienburg
Die Amalienburg ist ein Meisterwerk des Rokoko und gilt als einer der schönsten Jagdpavillons Europas. Sie wurde 1734–1739 für Kurfürstin Maria Amalia, die Frau von Karl Albrecht, erbaut. Besonders beeindruckend ist der zentral gelegene Spiegelsaal mit seinen verspielten Ornamenten, vergoldeten Details und himmelblauen Farben.
Ursprünglich diente die Amalienburg als Jagdschlösschen und Rückzugsort. Sie ist mit einer kleinen Küche und einer Hundekammer ausgestattet und zeigt den luxuriösen Lebensstil des Hofes.
Pagodenburg
Die Pagodenburg ist ein kleines Lustschlösschen, dass im Stil einer Pagode gestaltet ist. Der Bau zeigt eine Mischung aus barocker und asiatisch inspirierter Architektur. Im Inneren sind die Räume mit exotischen Tapeten und aufwendigen Malereien dekoriert. Sie liegt idyllisch in der Nähe eines kleinen Wasserbeckens und spiegelt die Begeisterung des Barock für Asien wider.
Die Pagodenburg war ein Ort der Ruhe, an dem sich die Hofgesellschaft entspannen konnte.
Badenburg
Die Badenburg, erbaut zwischen 1718 und 1721, ist eines der ersten Gebäude in Europa, das ausschließlich für die Nutzung als Badehaus konzipiert wurde. Sie wurde für höfische Baderituale und gesellschaftliche Vergnügen genutzt.
Die Badenburg kombiniert barocke Elemente mit exotischen Einflüssen. Besonders bemerkenswert ist der große Baderaum mit einem beheizbaren Schwimmbecken und aufwendigen Stuckarbeiten.
Magdalenenklause
Die Magdalenenklause war ein Ort der Einkehr und Besinnung für den Kurfürsten. Sie repräsentiert die barocke Vorliebe für inszenierte “Ruinen” und die Sehnsucht nach Einfachheit und Spiritualität.
Die Klause wurde bewusst in einem rustikalen Stil gestaltet, mit grob behauenen Steinen und einer schlichten, fast asketischen Einrichtung. Im Inneren befindet sich eine kleine Kapelle mit religiöser Ausrichtung.
Das Pumpenhaus
Das Pumpenhaus, auch als “Wasserkunsthaus” bekannt, ist ein technisches Bauwerk, das für die Wasserversorgung des Schlossparks und insbesondere für die zahlreichen Brunnen und Wasserspiele verantwortlich war. Es wurde im 18. Jahrhundert erbaut und enthielt die Pumpanlagen, die das Wasser aus der Würm in die Kanäle und Becken des Parks leiteten.
Apollotempel in Nymphenburg
Ein schöner kleiner Rundtempel am See im Schlosspark der gern besucht wird.
Wasserfälle im Schlosspark
Besonders gut gefallen haben mit neben den schattigen Wegen auch die künstlich angelegten Wasserfälle im Park des Schloss Nnymphenburg. Diese befinden sich im landschaftlichen Teil des Park und stellt den Übergang vom Barockgarten hin zu einem romantischen Landschaftspark dar.
Großer Kaskaden-Wasserfall
Der Große Wasserfall liegt im südwestlichen Teil des Parks am Lauf des Würmkanals.
Dieser Wasserfall ist künstlich angelegt. Er fließt zwischen Felsen hindurch und schafft eine romantische, fast wilde Atmosphäre. Oberhalb des Wasserfalls verläuft die Große Kaskadenbrücke. Sie ist aus hellem Stein erbaut und fügt sich perfekt in die Umgebung ein.
Von der Brücke hat man die beste Aussicht auf den Großen Wasserfall.
Kleiner Wasserfall
Etwas weiter entlang des Würmkanals befindet sich ein kleiner Wasserfall, der nicht minder charmant ist. Er ist ein ruhigerer Ort, der zu Entspannung und Besinnung einlädt.
Hat es uns gefallen?
Wir gehen gerne spazieren und so war für uns der Schlosspark Nymphenburg ein wunderbarer Ort der Erholung. Die Wege verlaufen durch abwechslungsreiche landschaftlich gestaltete Bereich. So konnten wir mal am Wasser und mal durch einen kleinen Wald gehen. Einige der Wege waren recht gut besucht, andere eher einsam und dort gab es sogar die Möglichkeit mal ein Tier zu entdecken.
Wir werden bestimmt wiederkommen und dann auch einen Besuch im Schloss einplanen!
Besucherinformationen
Adresse
Schloss Nymphenburg 1
80638 München, Deutschland
Anfahrtsmöglichkeiten
Die Tramlinien 17 und N17 sowie die Buslinien 51, 151 und N78 halten in der Nähe des Schlosses.
Offnungszeiten
Öffnungszeiten des Parks
Sommer (April bis September)
täglich: 6 – 21:30 Uhr
Winter (Oktober bis März)
täglich: 6 – 18 Uhr
Eintrittspreise
Der Eintritt in den Schlosspark ist kostenlos.
Es fallen jedoch Eintrittsgebühren für den Besuch der Gebäude im Park (z. B. Amalienburg, Badenburg) und des Schlosses an.
Barrierefreiheit
Der Schlosspark ist weitgehend barrierefrei. Die Hauptwege sind gut zugänglich, und es gibt spezielle Eingänge für Rollstuhlfahrer. Einige historische Gebäude im Park sind jedoch aufgrund ihrer Bauweise nicht vollständig barrierefrei.
Gut zu wissen
Ja, die kostenlose App „Schlosspark Nymphenburg“ bietet spannende Informationen, Tourenvorschläge und interaktive Features, um den Park zu entdecken. Sie ist im Google Play Store und im App Store verfügbar.
Die Fontänen sind in der Regel von Ostern bis Mitte Oktober täglich zu folgenden Zeiten in Betrieb:
10:00 bis 12:00 Uhr
14:00 bis 16:00 Uhr
Ja, auf dem Nymphenburg-Kanal werden Gondelfahrten angeboten. Diese finden von Frühjahr bis Mitte Oktober statt, jeweils von Freitag bis Sonntag zwischen 11:00 und 18:00 Uhr.
Hunde sind im Schlosspark erlaubt, müssen jedoch unbedingt an der Leine geführt werden.
Ja, es gibt kostenlose Parkplätze in der Nähe des Schlossparks. Beachten Sie jedoch, dass diese begrenzt sind, insbesondere an Wochenenden und Feiertagen.
Das Fahrradfahren ist im Schlosspark nicht gestattet, um die Ruhe und Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Fahrräderständer befinden sich an den Eingängen.
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