Bei unserem Besuch in Regensburg gab es so viele Entdeckungen am Rande – ich musste einfach mal diesen Orten mehr Aufmerksamkeit schenken.
1. Kennt ihr die Regensburger Stadtmaus?
Ein kleines, aber wirklich niedliches Wahrzeichen von Regensburg ist die kleine Stadtmaus. Etwas versteckt an einem Fenster am Haidplatz findet man das steinerne Mäuschen.
Erst seit der Renovierung der Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs hat die kleine Maus hier einen Platz gefunden. Der damalige Dombaumeister Richard Triebe gab ihr dort einen Platz.
Natürlich gibt es viele Geschichten, wie und warum die Maus genau dort sitzt. Angeblich stammt die Maus sogar aus dem Mittelalter. Aber das ist nicht wahr. Die erste Maus saß da ab den 1950er Jahren und verschwand bei Umbauarbeiten 1990. Heute sitzt da ein Nachbildung der ursprünglichen Maus und wartet darauf von ihren Besuchern gestreichelt zu werden. Denn es heißt – wer die Maus streichelt wird nie so arm wie eine Kirchenmaus oder kehrt mindestens einmal nach Regensburg zurück. Klar haben wir auch der Maus eine Streicheleinheit gegönnt – und ich hoffe ehrlich gesagt, dass sich beide Punkte erfüllen.
2. Was hängen da für Schilder?
In der gesamten Altstadt von Regensburg findet man 76 Schilder mit merkwürdigen Symbolen. Ein Grund für mich, doch einmal genauer hinzuschauen.
Die Arbeiten stammen von der Regensburger Künstlerin Marie Maier und sind seit 1995 in der Stadt verteilt. Immer auf der rechten Seite befindet sich ein großes Symbol und auf der linken Seite eine Zusammenstellung von mehreren unterschiedlichen Symbolen.
Guckt man etwas genauer hin, erkennt man schnell was dort abgebildet ist. Es handelt sich um Grundrisse ausgewählter Häuser in der Altstadt. Es sind das Alte und Neue Rathaus, 16 Kirchen, 9 Patrizierhäuser, 4 Tore, 9 Palais, 9 Museen, 9 Plätze, 9 Parkanlagen und 10 Neubauten abgebildet. Die Schilder sind je nach Kategorie unterschiedlich farblich gestaltet worden.
Das rechte Bild entspricht immer dem Grundriss des Hauses an dem das Schild hängt. Rechts sind weitere Häuser dargestellt und es lädt geradezu ein herauszubekommen, welches Gebäude wohl gemeint sein könnten.
3. Woher stammen die ungewöhnlichen Straßennamen?
Schon als wir die Adresse unseres Hotels erhalten haben, fiel mir der sehr ungewöhnliche Staßenname ins Auge – „Fröhliche Türken Straße“. Während unseres Rundgangs durch die Altstadt stolperte ich dann ein um andere Mal über weitere Straßenamen, die man so in anderen Städte kaum findet. Da musste ich doch etwas genauer hingucken.
Viele der Straßen, wie zum Beispiel „Rote -Löwen-Straße“ oder „Blaue Lilien Straße“ haben ihre Namen von Wirtshäusern erhalten, die dort zu finden waren. Andere Gassen erhielten ihren Namen durch Berufsgruppen, die dort angesiedelt waren – zum Beispiel „Tändlergasse“ mit Kleinhändlern oder „Gerbergasse“ mit Gerbern.Die Aufgabe vieler Plätze lässt sich noch heute gut am Namen erkennen – „Alter Kornmarkt“, „Kohlenmarkt“ oder „Fischmarkt“.
Aber es gibt auch andere Namensgeber:
Das „Gässchen ohne End“ ist eine Sackgasse.
Das Poetengässchen erhielt seinen Namen von dem dort ansässigen Gymnasium „Poeticum“.
Die „Bach-Gasse“ war früher wirklich ein Bach und erst nachdem die Straßendecke geschlossen wurde, konnte man hier trockenen Fußes entlang laufen.
Der Haidplatz war einmal eine Wiese. Haid war die Bezeichnung für Wiese.
Die Gasse „Zur Schönen Gelegenheit“ wird oft sehr zweideutig gesehen. Fakt ist aber, dass früher der Begriff Gelegenheit mit der Ortslage gleich zu setzen war. Ja und die Lage an der Donau ist einfach schön.
Das „Kuhgässle“ verdankt seinen Namen einer Sage. Ein Bäckergeselle und eine Kuh sollen sich einst in dieser engen Gasse gegenüber gestanden haben. Aneinander vorbei ging es nicht – gewonnen soll wohl die Kuh haben.
Man findet zu jeder Straße eine kleine Geschichte, wie sie zu ihrem Namen kam. Man muss manchmal nur etwas suchen, bis man auf die Antwort kommt.
4. Grabsteine an ungewöhnlichen Orten
Ehrlich gesagt, hätte man mich nicht darauf hingewiesen, ich hätte es wahrscheinlich übersehen. In Regensburg findet man jüdische Grabsteine an Orten, an denen sie nun wirklich nichts zu suchen haben, die sogenannten Judensteine.
Das hängt mit der Geschichte der Juden in Regensburg zusammen. Zunächst noch gern gesehene Mitbürger, gab man den Juden nach der wirtschaftlichen Pleite der Stadt 1519 die Schuld an den Missständen. Das jüdische Viertel wurde zerstört, die Menschen vertrieben. Auch der alte jüdische Friedhof, man weiß bis heute nicht genau wo er sich befunden hat, blieb vor der Zerstörung nicht verschont. Der Abbau der Grabsteine und die „Verschleppung“ der Steine in die Stadt sollte ein zusätzliches Zeichen für die jüdische Bevölkerung sein.
Einige der Regensburger nahmen sich damals einen Grabstein mit nach Hause und verwendeten sie als kostenloses Baumaterial. Noch heute kann man einige im Stadtbild entdecken, andere sind sicherlich unter Putzschichten verborgen.
Für mich aber mit der erschreckendste Ort, an dem ein jüdischer Grabstein zu finden ist – das Lochgefängnis im Alten Rathaus. Hier hat man einen Stein als Toilettensitz eingebaut.
5. Regensburg und seine Türme
Bei unserem Rundgang durch die Altstadt von Regensburg fiel mir auf, dass das Stadtbild durch viele Türme geprägt ist. Ein Grund hier noch einmal genauer hin zu gucken.
Im Mittelalter sollen bis zu 60 Türme in Regensburg gestanden haben. Keine Stadt nördlich der Alpen hatte so viele Türme. Die Türme gelangten aus Italien nach Regensburg, als der Fernhandel in der Stadt blühte. Die Kaufleute übernahmen den Turmbau-Wettstreit ihrer Handelspartner und trugen ihn nach Regensburg.
Im Mittelalter galten die Geschlechter – oder Patriziertürme als ein Statussymbol für die reichen Familien. Man hatte einen Turm, so wie man heute andere Statussymbole hat. Die Türme standen direkt am eigenen Haus und waren 20-50 Meter hoch. Auch hier galt schon, je größer der Turm je reicher/wichtiger glaubte die Familie zu sein.
Heute gibt es noch etwa 20 Türme in der Stadt.
Vieles an den Türmen ist bis heute „Schummel“. Im Erdgeschoss war die kleine Kapelle der Familie und im ersten Geschoss befand sich meistens ein offener Laubengang oder ein repräsentativer Raum für Empfänge, manchmal nutzte man noch das zweite Geschoss. Alles was darüber erbaut wurde stand leer. Auch die Zinnen auf dem Turm dienten nur der Zier.
Nehmen wir zum Beispiel den Baumburger Turm. Der zweitgrößte Turm in Regensburg wurde mit seinen sieben Stockwerken um 1270 erbaut. Dort, wo heute der berühmte Dampfnudel Uli sein Restaurant betreibt, war früher die Kapelle des Hauses. Im ersten Stock gibt es einen wunderschönen Balkon, der früher auch genutzt wurde. Darüber befindet sich noch eine Etage, die genutzt wird. Alle anderen Etagen darüber sind ungenutzt, die Fenster nur Verzierung.
Der höchste Turm in der Regensburger Altstadt ist der „Goldene Turm“ in der Wahlenstraße. Er ist 50 Meter hoch und hat 9 Stockwerke. Heute ist hier ein Studentenwohnheim untergebracht.
Offenlegung: Der Rundgang durch Regensburg gehört zu unserer Bloggerreise in die Stadt. Der Beitrag ist unabhängig hierzu entstanden.
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